Hallo miteinander!
Ich möchte euch um Anregungen und Tipps bitten, wie ich es schaffen kann, mich besser von meinen Eltern (57 und 60 Jahre alt, beide im Ruhestand) abzugrenzen.
Kurz zu meiner Situation: ich bin 24 Jahre alt, stehe kurz vor dem Studienabschluss und bin seit 10 Jahren glücklich mit meinem Partner liiert. Momentan planen wir unseren Hausbau und im nächsten Jahr möchten wir heiraten.
Kurz: ich bin auf dem besten Wege, mir ein eigenständiges, "erwachsenes" Leben aufzubauen
Und trotzdem komme ich mir manchmal vor wie ein Teenager, denn genau so behandeln mich meine Eltern, besonders mein Vater
Meiner Mutter gegenüber kann ich mich komischerweise ganz gut behaupten, da traue ich mich auch, meine Meinung offen zu sagen.
Aber bei meinem Vater fällt mir das sehr schwer, er ist eigentlich ein lieber Mensch, aber eben nur, solange man genau das tut, was und wie er es möchte.
Unser Verhältnis ist meistens in Ordnung, auch wenn es in der Vergangenheit vieles gab, was es sehr belastet hat. Aber ich tue mein Bestes, diese Dinge hinter mir zu lassen. Ich möchte nach vorne schauen, nicht zurück.
Meine Eltern meinen es (natürlich) nur gut und wollen mich bzw. uns unterstützen, merken aber oft nicht, dass sie dadurch meine/unsere Grenzen überschreiten.
Beispiele:
Mein Vater kommt - manchmal mehrfach am Tag - vorbei, um die Mülltonnen rauszustellen, mir die Post reinzuholen, den Rasen zu mähen, mein Auto zu betanken, mir zu berichten, was er zu Mittag gegessen hat (kein Scherz!)... für sich genommen ist das ja sehr nett, aber ich bin schon groß, ich kann das selbst
Ich fühle mich dadurch einfach kontrolliert, eingeengt...
Neulich war er in unserer Küche, hat in unseren Toaster hineingeschaut und bemängelt, dass ein paar Krümel drin seien, das könne ja schließlich anfangen zu brennen...
Danach hat er in jede meiner Topfpflanzen hineingefasst und meinte, sie seien ja viel zu trocken (was gar nicht gestimmt hat)...
Wie kann ich es schaffen, mich besonders meinem Vater gegenüber besser abzugrenzen?
Ich weiß nicht so recht, wie ich das beschreiben soll, aber er hat so eine Art "Aura" um sich, die mich irgendwie einschüchtert und ich weiß nicht, warum.
In seiner Gegenwart fühle ich mich nicht wie 24, sondern eher wie 14. Wahrscheinlich spürt er das und behandelt mich entsprechend. Ich verstehe mich in diesem Punkt selbst nicht, denn normalerweise bin ich eher extrovertiert und kann mich gut behaupten. Nur bei ihm fällt mir das unendlich schwer.
Habt ihr Tipps für mich, wie ich auch ihm gegenüber "erwachsen werden" kann?
Danke und liebe Grüße!
sich besser von den Eltern abgrenzen - aber wie?
Dein Vater ist Rentner und hat nu viel Zeit und will dir das eine oder andere abnehmen. Er meint es ja auch gut, wie du es selber ja einsiehst .
Warum setzt du dich nicht mit deinem Vater zusammen und ihr redet einfach mal. So wie es 2 Erwachsene es auch machen.
Sag ihm was dich stört und du dein eigenes Leben führen möchtest, welches du aber nicht kannst, wenn er ständig vor der Tür steht und dir vieles abnimmt.
Wohnt ihr in einem Ort, so das er zu Fuß vorbei kommen kann?
Da ihr euren Hausbau plant, was auch ok ist...aber warum nicht in einem anderen Ort? So gewinnt ihr Distanz.
Danke für deine Antwort. Es stimmt schon, erst seitdem er in Rente ist, kommt er ständig bei uns vorbei.
Wir wohnen im gleichen Ort und werden auch hier bauen, das hat finanzielle Gründe.
Ich habe schon ein paar Mal versucht, mit ihm zu reden. Leider fühlt er sich dann sehr schnell auf den Schlips getreten und ist beleidigt.
An sich stört es mich noch nicht mal so sehr, dass er so oft vorbei kommt. Oft unterhalten wir uns ja auch nett und es ist entspannt. Nur dieses "ach komm ich mach das schnell für dich" nervt eben.
Ich glaube, wenn wir erstmal in unser eigenes Haus umgezogen sind, wird es hoffentlich besser werden. Momentan wohnen wir in seinem Elternhaus und er traut uns scheinbar nicht zu, uns um die anfallenden Arbieten zu kümmern, obwohl wir das natürlich gerne tun und auch können.
Du hast schon Recht, ich müsste ihm das sagen - aber genau das ist ja mein Problem. Dazu fehlt mir irgendwie der Mut, mich mal so richtig zu behaupten. Daran werde ich wohl noch arbeiten müssen...
>>>Ich glaube, wenn wir erstmal in unser eigenes Haus umgezogen sind, wird es hoffentlich besser werden.<<<
Warum sollte es von allein besser werden?
Glaubst du, dein Vater hat dann mehr Hemmungen, weil es nicht mehr sein Elternhaus ist, in dem ihr wohnt?
Vielleicht ist ja auch das Gegenteil der Fall, weil an dem neuen Haus noch so viel zu tun und zu regeln ist.
Wie dir schon jemand geraten hat, du solltest mit deinem Vater reden.
>>>Leider fühlt er sich dann sehr schnell auf den Schlips getreten und ist beleidigt.<<<
Das musst du dann mal aushalten.
Mit 60 schon in Rente - schwieriges Alter! Die Menschen sind nicht ausgelastet! Er sucht sich Beschäftigung. Und glaub nicht, daß es besser wird, wenn Ihr im eigenen Haus lebt, solange das weiterhin in erreichbarer Nähe ist.
Also: Das Beste wäre, er hätte ein "Hobby" oder so etwas. Vielleicht kann man ihn mit der Nase mal draufstupsen.
Vielleicht unternehmen Deine Eltern auch öfters einfach mal etwas zusammen. Wenn Du bei Deiner Mutter besser durchkommst, mach ihr doch mal den Vorschlag - kleine Ausflüge, Städtetouren, Kurztripps...Wenn ich das richtig verstanden habe, wohnt Ihr momentan in seinem Elternhaus. D.h. nach Eurem Auszug muß sich jemand drum kümmern - renovieren, vermieten, verkaufen... das ist doch schon mal eine Aufgabe.
Ansonsten mußt Du dringend mit ihm reden, ganz ruhig und ihm mal Deine Situation näher bringen. Er sieht in Dir wahrscheinlich immer noch seine kleine Tochter, die er unterstützen muss. Erinnere ihn mal daran, wie es bei ihm früher war, als er erwachsen war.
Abgesehen davon - falls Ihr Kinder wollt, seid Ihr irgendwann mal richtig glücklich über die Eltern in der Nähe - dann haben sie auch wieder eine neue Aufgabe. Aber gleich Grenzen setzen!
So gesehen - dämpfen aber damit leben. Ihr seid eine Familie!
Dank dir für deine Meinung.
Eigentlich ist mein Vater ein sehr ausgelasteter Mensch. Er ist in mehreren Vereinen aktiv und meine Eltern unternehmen viel gemeinsam, machen Ausflüge, pflegen einen großen Freundeskreis.
Eigentlich "dürfte" er gar nicht die Zeit haben, hier ständig auf der Matte zu stehen und oft genug betont er auch, wie viel er zu tun hat.
Wir kümmern uns gerne um sein Elternhaus, in dem wir ja auch wohnen, pflegen den Garten, kehren die Straße etc. Nur machen wir das eben in seinen Augen nicht richtig, nicht "gut genug". Deshalb kommt er eben oft zum Kontrollieren vorbei.
Das ist es halt, was mich stört. Er hat damals sein Einverständnis dazu gegeben, dass wir hier einziehen und große Töne gespuckt, dass wir uns hier voll entfalten können, den Garten so anlegen können, wie wir möchten etc. Aber in der Praxis sieht das leider ganz anders aus das ärgert mich eben.
Andererseits bin ich natürlich froh, dass ich meine Eltern hier habe. Unser Verhältnis war und ist nicht immer so ganz leicht, aber ich habe sie lieb und möchte gar nicht dauerhaft weit entfernt von ihnen leben.
Und du hast Recht: er sieht in mir noch voll und ganz die kleine Tochter. Ich versuche oft, die Ohren auf Durchzug zu stellen, aber das gelingt eben auch nicht immer. Dieses ständige Bevormunden nervt halt auf Dauer ganz schön.
Ich glaube, ich werde mich einfach (haha) mehr behaupten müssen, ihm deutlicher zeigen müssen, dass ich mittlerweile groß bin...
Hallo,
du wirst nicht drumrum kommen ihm immer mal wieder nett aber bestimmt zu sagen: "Papa ich mach das schon, ihr habt mir sehr gut beigebracht auf beiden Beinen zu stehen, lasst mich doch auch"
Auch wenn er beleidigt ist, bleib dabei. Ganz wird es sich nie legen, aber es wird besser.
Was auch helfen kann, frag ihn, ob ihm mit 24 noch so viel abgenommen wurde, und ob er das befürwortet hätte. Evtl. hol auch deine Mutter dazu, vielleicht kann sie ein bischen dagegenwirken.
Kleiner Tip, wenn ihr euer Haus gebaut habt, gib ihm nicht deinen Hausschlüssel. Dadurch fallen schon einige Dinge wie Post reinbringen, Auto tanken, Mülltonnen, Rasenmähen usw. weg.
Aber dann auch, ich möchte dir da jetzt nichts unterstellen, nicht wegen anderen Kleinigkeiten Hilfe vom Papa erwarten, sondern auch wirklich auf eigenen Beinen stehen.
lg
Silvia
Auch dir Silvia, vielen Dank für deine Antwort!
Klar, ich möchte auf eigenen Beinen stehen, aber das heißt doch nicht, dass Eltern ihre Kinder (und umgekehrt) nicht trotzdem unterstützen bzw. helfen können.
Zwischen sich gegenseitig unterstützen und sich bevormunden/reinreden ist ja ein großer Unterschied.
Ich möchte einfach auf Augenhöhe betrachtet werden, nicht mehr in diesem starken Eltern-Kind-Gefälle.
Ich habe ja immer noch die Hoffnung (auch wenn das eine Userin bereits als Utopie abgetan hat), dass es mit dem neuen Haus besser wird.
Liebe Grüße!
Genau Silvia,
so sehe ich das auch..... liebevoll mit dem Vater sprechen und ihn darauf hinweisen, daß man gerne die Chance haben möchte auf eigenen Füßen zu stehen (wie er früher auch). Ihm anbieten, daß man, wenn man Hilfe benötigt, auf ihn zukommen würde. Ansonsten natürlich standhaft bleiben! ...und wie Du schon sagst, den Haustürschlüssel nicht aus der Hand geben!
lg
Hi Schwesterherz
Genauso war mein Vater!!!! Aber es hat extrem nachgelassen.
Ich denke mal viel sagen wirst du nicht können denn dann kommt es vielleicht zum Streit.
Stehe drüber und nimm es dir nicht an. Wenn er was sagt dann stelle die Ohren auf Durchzug. Will er dir Arbeit abnehmen dann lass ihn machen.
Irgendwann gibt sich das Verhalten, bei meinen vater war es zumindest so. Er schaut zwar immer noch ob Staub liegt, mosert aber bei meiner Mutter rum.Wenns Spaß macht
VG 280869
Hallo,
ich glaube, wenn Du älter wärst, schon Kinder hättest, dann würdest Du Dich glücklich schätzen, Menschen zu haben, die Dich so unterstützen.
Wenn Du das nicht willst, musst Du das sagen.
Und für Deine Eltern wirst Du immer Kind bleiben, egal wie alt Du bist
GLG
Hallo Clementi,
nicht, dass du mich falsch verstehst. Ich BIN dankbar für die Unterstützung durch meine Eltern und weiß auch, dass das nicht selbstverständlich ist.
Umgekehrt unterstütze ich sie ja auch, wenn sie Hilfe bei bestimmten Dingen brauchen, das finde ich in einer Familie selbstverständlich.
Worum es mir geht, ist diese Bevormunderei "Das musst du aber so machen, jenes so..., das ist nicht richtig, jenes falsch..."
Ich fühle mich einfach erdrückt von so viel "gutem Willen"...
Vielleicht muss ich noch dazu sagen, auch wenn es mir sehr unangenehm ist: meine Eltern sind Messies und haben mich als Kind sehr vernachlässigt.
Ich habe das Gefühl, dass sie nun alles irgendwie nachholen wollen, was sie besser früher hätten tun sollen.
Nach Jahren der (inneren) Distanz ist mir das einfach zu viel, zu eng... ich musste schon früh die Verantwortung für mich selbst übernehmen, das war eine harte Schule, aber sie hat mich stark gemacht.
Und nun meinen sie, mir in mein Leben, meine Eigenständigkeit, die ich mir mühsam erkämpft habe, reinreden zu müssen, mich wieder zurück an sich binden zu müssen...
Das ist, glaube ich, mein eigentliches Problem. Vielleicht habe ich im Innersten vieles doch noch nicht überwunden und es zeigt sich nun an scheinbares Kleinigkeiten, hinter denen für mich aber so viel mehr steckt...
Schwierig... da muss ich nochmal drüber nachdenken.
Dank dir für den Gedankenanstoß
Hallo,
ich verstehe dich gut. Meine Eltern und ich haben viele Jahre sehr weit auseinander gewohnt - mal sie in bayern und ich im Rheinland, dann ich in München und sie wieder hier im Rheinland, und nach der Geburt meines 1. Kindes bin ich auch wieder zurück ins heimische Kleinstädtchen hier im Rheinland gezogen, da der Job meines Mannes hier war. Meine ELtern und ich wohnen nun ungefähr Luftlinie 800 m voneinander entfernt. Ich bin kein Typ für spontane Besuche, weil ich im Alltagschaos oft dann nicht auf Smalltalk umschlaten kann/möchte, habe nicht den Kopf dafür. Gerade meine Mutter kann es sehr gut, einfach mal vorbeizukommen, um mir ein Ei (kein Witz), Butter, eine Zeitung oder eine Fußballsammelkarte für den Großen zu bringen. Alles total nett und lieb und gut gemeint - aber sie kommt vorzugsweise abends nach 18 Uhr, wenn sie genau weiß, dass ich gleichzeitig beim Kochen, Tischdecken und das Haus vom Alltag aufzuräumen bin.
Leider traue ich mich da auch nichts zu sagen, weil ich ihr nicht wehtun möchte. Ich hoffe einfach, dass sie irgendwann mal merkt, dass es gerade unpassend ist.
LG Nico
Hallo Nico,
danke, das tut gut zu lesen. Meine Mutter bzw. meine Eltern sind haargenau so.
Momentan arbeite ich die meiste Zeit von zu Hause aus, da ich in der Examensphase bin und nicht mehr so oft in die Uni muss.
Obwohl ich es schon 100mal gesagt habe, dass ich beim Lernen keine Störungen gebrauchen kann, kommen meine Eltern seeehr oft hier vorbei.
Allein heute waren es 3 Besuche.
Mal ehrlich, das nervt! Und es lenkt mich jedes Mal aufs Neue wieder von meiner Arbeit ab, auch wenn die Besuche ja jeweils "nur" 30-60 Minuten sind.
Aber der Gipfel ist, dass sie mir ernsthaft vorwerfen, wir würden uns zu wenig sehen... haha...
Auch ich möchte meine Eltern nicht verletzen, also wir sitzen echt im selben Boot. Aber wie die anderen ja praktisch einhellig geschrieben haben, wir müssen uns da wohl echt durchsetzen. Ich habe jedenfalls keine Lust, meinen Ärger und meine eigenen Bedürfnisse immer runterzuschlucken bzw. hinten an zu stellen. Das ist mir beim Nachdenken über die Antworten hier so richtig bewusst geworden.
Das schätze ich auch so an diesem Forum, dass man so viele Denkanstöße und Sichtweisen bekommt vielleicht hilfts dir ja auch ein bisschen weiter.
Ich denke dein Vater meint es wohl auf der einen Seite nicht böse weil du eben noch immer sein kleines Mädchen bist ( grrrr) und dann er eben als Renter nicht mehr viel zu tun hat. Aber bevor du ausflippst weil es dir doch irgendwann mehr als massiv zu viel wird setze ihm höflich grenzen. Ich finde so ein Verhalten schon übergriffig. Aber auch wenn ers nicht böse meint wenn du das nicht willst kommst du nicht drum herum das auch zu sagen.
Ela
Hallo,
wahrscheinlich besucht er Dich so oft, weil Du oft zuhause bist. Das ändert sich, wenn Du voll im Berufsleben stehst und nicht mehr so oft zuhause bist.
Ich habe bereits Familie und ich wäre froh, wenn mir mal jemand gewisse Arbeiten abnehmen würde. Wenn Du mal Kinder hast, dann bist Du froh, wenn Du so hilfsbereits Großeltern hast.
Falls es Dich im Moment nervt, dann würde ich versuchen den Kontakt etwas zu minimieren. Ich würde ihm das Gefühl geben, dass Du viel zu tun hast im Moment. Also immer mal sagen: "ich würde ja gerne mit Dir reden, aber meine Klausur muß vorbereitet werden". Oder einfach mal nicht aufmachen, wenn Du da bist. Also so schleichend reduzieren.
Das wird schon.....
Viele Grüße
Gotschie
Na, wie fühlt man sich als "Hobby"?
Nee, im Ernst, es steckt bestimmt das Bedürfnis dahinter, noch "nützlich" zu sein -dass Dich das einengt, ist ihnen wahrscheinlich nicht bewußt...
Vielleicht kannst Du den Spieß umdrehen und Deinen Vater manchmal um Rat/Hilfe bitten?
Wenn er das Gefühl bekommt, Dir immer noch helfen zu können, wird er bestimmt in anderen Dingen lockerer werden; denn er hat dann ja seine "Pflicht" dann gerne erfüllt...
GlG und nicht ärgern,
Eltern können manchmal ziemlich betriebsblind sein,
Locke