leeres Elternhaus als letzten Anker in der Familie

Hallo zusammen,

ich möchte es kurz machen. Bin 45 J. habe einen schwierigen, pubertierenden Sohn mit 12 und einen Workaholic als Mann, für den seine Arbeit im Vordergrund steht.
Dementsprechend selten ist er zuhause. Ich habe auch das Gefühl, seit meine Mutter nicht mehr da ist, entfernen wir uns auch immer mehr voneinander.
Meine Herkunftsfamilie besteht noch aus meinem Bruder, wir haben ein sehr oberflächliches Verhältnis, er hatte noch nie groß Interesse an mir, und aus meinen zurückgebliebenen Schwägerinnen mitsamt Nichten und Neffen. Ich bin das Nesthäkchen, einziges Kind von meiner Mutter, meine Geschwister waren 15- 20 Jahre älter als ich, und das Verhältnis war nie sonderlich gut. Sie nahmen es meinem Vater übel, dass er nach dem Tod seiner ersten Frau, mit meiner Mutter und mir eine neue Familie gegründet hat. Er hat sie dann mehr oder weniger im Stich gelassen. Nun, als Kind war ich einfach da, und wollte von allen Geschwistern akzeptiert werden, aber das war nie der Fall.

Nun ist mein Vater seit über 20 Jahren tot und meine sehr geliebte Mutter, wir haben ein super Verhältnis gehabt, ist seit einem Jahr auch gestorben.

Sie hinterlässt eine große Lücke, die emotional niemand auffüllen kann.

Jetzt will meine Nichte mein Elternhaus kaufen, aber das bringe ich nicht übers Herz. Ich kann es auch nicht an Fremde verkaufen oder vermieten. Nur an gute Freunde oder Bekannte, aber da besteht kein Bedarf.
Sobald ich nämlich dieses Haus betrete ,strahlt es für mich auch nach einem Jahr noch soviel Wärme und gute schöne Erinnerungen aus, vor allem an meine lieben Eltern und an meine Oma.
Dieses Haus ist mein letzter Anker in dieser für mich so kalt gewordenen Welt.
Ich fühle mich oft einsam und allein.

Aber es steht ja schon seit einem Jahr leer.

Was soll ich nur tun?

Es kann ja auch nicht ewig leerstehen bleiben.


Grüße

florentina

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Nein es kann nicht leerstehen, da geht es kaputt - und das willst Du ja wohl auch nicht.
Du bist 45 Jahre alt und klingst wie ein vereinsamtes, kleines, immer noch Nesthäkchen-Mädchen - entschuldige bitte, aber ich bin immer ehrlich.
Es wird wohl langsam Zeit, vollends erwachsen zu werden. Auch wenn Dein Mann arbeitswütig ist, setzt euch mal zusammen und beratet, was zu tun ist. Aus emotionalen Gründen den Wert eines Hauses Monat für Monat zu vernichten ist schon sehr "Wolkenkuckucksheim". Was spricht denn gegen Deine Nichte? Es wäre doch wenigstens Familie und nicht irgendwelche Fremde?
Wahrscheinlich willst Du garniemand anderen als Dich selber dort sehen - kannst Du nicht mit Deiner Familie dann dort einziehen, wenn es nicht anders für Dich vertretbar ist? Trete mal drei Schritt zurück und schau "von außen" auf die Situation, vielleicht kannst Du dann etwas weniger emotional entscheiden. Im Moment hängst Du Deine gesamte "Nesthäkchen-Zeit" an dieses Haus. Aber es wird nie mehr so sein, das ist nun mal so. Für sein eigenes Wohlbefinden sind übrigens nicht die anderen verantwortlich, sondern man selber - diese Erfahrung musste ich auch schon mehrfach machen.#liebdrueck
LG Moni

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Also das Haus steht nicht ganz leer, das Dachgeschoss ist vermietet. Miete bekomme ich.
Wir können selbst nicht einziehen und wenn ich es an meine Nichte verkaufe, kann es gut sein, dass mein Bruder danach den Kontakt ganz abbricht, wohingegen man mit dem Rest der Familie noch mehr Kontakt hält. Aber ich bin ja nur die Halbschwester. Stand immer mittendrin und gehörte nirgendwo richtig dazu. Und dann soll ich zusehen ,wie sich alle in meinem Elternhaus treffen und ich werde nicht eingeladen. Auf keinen Fall!

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Dann würde ich lieber fremd verkaufen, an eine nette Familie mit Kindern - man muss ja nicht hetzen und kann sich die Leute aussuchen. Rücksichten auf andere Familienanimositäten brauchst Du ja nicht nehmen, wie ich das sehe. Wenn Du ohnehin das Gefühl hast, nicht dazuzugehören? Mein Mann und ich waren 35 Jahre verheiratet und ich gehörte zu seiner Familie auch nie dazu - mir war das aber persönlich sowas von wurscht. Wir hatten unsere eigene Familie und fertig. Manchmal muss man einfach auch einsehen, dass Blut wirklich nicht immer dicker ist als Wasser - und Freunde oft die bessere Familie sind.....musste ich auch - tut wirklich oft verdammt weh, ist aber nicht zu ändern.
LG

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"Dieses Haus ist mein letzter Anker in dieser für mich so kalt gewordenen Welt.
Ich fühle mich oft einsam und allein."

Der Punkt ist wichtig. Daran solltest du arbeiten. Das Haus ist leider ein schlechter Anker dafür - so verständlich deine Gefühle sein mögen. Es wird verfallen.

Du solltest besser Halt woanders finden, in dir selbst, bei Freunden, deiner Kernfamilie.

Was macht dir am Leben Freude? Wo hast du Spaß? Oder Zufriedenheit? Was machst du gerne?

Setze daran an!

Was das Haus betrifft solltest du keine überstürzte Entscheidung treffen. Aber auch nicht zu lange warten.

Vielleicht bis Sommer? Such dir jemanden mit dem du alles bereden kannst - am besten einen bezahlten Profi.

LG

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Das ist es ja gerade. Da ist nicht viel mit Kernfamilie. Mein Sohn ist voll in der Pubertät und mein Mann glänzt oft mit Abwesenheit. Und meine ehemals beste Freundin, mit der ich über alles reden konnte zieht sich schon seit Jahren immer mehr zurück. Jeder ist mit seiner Familie beschäftigt....
Und wenn ich das Haus an meine Nichte verkaufe, kann es sein, dass sie dann den Kontakt zu mir ganz abbrechen. Aber zum Rest der Familie trotzdem noch Kontakt halten. So nach dem Motto, du gehörst ja zur "zweiten" Familie , bist ja nur ne Halbschwester. Das ist jetzt leider schon teilweise der Fall.
Wenn bei mir alles gut laufen würde, würde ich nicht so an diesem Haus hängen, glaube ich.

3

Ich hatte ein sehr gutes Verhaeltnis zu meinen Grosseltern. Sie hatten ein sehr idyllisches Haus, schoene Erinnerungen. Ein Maler hat davon zu Lebzeiten meiner Grosseltern ein schoenes Bild gemalt. Ich habe Fotos und videos von der schoenen Zeit mit meinen Grosseltern dort. Diese Erinherungsstuecke habe ich und meine Kinder schauen sich auch alles gerne an. Das Haus wurde aber verkauft. Waere ja schade drum. Vielleicht suchst du dir was tolles Sinnvolles, ehrenamtliche Jobs . Es gibt auch ausserhalb der Familie tolle Leute.

5

Ich habe immer schon viel im Ehrenamt gemacht, auch jetzt noch. Leider löst das mein Problem nicht. Siehe mein Beitrag oben. Ich möchte auf keinen Fall wieder zum Außenseiter werden, wenn ich es an meine Nichte Verkaufe.

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Hallo,

erstmal eine Verständnisfrage: das Haus gehört allein dir, weil es aus dem Besitz deiner Mutter kommt und du bist die Alleinerbin? Dh deine Halbgeschwister hatten nie einen Anspruch darauf? Und du hattest noch zwei weitere Halbbrüder (‘zurückgebliebene Schwägerinnen' bzw Hinterbliebene :-)), die verstorben sind, und der dritte Halbbruder lebt noch und ist der Vater deiner Nichte, die das Haus (zu einem Freundschaftspreis?) kaufen will?

So wie du schreibst, hast du dein Leben lang nach Abschluss gesucht und nur bei deiner Mutter und deinen Großeltern (mütterlicherseits?) gefunden.
Und wenn du schreibst, dein Bruder würde den Kontakt abbrechen, wenn die Nichte das Haus kauft - warum? Verdächtigst du die Familie, nur deswegen Kontakt mit dir zu halten, weil die Nichte das Haus kaufen will, und dich nach Hauskauf so schnell wie möglich loszuwerden?

Dann würde ich auf keinen Fall an die Nichte verkaufen. Unabhängig davon, ob deine Wahrnehmung stimmt, und sie nur das Haus, aber nichts mit dir zu tun haben wollen, oder ob du dir das alles nur einbildest, weil du ein unersättliches Bedürfnis nach Familienanschluss hast. An deiner Stelle würde ich das Haus vermieten, zb an eine Familie, da gibt es viele, die gerne in einem haus wohnen möchten, aber nicht kaufen möchten.

Warum ist es keine Option, selbst im Haus zu wohnen? Ist es ungünstig gelegen, oder wohnt ihr bereits im Eigenheim?

Und zu deiner Einsamkeit in der Kernfamilie: Bist du berufstätig? Hast du da keine Kontakte, die sich vielleicht ausbauen lassen? Und ich verstehe, dass dich die Einsamkeit traurig macht, aber sie macht dich auch unabhängig, neue Dinge und Menschen kennenzulernen.

Nur Mut, alles ist Veränderung.

Alles gute, c

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Vielen Dank für die Antwort.
Ja, meine Mutter hat meines Vaters Anteil an seine Kinder ausbezahlt und das Haus ganz übernommen. Da steckt auch der Erbteil von meiner Oma mütterlicherseits drin.
Ich komme mit meinen verbliebenen Familienmitgliedern alle gut aus, bis auf meine Geschwister und da lebt ja nur noch ein Bruder. Mit meiner Nichte komme ich eigentlich auch gut aus, sie sieht mich auch richtig zur Familie gehören, nur der Rest von ihrer Familie nicht und das merkt man immer wieder an ihrem Handeln. Da könnte ich jetzt viele Beispiele aufführen....

Ich bin berufstätig, leider nur in einem Minijob und das ist zur Zeit gerade das Schlimme zusätzlich. Denn da bin ich ja auch wieder nur "Außenseiter" weil ich eben nur so wenig da bin. Das frustriert mich noch zusätzlich. Andererseits kann ich nicht mehr arbeiten, da wir noch einen Familienbetrieb mit Weinbergen haben.
Liebe Grüße
florentina

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Ja das klingt verwickelt - irgendwie so, als wärst du an vielen Stellen eingebunden und verpflichtet (zB Familienbetrieb), die dir aber nicht besonders viel Energie/Bestätigung/Liebe/Aufmerksamkeit zurück geben - vielleicht kannst du da etwas verändern, damit da wieder Kapazitäten frei werden für dich und Dinge, die dir was zurückgeben?
Alles gute, c

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Hallo,
wie sieht es denn finanziell bei dir aus. Das Dachgeschoss ist ja schon vermietet, wie viele Wohnungen stehen denn leer, eine oder zwei? Wäre es für dich o.k wenn du die leere Wohnung/en auch vermietest? Dein Sohn ist 12, in ein paar Jahren will er vielleicht dort einziehen, es vielleicht sogar kaufen.
Oder musst du jemanden auszahlen?

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Hallo, es ist eigentlich ein großes Einfamilienhaus, ohne getrennte Zähler für Wasser, Strom und Wärme. Mit einem großen Garten zusätzlich. Das muss man denke ich an eine Familie vermieten. Die DG Wohnung ist abgetrennt und unten um größere Teil hat meine Mutter gewohnt.

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Wäre das keine Option für dich? Hier in der Gegend sind Mietwohnung heiß begehrt.