CMV/Cytomegalie - Ihre Meinung zur Immunglobulin Therapie

Hallo Herr Dr. Michael Zinke und Dr. Dirk Masson

Ich bin leider in den ersten SSW CMV/Cytomegalie positiv getestet worden (Erstinfektion). Ich wollte von Ihnen wissen, wie ihre Meinung zum Thema Immunglobulin Therapie ist in solchen Fällen.

Die Meinung scheinen da auseinander zu gehen - es sei nicht erwiesen dass es hilft und Nebenwirkungen sind auch nicht vollständig erforscht. Andererseits scheint es viele Betroffene zu geben, die sich solch einer Therapie unterziehen.

Vielen Dank für Ihre Meinung zu diesem Thema. Herbstblatt2014

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Hallo Herbstblatt,
Zytomegalie ist die häufigste Infektion in der Schwangerschaft mit Gefahr für den Fetus.
Leider gibt es keine wirksame Therapie. Das Einzige ist seit kurzem ein Versuch mit einer
passiven Immunisierung mit Zytomegalie-Hyperimmunglobulin. Es gibt noch wenig
Erfahrungen, auch über die möglichen Nebenwirkungen. Ich selbst habe als
Kinder- und Jugendarzt in meiner Tätigkeit damit noch keine Erfahrung. Ich würde raten, sich mit einem erfahrenen Zentrum (Uni) in Verbindung zu
setzen und der Meinung eines kompetenten Arztes zu vertrauen,
Frage: Ist der Titer so hoch, dass man von einer frischen Infektion ausgehen kann
oder ist es eine alte vorausgegangene Infektion?

mit freundlichen Grüßen

Dr. Zinke

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Hallo Herr Dr Zinke,

vielen Dank - leider handelt es sich in der Tat um eine Erstinfektion, die noch nicht lange zurückliegt (sehr niedrige Avidität).

Können Sie denn ein Uniklinikum empfehlen, das Erfahrung in diesem Bereich hat?

Herr Dr Masson,

haben Sie in Ihrer Arbeit als Praenataldiagnostiker Erfahrungen mit diesem Thema?

Ihnen beiden nochmals vielen Dank.

Herbstblatt

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Hallo, Herbstblatt,

Sie fragten gezielt nach dem Urteil eines Pränatalmediziners zu dem Thema Zytomegalie.
Zunächst kann ich mich den Ausführungen von Dr. Zinke nur anschließen.
Ich vermute und hoffe, dass bei Ihnen auch das Zytomegalie-IgM untersucht worden ist, denn nur dieses ist für eine frische Infektion beweisend.

Das Hauptrisiko für kindliche Schäden und Spätfolgen ist bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft: je früher die Infektion, um so schwerer die Auswirkungen.
Aber nur bei 5 % der infizierten Mütter führt eine Infektion der Mutter auch zu Schäden beim Kind, besonders an Augen und am Gehör.

Die Diagnosemittel in der Praenataldiagnostik sind im wesentlichen auf den Ultraschall begrenzt, mit dem sich aber nur bei einer schweren Infektion eine Vergrößerung von Leber und Milz nachweisen liesse. Über Augen und Gehör kann damit derzeit keine Aussage gemacht werden. Auch der Schädel des Kindes ist genau zu untersuchen, Ausschluss eines Hydrozephalus (Wasserkopf) und eines Mikrozephalus (zu kleiner Kopf).

Ggf., wenn die Ängste zu groß werden, besteht die Möglichkeit, eine Fruchtwasseruntersuchung durchzuführen, um mittels der PCR (Polymerase-Kettenreaktion)

den direkten Cytomegalie-Virus-Nachweis zu führen. Weniger sinnvoll ist der IgM-Nachweis im Nabelschnurblut, zumal eine Nabelschnurpunktion risikoreicher ist als die Gefahr-arme
Amniozentese.
Unklar bleibt aber auch nach positivem Nachweis, welcher der infizierten Feten auch wirklich einen Folgeschaden davonträgt.

Als Therapie bleibt die Möglichkeit einer passiven Immunisierung mit speziellen Immunglobulinen. Ob es aber dadurch zu einem ausreichenden Schutz kommt, ist ebenfalls unsicher.

Wie Sie sehen, kann viel dazu geschrieben werden, die von Ihnen gewünschte Sicherheit kann Ihnen aber niemand geben. Natürlich, wenn bei der PCR-Untersuchung im Fruchtwasser ein negativer Befund vorliegt, können Sie beruhigt schlafen.

Ansonsten weiß ich wie schwierig das ist. Meine Frau hatte in den späten 70er Jahren in der Schwangerschaft eine Toxoplasmose-Infektion, die Aussagen dazu waren ähnlich wenig konkret, wie jetzt bei der Zytomegalie. Irgendwann habe ich ganz fest beschlossen, an eine gesundes Kind zu glauben. Das hat mir geholfen und stimmte dann auch.
Alles Gute
Dr.D.Masson

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