Meine Mutter lässt mich nicht in Ruhe

Hallo Forum.

Ich muss meinen Ballast abwerfen - sonst drehe ich irgendwie durch.
Habe gerade (mal wieder) eine bitterböse Mail von meiner Mutter bekommen. Mit schlimmen Vorwürfen, Unterstellungen, Belastungen. Ich bin emotional stehen geblieben, würde mein Umfeld kaputt machen, sei hinterhältig, gemein und noch viel mehr. Umgerechnet hat sie mir drei DinA4 Seiten darüber geschickt, was für eine blöde, schlimme Tochter ich (36) bin.

Gestern schickte sie einen Brief an meine Tochter (6) mit viel Schmonz und Schleimerei auf Welpenbriefpapier mit Blümchenaufklebern. Heute diese freche Mail.

Ich möchte einfach keinen Kontakt mehr. Aber sie rückt mir immer wieder auf die Pelle, taucht einfach auf, erzählt blöde Dinge über mich, lästert, schimpft, ist vornerum aber freundlich zu mir. Ich kenne das gar nicht anders, deshalb brauchte ich sehr, sehr lange, um zu kapieren, was bei uns in der Familie eigentlich "nicht stimmt".

Seit ich ein Kind habe, ist es eigentlich noch schlimmer, weil sie darauf besteht, dass sie das Oma-Sein ausleben kann. Ich muss aber ehrlich zugeben, dass mich die hygienischen Bedingungen bei meiner Mutter sehr abschrecken: Sie merkt nicht, wenn Lebensmittel verschimmelt sind und serviert sie dennoch (bspw. Apfelsaft; da schwimmt dann der blaue Schimmel auf der Oberfläche). Sie hat das ganze Jahr über Lebensmittelmotten in der Wohnung und wenn sie einem Nudeln auftischt, liegen darin mitgekochte Maden. Angeblich sieht sie das nie - aber es kommt fast immer vor. Außerdem bin ich - wenn ich das kritisiere -spießig und altmodisch. Mich ekelt die Wohnung meiner Mutter an. Es ist dreckig, vollgestopft und für mein Empfinden ist sie auf dem Weg, ein Messie zu werden.
In meinen Augen ist meine Mutter eine Borderlinerin. Es gibt keine Diagnose, denn alle außer ihr spinnen - einschließlich ich.

Ihre ständigen Kontaktattacken stören mich. Ich fühle mich belästigt und Mails wie heute sind einfach nur der Horror.

Ich kann die Uhr danach stellen, wann wieder so eine Mail kommt. Es ist fünf Wochen Ruhe - dann legt sie wieder los. Ich reagiere gar nicht mehr drauf. Nur heute konnte ich es mir nicht verkneifen mit dem Satz zu antworten: "Hast Du nichts Besseres zu tun als solch einen Bullshit vom Stapel zu lassen?"

Ich will nicht mehr und ich kann auch nicht mehr. Meine Mutter ist wie ein Fluch.

1

Hallo,

du bist 36 Jahre alt, und solltest erwachsen gut genug sein, den Kontakt zu Personen abzubrechen, die dich terrorisieren.

Unerwünschte Emails?
Mails von bestimmten Absendern werden bei mir automatisch gelöscht (kann man recht einfach einstellen).
Unerwünschte Anrufe?
Wenn sie ihre Nummer mitsenden, siehst du ja, wer es ist und du brauchst nicht ans Telefon gehen.
Unerwünschte Besuche bei dir?
Na, mach einfach nicht die Haustür auf, wenn du siehst, dass es deine Mutter ist bzw. schlag ihr die Tür vor der Nase zu.

Ich habe vor 7 Jahren den Kontakt mit meinen Eltern abgebrochen, und praktiziere es so, wie oben angegeben.

LG,
J.

5

Danke J., für Deine Worte.

Ich hatte eher erwartet, dass mich alle hier verurteilen im Stil von "Eltern muss man ehren", "Man muss auch mal verzeihen können" oder so.

Ich habe ständig Zweifel an meiner Wahrnehmung - das ist das Fatale.

Ich mag ihre Art zu leben einfach nicht. Ihre überspannte Lebensweise. Die Art, wie sich mich behandelt: Wehre ich mich, dann bin ich blöd, gemein, dumm, fies, berechnend. Meine Grenzen werden nicht akzeptiert. Aber ich bin die Tollste und Beste, wenn sie hier ein und aus gehen kann, wenn sie über alles Bescheid weiß und 10 Mal am Tag hier anrufen kann. In dem Moment, wo ich Grenzen setze, dreht sie durch.

Ich lebe, seit ich denken kann, in diesem Konflikt, in diesem Spagat.

Wenn ich so eine böse, schlimme Tochter bin - warum lässt sich mich nicht einfach in Ruhe? Sie geht sogar einen Schritt weiter: Wenn ich auf sie nicht reagiere, dann gibt sie meine Telefonnummer an andere Menschen weiter, die mich dann anrufen und irgendwas im Namen meiner Mutter wollen.

Es haben mich auch schon wildfremde Menschen angequatscht - sie haben mich beschimpft, weil ich angeblich so böse zu meiner Mutter bin.

ich will einfach nur meine Ruhe haben - ist das so schwer zu verstehen?

Es ist alles ausgesprochen, alles geklärt. Aber ich komme nicht zur Ruhe.

Und mich macht das richtig krank!

Ab heute werde ich keine Mails mehr lesen. Meinen Handyvertrag habe ich eh gekündigt; dann gibt es eine neue Nummer.

Ich will auch nicht, dass meine Tochter Kontakt zu ihr hat. Mich regt das alles auf...

6

nicht jeder mensch kann seine gefühle absolut kontrollieren und sich konsequent von eigentlich geliebten menschen lossagen. und ja, die meisten kinder lieben ihre eltern, egal was passiert ist oder noch passiert. deshalb finde ich es auch unangebracht zu sagen: du bist 36,...
wenn du das so konntest ist das toll für dich. aber wie gesagt, nicht jeder mensch ist gleich, niocht gleich stark, nicht gleich emotional belastbar etc....

lg

weitere Kommentare laden
2

Hi,

ich gebe meiner Vorschreiberin Recht. Wenn man es mit jemanden zu tun hat, der einen komplett ignoriert, dann wird das Terrorisieren mit der Zeit langweilig.

Im Notfall könnte man sie auch anzeigen, aber ich denke das du es so ganz gut hinkriegen wirst.

LG

Judith

3

Hallo,

ihre Mails in den Spamfilter packen - oder wenn es einfach zu bewerkstelligen ist: Emailadresse löschen (weiß ja nicht wo du die sonst so angegeben hast).

Telefonanrufe nicht beantworten, Tür nicht öffnen, nicht zu ihr hinfahren. Fertig.

Kapitel abschließen und neues anfangen - ohne Mutter. Wenn die Familie hinter ihr steht, sich auch von denen trennen. Hört sich im ersten Augenblick hart an, weil man da unter Umständen auf einem Schlag einen Haufen "Leute" verliert, aber glaub mir: hinterher lebt es sich einfacherer. Wir haben uns vor ca 2 Monaten auch von so einigen Leuten aus dem engeren Freundeskreis getrennt, weil wir einfach keinen Bock mehr auf die Spielchen hatten (Lästereien, hinterm Rücken-Gerede, Ausnutzen, gegenseitiges Ausspielen usw). Man lebt echt befreiter und hat mehr Kraft sich evtl. was neues zu suchen.

Die meisten meinen zwar noch: aber es ist doch Familie - aber ernsthaft: eine Familie die sich hinter einer so kranken Person stellen, möchte ich nicht mehr als Vertraute und Familie haben.


Gruß
Sandra

4

Hallo Sarosina,

lass dich mal aus der Ferne drücken! Ich stelle es mir schlimm vor, wenn man so eine Familie hat! Leider kann ich dir nicht wirklich helfen, sondern mich nur meiner Vorschreiberin anschließen!

Stell es so ein, dass ihre Mails direkt gelöscht werden, dann musst du den Schrott nicht mehr lesen und an dich heran lassen!

Ich mache es grundsätzlich so, dass wenn es bei mir klingelt und ich niemanden erwarte, dann mache ich gar nicht auf. Bzw. ist eigentlich fast immer die Klingel ausgestellt.

Wenn mich jemand ohne Nummer anruft, gehe ich nicht dran. Wenn es eine ungekannte Nummer ist, gehe ich auch nicht dran und wenn es eine Nummer ist, die ich kenne und nicht mag (z.B. meine Schwiegermutter), dann gehe ich erst recht nicht dran.

Auch wenn es schwer ist, aber brich den Kontakt ab. Reagiere auf nichts mehr von ihr und versuch über den Dingen zu stehen! Du bist mehr als erwachsen und solltest dich nicht so behandeln lassen (müssen)! Ehrlich nicht! Das hat niemand verdient!

Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass sich die Situation bald auflöst!

LG sunshine

14

Hallo,

du hast ja schon einige bestärkende Antworten bekommen. Ich finde auch, dass du -nur aufgrund der genetischen Verwandtschaft- zu nichts verpflichtet bist, wenn dich deine Mutter so massiv unter Druck setzt.

Du musst keinen Kontakt haben und auch dein Kind muss das nicht.

Ich wollte dir noch folgenden Tipp geben: in vielen Städten gibt es Beratungsstellen, die Angehörige von psychisch Kranken beraten und unterstützen. Denn das ist wirklich eine massive Belastung und ab und zu braucht man jemanden der einen den Rücken stärkt und auch den ein oder anderen guten Rat geben kann, wie man auf das Verhalten psychisch Kranker reagieren sollte, um z.B. übergriffiges Verhalten besser abzuwehren. Oft über AWO, Diakonie oder Caritas. Vielleicht findest du bei Google etwas in deiner Stadt > psychosoziale Beratungsstelle. Du könntest auch bei deiner Stadtverwaltung, beim sozialpsychiatrischen Dienst nachfragen, wo solch eine Beratung angeboten wird (manchmal bieten die das auch direkt an), die kennen sich auch gut aus, wer vor Ort helfen kann.

Wünsch dir viel Kraft.

Liebe Grüße, Dana.

15

Liebe Dana.

Danke für Deinen Hinweis. Ich habe heute mittag bereits in der Tat beim sozialpsychiatrischen Dienst angerufen. Ich bin vor 4 Wochen umgezogen, zu meinem Lebensgefährten, kenne ich hier noch nicht so gut aus, habe aber über Internet eine passende Adresse gefunden.
Morgen will man mich zurückrufen, wegen eines Beratungstermins. Allerdings wird das wohl nichts vor Weihnachten, teilte man mir mit.

Parallel dazu habe ich mich nach einem neuen Psychologen umgeschaut, da der alte ja auch von meiner Mutter aufgesucht wird und ich es nicht ertrage, wenn wir uns dort quasi die Klinke in die Hand geben.

Ich habe schon mit der Krankenkasse Kontakt aufgenommen und meinen Wunsch zu wechseln vorgetragen, weil ich Befangenheit fürchte. Ich muss den Vorfall jetzt noch schriftlich einreichen, dann wird ein Wechsel stattfinden können.

Ich brauche wirklich dringend Hilfe, habe ich festgestellt. Mir geht es körperlich sehr schlecht und fühle mich, als stehe ich unter Strom.

Ich fühle mich so belastet, dass ich denke, keine Luft mehr zu kriegen. Es ist einfach grauenhaft. Zumal ich ja noch ein Kind habe und einen Job, der mich beansprucht. Ich kann heute kaum klar denken und mich holt wieder so vieles ein...

Und vor allem diese Schizophrenie macht mir zu schaffen: Heute bekam ich ein großes Lob für meine Arbeit; ich habe eine mir gestellte Aufgabe mehr als perfekt gemeistert und man bat mich, den Folgeauftrag auch zu übernehmen. "Uns allen hat Ihre nette Art und Ihr freundliches Wesen gefallen", sagte man mir heute. Zwei Stunden vorher hatte ich diese bitterböse Mail von meiner Mutter bekommen: "Ich bin ent-täuscht von Dir, denn alles, was Du kannst, ist täuschen." Ich verstehe das alles nicht.

Vor allem nochmal die Frage: Wenn ich so schlimm, so schrecklich bin - warum lässt sie mich dann nicht einfach in Ruhe??? Soll sie doch froh sein, wenn ich weg bin. Zumal ihr Arzt ihr angeblich sogar dazu geraten hat, sich von mir zu distanzieren, weil ich sie ja krank mache...

*seufz* Und jetzt klingelte gerade wieder mal das Handy, mit unterdrückter Nummer...als ich ranging (es ist mein Geschäftshandy; ich bin freiberuflich tätig und brauche es), legte man auf.



16

#liebdrueck du Arme, das hört sich wirklich sehr schlimm an.
Und das klingt auch, als ob ihr räumlich recht nah beieinander seit (trotz dem Umzug zu deinem Freund). Konnte der sozialpsychiatrische Dienst erstmal Gespräche übernehmen um dich zu stabilisieren?

Ich finde es komisch, dass dein Therapeut euch beide als Patienten angenommen hat. Das kenne ich so nicht. Da verweist man eigentlich lieber an einen Kollegen.

Gibt es ein paar Kleinigkeiten, die dir jetzt helfen könnten, dich wieder etwas zu erden? Vielleicht kannst du dir etwas Gutes tun - auch wenns nur ne Kleinigkeit ist. Ein warmes Bad mit Entspannungsduft, dein Lieblingseis. Oder mach etwas Schönes mit deinem Kind (z.B. Schokoladen-Früchte-Fondue). Mir helfen Waldspaziergänge immer richtig gut (bei schlechtem Wetter sogar besonders). Zweifel nicht an dir selbst. Nimm all die anderen (positiven) Rückmeldungen aus deiner Umwelt ernst.

Deine Zweifel haben ja wahrs. einen langen Ursprung und eine lange Geschichte, denn die Rückmeldungen, die du als Kind von deiner Mutter erhalten hast, waren sicher auch damals schon sehr ambivalent und verunsichernd. Mach dir das bewusst ... und grenz dich davon ab. Jetzt bist du erwachsen, nicht mehr auf deine Mutter angewiesen. Auch wenn du es vermisst eine sorgende, liebe Mutter zu haben - du kannst jetzt selbst für dich sorgen und dich selbst wertschätzen.

Viele liebe Grüße, Dana.

P.S. Auch an dein Geschäftshandy könnte doch (v.a. abends) erstmal die Mailbox gehen, oder? Und du rufst zurück.

weitere Kommentare laden
20

Ich kann nur sagen, dass es mir viel besser ging nachdem ich mich damals entschloss den Kontakt zu meiner Mutter komplett abzubrechen.
Ein dicker und entgültiger Schlussstrich kann sehr befreiend sein.