Die perfekte Schwiegertochter - ich bins nicht (mehr) (Vorsicht lang!)

Hallo Zusammen,

es mag sicherlich komisch klingen, aber ich fühle mich von der Freundin meines Schwagers (mit dem sie seit 1 Jahr zusammen ist) familär quasi "aus dem Familien-Ring" geschmissen. Versteht mich nicht falsch: Sie ist wirklich so lieb, dass man gar nichts gegen sie sagen sollte und ich komme mir schon wie ein Schwein vor, dass ich so ... hmmm ... neidisch? ... empfinde. Sie ist absolut liebevoll meiner Schwiegermutter gegenüber, bepüschelt sie ohne Ende (okay, die Gute ist auch nicht mehr so gut zu Fuß), beschenkt deren Freundin, weil sie sich so gut um sie kümmert, räumt meiner Schwiegermama quasi alles hinter her, wenn wir/sie da sind usw.

Dagegen komme ich mir so vor, als ob ich noch NIE was Gutes für sie gemacht hätte. Ich wäre auch gern häufiger bei meiner Schwiegermutter - geht nur nicht, da wir rd. 100 km weit entfernt wohnen (sie und mein Schwager aber nur 5 Min. von ihr) und wir eine Wochenendehe führen, weswegen wir halt auch nicht jedes WE zu ihr fahren können und wollen.

Und wenn ich dann - wenn wir da sind - das "Bilderbuch-Fast-Schwiegertochter-und-Fast-Schwiegermama"-Märchen erleben darf, bekomme ich wirklich Bauchweh und fühle mich von meiner Schwägerin völlig untergebuttert meiner Schwiegermutter gegenüber. Auch wenn das total kindisch ist - ich weiß. Mir stinkts z.B. unheimlich, dass sie meine Schwiegermutter in unserer Gegenwart (also, wenn mein Mann und ich mit den Kindern da sind) pausenlos "Mama" nennt (wirklich mit JEDEM Satz), wohingegen ich sie seit 15 Jahren mit ihrem Vornamen anspreche. Und dann, dass sie ihr in unserem Beisein quasi jeden Handreich abnimmt, fällt mir ebenso "aufstoßend" auf. Egal, wie unwesentlich er auch erscheint. Hauptsache, sie kann hilfreich sein. Und in allem und jedem gibt sie ihr recht, bekuschelt und verwöhnt sie - und ich stehe dabei und komme mir ziemlich linkisch dabei vor; denn alles, was ich dann dazu tun würde, sähe ja quasi wie Konkurrenzkampf aus, was ich nicht will.

Ja ... es klingt in euren Ohren sicherlich alles ungemein neidisch, was ich hier schreibe. Vielleicht bin ich das auch. Ich musste sehr viele Jahre um die Zuneigung meiner Schwiegereltern "kämpfen", bin dann gemeinsam mit ihnen durch viele gute, aber auch schwere Jahre gegangen (z.B. als mein Schwiegervater starb und wir meine Schwiegermutter auffingen) und fühlte mich all die Jahre quasi als Tochter und weniger als Schwiegertochter.

Nun ist meine Fast-Schwägerin Teil der Familie und stellt mich durch ihre wirklich überaus liebevolle, immer helfende und offene Art mehr und mehr in den Schatten. Ich bin eben nicht SO ein Gutmensch, SO ein Engel wie sie. Ich kann mich mit ihr nicht vergleichen und will es auch nicht, da ich eh' den Kürzeren ziehen würde. Gut, ich denke, auch ich habe das Herz auf dem rechten Fleck, kann aber meine Gefühle nie so offen zeigen. Ich helfe auch gern wo ich kann, aber nicht grenzenlos. Ich bewundere sie dafür, dass sie soviel liebevolle Aufmerksamkeit für andere hat und bin fast beschämt, wie kalt ich dagegen wirke.

Ganz ehrlich? Ich bin weniger neidisch denn vielmehr traurig, dass ich offenbar nicht so ein riesengroßes Herz und so viel Liebe in mir trage wie sie und dass es nur so ein kurzes Jahr gedauert hat, um von der Tochter zur Schwiegertochter zu mutieren.

Danke, dass ich mich aussprechen durfte und nochmals Danke an alle, die durchgehalten haben.

LG Emestesi

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hallo,

hast du mal deine SM gefragt, wie sie das sieht? Vllt schätzt du das völlig falsch ein? Vllt geht es deiner SM sogar auf die Nerven, den ganzen tag wie ein Kind behandelt zu werden.
Fakt ist: Wenn jemand so etwas immer macht, dann wird das irgendwann zur Selbstverständlichkeit und es entsteht eine Erwartungshaltung, die man dann immer wieder erfüllen MUSS. Wäre mir persönlich zu stressig, denn neben der ganzen Sympathie für meine Eltern und SE habe ich noch ein eigenes Leben und eigene Bedürfnisse und ich freue mich, wenn letztere MIR hin und wieder erfüllt werden.
Ich finde dein schlechtes Gewissen somit völlig unangebracht.

vg, m.

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Danke dir. Nein, ich habe sie noch nicht gefragt. Brauche ich eigentlich auch nicht, da ich ja sehe, wie sehr sie diese Aufmerksamkeiten genießt.

Weißt du, meine Gefühle rühren vielleicht auch daher, dass ich meine SM mehr als Mutter sehe, da ich zu meiner eigenen Mum ein mehr als gestörtes Verhältnis habe und es mir eventuell daher so sehr weh tut, dieses überaus liebevolle Miteinander zu sehen und mich im Schatten zu fühlen.

Aber vielleicht hast du recht und ich sollte sie mal darauf ansprechen. Auch wie ich mich fühle.

Danke dir #blume
Emestesi

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Hatte diesen Beitrag noch gar nicht gelesen.

"Weißt du, meine Gefühle rühren vielleicht auch daher, dass ich meine SM mehr als Mutter sehe, da ich zu meiner eigenen Mum ein mehr als gestörtes Verhältnis habe und es mir eventuell daher so sehr weh tut, dieses überaus liebevolle Miteinander zu sehen und mich im Schatten zu fühlen."

Und ich höre auch gleich wieder auf zu lesen, denn genau das trifft auch bei mir zu... :-(

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Hallo, hat deine Schwägerin in spe evtl. keine eigene Mutter bzw. mit dieser kein gutes Verhältnis, sodass sie sich so an deine Schwiegermutter hängt???

LG D.

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Nein, sie versteht sich mit ihren Eltern prächtig. Sie ist Perserin und hat vielleicht als Muslimin das "Liebevolle-Schwiegertochter-Gen" in ihrem Blut? Als ich mich mit ihr vor Kurzem unterhielt, meinte sie halt, dass es quasi in ihrer Erziehung liegt, eine hohe Ehrerbietung den Schwiegereltern gegenüber zu bringen und ihr Wohl über alles zu stellen.

LG Emestesi

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ine hohe Ehrerbietung den Schwiegereltern gegenüber zu bringen und ihr Wohl über alles zu stellen.
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Möchtest Du wirklich SO eine Lebenseinstellung haben?
Für andere immer der Fußabtreter sein?

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Hallo,

ich finde du bist zu streng zu dir. Es sind nicht alle Menschen gleich und das ist auch gut so. Du hast andere Vorzüge, vielleicht hast du viel Wortwitz, bist schlagfertig und geistreich, sehr praktisch und zupackend in Krisensituationen, bist auf deine Art warmherzig und hilfsbereit, aber nicht überkandidelt und übertrieben.
Ich kann deine Gefühle ein bisschen nachvollziehen bzw. wie linkisch du dich daneben fühlst, aber du solltest dir deiner Stärken bewusst sein und sie dir genau dann immer bewusst machen. Versuch dich zu freuen, dass deine Schwiegermutter jemanden hat, der sich so bemüht und verkrampf nicht, wenn ihr dort seid.
Zwei Bekannte von mir haben mal auf das Kind einer anderen Bekannten aufgepasst und ich war öfter dabei. Die beiden haben die absoluten Überbetüddelmütter gespielt, da ist mir das Muttersein fast im Halse stecken geblieben. Ich fand das total dämlich, dass gar keine Kommunikation unter erwachsenen Frauen möglich war, als ob sich vier kleine Kinder nicht einmal kurz allein/miteinander beschäftigen können. Im Grunde habe ich mich daneben immer wie die voll miese Loser-Mutter gefühlt, weil ich gar keine Lust hatte, die Kids die ganze Zeit zu betüddeln und mich mal unter Erwachsenen unterhalten wollte. Als ich dann ein wenig darüber nachgedacht habe, konnte ich die Schuldgefühle ziemlich schnell abstellen und zugeben, dass die mir völlig auf den Sender mit ihrem übertriebenen Getue gingen. Mir liegen so exponierte Rollen und Darstellungen nämlich überhaupt nicht und gehe dann auch schnell in den Hintergrund, aber ich weiss, dass ich eine gute Mutter bin. Und du bist sicher auch eine gute Schwiegertochter und weißt das auch!

Alles Liebe und nimm es nicht sooo ernst.

Rufinchen

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Ganz ehrlich?

Ich finde Dich trotzdem toll und sehr sympathisch!!!!
Sei nicht so streng mit Dir selber....DAS scheint hier eher das Probelm zu sein,wenn du mich fragst.jeder ist anders und das ist verdammt nochmal auch gut so;-),Du brauchst BESTIMMT nicht neidisch sein,Du hast Deine Qualitäten und Stärken woanders...

So what?

Liebste Grüsse,
p.#herzlich

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Du bist eben authentisch und das ist auch eine durchaus gute Fähigkeit .
Du solltest nicht so hart zu dir selber sein . So etwas ist eben auch immer Typ abhängig . Laß den Kopf nicht hängen deine Schwiegermutter ist ganz bestimmt in der Lage auch tiefergründiger hinzuschauen .
Nur so als Denkanstoß : Versuche das Ganze einfach mal aus der Sichtweise deiner fast Schwägerin zu betrachten für sie hast du ganz bestimmt mit weitem Abstand Heim Vorteil ihr seid schon lange verheiratet , habt Kinder und hab auch schon schwere Zeit mit deiner Schwiegermutter durchlebt .

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So Leute wie deine Schwägerin kann ich nicht gut leiden. Ich denke da immer, dass sie einen Hintergedanken haben. Dass sie quasi abkassieren. Entweder jetzt schon oder aber auf´s Erbe aus sind. Was du beschreibst klingt in meinen Ohren schon recht übertrieben. Mir wäre es an deiner Stelle auch egal. Du wohnst nicht in der Nähe. Soll sie mal machen. Ich habe für solche Leute eigentlich nur das Wort "Schleimer" übrig ;-)

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Die perfekte Schwiegertochter bin ich auch nicht :-p

Am Anfang war es auch alles so ziemlich "easy going".
Dann verschlechterte sich unser Verhältnis. ( Wir brachten Veränderung in ihre bis dato alleinigen Vollmachten)
Es hat über ein Jahr gedauert, bis wir wieder einen Umgang miteinander fanden.
Wir haben alle dabei gelernt und heute haben wir ein nahezu entspanntes Verhältnis zueinander-fast wie in alten Zeiten- nur sind Fronten klar geklärt.

Also Kopf hoch, nichts was jetzt ist muss so bleiben#liebdrueck

Karna

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Eigentlich möchte ich dir für diesen Beitrag danken. Und mich anderen hier anschließen: Du kommst im Gegenteil eher sehr sympatisch und reflektiert rüber.

Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich deinen Text heute früh gelesen habe. Denn er beschreibt haargenau das, was ich schön öfter mal erlebt habe. Ich halte mich eigentlich auch für einen absolut hilfsbereiten Menschen, aber ich habe auch nicht immer diese Herzlichkeit, die andere so vor sich hertragen. Weiß nicht, ich war schon als Kind ein dünnes, sprödes Gestell, habe viel gelesen, war nicht oft "kindisch" und war daher meinen Großeltern immer wohl ein bisschen suspekt - meine pummelige Cousine, albern und kindisch bis zum geht nicht mehr, die war immer der Liebling aller.

Ich kenne auch eine ähnlich Situation, wie du sie beschreibt, allerdings betrifft sie einen Cousin meines Mannes und dessen Frau. Meine Schwiegermutter fährt ständig hin (ca. 150 km) und ich bin auch irgendwie eine Mischung aus eifersüchtig und traurig. Die ist so lieb. Und süß. Und nett. Und hübsch. Und immer fröhlich. Und komme mir gleichzeitig so tölpelhaft (linkisch ist auch ein gute Wort dafür) vor, wenn ich so herzlich sein will wie diese andere junge Frau. Ich fühle mich dann, als ob ich etwas vorspiele und jeder müsse es doch merken.
Dann erzählt meine Schwiegermutter neulich etwas, was ihr an dieser Frau nicht gefiel, sagt, das könne ich aber viel besser (einen Blödsinn wie Kuchen backen) und ich merke, wie ich diese Erzählung regelrecht genieße! #hicks *vogelzeig*

Gegenüber solch "zu" herzlichen" Menschen habe ich aber immer auch ein Gefühl zwischen "ach, was sind die nett und herzlich" und Abscheu. Denn oft kommt mir eine solche ständige Nettigkeit auch aufgesetzt und verlogen vor.

Ich denke, Menschen wie du oder ich tragen einfach unsere Herzlichkeit oder Güte oder wie man es nennen mag, nicht so zur Schau. Wie du denke ich auch von mir, dass ich gerne helfe und doch eigentlich 'ne Liebe bin (OK, bei urbia komme ich anders rüber ;-p). Ich habe es übrigens schon oft erlebt, dass von solchen ach so netten herzlichen Menschen nur noch eine Staubwolke blieb, wenn es mal knüppeldicke kam. Während die Freundinnen oder Verwandten oder Kollegen, von denen ich dachte, die mögen mich nicht (weil sie eben ein bisschen so ticken wie wir und eben nicht ständig "herzlich" mit mir waren) gerade dann die besten und treuesten und verständnisvollsten Helfer waren.

Und: Vielleicht möchte die Schwägerin mit ihrer so zur Schau getragenen Herzlichkeit auch etwas kompensieren? Vielleicht ist sie total unsicher? Eine sozusagen Schwägerin von mir (Frau meines Cousins, mit dem ich wie ein Bruder aufwuchs) schmiss sich so an meine Oma ran. Was ich EI-FER-SÜCH-TIG!!! Bis ich erfuhr, dass ihr prügelnder Vater tot und ihre Mutter eine prügelnde Alkoholikerin war und sie schon viel Mist erlebt hatte. Die bettelte einfach wie ein Hündchen bei meiner Omi, sie doch bitte lieb zu haben und nicht wieder zu treten wie die anderen. Da war ich wieder ein bisschen versöhnt.

Blöd ist nur, wenn so ein ach so herzlicher, lieber Mensch, der einen aber eifersüchtig, neidisch und traurig macht, auch noch komplett fehlerfrei und lieb zu einem selbst ist, so dass man ihn noch nicht mal von Herzen eifersüchtig HASSEN kann! #augen ;-)

Ich denke, es geht vielen wie dir! Was hilft? Nix. Nur lernen, sich selbst so gern zu haben wie man ist und darauf zu vertrauen, dass die, die es wert sind, auch genau das zu schätzen und lieben wissen. Und das werden sie. Trust me!

LG
Ch.

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Zucker süßes Getue ist mir zu wieder.
Vielleicht komme ich deshalb so gut mit meiner an geheirateten Familie aus dem Norden klar.Die brauchen ihre Zeit bis sie auftauen, wenn sie dich mögen--bleibt das auch so.
Ich hätte aber oft gerne feinfühligere Worte-in bestimmten Situationen.Bei Todesfällen z.B.-----ich würde gerne tröstliche Worte finden .
Wir sind glaube ich ,schon irgendwie hessisch!? Sehr direkt, zack,zack und die Jahre im Publikumsverkehr prägen.
Mir ist es wichtig , das eine Person authentisch rüberkommt-gerne auch mit Ecken und Kanten.

#herzlich
M.

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Iiiiiiiech und hessisch?! #schock never in se leben! ;-)

Dachte es - und schrieb ein paar Threads drüber "Gezuppel".

Manchmal rege ich mich über die Menschen hier um FFM/OF herum auf (ich komme aus Mittelhessen *beton* - ich finde sie stoffelig und trampelig und viiiiiiiel zu direkt. Nenne das dann immer "Die hat so 'ne hessische Scharmanz an sich...".

Schimpfe also über die Leut' hier. Bis mein Mann - Rheinländer - mir mal wieder sagt, man würde merken, dass ich eine eingeborene Hessin bin. #hicks Pffffffft...

Aber es mag schon stimmen, vielleicht ist eine Mentalitäts-/Kultur-/Prägungssache und ja, auch die Jahre im Publikumsverkehr prägen ungemein. Ich bin auch privat direkter als früher, aber auch teils abgeklärter. Eigentlich logisch: Herzliches Getue und eititei bringt einer vor mir sitzenden heulenden Frau, deren Mann das Kindergeld versäuft und sie schlägt, herzlich (1,- € in die Wortspielkasse) wenig. Da sind pragmatischer Rat, Telefonate mit der Leistung und dem Frauenhaus und ein aufbauendes Gespräch gefragt. Durchaus in einer Art herzlich oder empathisch, aber nicht so, wie man sich "herzlich" landläufig vorstellt.

Wie du mag ich auch "Nordlichter" unheimlich gern, zwei Kollegen sind welche, ein herrliches Arbeiten. Kein großes Getue oder Palaver, ein bodenständiger Humor und wenn ich ein Lob von den beiden bekomme - dann kann ich das für bare Münze nehmen.


Grüße übern Main
#liebdrueck
Ch.