Unterschiedlicher Glaube innerhalb der Familie

Vorab: Ich bin zwar Atheistin, aber ich habe grundsätzlich kein Problem mit gläubigen Menschen. Zwar diskutiere ich gerene hin und wieder über einzelne regligiöse Weltanschauungen, aber ich halte gläubige Menschen weder für dumm und einfälltig noch mach ich mich über sie lustig. Leider kenne ich das von einigen Atheisten.

Ich bin im evangelischen Glauben erzogen worden, meine Eltern sind mäßig gläubig. Mein Mann ist nicht praktizierender Katholik und kommt aus einer sehr gläubigen Familie. Besonders meine Schwiegermutter ist streng katholisch. Unsere beiden Kinder sind nicht getauft, was in der Vergangenheit oft zu heftigen Diskussionen führte. Nicht zwischen mir und meinem Mann. Da gab es nie ein Problem. Wäre es meinem Mann wichtig gewesen, dass unsere Kinder getauft werden, hätte ich dagegen keine Einwände gehabt. Es sind vor allem meine Großeltern, die unsere Kinder gern evangelisch getauft gesehen hätten und meine Schwiegermutter, die bis heute nicht verwinden kann, dass die Kinder nicht getauft sind. Selbstverständlich katholisch. Nun sind die Kinder nicht mehr so klein und die Diskussionen haben nachgelassen, aber ab und zu ist das noch immer Thema. Gerade in der Weihnachtszeit. Meine Kinder haben beide einen katholischen Kindergarten besucht und nehmen in der Schule am evangelischem Religionsunterricht teil. Das ist etwas, das mir selbst auch wichtig ist. Meine Kinder sollen die Wahl haben, sollen den Glauben, den ich ihnen nicht vermitteln kann, kennenlernen. Ich habe auch überhaupt nichts dagegen, dass die Großeltern mit den Kindern beten oder ihnen von Gott erzählen. Das ist für mich in Ordnung. Ansonsten spielt der Glaube in unserem Leben keine große Rolle. Mein älterer Sohn (8) hat mich letztes Jahr mal, als wir abends im Bett geguschelt lagen, gefragt, ob ich an Gott glaube. Ich habe ihm ehrlich geantwortet, dass ich das nicht tue, aber dass es okay ist an Gott zu, denn niemand weiß, ob es Gott gibt oder nicht. Darauf sagte mein Sohn, dass er auch nicht daran glaubt, dass es einen Himmel gibt und auch nicht an den Gott im Himmel. Er glaubt aber daran, dass Gott in den Menschen wohnt. Das fand ich damals sehr rührend.

Was meine Schwiegermutter betrifft, habe ich meinen Frieden damit gemacht. Sie missioniert noch immer und hat letztens tatsächlich zu meinem Mann vorwurfsvoll gesagt, er habe sich von Gott abgewandt. Ich war nicht dabei und obwohl sie das nie ausgesprochen hat, weiß ich, dass sie das mir in die Schuhe schiebt. Das macht mich traurig und sie tut mir auch sehr leid, weil der festen Überzeugung ist, dass ihr Sohn und ihre Enkelsöhne irgendwann im Fegefeuer enden werden. Nun kann ich aber nicht aus meiner Haut,auch ihr zu liebe nicht.Und sie kann nicht aus ihrer. Mein Mann sagte, dann zu mir, dass das ihr Problem sei und wir es nicht zu unserem machen müssten. Damit hat er sicher recht. Und trotzdem ist es irgendwie schade, weil ich eigentlich meine Schwiegerfamilie sehr mag. Seine Eltern und seine Schwestern sind wirklich sehr nette Menschen, aber diese Glaubenssache steht irgenwie trotzdem zwischen uns. Es kein offener Konflikt. Niemand spricht mich direkt darauf an. Es sind die kleinen Beiläufigkeiten und Bemerkungen, die hauptsächlich von seiten meiner Schwiegermutter kommen, die mir das Gefühl geben eine Nestbeschmutzerin zu sein.

Andererseits, in Anbetracht der Tatsache, dass da zwei Extreme aufeinander trefffen, nämlich atheistische Schwiegertochter und streng gläubige katholische Schwiegermutter, bekommen wir es doch erstaunlich gut hin, gesittet miteinander umzugehen.

Wer von euch hat noch Erfahrungen mit unterschiedlichem Glauben in der Familie und wie geht ihr damit um?

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Ich selbst komme aus einem.katholischen Elternhaus, meine Mutter ist da ähnlich wie deine Schwiegermutter.
Als Kind hat mich das schon gestöbert, und als ich 20 war bin ich aus der Kirche ausgetreten.
Meine Mutter hat 2 Wochen nicht mit mir gesprochen und geheult und geklagt was sie denn nur falsch gemacht hat.
Wir haben nur standesamtlich geheiratet, auch da ewige Diskussionen warum weshalb.
Die Kinder wurden getauft, da mein Mann das damals wollte, zur Kommunion sind sie aber nicht gegangen, auch das hat Diskussionen ausgelöst.
Ich empfinde das nicht als Problem, denn es ist normal, dass Vorstellungen in verschiedenen Lebensbereichen auseinander gehen können.
Meine Mutter findet es auch nicht gut, dass ich kurz nach der Geburt wieder berufstätig war, findet, dass wir in der falschen Gegend wohnen und dass wir unsere Kinder nicht aufs Gymnasium gehen lassen, ist auch ein Streitpunkt.
Fakt ist, meine Kinder, mein Leben.
Mich stört das nicht weiter, sie hat das Problem, nicht ich.
Ich versuche mich auf die guten Seiten unserer Beziehung zu konzentrieren, denn sie ist eine tolle Oma und die Kinder lieben sie.
Es war auch wichtig, dass ich einmal sehr deutlich gesagt habe, dass ich über diese Dinge nicht mehr mit ihr sprechen werde und sie das Thema bitte ad acta legen soll.
Sie soll versuchen, diese Themen mit sich auszumachen.
Abgrenzung und klare Ansagen sind wichtig.

2

Also, bei uns gab es immer nur Diskussionen mit der Großtante. Sie ist auch gläubig (katholisch) und wollte uns anfangs missionieren unsere Kinder doch zu taufen.
Die Gespräche kamen immer mal wieder auf, gerade als es in Richtung Kommunion ging.

Mit Anzahl der Kinder und auch dem Umstand unseres Austritts aus der Kirche geschuldet nahmen die Diskussionen stark ab. Ich glaube, sie hat sich damit abgefunden...

Andere Familienmitglieder haben jeweils nur nach den Geburten der Kinder gefragt, ob wir denn taufen wollen und warum nicht, haben unsere Entscheidung dann aber akzeptiert.

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Huhu,

hier auch. Mein Mann Agnostiker aus einer evangelischen Familie. Ich katholisch erzogen von einer recht "modern" glaubenden Katholiken (also nix mit ewigem Fegefeuer) und einem Agnostiker aus katholischer Familie.

Ich bin schon irgendwie gläubig, aber nicht sehr regelmäßig praktizierend. Ja, ich bete abends mit den Kindern und wir waren auch an Weihnachten in der Kirche... ;-)

Ich habe mit Zustimmung meine Mannes die Kinder taufen lassen. Ich möchte ihnen meine Religion, die einen großen Teil unserer Kultur ausmacht/geprägt hat, mitgeben. Natürlich sollen sie irgendwann selbst entscheiden. Und dafür finde ich, man kann leichter "nein" sagen als "ja".

LG Jelinchen

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Ich kenne es anderesrum. Bekannte Pfingstler ihr Enkelkinder nicht mehr sehen dürfen , weil der Partner es nicht möcht. Obwohl grade bei den Pfingler es keine Kindestaufe gibt und die Jugendlichen nach der Konfirmation nicht automatisch Mitglied der Kirche werden.
Du mußt bedenken den Menschen ist ihr Glaube an Jesus Christus sehr wichtig. Sie möchten den Kindern nichts böses , sondern sie möchten sie ins ewige Lebenführern.
Ich finde Achtung und Respekt habe ich auch Christen/Religonen entgegenzubringen.
Dazu gehört für ich auch etwas über das Thema zu wissen. Zum Beispiele was steht wirklich in der Bibel .

Eine "Oma" hat in der Frühstückskantine geholfen , damit sie ihren Enkel einmal sehen darf. Weil die Schweigertochter eine bekennende Hexe keinen Kontakt erlaubt. Bei unseren Nachbar worde die Kinder sogar soweit gebrach , ein Konfirmationsgeschenk ( Bibel) zurückzusenden.

5

Sowohl mein Mann als auch ich sind mehr oder minder im evangelischen Glauben ausgewachsen. Mein Mann ist nun allerdings aus der Kirche ausgetreten, er meint er glaube zwar an eine höhere Macht, muss sie aber nicht zwingend Gott nennen und möchte nicht in das Korsett der Kirche/Bibel gezwungen werden.
Ich selbst arbeite in einem evangelischen Kindergarten, wo Themen wie Glaube, Gott und biblische Geschichten im Jahr öfters behandelt werden.
Unser Sohn geht in meinen Parternkindergarten, der ist der katholischen Kirche zugehörig (wir bilden gemeinsam ein ökumenisches Familienzentrum).
Sowohl mein Mann und ich sind eigentlich sehr liberal im Umgang mit dem Glauben. Unser Sohn kennt einige Geschichten aus der Bibel, war Weihnachten mit mir in der Kirche (eigener Wunsch, der Papa blieb zu Hause und kochte) , getauft ist er allerdings noch nicht.
Wobei das aktuell grade Thema ist, da er vor Weihnachten sowohl mit mir in meiner (evangelischen) Kirche, als auch mit dem Kindergarten in der katholischen Kirche war. Und bei ihm die Frage aufkam, Mama hat eine Kirche, mein Kindergarten hat eine, Papa will keine. Warum hab ich keine, ich will gerne eine haben. Momentan möchte er gerne getauft werden, wenn er sich den Wunsch noch 4-5 Monate hält, dann könnten wir uns durchaus vorstellen ihn in meiner Kiche, zusammen mit seinem Babybruder, taufen zu lassen.

Meine Schwester ist zwar aus der Kirche ausgetreten, aber eher um die Steuern zu sparen 🙈 Ihr Partner ist allerdings sehr energisch dagegen, dass sie ihrer Tochter was aus der Bibel oder von Gott erzählt. So dass er meiner Schwester &Nichte verbat uns an Weihnachten zur Kirche zu begleiten. So kennt Meine Nichte die Weihnachtsgeschichte nicht und zu Weihnachten wird genau darauf geachtet welche Lieder in ihrem Beisein gesungen werden (also bloß nicht "alle Jahre wieder" sondern lieber Schneeflöckchen 😉)
Er argumentiert, wenn sie Entscheidungsfreiheit haben soll, müsse sie alle Religionen gleichwertig kennen lernen. Hat zur Folge dass sie nun gar keine kennt.
Das wäre nicht mein Weg, aber wir akzeptieren das.
Mein Sohn kennt natürlich hauptsächlich den evangelischen Glauben, weil es nun mal meiner ist. Er kennt den Katholizismus aus dem Kindergarten und da wir im meinem Kindergarten 80% Migrationsanteil haben, bekommt er natürlich auch ein bisschen was mit, dass das da noch was anderes geben muss. Da ich meinst die Interreligiösen Angebote in meinem Kiga mache und die dementsprechend auch mal Zuhause vorbereite 😉
Ich finde Wissen und sich verschiedene Sachen angucken besser, als einfach alles zu verschweigen - zumal mein Schwager das ja eh nicht ewig durchziehen kann. Auch sein Kind geht mit offenen Augen durch die Welt.

6

Ich bin evangelisch, mein Mann auch (und ist auch noch Pastor). Für mich war es bei der Partnerwahl sehr wichtig, dass wir in Glaubensfragen übereinstimmen, da es für uns mehr als nur was mit Tradition/Kultur zu tun hat.

Meine Eltern sind Atheisten, auch mein Bruder mit Familie. Die Familie meines Mannes ist evangelisch aber nicht besonders gläubig.

Unsere Kinder wurden als Babys getauft, kommen mit in die Kirche, Sonntagsschule, wir lesen Bibelgeschichten und beten mit ihnen.

Meine Eltern akzeptieren das, fangen auch mit den Kindern keine Diskussionen an. Mein Bruder und meine Schwägerin machen öfter abwertende Kommentare. Wir erklären es den Kindern so, dass eben nicht jeder an Gott glaubt - bis jetzt ist das okay für sie. Wir erwähnen Gott übrigens nie vor den Kindern meines Bruders, weil wir ihre Einstellung zu dem Thema akzeptieren.

So läuft das eigentlich ganz okay für uns. Wäre es anders, würde ich das Gespräch suchen.

7

Hey,

ich verstehe dich schon. Solche beiläufigen Sprüche sind IMMER blöd, egal um welches Thema es geht 😅 Ich liebe meine Schwiegerfamilie und dennoch hasse ich, dass meine SchwiMu nach wie vor mich dafür verantwortlich macht, dass ihr Sohn studiert hat (Schande über mein Haupt) und NUR deswegen das Heimatdorf verlassen hat für einen tolleren Job und nicht auf Lebenszeit als Versicherungskaufmann vor Ort arbeitet. Felsenfest behauptet sie, es würde ja allen viel besser gehen wenn er nicht studiert hätte wegen MIR und sie könnten ihre Enkel öfter sehen UND sowieso und überhaupt hätte das ja alles nicht so kommen müssen. 😑
Man denkt halt immer, man würde etwas verkehrt machen aber sei dir sicher: es ist alles in bester Ordnung denn für Euch als Familie muss es stimmen und nicht für alle anderen.
Versuche, solche Dinge zu überhören. 🙉

Liebe Grüße

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in regelmäßigen Abständen erzähle ich meiner Mutter, dass wir nicht in der Kirche sind...bzw ausgetreten sind...

jedesmal tut sie so, als ob das eine neue Nachricht von mir wäre und schimpft...

ich denke immer...hääää...vergessen oder verdrängt...

meine Mutter ist auch nicht wirklich gläubig...ich sage zur Bibel, das große Märchenbuch....

meine Schwiegermutter betet für jeden Kekskrümel bei Tisch...geht mir auf die Nerven, ich bete zwar nicht mit am Tisch, aber aus Respekt ihr gegenüber, senke ich den Kopf und verzichte aber auf das Wort Amen...

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Hallo
Hier sind die Großeltern auf der einen Seite (Eltern vom Vater) extrem gläubig. Das waren sie schon immer, alle ihre Kinder haben bewusst gewählte biblische Namen usw.
Lange ging das gut. Den eigenen Glauben konnten sie gut trennen, auch wenn es teilweise zwischen den Kindern und ihnen in der Jugend schon mal richtig geknallt hat (zB. als ihr Teenie Sohn mit mir ein Kind bekommen hat #schwitz).
Irgendwie kamen sie dann aber zu einer neuen Kirchengemeinde und haben sich stark verändert. Es fing schleichend an, nette Einladungen usw., dann kamen abwertende Kommentare und es wurde immer schlimmer. Ich würde es als Gehirnwäsche bezeichnen.
Nach einem größeren Vorfall haben wir den Kontak angebrochen und nur noch zu einem kleine Teil der Familie Kontakt. Ich bedauere es sehr, aber zum Schutz der Kinder ist es besser.

LG