Zurück in die Heimat - war es ein Fehler?

Hallo und einen schönen guten Abend

Meine bzw unsere kleine Vorgeschichte:
Ich bin vor 11 Jahren mit 21 mit meinem besten Freund aus der Heimat weggezogen, einfach mal los und mal gucken, man war jung, ungebunden und neugierig.
Wir sind in einer kleinen Stadt gelandet wo wir nun seid, wie schon gesagt, 11 Jahre gelebt haben.
Man hat sich einen guten und ich würde auch sagen stabilen Freundeskreis aufgebaut, fühlt sich doch relativ wohl in der Gegend.

Vor 1,5 Jahren haben ich und meine Frau eine Tochter bekommen und haben geheiratet.

Vor einem dreiviertel Jahr kam immer wieder das Thema auf evtl wieder in die Heimat zu ziehen. Hauptgrund war eigentlich die Grosseltern, 700km ist doch relativ weit, die Urlaube gingen immer dafür drauf eine grosse Reise anzutreten um den Eltern meiner Frau und meinen Eltern gerecht zu werden, zwecks der kleinen. Heimweh war es eigentlich weniger.
Nun haben wir den Schritt gewagt, sind in die Nähe meiner Eltern gezogen (zwar immernoch 80km) aber wesentlich näher als vorher. Der Ort den wir uns ausgesucht haben hat den Vorteil das die Schwester meiner Frau dort ein Haus besitzt, auch eine Tochter hat (ein halbes Jahr alt) und die beiden zusammen aufwachsen können.

Soviel dazu.

Jetzt ist die Situation momentan so, ich weiss nicht ob ich das alles packe.
Mein bester Freund fehlt mir sehr, er hatte immer eine sehr innige Beziehung zu meiner Tochter. Wir haben uns seid 15 Jahren fast jeden Tag gesehen. Er ist wie ein Bruder, sowas findet man sehr sehr selten.
Mir fehlt meine Truppe, ich dachte ich stecke das alles besser weg.
Vom Wiederkontakt mit meinen "alten" Leuten hatte ich mir auch mehr erwartet, das man sich wieder öfter sieht usw. Aber da diese auch mittlerweise alle Familien haben ist das auch bissel eingeschlafen alles.
Alles was mich momentan hier hält ist die Schwester meiner Frau und ihre Familie, mit denen kommen wir sehr gut auskommen und die Nähe zu meinen Eltern.
Die Eltern meiner Frau waren vorher 550km, jetzt immernoch 250km entfernt.

Ich bin ein bissel am überlegen alles wieder abzubrechen und zurück zu gehen.
Ich und meine Frau streiten häufig, sie sagt ich bin launisch geworden seid wir umgezogen sind... Ich hab Angst keinen Anschluss zu finden, wir sind eigentlich offene Menschen, aber ich hab das Gefühl das es hier sehr schwer ist neue, richtige Freunde zu finden, die wir ja eigentlich vorher schon hatten und immernoch haben.
Ich muss dazu sagen das meine Frau zu der ganzen Sache neutral steht, sie macht bei allem mit. Aber ich sehe auch das der Kontakt zu Ihrer Schwester ihr bzw uns gut tut

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und evtl nen Tip für mich?
Momentan ist alles sehr sehr grau in mir, hab auch Angst das die Beziehung durch meinen, ich nenn es mal Frust, leidet ...

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Hallo,

Du bist wahrscheinlich einfach nur noch nicht richtig angekommen. Wenn Du 11 Jahre lang weg warst, dann musst Du Dir den Ort einfach "neu erobern". Mach mit Frau und Tochter einfach Dinge, die ein Tourist machen würde, seht Euch die Sehenswürdigkeiten an, macht Ausflüge, geht in Museen und ins Theater... Irgendwann kommt ihr mit anderen Leuten ins Gespräch und vielleicht ergibt sich dann was.
Ansonsten: wie ist es mit einem Klassentreffen??? Da findet man auch meist nette Menschen wieder.

Lass Dir Zeit!!! An Deinem alten Wohnort hattest Du auch nicht gleich am ersten Tag hunderte von Bekannten und Freunden, nur hast Du wahrscheinlich die erste Zeit dort vergessen.

Ich habe zwar nur 3 Jahre "weit weg" gelebt, aber wieder "zuhause" sind von den Freunden und Bekannten die ich vorher hatte auch nur 2 geblieben und das auch eigentlich nur, weil unsere Eltern immer den Kontakt gehalten haben. Man hat halt einfach ein anderes Leben gelebt. Der Vorteil ist aber, dass ich mittlerweile an mehr Plätzen als nur meinem Geburtsort "zuhause" bin und mich auch sehr schnell anderswo einlebe.

Lass den Kopf nicht hängen, das wird schon wieder...

LG
Wuschelino

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"Heimat" ist ein großes Wort. Was bedeutet "Heimat", was macht die Heimat aus?

Als Kind, Jugendlicher, Heranwachsender ist es sicherlich ein ORT, der Heimat bedeutet.
Später ist dann Heimat, wo Menschen leben, die einem viel bedeuten.

Man kann kaum irgendwann nach über 10 Jahren in die "Heimat" zurückkehren und glauben, dort habe sich nichts verändert, man könnte nahtlos weitermachen.

Das ist ein Traum oder eine Sehnsucht nach Vergangenem. Vielleicht auch der Wunsch, nochmal 10 Jahre jünger zu sein, nochmal alle Chancen zu haben.
Ihr hattet alles in der anderen Stadt, warum habt ihr das aufgegeben?

Ich habe so das Gefühl, dass du den "Verlust" deines besten Freundes nicht verarbeiten kannst. Ist es möglich, dass er dir näher steht als Frau und Kind?

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Hallo,

ich glaube nicht, dass es ein Fehler war zurück in die Heimat zu ziehen.

Du sagst zwar es war nicht wegen Heimweh, aber wenn das Thema immer wieder aufkam und irgendwann umgesetzt wurde, spielt Heimweh vielleicht doch eine Rolle, bei Deiner Frau mehr ausgeprägt?

11 Jahre sind eine lange Zeit, Ihr müsst Euch erst wieder neu einleben, gebt Euch dafür Zeit.
Auch wenn alles in der Heimat noch so vertraut ist und sich über so eine lange Zeit Kontakte gehalten haben, ist es völlig anders jahrelang nur zu Besuch zu kommen, oder wieder fest dort zu wohnen, nach meiner Erfahrung.

Wir waren fast 15 Jahre weg, 600 Km entfernt, zogen vor 8 Jahren zurück.
Ich hatte anfangs oft Heimweh, mein Mann weniger, er zog in der Kindheit oft um, dagegen ich lebte fast 21 Jahre am gleichen Ort, dahin zog es mich zurück. Meine Eltern wohnen im Ort, hier ging ich zur Schule, hier machte ich meine Ausbildung, hier verbrachte ich meine Jugend usw., ich wollte nie dauerhaft weit entfernt bleiben. Wir zogen damals seinen Eltern und seinem Bruder hinterher, ich tat mich schwer damit.

Als wir viele Jahre weit weg wohnten, hatten sich trotz der Entfernung manche Kontakte aus der Heimat über die Jahre gehalten, manche lösten sich aber in den letzten Jahren auf, seitdem wir wieder hier wohnen und ich denke, das hätten sie schon Jahre vorher, wenn wir nicht weit weg gezogen wären. Nur die Entfernung hatte es wohl aufrecht erhalten, es war einfach völlig anders nur auf Besuch hier zu sein, als wieder hier zu wohnen, manche hatten daran zu hohe oder falsche Erwartungen.
Andere Kontakte aus der Heimat die sich über die Jahre so gut wie verloren hatten, frischten sich nach unserem Rückzug wieder allmählich auf und es kamen Neue dazu.

Jetzt wohnen wir seit 8 Jahren hier, haben einige Kontake gehalten, die wir am alten Wohnort hatten, jetzt ist zwar wieder eine große Entfernung dazwischen, aber deshalb muss nicht alles abreissen.
Sicher kann man sich nicht oft besuchen bei 600Km Entfernung, aber es geht auf jeden Fall noch, wenn auch viel weniger.

Wenn Euch der Kontakt zur Schwester und die Nähe zu den Eltern gut tut, ist das ein Anfang, es werden im Laufe der Jahre neue Kontakte dazu kommen, das braucht schon etwas Zeit. Ich denke mal Ihr hattet am alten Wohnort auch nicht sofort Kontakte, das muss sich doch erst entwickeln.

LG
Anja

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Das Heimweh meiner Frau hielt sich auch in Grenzen, zumal ihre Heimat ja auch nicht wirklich viel näher da ist, sind ja immernoch 250km zu ihren Eltern.

Dazu kommt auch das wir uns beide im Ort jetzt auch nicht soo wohl fühlen wie man es sich vorgestellt hat, "drüben" der Ort hat wesentlich mehr Wohlfühlcharakter, die Leute sind freundlicher und offener, das haben wir bzw ich in den 4 Monaten auf jeden Fall auf jeden Fall festgestellt und das ist leider auch Fakt.

Wir haben auch drüber geredet ob wir uns damals gleich wohl gefühlt haben obwohl wir niemanden kannten, war leider so (ich kenne sie schon länger, sie kam damals "nachgezogen" bevor wir uns gefunden haben)
Sie ist auch mit 16 schon zuhause ausgezogen, war an vielen Orten u.a. auch kurz im Ausland, fühlte sich aber am Ende in dem Ort wo wir uns gefunden haben auch sehr heimisch bzw als "angekommen". Sie war am Ende ca 5 Jahre dort, davon 4 Jahre zusammen mit mir.

Ich komm mir wirklich fast so vor als wenn ich nicht in meine Heimat weggezogen bin sondern aus der Heimat weg, sehr seltsames und komisches Gefühl.

Denkt ihr es macht Sinn sich sowas wie ne Frist von nem Jahr zu setzen und dann zu sehen wie es einem geht?
Hab echt das gefühl das es länger dauern kann sich zu finden...

Meine Frau sagte schon "ich habs verbockt" da der "Anstoss" drüber zu reden bzw nachzudenken von ihr ausging, aber die Entscheidung wurde schon lange von uns durchgedacht und auch gemeinsam entschlossen, leider alles schwerer als man es sich vorgestellt hat.

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für mich liest sich das alles ein wenig danach, dass ihr euch eher verpflichtet gefühlt habt umzuziehen.da sind die eltern, großeltern, die familie halt die man ja regelmäßig besuchen muss weil es so erwartet wird oder weil es sich so gehört.nicht das man es nicht gerne macht aber als war da schon eine gewisse erwartungshaltung, ein gewisser druck und das daraus der gedanke wuchs in die alte heimat zu ziehen und ihr es euch irgendwie schön geredet habt.

ich komme aus einem sehr schönem dorf mit sehr netten menschen, aber dahin zurück - niemals!dafür sind unsere ansichten zu verschieden, es ist eine andere welt und ich würde eingehen.

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Wir sind zwar "nur" 400 km von unserer beider Heimat entfernt, aber die Entfernung zu den Großeltern bedauern wir auch oft genug. Zwar müssten wir nicht Tür an Tür wohnen, aber ein wenig näher wäre schon angenehm.

Wir sind jetzt seit 13,5 Jahren weg (ich etwas kürzer) und haben uns lange überlegt, wieder etwas näher an die Heimat zu ziehen. Wir hatten und haben hier einen netten Freundeskreis (helfen uns u.a. viel gegenseitig mit den Kindern) und unternehmen oft was zusammen, aber die sind alle auch der Arbeit wegen hierher und waren überwiegend schon vorher unsere Freunde. Seit die Kinder da sind, haben sich die Kontakte aber wesentlich erweitert. Wir treffen viele andere Eltern mit ihren Kindern und haben so einige wirkliche nette Bekanntschaften geschlossen inkl. Potential für Freundschaften.

Als wir über Weihnachten länger in der Heimat waren, haben wir uns mit anderen Bekannten und Freunden aus Heimaturlaub unterhalten und keiner könnte sich vorstellen, wieder in die Heimat zurück zu gehen. Wir waren nach 10 Tagen wieder ganz froh, nach Hause zu fahren.

Wir machen hier unser Ding, keiner quatscht dauernd rein und haben uns unser Leben hier gut aufgebaut. Es hat lange gedauert, bis wir hier so richtig angekommen sind, aber jetzt sind wir es und fühlen uns wohl. Jobmäßig könnten wir uns in der Heimat sowieso nicht verbessern, so dass es insgesamt keinen Grund gibt, wieder zu gehen.

Wir wechseln uns mit den Großeltern ab, was die Besuche angeht und mittlerweile bleibt die Große (3,5 J.) gern mal eine Woche bei Oma allein. Die Nähe wäre jetzt wahrscheinlich kein Kriterium, wieder näher an die Heimat zu ziehen und eine tägliche Unterstützung habt ihr bei der Distanz ja trotzdem nicht.

Für mich persönlich würde Lebenszufriedenheit an oberster Stelle stehen, zumindest vor der Organisation des Alltags, denn da lässt sich - gerade mit nur einem Kind - eigentlich vieles managen...