Hallo liebe annaczoe,
erstmal muss ich sagen, dass ich es ganz wunderbar finde, dass du bisher versucht hast dein Bestes zu geben. Großes Lob an dich und Respekt an deine Geduld
So viele Diagnosen machen dich zu recht sehr unsicher, aber ich würde dir davon abraten zu viele Therapien gleichzeitig zu machen. Das könnte deinen Sohn überfordern. Zu viele Termine, es wird zu viel von ihm gewollt und verlangt. Das könnte gerade ins Gegenteil umschlagen und besonders seinen Aggressionen die Krone aufsetzen.
Mein Tipp an dich lautet: nehme es an und liebe dein Kind so wie er ist. Tu ihm Gutes, dass seiner Entspannung und Ausgeglichenheit dient.
Der Sohn einer Bekannten (7 Jahre) hat ADHS und sie sorgt regelmäßig dafür, dass er einen "entspannenden Ausgleich" zur Schule hat. Sie hat bemerkt, dass er durch Schule, Sport und Therapie viel zu sehr unter Anspannung steht, was sich bei ihm in Aggression zeigt. Es wurde statt besser immer schlimmer. Nun geht sie viel mit ihm schwimmen, da er sich da auspowern, aber auch mal im Wasser treiben lassen und abschalten kann. Sie berichtet mir immer, dass er danach wie ausgewechselt ist und sie am liebsten jeden Tag gehen würde. Auch macht sie mit ihm Spaziergänge im Wald bei schönem Wetter. Niemand um sie herum, er kann einmal so sein wie er wirklich ist. Ohne all diese Zwänge und Regeln unserer Gesellschaft. Damit tut er sich nämlich auch schwer. Ständig still zu sitzen, zuzuhören, zu arbeiten wenn man es von ihm verlangt. Nun wird es langsam besser und vielleicht hilft es euch beiden ja auch.
Damit will ich dir von Therapien nicht grundsätzlich abraten, ganz im Gegenteil. Nur zu viele Köche verderben den Brei, deshalb gehe die Sache ruhig und überlegt an. Diese Experten haben dein Kind für einen Moment gesehen und ihr Urteil gefällt. Du siehst ihn schon sein ganzes Leben. Du weißt was zutrifft und was nicht. Und mute dir selbst als Mutter bitte auch nicht zu viel Streß zu. Das tut euch beiden nicht gut. Nur eine entspannte Mutter kann eine gute Mutter sein.
Hatte er denn wirklich ein Kindheitstrauma? Falsche Erziehung ist ein großer Begriff, auf den du nichts geben solltest. Für den einen ist es wichtig, dass ein Kind mit 2 Jahre perfekt mit dem Besteck umgehen kann, anderen ist das vollkommen egal. Erziehung ist Ansichtssache und übler Charakter? Also mal ehrlich, welcher Experte hat den solch eine Diagnose aufgeschrieben? Das ist ja wohl lächerlich. Den Kind ist eben besonders. Er hat andere Bedürfnisse, schwierigere, die dich als Mutter fordern. Doch du gibst dein Bestes, das spürt man und das ist mehr als gut genug! Lass dich nicht runterziehen, du machst das toll. Überfordere euch beide nicht, geht eine Sache nach der anderen an und wenn du mit der Diagnose nicht zufrieden bist, hol dir eine zweite Meinung.
Alles Gute!
Hallo,
leider gibt es in dem Bereich offenbar eine ganze Reihe von "Fachleuten", bei denen die Bezeichnung "Flachpfeifen" passender wäre...
Wir kennen auch Eltern, bei denen falsche Diagnosen bei ihren Kindern, einen Haufen Stress verursacht haben und z.T. noch verursachen.
Bei dem Punkt schlechte Erziehung sind viele Eltern betriebsblind. Da würde ich mal ein Programm, wie "Starke Eltern, starke Kinder" (vom Kinderschutzbund) mitmachen und meine eigene Erziehung überdenken.
Wenn Du dann immer noch der Meinung bist, dass Ihr das im großen und ganzen so umsetzt und in der Vergangenheit auch so oder ähnlich gehandhabt habt, und dass es trotzdem nicht klappt, würde ich den Punkt abhaken.
Ansonsten würde ich eine Erziehungsberatung machen, aber nicht beim Jugendamt, sondern bei einem anderen Träger.
Wir kennen eine Familie mit einem Asperger Autisten (12), die auch diese Palette an Diagnosen für das Kind angesammelt hatte, die Ihr da habt.
Die waren dann in einem Autismus-Zentrum, und dort wurde der Junge endlich richtig als Asperger Autist diagnostiziert. Der Kommentar des Fachmanns dort war "Ihr Sohn ist ein Autist, wie aus dem Lehrbuch.". Je älter er wird, umso mehr bestätigt sich das.
Wenn Dein Verdacht in diese Richtung geht, geht zu einem ausgewiesenen Autismus-Zentrum.
Unser Sohn ist ein leichter Träumer-ADS-ler, und ein Freund unserer Tochter ist ADHS-ler.
Wir hatten bei denen nach ihrem Kinderpsychiater/-psychologen gefragt, als bei unserem Sohn Probleme auftraten, und der hat uns kompetent geholfen. (Da war die ADS-Diagnose nur ein Nebenprodukt. Eigentlich ging es um Unterforderung in der Schule und Probleme mit der Lehrerin.)
Ich kann Euch daher nur raten, Euch von Leuten mit Kindern mit einer Diagnose einen Fachmann/eine Fachfrau empfehlen zu lassen.
Bei seiner Umgebung schlecht ankommen kann man als Kind mit allen drei Ursachen.
Schlecht erzogene Kinder halten sich für den Nabel der Welt und nerven damit.
Autisten sind ziemlich speziell. Der eine, den wir kenne, ist sogar unbeschulbar, weil er sehr aggressiv wird, wenn jemand seine innere Ordnung stört. Die anderen Kinder haben Angst vor ihm.
Andere Autisten haben andere "Macken", die die anderen Kinder abschrecken.
ADHS-ler können auch extrem nerven. Der Freund (11) unserer Tochter hatte früher gar keine Freunde. Mittlerweile, nach einer längeren Therapie, sieht er zumindest sein Fehlverhalten und versucht, es zu ändern. Die Schule gibt sich auch viel Mühe, ihn zu integrieren, und mittlerweile hat er eine regelmäßige Spielverabredung mit unserer Tochter und ist auch öfter mal mit anderen Kindern verabredet.
In der Schule nimmt er Medikamente, weil er selbst sagt, dass ihm das hilft.
Diese Therapie war übrigens keine einfache Ergotherapie, sondern bei seinem Kinderpsychiater/-psychologen.
Unser Sohn (8) findet eigentlich in der Schule und in der OGS immer jemanden zum Spielen und hat drei enge Freunde.
Er hat im 2. Schuljahr Probleme gehabt, angemessen auf verbale Provokationen anderer Kinder zu reagieren und gleich geschlagen.
Da haben ein paar Therapiestunden bei dem Psychiater/Psycholgen und dessen Empfehlungen, wie wir daran arbeiten können, gut geholfen. MIttlerweile geht unser Sohn es dem Lehrer sagen, wenn er geärgert wird und das andere Kind sich durch Worte nicht einbremsen lässt.
Schlechter Charakter ist keine Diagnose, und ein Trauma bemerkt man ja wohl als Eltern, weil sich das Kind plötzlich anders verhält. Ich nehme ja an, dass Ihr Euren Sohn nicht adoptiert habt und wisst, wie sich sein Verhalten seit seiner Geburt entwickelt hat.
LG
Heike
Bist Du sicher, dass man ein Trauma in jeden Fall merken würde? Dann würden ja alle Missbrauchsfälle sofort aufgedeckt.
Hallo Ihr Lieben,
Wow ich bin ein bisschen überwältigt von der Resonanz.
Ich habe mir eure Beiträge durchgelesen und danke euch sehr für die lieben Worte.
Besonders hilfreich ist es zu lesen, dass es mehr Familien mit ähnlichen Herausforderungen gibt.
Ich werde meinen Sohn niemals aufgeben und ich liebe ihn natürlich, egal wie er ist.
Weil so viele gefragt haben wer welche Diagnose gestellt hat:
Psychologin der Beratungsstelle vom JA: ADS
Die Psychologin beim Kinderarzt hat Asperger vermutet (übrigens hat meine Mama erzählt, dass sie das gleiche bei mir damals vermutet haben).
Wir sind mit meinem Sohn zur Autismusberatung gegangen
Dort vermutet man, dass er definitiv in das Spektrum Autismus passt, aber kein typischer Asperger ist.
Die Ergotherapeutin sagt er hat eine Verhaltensstörung, welche ggf. durch Lärm ausgelöst wird.
Der Pädaudiologe hat keine Auffälligkeiten festgestellt.
Die sozialpädagogische Beratung hat gesagt, dass es ggf. charakterbedingt ist und durch Routine wir ihm beibringen müssen, was gut und was schlecht ist. Da er keinen moralischen Kompass besäße.
Die Schulpsychologin möchte das Umfeld testen und uns einen Erziehungskurs ans Herz legen.
So oder so braucht er etwas Unterstützung. Ich bin die Gänge zum Arzt Leid und kann mir das beruflich nicht mehr lange leisten.
Wir haben demnächst noch einen Termin, wenn ich alle Untersuchungsergebnisse zusammen habe mit den Schulpsychologen. Das Ziel der Schule ist es, dass der Kleine besondere Sozialpädagogische Förderung bekommt und vllt einen Helfer im Unterricht.
Im Hort darf er mittlerweile nur noch mit anderen Kindern interagieren, wenn sein Erzieher neben ihm sitzt.
Ich hoffe, dass wir bald einen Fahrplan haben und wenn der so aussieht, dass alle die Situation akzeptieren müssen ist mir das auch recht.
Ganz liebe Grüße,
Anna