Wie schlimm ist es, Einzelkind zu sein? (lang)

Hallo ihr Lieben,

die meiste Zeit lese ich nur mit, doch heute muss ich mir mal etwas von der Seele schreiben.
Kurz zu mir:
Ich bin 30 Jahre alt, seit 3 Jahren glücklich verheiratet und habe einen bezaubernden 2jährigen Sohn.
Seit längerem mache ich mir nun Gedanken, ob unser Kleiner als Einzelkind aufwachsen soll.
Wir haben eine ziemlich schwere Zeit hinter uns. Unser Kind kam mit einem sehr komplexen Herzfehler zur Welt, der bereits in der 29. SSW festgestellt wurde.
Wir sind also am 2. Tag nach der Entbindung nach Gießen. Dort wurde er am 6. Lebenstag überbrückend operiert. Die große Korrektur-OP hatte er genau mit 8 Monaten.
Die ersten Monate waren überschüttet mit Ängsten und Sorgen um unser Kind, da niemand sagen konnte, ob der Herzfehler korrigiert werden kann, wie es danach weitergeht etc.
Ansonsten war der Kleine ein superliebes Baby, weinte kaum, brauchte jedoch permanent meine Nähe, was aber in keinster Weise schlimm war, ich habe die gemeinsame Zeit sehr genossen.
Doch in manchen Dingen hat es uns unser Junior nicht unbedingt leicht gemacht.
Er schlief erst mit 1,5 Jahren durch und erst seit kurzem, also kurz vor seinem 2. Geburtstag, nimmt er feste Kost zu sich. Vorher war daran überhaupt nicht zu denken. Er bestand auf Feinpüriertes zu jeder Mahlzeit. Noch dazu ist er ein kleines, schmächtiges Kerlchen, wo man sich permanent Gedanken machten muss, ob er auch genug Nahrung bekommt. (84 cm – 9,6 kg)
Wir als Eltern hatten in letzter Zeit auch nicht wenig Stress. Wir haben ein Haus gekauft, in dem noch sehr viel gemacht werden musste und sind im Januar eingezogen.
Seit dem gibt es kaum noch freie Zeit, ganz zu schweigen von Unternehmungen zu zweit.
Seit der Kleine 12 Monate alt ist, gehe ich wieder 6 Std./tgl. arbeiten, mein Mann arbeitet voll und unser Sohn geht seit er 14 Monate alt ist in eine Krippe. (35 km weg von meinem Arbeitsplatz, bei unserem alten Wohnort)

Jetzt bin ich in der Situation, wo ich sage, ich habe Angst vor dem was kommen könnte, wenn wir uns für ein weiteres Kind entscheiden.
Im Moment hat sich alles ganz gut eingespielt, auch wenn jeder Tag stressig ist.
Mein Mann hat mit dem Thema Kinderwunsch so gut wie abgeschlossen, auch er hat Angst davor, dass ein weiteres Kind wieder krank sein könnte, wieder nicht durchschläft und wieder so Probleme beim Essen macht.

Nun habe ich Angst, dass es uns unser Kleiner irgendwann übel nehmen könnte, dass er keine Geschwister hat, uns vielleicht später Vorwürfe macht, dass er alleine ist.:-(

Könnt ihr mich verstehen?
Vielleicht haben sich auch ein paar „große“ Einzelkinder durch meinen Text gekämpft und können mir ihre Erfahrungen und Gefühle schildern?

Wie würdet ihr in meiner Situation entscheiden?
Von welchen Gefühlen würdet ihr euch lenken lassen? – Angst und Vernunft oder von dem Wunsch, eurem Sohn ein Geschwisterchen zu schenken?

Ich danke allen, die bis hierher gelesen haben und freue mich auf eure Meinungen.

Ganz lieben Dank#liebdrueck

Yvonne

1

Hallo Yvonne

Unser Sohn ist ein Einzelkind und hatte damit keine Probleme. Einzelkind sein heißt ja nicht, immer alleine zu sein.
Wir hatten täglich Freunde von ihm zu Besuch-------so dass wir oft mehr Kinder um uns hatten, als uns lieb war-----und froh waren, wenn wir Abends nur eins ins Bett bringen mussten. ;-)

LG Eva

2

Es ist villeicht nicht fair, Dir in Deiner Situation meine Erfahrungen zu schreiben:

Ich bin ein Einzelkind, und kann mich eigentlich nur an große Einsamkeit in meiner Kindheit erinnern.

Ich durfte keine Kinder einladen , auch nicht zu Übernachtungen bei Freunden. Mit 10 Jahren dann kam ich in ein Internat. Seit dem war das Verhältniss zu meinen Eltern unrettbar zerstört.

Allerdings war bei mir die Ausgangsituation anders: Meine Mutter wollte ein Kind , mein Vater nicht. Das habe ich Zeit Lebens zu spühren bekommen.

Ich wollte immer zwei Kinder, mit kurzem Altersabstand. Die habe ich bekommen. Und meine Tochter (erst 13 Jahre alt :-) ) sagt mir immer wieder, das sie wenn auch zwei Kinder möchte - mal sehen.

Mein Ex - Mann war auch Einzelkind, ungeplant, es hat halt nicht mehr geklappt. Er war heiß und innig erwünscht und geliebt bis zur Selbstaufgabe seiner Eltern, aber auch er denkt immer wieder an die Einsamkeit seiner Kindertage zurück. Da haben auch viele Kinderbesuche nichts daran geändert.
Meiner Freundin seit bereits 30 Jahren ergeht es ähnlich, sie fühlte sich von ihren Eltern bedrängt . Das ist heute, wo die Eltern alt sind, noch viel schlimmer.

Auch wenn ich die rationalen Gründe die in eurem Fall für ein Einzelkind sprechen gut nachvollziehen kann, würde ich an deiner Stelle mal abwarten, wie sich Deine emotionelle Sicht der Dinge verändert, z.B. wenn dein Sohn dann in den Kindergarten geht oder zur Schule....

LG Ute

3

Hallo Yvonne,
unsere große Tochter ist auch ein Herzkind, sie wurde in ihren ersten 3 Lebensjahren 5 mal operiert. Das war auch für uns eine extrem schwierige Zeit, aber zum Glück hat sie sich bestens entwickelt, sie hat keinerlei Einschränkungen. Trotzdem wollte ich immer ein zweites Kind. Mir ist der Satz einer anderen Herzkindmutter nicht aus dem Kopf gegangen, die gesagt, hat, dass sie es erleben will, mit einem gesunden Kind aus dem Krankenhaus nach Hause zu gehen. Irgendwie war ich zuversichtlich, dass wenn wir nochmal ein Kind bekommen, es gesund ist. Dieses Jahr bekamen wir unsere 2 Tochter, sie ist kerngesund und es ist einfach wunderbar, einen normalen Alltag mit ihr erleben zu dürfen. Sie ist ein absolut pflegeleichtes Baby. Wenn ich mit ihr zum Kinderarzt gehen, bin ich voll entspannt, was bei meiner Großen nie der Fall war, da hab ich immer innerlich gezittert.
Ich finde es übrigens nicht schlimm, als Einzelkind aufzuwachsen, ich habe selbst keine Geschwister. Obwohl ich Cousins und Cousinen hatte, mit denen ich eng aufgewachsen bin. Aber was bei anderen oft die Geschwister sind, sind bei mir die Freunde. Lass Dir Zeit mit Deiner Entscheidung, komme erstmal zur Ruhe, du hast doch auch vom Alter her noch Zeit. Meine große Tochter ist übrigens 6 Jahre älter als unser Baby und für uns ist es perfekt. Früher hätte ich auch keine Nerven für ein 2. Baby gehabt. Die Große liebt ihre kleine Schwester und ist kein bisschen eifersüchtig. Setz dich nicht unter Druck, auch Einzelkinder können glücklich sein.
Viele Grüße Leah

4

Auch wir haben ganz bewusst nur ein Kind. Leben im Ausland, sind beide berufstaetig und haben keine Grosseltern auf Stand-by.

Wir hatten aber auch nie den Wunsch nach einem 2. Kind. Unsere Tochter kommt jetzt in die 2. Klasse und wir finden die Dinge so gut, wie sie sind. Ich wuensche mir die anstrengenden aber auch langweiligen Babyjahre nicht zurueck. Ich freue mich ueber jeden Tag mit meiner immer mehr selbststaendig werdenden Tochter.

Diese uebrigens vermisst nichts. Natuerlich kommt mal die Frage nach einem Geschwisterchen, allerdings sieht sie bei ihren Freundinnen, wie nervig diese auch sein koennen.

Wir haben staendig andere Goeren um uns herum und unsere Tochter wird auch viel eingeladen; von daher gibt es genug soziale Kontakte.

LG,

Claudia

5

Hallo Yvonne,

ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen, wir selbst haben einen 3jährigen Sohn und überlegen, ob und wann wir wieder Nachwuchs wollen.

Ich selbst bin als Einzelkind aufgewachsen und habe nie etwas vermisst, mein Mann hat noch eine ältere Schwester, kennt es also zu zweit aufzuwachsen. Ich denke es hat alles seine Vor und Nachteile.

Eine Garantie nicht einsam zu sein sind Geschwister auch nicht immer. Meine kleine "Wahlschwester" ( ist die kleine Schwester meines Ex, ich kenne sie seit 16 Jahren und sie ist für mich wie eine kl. Schwester) hat zu keinem ihrer 3 anderen Geschwisterteile keinen richtigen Kontakt. Das finde ich total traurig und ist wahrscheinlich auch ein Extrembeispiel.

LG INA

6

Hallo,

vielleicht bin ich zu aussenstehend für so ein Thema, aber ich möchte dazu doch was sagen ;-)

Ich bin selbst kein Einzelkind, und habe auch schon zwei, bekomme bald das Dritte.
ICh finde, es kommt zum großen Teil auch auf die Eltern an. Meine NIchte hat nur ein Kind, und es wird auch dabei bleiben. M.M. nach hätte sie vielleicht gar kein Kind bekommen sollen, ich kenne kaum Eltern, die ihr Kind so "dressieren", wie die Beiden. Immer nur ruhig sein, auch als Baby das volle Programm - schreien lassen, nach 10 Wochen ist sie wieder in die Arbeit, wenn sie das Kind geholt hat meinte sie nur "hoffentlich ist bald der Papa da", für ihre Eltern tut sie alles, für ihr Kind nicht. Das Kind steht immer im Mittelpunkt - negativ. Kommt die Mama und die Oma zur Uroma zum Kaffetrinken, wo die Tochter den ganzen Tag verbracht hat, heißt es nur, setzt dich hin, ess nicht so viel, nimm den mund nicht so voll, bleib ruhig sitzen, hör auf rum zu zappeln, isst du das noch?? usw. usf.

Wären die Eltern anders, wär das Kind vielleicht auch glücklich - es gibt kein Urlaubsbild, auf dem sie lacht. So was macht mich traurig. Vielleicht hätte sie ein zweites Kind ein wenig "unterstützt", die Eltern hätten auch mal was anders, an dem sie rum mäkeln können.
Bei mir war es fast ähnlich, ich hab nen großen Bruder, der kann alles super toll, ich nicht, trotzdem war ich oft froh, dass ich jemanden hab, zu dem ich flüchten konnte, der war ja nur das Zimmer nebenan, zu nem Freund musste man fahren, oder man musste ihn anrufen (das wurde dann auch kritisiert...) und er war ab und an schon ein "Puffer".

Meine beiden Mädels haben einen relativ knappen Abstand (20 M), und wenn ich sehe, wie die Beiden ein Herz und eine Seele sind, weiß ich, dass sich der ganze Streß gelohnt hat und es einfach toll ist, dass ich ihr eine Schwester "geschenkt" hab - jetzt hat sie sich nen Bruder gewünscht, bekommt sie auch (verwöhntes Gör :-p)....
Und es ist für MICH auch einfacher - ich bin nicht der Entertainer den ganzen Tag! Gestern sind sie aufgewacht nach dem Mittagsschlaf und haben dann noch ne Stunde zusammen in ihrem Zimmer gespielt. Ich war unten und war echt erholt (gut, bin ja auch hochschwanger, brauch ich grad...).
Heute ist der erste KiGa Tag der Großen, und die Kleine ist traurig, dass sie nicht da ist. Natürlich kann sich das schnell ändern, aber noch finde ich es einfach toll.
Mal sehen, wie es mit dreien wird #schwitz

Euch alles Gute, egal, wie Ihr Euch entscheidet!

LG Karin

7

Hi, ich habe drei Geschwister, die ich nie missen möchte und mit denen ich eine super glückliche, lustige Kindheit hatte und jetzt auch ein tolles Verhältnis. Trotzdem habe ich ein Einzelkind (Sophia 6 Jahre). Ich wollte immer drei Kinder, wir haben aber den "Zeitpunkt" verpasst und jetzt wären es wohl eh eher zwei Einzelkinder... Ich hoffe nur das Sophia mal nie Einsam ist. LG clauida

17

Wieso solltest du den Zeitpunkt verpasst haben ?? Du bist doch noch jung und kannst die nächsten 10 jahre noch Kinder kriegen !!!

LG

20

Ich weiss, bin ja grad mal 30, aber irgendwie passt alles so wie es ist mal schauen, leider "versagt" die Pille nur in Talkshows:-)

8

Hallo!

Ich kann Deine Gedanken und Ängste gut verstehen. Sowohl was das Einzelkind-Dasein betrifft als auch was die Krankheit angeht. Ich bin selbst Einzelkind und ich empfinde heute noch mehr als in meiner (allerdings wirklich unschönen) Kindheit diese unumstößliche Einsamkeit. Freunde (auch wenn ich in meinem Leben immerwieder gute und innige Freundschaften hatte) sind kein Ersatz. Mein Sohn ist nicht herzkrank, hatte aber eine lebensbedrohliche Meningoencephalitis im Alter von zwei Wochen mit doch recht großer bleibender Läsion im Gehirn. Die Zeit im KKH als auch die Zeit danach waren geprägt von Angst, Hoffnung, Hilflosigkeit, und immer wieder Angst, Angst, Angst. Auch jetzt gerade ist wieder so eine Zeit, in der sich Fragen hinsichtlich seiner Entwicklung auftun.

Jedenfalls bin ich, als unser Großer genau ein Jahr alt war, ungeplant schwanger geworden. Und ein Geschwisterchen war das beste, was unserem Sohn passieren konnte. Ich war durch seine Erkrankung sehr fixiert auf seinen Gesundheitszustand. Das hat sich total entspannt. Er steht nicht mehr so im Fokus und das tut ihm gut. Er ist jetzt mehr Teil des Ganzen, verstehst Du, was ich meine? Wenn ich von Eltern mit kranken oder Behinderten Kindern höre, die deshalb kein weiteres Kind mehr möchten, dann denke ich echt immer, DOCH, GERADE dann macht es Sinn.

Was ich natürlich nicht verheimlichen will: Unser kleiner hat 7 Monate fast nur geschrien, hat extrem schlecht geschlafen und musste immer bei Mama sein. Es ist viel Arbeit und man weiß nicht, mit welchem Gemüt die Kinder auf die Welt kommen. Aber es wird immer leichter und immer noch schöner!

Und zu Deiner Frage am Ende: Angst ist nie ein guter Ratgeber, Vernunft manchmal schon...aber was sagt denn DEIN Gefühl? Noch ein Baby?

LG,
O.

PS:ich kenne aber auch richtig glückliche Einzelkinder!!

9

Hallo,

wichtig ist erst mal was ihr selbst wollt und wir ihr damit umgehen könnt.
Ist die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Herzfehler sehr hoch. Könntest du dir vorstellen bei zwei Kindern auch zu Hause zu bleiben, bis Großer in einen nahegelegenen Kindergarten geht und Kleines dann in eine nähere Kita könnte. Ist am Haus noch sehr viel zu tun oder habt ihr damit endlich Luft.
Das wären so meine Überlegungen in erster Linie...

... in zweiter: klar, wäre ein Geschwisterchen schön. Und machbar ist es mit zweien auch. Aber wie weit reichen die eigenen Kräfte. Wünscht man sich das zweite nur als Geschwisterchen oder ist selbst soweit erfreut, dass er/sie wirklich zum Wunschkind wird, also so richtig. (blöd formuliert :-( )

also meine ist soweit Einzelkind. Ich würde mich sehr über 1-2 weitere Kinder freuen. Nicht nur als Geschwisterkinder, sondern weil ich mich richtig freuen würde.
Da ich aber keinen Partner habe, fehlt mir die biologische zweite Hälfte für die Zeugung und einfach so möchte ich kein Kind. Bitte mit Partner der sich auf freut. Daher stelle ich den Wunsch hinten an und warte einfach mal ab.

Jetzt loslegen, entgegen meinem Bauchgefühl mit irgendeinem, nur damit mein Kind ein Geschwisterchen bekommt, mache ich nicht.
SIE hätte gern!

Das schöne ist ja, sie hat Babys in der Umgegbung, die sie toll versorgen kann (machte das sogar schon so intensiv, dass das große Geschwisterkind einversüchtig wurde: "das ist mein Bruder!" und somit erstmals Interesse zeigte :-p)
Dort darf sie auch mal Buggy-Board oder Kiddy-Board mitfahren. Teilt für ihr Leben gern.
Und sie hat eine Mama, die soweit glücklich ist. :-)