Geburtstag des verstorbenen Vaters

Guten Abend,

mich würde einmal eure Meinung und eure Sichtweise interessieren.
Und zwar geht es um meinen verstorbenen Vater (dieser verstarb vor 4 Monaten). Er hätte heute seinen 70.Geburtstag feiern dürfen. Leider kam es ja nicht mehr dazu.

Für meine Mutter und mich war es ein schwerer Tag. Wir haben Blumen und eine Kerze an sein Grab gestellt. Ich schlug vor, dass wir Kaffee trinken und Kuchen essen-in Erinnerung an ihn und wollte eigentlich meinen Bruder dazu einladen.
Da es meiner Mutter die Tage aber zunehmend schlechter ging, haben wir uns geeinigt, dass wir es lassen mit dem "Beisammen sein", also meine Mutter und ich einigten uns darauf.

Jetzt haben wir irgendwie den ganzen Tag darauf gewartet, dass mein Bruder sich mal meldet bei meiner Mutter. Oder nach der Arbeit vorbei schaut... Ist nur 5km entfernt.
Aber nix kam. Das hat uns schon etwas traurig gemacht, ehrlich gesagt.
Es wirkt halt so "vergessen".

Mein Mann hatte sich einen Termin heute nach der Arbeit gemacht. Friseur und dann mit Freunden treffen.
Auch das finde ich irgendwie unpassend.

Ich bin über beide ein wenig enttäuscht. Werde es ihnen aber auch noch mal bei Gelegenheit sagen.

Nun würde mich mal interessieren, hebe ich dieses Datum zu hoch?
Würdet ihr an meiner/unserer Stelle auch enttäuscht sein?
Wie habt ihr solche" besonderen Tage" verlebt... Also, wenn ein nahes Familienmitglied verstarb.
Einfach so den Tag hinter euch gebracht, ignoriert, etwas besonderes gemacht?

Vielen Dank für eure Meinung.
Gruß, Mery

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Zum einen trauert jeder anders und ich finde es auch wichtig zu akzeptieren, dass das so ist.

Außerdem sollte man auch über einen Gedanktag sprechen, es liest sich etwas so, als ob Du das erwartest, aber nie irgendwas gesagt hast. Zu mindest zu meinem Mann hätte ich gesagt, dass es Dir wichtig ist, dass er an dem Tag zu mindest dieses Jahr nicht ganz normal Alltag macht, sondern abends für Dich da ist.

Bei deinem Bruder hilft wohl auch nur nachfragen. Nur weil er sich nicht bei Euch meldet, heißt es ja nicht dass er nicht an den verstorbenen Vater denkt. Sicherlich wäre es schön gewesen die Mutter zu fragen wie es ihr geht. Aber vergessen heißt das doch noch lange nicht.

Mein Opa ist zwei Monate vor dem 85 Geburtstag verstorben und an seinem Geburtstag sind meine Mutter und ihre Geschwister, sofern sie Urlaub bekommen haben, teilweise auch die Ehepartner mit meiner Oma zu einem Gottesdienst gefahren (in eine Klosterkirche in der Nähe in die auch meine Großeltern gerne hin und wieder zum Gottesdienst gingen) und danach zum Friedhof und sie waren Mittagessen zusammen. Wir Enkel waren da aber nicht dabei.

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Ja da hast du schon Recht. Ich habe weder meinem Bruder noch Mann etwas gesagt und kann dieses natürlich auch nicht erwarten. Das ist mir klar.

Und auch, dass jeder anders trauert. Das soll auch so sein und ist gut so.

Es stimmt schon, dass ich es erwartet habe. Zumindest, dass mein Bruder sich wenigstens bei meiner Mutter meldet. Sie tat mir halt besonders Leid.
Ich weiß, nur weil ich so denke, muss das kein anderer tun.
Daher ist es auch gut für mich andere Meinungen und Erfahrungen zu lesen. Danke.

Das ist eine schöne Geste gewesen für deinen Opa.
Ganz so "groß" habe ich es ja nicht erwartet. Aber für deine Oma sicher eine tolle Stütze an diesem, für sie sicher schweren, Tag.

#winke

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Hi du,

kann dir nachempfinden, auch wenn mein Papa schon vor 13 Jahren gestorben ist.
Der Geburtstag bleibt natürlich etwas Besonderes, vor allem für meine/deine Mama.
Da ich 700 km von daheim weg wohne habe ich anfangs immer eine Kerze angezündet vor einem Bild von ihm und vom Grabstein und natürlich habe ich an diesem Tag auch bei meiner Mutter angerufen, allerdings habe ich das Thema Geburtstag vermieden.

Dein Bruder allerdings ist nunmal ein Mann, genauso wie dein Gatte, sie vergessen Geburtstage vermutlich meist sowieso und möglicher Weise ruft zumindest dein Bruder aber auch nicht an, um nicht unnötig in Wunden zu bohren.

Natürlich würde auch ich es bei Beiden ansprechen, aber vorwurfsfrei und mit der Bitte, ob man es im kommenden Jahr anders machen könnte.

Wunden verheilen mit der Zeit, auch wenn es jetzt noch unvorstellbar ist, aber die letzten 3 oder 4 Jahre habe ich zwar meine Mutter angerufen zu Weihnachten, aber das mein Papa einen Tag zuvor Geburtstag gehabt hätte ist mir erst im Nachhinein eingefallen, dann kam kurz das schlechte Gewissen. 13 Jahre ist echt lang, er hat weder meine Hochzeit, noch 4 von seinen 5 Enkeln kennenlernen dürfen, einfach nur traurig.

Wünsche euch alles Gute 🍀 ❤️

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Danke dir für deine lieben ehrlichen Worte.

Eine Kerze vor seinem Bild anzünden ist eine schöne Idee, die mir auch schon gekommen ist.

Es stimmt schon. Es sind Männer. Aber dennoch finde ich, dass man an Geburtstage denken kann. Naja. Gut, das ist ein Thema für sich.
Nein. Einen Vorwurf mache ich nicht. Aber ich möchte schon sagen, dass ich es etwas schade fand und das man doch solche Anlässe vielleicht nutzen kann um sich zu sehen.
Das mit den "Wunden aufreißen" schließe ich aus. Aber danke für den Gedanken.

13 Jahre. Das ist wirklich eine lange Zeit. Es tut mir Leid, dass er bei diesen wichtigen Ereignissen nicht dabei sein konnte.
Da bin ich sehr dankbar, er konnte seinen Enkel nämlich noch kennen lernen, starb dann 4 Wochen später. Traurig, dass meine Kinder nicht mit ihm aufwachsen bin ich dennoch. Aber wem erzähle ich das?!?
Die Zeit heilt wohl Wunden und die Gedanken werden sich ändern.
Dein Papa wird sicher nicht nur an seinem Geburtstag in deinen Gedanken sein.

Alles Gute ebenfalls für dich und deine Familie.

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Hallo, warum hast du deinem Bruder nicht einen Wink gegeben? Deiner Mutter zuliebe. Oft haben's Männer nicht so mit Daten. Ich denke nicht, dass sie es böse gemeint haben. Sie waren wahrscheinlich so gefangen in ihrem eigenen Leben gerade, dass das Datum untergegangen ist.
Ich würde es ansprechen, aber kein Fass aufmachen.
VG

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Jeder geht anders mit seiner Trauer um - und man sollte an niemanden in dem Sinne Erwartungen stellen.

Ich weiß, das sowas schmerzhaft ist. Ich habe vor fast vier Jahren meinen großen Bruder verloren. Er war für mich in der Kindheit meine hauptbezugsperson. Ich denke zwar an seinem Todestag an ihn, aber so richtig gedenken mache ich auch an seinem Geburtstag. Aber da ich weiß, das mein Bruder nicht gewollt hätte, das ich deprimiert irgendwo rum sitze, gehe ich dennoch meinen üblichen tageswerk nach. Aber ich mache auch etwas besonderes - esse ein Stück Kuchen für ihn, höre seine Musik oder schaue einen seiner liebsten Filme. Ich mache das für mich und ihn alleine. Mein Mann muss nicht mitwirken, obwohl er auch viel Zeit mit ihm verbracht hat. Und ich nehme ihm das auch nicht krum. Denn jeder begeht solch einen Tag anders.

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Hm, ich glaube auch, dass deinem Bruder und deinem Mann diese Erwartungshaltung von dir gar nicht bewusst ist.
Ich gedenke still immer den Geburtstag meines Vaters, keine Ahnung wie mein Bruder und meine Mutter mit dem Tag umgehen. Da es kein Grab mehr gibt, zünde ich hier eine Kerze an und "spreche" mit ihm. Manchmal habe ich auch mit meiner Oma telefoniert und über ihn gesprochen. Aber nur weil ich bei ihr das Gefühl habe, dass ihr das auch hilft. Für die anderen Beiden scheint mir diese Form des Gedenkens wenig hilfreich. Da ist vieles noch unverarbeitet und ich kann diese Last nicht mittragen. Daher bleibe ich mit meiner Trauer lieber alleine. Vielleicht geht es deinem Bruder ja auch so?

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Mein Papa ist auch tot, wenige Tage nach seinem 70. Geburtstag verstorben. Ich habe die ersten zwei Jahre meine Mama unterstützt, aber das war nicht meine Vorstellung von trauern - ich mach das gerne für mich, alleine oder bei meinem Mann. Aber generell sind die Geburtstage für mich nicht sooo wichtig, die Trauer überrollt mich in ganz anderen Momenten, zum Beispiel bei einem bestimmten Lied, wenn ich mit seinen Hobbies konfrontiert werde, wenn mir seine Sprüche in den Sinn kommen... mal ist mir dann zum lachen, mal zum heulen zumute - aber es sind immer meine Gefühle und darüber zu reden und dann gemeinsam zu trauern tut mir einfach nicht gut.

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Ich werfe mal in den Raum, dass vor allem Männer häufig solche Daten nicht im Kopf haben.

Mein Mann würde jeden Geburtstag vergessen, wenn ich ihn nicht erinnern würde. Da steckt manchmal nicht mehr dahinter.

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Hallo,

jeder Mensch geht anders mit der Trauer um. Und vielen hilft es mit dem Alltag und dem Leben weiter zu machen. Ich weiß, daß viele meiner Verwandten sich im Falle ihres Todes wünschen, daß wir unser Leben normala weiterleben.
Für dich und deine Mama ist dieses Datum wichtig. Und wenn du nicht über deine Erwartungen mit den Männern gesprochen hast....was sollen sie denn tun? Und warum ist es unpassend trotzdem zum Friseur zu gehen und sich mit Freunden zu treffen? Soll man allein oder nur mit der Familie an diesem Tag zusammen sein?
Ich habe meine eigenen Rituale damit umzugehen. Meist habe ich mich in Arbeit verkrochen, weil sie mir Halt gab und ich eine Aufgabe hatte.

LG
Affäre

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Jeder geht mit Trauer anders um.

Manche gehen am Geburtstag des Verstorbenen zum Grab.
Andere melden sich bei den Angehörigen.
Andere denken leise für sich daran.

An meinen Onkel denke ich jedes Jahr, seit vielen Jahren. Meiner Tante rufe ich deswegen aber nicht an. Ich weiß, dass es schwer ist für sie. Würde ich mich melden, wäre es noch schwerer. Wir haben darüber mal gesprochen.