Sehe ich alles zu eng oder lasse ich mich von meiner Schwester verarschen?

Hallo zusammen,

seit ein paar Jahren ist das Verhältnis zu meiner Schwester immer komplizierter und anstrengender geworden. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem mich ihr Verhalten einfach nur fertig macht und ich bin kurz davor, den Kontakt abzubrechen.
Wir hatten eigentlich immer ein sehr inniges Bruder-Schwester-Verhältnis. Ich war ihr großer Bruder und wir hatten immer ein vertrautes Verhältnis und konnten über alles miteinander reden.

Vor 6 bis 7 Jahren, als unser erster Sohn geboren wurde, gab es die Tendenz, dass nur noch ich mich meldete und sie de facto gar nicht mehr. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie, dass sie keine Lust mehr habe anzurufen, weil ja ohnehin nur der AB drangehen würde und sie darauf keine Lust habe. Das mag auch stimmen, weil wir in der Babyphase sehr von unserem Sohn vereinnahmt waren. Allerdings ist meiner Meinung genau dafür ein AB da, um eine Nachricht zu hinterlassen, oder man schreibt eine SMS etc. Naja, jedenfalls meldete sie sich auch in den Jahren danach nicht von sich aus und immer wurde das von ihr das Argument angeführt, dass sie keine Lust auf den AB habe.
Das Verhältnis blieb eher bescheiden, weil sie nie von sich aus zeigte, dass sie Interesse an meiner Familie und mir hatte. Deswegen entwickelte meine Frau auch eine ziemliche Abneigung gegen sie. Einmal kam es zu einer heftigen Aussprache zwischen den beiden, bei der meine Frau meine Schwester sehr emotional anging ohne sie jedoch persönlich zu beleidigen. Für meine Schwester war das ein weiterer Grund, mit ihrer Tour weiterzumachen. „Noch nicht in meinem Leben hat jemand so mit mir geredet.“

Als sie von ihrem Mann betrogen wurde, war ich für sie am Telefon da. Ich fuhr zwar nicht direkt zu ihr, weil sie fünf Stunden entfernt wohnt und unsere Mutter und ihre Freundin die Vorortbetreuung übernahmen. Wir telefonierten stundenlang und ich versuchte sie zu trösten. Allerdings war ich auch kritisch ihr gegenüber. Wenn sie z.B. erzählte, dass sie es nicht mehr aushielt, und einen ordentlichen Schluck aus der Schnapsflasche genommen hatte, sagte ich ihr, dass sie das nicht machen dürfe und sich zusammenreißen müsse, da sie schließlich Verantwortung für ihren vier Monate alten Sohn hätte.

Dann war ich wieder der böse Bruder, der nicht das Hauptproblem sieht, sondern sie nur wegen so etwas nebensächlichem kritisieren würde und meinte pampig, dass als nächstes sie sich wieder melden würde. Daraufhin hatte ich sie wirklich nicht mehr angerufen. Drei Monate vergingen, bevor wir wieder telefonierten. Dann wurde ich kritisiert, dass alle ihre Freundinnen für sie da waren, nur ich nicht. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass sie gesagt hätte, sie wolle sich wieder melden. Ich hätte mich trotzdem melden und mich nach ihr erkundigen sollen.

So verging die Zeit ohne viel Austausch, weil ich nicht mehr wirklich Bock hatte. Weil sie ja meine kleine Schwester ist und mir letztendlich doch nicht egal war, hatte ich ihr zwei, drei längere Emails geschrieben, in denen ich versuchte ihr meine Sichtweise nahezubringen. Allerdings besprach sie den Inhalt dann nicht mit mir sondern mit ihrer Therapeutin und ihrer Freundin, die sich allesamt darüber entrüsteten, was dieser böse Bruder denn da überhaupt wolle.

Dann kam die Zeit, als unser zweites Kind endlich getauft werden sollte. Ich hatte die Taufe immer weiter hinausgezögert, weil ich hoffte, das Verhältnis zu meiner Schwester würde wieder normal werden und sie könne Taufpatin werden - wie ich mir das in meiner idealen Welt vorstellte.

Da unser Sohn bereits drei Jahre alt war, gab ich dem Drängen meiner Frau nach und es gab eine Tauffeier, zu der meine Schwester zwar auch eingeladen war, aber meine Schwägerin Taufpatin auch unseres zweiten Sohnes werden sollte. Als meine Schwester das in der Kirche miterlebte, brach sie in Tränen aus und eine Welt für sie zusammen. Aus emotionalen Gründen konnte sie nicht mehr auf die Feier mitkommen sondern musste sofort mit ihrer Familie abreisen. Somit war die Feier verdorben. Mein Vater verstand das ganze halbwegs, meine Mutter töten uns die ganze Zeit Terror mit ihren Blicken. „Das gehört sich einfach nicht, die wäre jetzt deine Schwester am Zug gewesen!“ Naja, wie manche Leute in dieser Generation eben noch denken.

Auch das hatte mir wieder gezeigt, dass meine Schwester immer alles serviert bekommen will, ohne dass sie etwas beizutragen hat. Einfach aus der Tatsache heraus, dass wir Geschwister sind, und ich für sie da zu sein habe und sie berücksichtigen muss.

Noch heftiger wurde es in der letzten Zeit, in der zunächst unser Vater und wenige Monate später unsere Mutter gestorben war. Die ganze Orga, die der Tod von zwei Elternteilen nach sich zieht blieb fast vollständig an mir hängen. Das Erbe ist nicht groß, allerdings hatte mein Vater zu Lebzeiten einige Geschäft abgeschlossen, die äußerst viel Verwaltungsaufwand nach sich ziehen.

Als mein Vater gestorben war fuhr ich sofort zu meiner Mutter und organisierte in den Tagen danach alles. Meine Schwester blieb noch eine Woche fern, weil unsere Mutter ihr gesagt hatte, dass es zu stressig für sie sei, überstürzt die fünf Stunden Autofahrt auf sich zu nehmen. Auf die Idee, sich einfach in den ICE zu setzen, kam sie dabei nicht. Ich fand es sehr deplatziert, dass sie nicht sofort kam und sagt ihr das auch, was sie „erstmal verarbeiten musste“.

Die Tage direkt nach dem Tod unserer Mutter verbrachte ich zusammen mit meiner Schwester und ihrem Mann in unserem Elternhaus. In dieser Zeit habe ich mich dazu hinreißen lassen wieder ein Stück weit in die alte Bruderrolle zu verfallen. Da sie Geburtstag hatte, habe ich um sie in unserer Trauer zu trösten einen Geburtstagstisch bereitet, zwar mit wenigen Geschenken, aber einigen symbolhaften Dingen. Sie fand es zwar schön, ging aber recht schnell darüber hinweg. Naja, wir hatten uns einfach auseinander gelebt und sie legte offenbar nicht mehr so viel Wert auf diese Dinge, mit denen ich ihr meine Bereitschaft für einen Neuanfang zeigen wollte. Aber vielleicht will sie auch nicht oder sie hat gar keinen Sinn dafür.

Nach dem Tod unserer Mutter gab es noch mehr Dinge zu regeln und als ich meine Schwester bat, sich um eine der Aufgaben zu kümmern, blockte sie erstmal ab mit der Begründung, dass das zu viel Arbeit sei. Ich zählte ihr daraufhin auf, was ich alles machte und zeigt ihr eine Liste, in der ich meinen Arbeitsaufwand in etwa mitgeschrieben hatte, um alles wenigstens ein bisschen zu dokumentieren. Als meine Schwester meinte sie hätte mindestens genauso viel Aufwand mit ihren paar Dingen und begann, sich in Widersprüche zu verstricken, grätschte ihr Mann rein: meine Schwester und er hätten nicht die Einstellung, jetzt alles gegeneinander abzuwiegen und dann auch noch Geld dafür zu verlangen. Ich sagte, dass ich keine Geld wolle, sondern nur auch mal ein bisschen Dank, dafür dass ich das alles erledige. Daraufhin kam von ihm die Antwort, dass meine Schwester und er mir sehr dankbar seien. Zuvor hatten sie mich das jedoch nie spüren lasse oder thematisiert. Im Gegenteil ich kam mir immer nur vor wie der Depp vom Dienst, der meine Schwester wegen irgendwelchen Dokumenten belästigen muss, um den ganzen Bürokram erledigen zu können.

Zum Glück konnte ich noch erreichen, dass sich mein Schwager um die Krankenkassenabrechnungen der unzähligen Arztrechnungen meiner Mutter kümmert, die noch immer zu Hauf bei mir eintrafen. Meine Schwester könne das selber nicht machen, da sie kein Büromensch sei …

Nach einiger Zeit komme ich mit meiner Familie wieder in unser noch leerstehendes Elternhaus und bemerke, dass meine Schwester sich nicht an unsere Abmachung gehalten hat, sondern einfach ein paar Dinge aus dem Hausstand mitgenommen hat. Es waren keine kostbaren Dinge, aber nützliche Gebrauchsgegenstände, auf die ich auch schon spekuliert hatte. Allerdings hatte ich mich eisern an die Regel gehalten, dass wir zu gegebener Zeit alles gerecht und gemeinsam aufteilen und hatte deshalb nichts an mich genommen. Ich stellte sie am Telefon zur Rede. Ihrer Meinung nach war ich zu kleinlich wegen dieser paar Dinge. Mein Einwand, dass es mir nicht um diese speziellen Dinge, sondern um unsere Abmachung und wie es denn jetzt weiterginge, wenn sie stillschweigend etwas mitnehme, war dann zu viel für sie. Wie immer in solchen Situationen, wenn sie nicht mehr weiter wusste, verfiel sie in ihre weinerliche Stimme und atmete schwer. Daraufhin hatte ich auf einmal ihren „tollen“ Mann am Apparat, der meinte dass solche Gespräche fälligst nicht am späten Abend geführt werden. Ich verlangte meine Schwester zurück, woraufhin ich nur ein pampiges „Guten Abend“ hörte und mir der Hörer draufgeknallt wurde. Ich ließ einen Sturm mehrerer entrüsteter Whatsapps los, woraufhin sie zurückschrieb, dass sie „alles ausgiebig und in Ruhe am Telefon“ mit mir „bereden“ wolle. Allerdings hat sie sich dann nicht mehr bei mir gemeldet … wahrscheinlich weil ihr das Thema mal wieder zu unangenehm ist. Auch mir war es zu blöd, wieder wie der Moralapostel aufzutreten und das Thema nochmal anzusprechen.

Nach vielen Worten und der ganzen Vorgeschichte komme ich zu meinem eigentlichen Problem. Meine Schwester hat vor einigen Tagen ihr zweites Kind bekommen. Ich habe ihr in einer knappen Nachricht gratuliert. Jetzt schreibt sie mir Baby-Whatsapps mit Fotos als wäre nichts gewesen. Auf einmal bin ich wieder der Onkel, der auf Dutsidutsi machen soll. Aber da hab ich gar keinen Bock drauf!!

Es freut mich ja total für sie und ihren Mann, dass sie gesunden Nachwuchs bekommen haben. Aber ich will eigentlich gar nichts mehr mit meiner Schwester und ihrer Familie zu tun haben. Ich will einfach nur den Kontakt abbrechen, weil mich das alles nur noch zermürbt.

Wie seht ihr das Ganze und was würdet ihr an meiner Stelle machen? Ich weiß teilweise nicht mehr wo vorne und hinten ist…

6

Du hast jetzt ihre ganzen Fehler aufgezählt. Hier sind deine:

1. Ihr bekommt ein Baby und plötzlich bist du telefonisch nicht mehr erreichbar für deine Schwester. Sie versucht es, aber du willst nicht. Dann wirfst du ihr vor, dass sie ja wenigstens mal auf den Anrufbeantworter sprechen könnte, weil du nicht rangehen willst.
Telefonieren kann man auch mit Baby.

2. Deine Schwester hat großen emotionalen Stress durch die Verletzung in ihrer Beziehung. Du telefonierst zwar mit ihr, aber mal vorbeikommen oder später nachhaken, wie es ihr geht, kannst du danach nicht mehr. Beschwerst dich aber wieder, dass sie sich bei dir nicht meldet und schickst Emails mit Vorwürfen. Du fühlst dich heldenhaft, weil du in einer Notsituation ein paar Stunden mit ihr telefoniert hast. Sollte das nicht selbstverständlich sein?

3. Du fährst nicht zu ihr, sie fährt nicht zu eurer Mutter, die das auch nicht von ihr wünschte. Wer macht ihr deswegen wieder Vorwürfe? Nein, nicht eure Mutter, sondern du.

4. Sie wird nicht Taufpatin, sondern die Schwester deiner Frau. Moment, da war doch was? Ach ja, deine Frau, die deine Schwester eh nicht mehr mag und wahrscheinlich ganz froh darüber ist, dass jetzt nur ihre eigene Schwester mitmischen darf und deine Schwester raus ist.
Du hättest deine Schwester einfach anrufen und fragen können, statt zu warten, bis sie dich fragt, ob sie Patin werden darf. Das ist total absurd.

5. Du erwartest in einer emotionalen Krisensituation ernsthaft große Freudensprünge für einen kleinen Geburtstagstisch? Ich denke, in dem Moment gibt es Wichtigeres. Eine nette Geste von dir, aber kein Grund auf die Knie zu fallen. Geschenke macht man, weil man dem anderen eine Freude bereiten möchte und nicht, um selbst als der Held dazustehen.

Ich könnte noch mehr aufzählen, aber dazu fehlt mir jetzt die Zeit.
Du erwartest viel von deiner Schwester, gibst aber selber gar nicht soviel, wie du selbst meinst. Manches sollte auch selbstverständlich sein. Stattdessen erwartest du jedesmal Dank und Lob und reagierst mit gekränkter Eitelkeit, wenn dir der Dank nicht groß genug ist.

Ihr habt beide Fehler in eurer Beziehung zueinander gemacht. Mir scheint jedoch, dass du die treibende Kraft bist, wenn es darum geht, dem anderen Vorwürfe zu machen. Sie kann dir wenig recht machen und du möchtest ihr eher wegen des Dankes helfen als aus Selbstlosigkeit. Sie wird deinen Erwartungen nicht gerecht und ist unselbstständiger, weniger verantwortungsbewusst und zurückgezogener als du. So hat jeder seine Vor- und Nachteile.

Wenn es dir mit dem Kontaktabbruch besser geht, dann mach das. Aber ich halte es für sinnvoller, beide Seiten nochmal zu überdenken und die Erwartungen etwas runterzuschrauben.

7

Genau so sehe ich es auch. Hätte ich so geschrieben wenn ich die Zeit gehabt hätte.

8

Ich sehe das auch so! Und ich finde den TE anstrengend!

1

Warum muss es denn hü oder hott geben? Die Welt ist nicht nur schwarz-weiß.

Man kann den Kontakt einfach einschränken, wenn einen dieser zu sehr zermürbt, aber abbrechen finde ich zu viel des Guten. Es ist doch nicht wirklich was vorgefallen. In jeder Familie gibts mal Stress.

Ich finde, Familie ist noch mal was anderes als Freundschaften und sollte gepflegt werden. Ihr habt doch nur noch euch?

2

Also Abbrechen würde ich den Kontakt zu einem Familienmitglied nicht so einfach. Wenn es dich so fertig macht, dann nimm doch etwas Abstand? Hört sich ja nicht so an, als würde sie sich so oft melden, also dürfte das doch wohl gehen.

Allerdings kann ich dich nicht so ganz verstehen. Das Ganze klingt für mich teilweise sehr nach Kindergarten. Du bist eingeschnappt, weil niemand Danke sagt und dich lobt und feiert. Find ich Familienmitgliedern gegenüber schon sehr komisch.

Dass nicht jeder es schafft, Dinge zu regeln nach dem Tod der eigenen Eltern kann ich mir gut vorstellen! Ist ja wirklich toll, wenn du das kannst, aber sie scheint da eben anders zu sein. Dass sie nach dem Tod eures Vaters nicht direkt gekommen ist, wenn eure Mutter darauf beharrte, dass sie nicht soll, ist doch auch verständlich. Ich hätte mich in so einer Situation glaube ich auch schwer getan. Du scheinst sie immer mit dir zu vergleichen, du bist die Messlatte. Aber sie ist eben nicht du.

Dann noch anscheinend wieder schwanger, da machen einen die Hormone ja auch verrückt. Und nun bist du sauer, weil sie dir Babyfotos schickt, wärst es aber denke ich mal auch, wenn sie es nicht tun würde. Glaube sie kann es dir im Moment gar nicht recht machen.
Und woher weißt du bitte, was ihre Therapeutin zu dem Thema sagt?? Das klingt für mich sehr hinzugedichtet bzw als würdest du etwas unterstellen.

Also ja vielleicht Abstand nehmen, bis du wirklich wieder einen Neustart machen kannst und ihr nicht alles aus der Vergangenheit ankreidest.

Das mit der Tauffeier hab ich nicht so ganz verstanden - was genau ist eine Taufpatin und warum ist das so wichtig? Und wenn es so wichtig ist, warum wurde das dann nicht vorher besprochen und erst auf der Feier? Und warum war die Feier verdorben, weil deine Schwester nicht da war? Sollte es dabei nicht eher um das Kind gehen?

3

Es tut mir leid das so sagen zu müssen aber ich sehe auch einige Fehler bei dir. Du warst nicht da als es ihr schlecht ging und bist nicht hingefahren. Sie ist nicht sofort nach dem Tod eures Vaters gekommen. In beiden Fällen wären es 5 Stunden Fahrt gewesen. Jeder hat mal von euch beiden nicht unterstützt. Sie war nicht sonderlich Interessiert an deinen Kindern, dann würde sie noch angegangen deswegen. Aber ich habe nicht wirklich den Eindruck dass du dich im die Kinder deiner Schwester scherst. Denn dann wärst du jetzt froh, dass sie Fotos schickt. Du erwartest viel aber gibst nicht viel. Dann beschwerst du dich sie kümmert sich nicht und gehst selbst in die Opferrolle.
Herrgott nochmal, sie bemüht sich auch immer mal wieder etwas zu kitten, du bist dauernd am nörgeln und findest immer wieder doofe Kleinigkeiten ( das mit den Dingen aus dem Haus der Eltern ist lächerlich) und machst es selbst wieder kaputt. Dann bemühst du dich wieder und sie hat in dem Moment keine Lust mehr.
Steh mal drüber und geh auf sie zu. Ruf sie öfter mal an und beginne von vorn mit unverfänglichen interessierten Gesprächen. Erzähl von dir, frag nach ihr. Und hör endlich auf immer das negative zu sehen. Da hat man natürlich keine Lust anzurufen...

4

Freu dich erstmal an den süßen Babyfotos. Und das sie auf dich so zugeht.
Zu dem ersten Problem mit den Anrufen. Ich hasse Anrufbeantworter und spreche nur drauf wenn ich beruflich anrufe. Meine Geschwister und ich haben eigentlich ein gutes normales Verhältnis aber groß telefoniert wird da nicht.
Ich finde es auch seltsam wegen soetwas die Taufe zu verzögern. Und wer Pate wird sollte vor der Feier klar sein. Wäre es nicht besser gewesen vorher da direkt mit ihr drüber zu reden. Bei Paten geht es ja um eine Aufgabe und die würde einfach so nicht passen. Es heißt ja nicht das ihr nicht wollt das sie eine Beziehung zum Kind aufbaut aber das begleiten im kirchlichen Glauben kann ein Pate Vorort einfach besser.
Die Streitigkeiten nach den Todesfällen finde ich sehr schwierig. Jeder geht mit seiner Trauer anders um. Vielleicht konnte sie nach dem Tod deines Vaters nicht sofort kommen. Meine Tante konnte das Haus meiner Großeltern nicht betreten nach deren Tod. Sie geht auch nicht auf den Friedhof, einfach weil sie es nicht kann. Und ich fände es komisch ihr da was vorzuwerfen. Es ist ihre Art damit umzugehen. Aber wie bei euch gab es dadurch innerhalb der Familie hier sehr viel Stress. Auch wer was macht und wer was bekommt.
Sie ist emotional vielleicht nicht so gefestigt wie du. Eure Mutter scheint sie früher oft in Schutz genommen zu haben und ihr Mann jetzt. Sie bleibt natürlich dann in diesem Schutz und ihrer Komfortzone. Sie wurde und wird dadurch in ihrem Verhalten bestätigt. Sie sieht nicht das du es als Falsch betrachtest.
Beide Seiten haben ihr Leben und ihre Art dieses zu leben. Sollte man unter Geschwistern den anderen nicht nehmen wie er ist. Hat sie dich extra verarscht oder ist sie einfach anders?

5

Hallo michel,

Ich kann absolut nachempfinden, wie du dich fühlst. Ich bin in dem Fall die große Schwester mit dem kleinen Bruder.

Ich weiß, wie es dir geht. Man tut und macht und es ist meistens doch nicht gut genug.
Man kann definitiv Dankbarkeit erwarten, wenn man sich ständig um „alles“ kümmert. Aber auf sowas kann man lange warten.
Ich verstehe, dass dich das verbittert. Vor allem, wenn ihr früher ein sehr inniges Verhältnis gehabt habt.

Ich würde an deiner Stelle den Kontakt ein wenig zurückschrauben, wenn es dir so schlecht damit geht. Das bringt ja auch nichts. Ihr seid immer noch Familie und es ist vollkommen in Ordnung sich auch mal zurückzuziehen.

Nach einer der vielen unglaublich dummen Aktionen meines Bruders habe ich auch mal den Kontakt für ein halbes Jahr komplett abgebrochen. Ich hab mich immer wieder für ihn eingesetzt und ihm geholfen wo ich konnte. Der Dank waren jedesmal Vorwürfe, Beleidigungen etc. Da reichte es mir.

Halte den Kontakt in einem Maße der für dich gut ist. Alles andere würde die Beziehung nur schlimmer machen. Lass ein wenig Zeit vergehen und dann schaut ihr einfach, dass ihr wieder zueinander findet.

Bei mir und meinem Bruder ist das Verhältnis irgendwann besser geworden - nicht so, wie ich es mir wünsche, aber ich kann damit leben.

Ich wünsche dir alles Gute

Laura

9

Meine Güte, selten einen Text gelesen, mit dem der Schreiber derart unentspannt, egozentrisch und anstrengend rüberkam...

Ja, deine Schwester sollte den Kontakt zu dir abbrechen.

10

Danke für die vielen, ehrlichen Rückmeldungen, die meine Selbstwahrnehmung ganz gut zurechtgerückt haben. Es stimmt, dass ich Fehler gemacht habe.

Ich scheine wirklich zu viel zu erwarten. Vor dem meinem Eintrag dachte ich, dass mir wenigstens ein bisschen Anerkennung zusteht, wenn ich neben meinem eigentlichen Job acht Stunden pro Woche für meine Schwester Schriftverkehr und sonstigen Bürokram erledige. Das wird auch leider für die nächsten Montage erstmal so bleiben wegen der Geschäfte unseres Vaters, die gerade gezogen werden müssen.

Ich habe einfach überreagiert und bin verbittert geworden, weil ich mich mit dem ganzen Krempel einfach allein gelassen gefühlt habe. Aber auch weil die Zeit von meiner Familienzeit abgeht und ich mir immer vorgestellt hatte, wie meine Schwester jetzt vor dem Fernseher sitzt, während ich am Schreibtisch arbeiten darf. Nebenher versuchen wir noch, ein Haus zu bauen, aber das ist nun wirklich nur unser Problem, dass das zufälligerweise in diese schwere Zeit fällt.

Irgendwie muss ich es eben schaffen, meine Erwartungen zurückzunehmen.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------

@ wardamalharda

Da stimme ich dir zu. Abbrechen war natürlich zu überspitzt formuliert. Ich muss einen Modus finden, wie ich den Kontakt einschränken kann. Familienbesuche sind ohnehin nicht mehr möglich, weil meine Frau sie seit dieser letzten Zeit absolut nicht mehr ausstehen kann.
Deinen letzten Satz sehe ich nicht ganz so. Der Kontakt zu Familienmitgliedern muss nicht auf Biegen und Brechen aufrechterhalten werden, wenn es hinten und vorne nicht passt. Das heißt ja nicht, dass man sich nie wieder im Leben sehen wird.

@mimimika

Ja, Abstand werde ich jetzt erstmal brachen und ich muss diesbezüglich auch den Anspruch an mich als treusorgender Bruder herunterschrauben. Gerade in dieser Phase mit ihrem Neugeborenen wird sie mir diesen Abstand dann negativ auslegen, aber da muss ich durch.
Kindergarten: ja! Gefeiert werden wollte ich nicht, nur ein kleines bisschen Anerkennung oder Interesse an dem, was ich da jeden Abend mache, nachdem die Kinder ins Bett gebracht wurden.
Ich freue mich ja über die Kinderfotos.
Dass sie mit ihrer Therapeutin und ihrer Freundin über den Inhalt meiner Mails gesprochen hat, hatte sie mir einige Monate danach gesagt. Ich hatte mir gewünscht, dass sie mit mir darüber spricht.

Thema Taufpatin: Bei Christen ist es (zumindest in meinem sozialen Umfeld) eine gewisse Ehre und ein großer Vertrauensbeweis, wenn man von Eltern gefragt wird, ob man der Taufpate des eigenen Kindes werden möchte. Wie katehannah geschrieben hat, ist damit aber auch eine Aufgabe verbunden, auch „sollte“ eine lebenslange Beziehung zum Kind aufgebaut werden. Meine Vorstellung war zeitlebens, dass meine Schwester die Taufpatin eines meiner Kinder werden sollte. Leider war das aufgrund des Auseinanderlebens und nicht zuletzt aufgrund der Abneigung meiner Frau nicht möglich. Das meine Hoffnung war, dass sich unser Verhältnis irgendwann entspannen würde, hatte ich die Tauffeier soweit wie es gegenüber meiner Frau ging, hinausgezögert („überlicherweise“ werden Kinder im Säuglingsalter getauft .. unser Sohn war bereits drei). Ich bin davor nicht zu ihr gegangen und habe ihr gesagt: Wenn du Taufpatin werden willst, musst du dich ab jetzt so und so verhalten. Das wäre aus meiner Sicht absolut daneben gewesen. Wie auch immer. Die ganze Familie inklusive ihr wussten vor der Feier, dass sie nicht Taufpatin werden würde. Trotzdem ist sie während der Feier entrüstet abgereist, weil sie nicht Taufpatin geworden ist. Die Feier war „verdorben“ bedeutet, dass die Stimmung ab dann schlecht war.

@ chikiloo
Sie hatte davor bereits viele Krisen wegen verschiedenen Dingen. Da habe ich mich immer bei ihr einquartiert und viel mit ihr geredet. Dieses Mal bin ich nicht zu ihr gefahren, weil ihr Freundin und ihre Mutter bereits bei ihr waren und ich sie telefonisch unterstützt habe. Außerdem habe ich selbst eine Familie mit kleinen Kindern, die mich auch brauchen … und einen Job.
Wo kümmert sie sich?
Für war es letztendlich auch ok mit den Dingen aus dem Haus. Ich wollte sie nur zur Rede stellen und mit ihr besprechen, ob ich jetzt auch Dinge mitnehmen darf, die mir gefallen. Bevor ich das bereden konnte hatte sich aber leider ihr Mann dazwischengeschaltet.
Das mit den unverfänglichen Gesprächen hatten wir probiert. Aber es verlief dann im Sand, weil nur ich mich fünfmal bei ihr gemeldet hatte und dann keine Lust mehr hatte. Aber ja, ich hätte am Ball bleiben sollen.

@ katehannah
Sie musste doch gar nicht auf den Anrufbeantworter sprechen. Ich habe sie immer noch am gleichen Abend zurückgerufen, wenn ich ihr Nummer in der Anrufliste sah.
Wer Pate wurde, war bereits vor der Feier klar (siehe letzter Absatz bei @mimimika). Sorry, da hatte ich mich missverständlich ausgedrückt.
Nein, sie hat mich nicht extra verarscht. Sie kann eben nicht anders. Aber es kam mir eben immer so vor, dass ihr Wesen für sie eigentlich ganz praktisch ist, weil sie dann immer einen Grund und eine Entschuldigung für alles hat und sich aus der Verantwortung ziehen kann.

@ laulita
Ja, ich denke es entspricht meinem Wesen, dass ich Dankbarkeit erwartete. Aber ich bin zuversichtlich ich kann da umdenken und mir diese Erwartung – zumindest in Bezug auf meine Schwester und ihren Mann - abgewöhnen.
Alles Gute für die Beziehung zu deinem Bruder!

@Linnea11
1. Es ist genau zweimal passiert, dass sie den AB erwischt hat. Sonst habe ich immer direkt abgenommen. Diese beiden Male waren ihr zu viel. Bzw. waren auch Jahre danach ihre Begründung, warum sie nicht bei uns anrief. Dass ich sie immer zurückgerufen hatte, habe ich weiter oben schon geschrieben. Sorry, wenn das so in meinem ersten Text nicht drinstand.
2. siehe @ chikiloo, erster Abschnitt
3. ok, akzeptiert. Aber ich glaube das kann man so und so sehen. Wenn der Vater stirbt, ist es aus meiner Sicht selbstverständlich, dass man schleunigst zur Familie kommt, unabhängig davon, was die Mutter wünscht.
4. Da habe ich mich falsch ausgedrückt… siehe @mimimika, letzter Absatz
5. Freudensprünge will ich nicht. Ich hätte mir eine gewisse Reaktion gewünscht .. aber da sind wir wieder bei meiner überzogenen Erwartungshaltung .. und deshalb hast du eigentlich recht.

@sandelholzbaum
Das ist mir beim nochmaligen drüberlesen heute auch aufgefallen… Vielleicht ist das der Grund, warum meine Schwester mich nie angerufen hat. :-(
Vielleicht tu ich ihr sogar einen Gefallen, wenn ich den Kontakt abbreche…

Also, nochmals vielen Dank für eure Antworten. Ich hoffe, der Thread war einigermaßen unterhaltsam. Anstrengend, egozentrisch und unentspannt kommt ja auch in jeder Soap vor ;-)

12

Nur ganz kurz: Ein sinnvolles wohlwollendes Gespräch beginnt eher nicht mit "ich wollte sie nur zur Rede stellen..." und auch Protokolle über dei eigenen Glanzleistungen, die dem schwächeren Gegenüber unter die Nase gerieben werden tragen dazu wenig bei.

11

Herzlichen Glückwunsch!
So eine Schwester habe ich auch.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß, ja. Aber ich habe konsequent gesagt, das ich keinen Kontakt mehr will da sie auch so Mittelpunktsbezogen war als es um meine Hochzeit und mein Kind ging. Wobei sie im selben Jahr geheiratet hat und ein Kind bekommen hat. Aber das schmeckt solchen Menschen halt nicht.
Das hat nach sich gezogen, das auch kein Kontakt mehr zum Rest der Familie besteht, die ihr ihre Märchen abkauft.

Ganz ehrlich: es gibt Tage, da bin ich sehr traurig. Ich vermisse eine Familie, die mich schon immer kennt und bei der ich am Wochenende Kaffee trinken kann. Aber das waren auch schon alle Interessen, die man mir entgegen gebracht hat. Völlig egal, wie viel ich mich bemüht habe. Und nun habe ich sehr viel weniger Ärger. Die Schwiegerfamilie kümmert sich sehr. Gestern rief die Schwiegermama an um zu fragen, wie mein erster Tag Zuhause war. Und sie haben schon oft angeboten mir zu helfen. Obwohl sie 250 km weit weg wohnen. Meinen Eltern waren 30 km schon zu viel für ne Tasse Kaffee.

Ich möchte solche desinteressierten Menschen nicht in meinem Leben haben.

Liebe Grüße