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Ich würde mich niemals über den letzten wollen von jemandem hinwegsetzen. Ich finde das mehr als egoistisch.

Mein großer Bruder ist vor vier Jahren gestorben, er war von Geburt an schwer krank und hatte mehr als genug Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Er ist ebenfalls anonym auf einer Wiese beerdigt, eingeäschert. Ich weiß ungefähr die Reihe, in der er sich befindet, aber das ist mir nicht wichtig. Ich war seit seinem Tod nur einmal da, zwei Monate nach seinem Tod, um für ihn eine kleine Laterne vor der Wiese abzustellen (das ist in einem extra Bereich erlaubt).

Ich weiß, es tut weh, jemanden zu verlieren. Es tut mir für dich leid, das du einen lieben Menschen verloren hast. Dennoch sollte die bedingungslose Liebe zu diesem Menschen dir eigentlich ganz klar sagen, das du in jedem Falle seinen letzten Wunsch respektierst und auch einhältst.

Mein Bruder wollte such keine Feier, keine reden, keine weinenden Menschen an seinem Grab. Und das haben wir alle respektiert. Meine Mutter, ich, mein Mann und seine zwei engsten Freunde haben den Sommer darauf zusammen gegrillt und uns schöne Geschichten Erinnerungen, über ihn erzählt. Mal abgesehen von meiner Mutter, lief bei uns keine Träne, so wie er es sich gewünscht hat. An ihn denken, mit ihm lachen, ja. Aber er wollte niemals, das man wegen ihm weint.

Die Menschen haben ihre Gründe für ihre Entscheidungen und diese sollte man verstehen. Er hat sich ja nicht dazu entschlossen, um euch zu ärgern. Bitte akzeptier seinen Wunsch!

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Naja, so wie ich es kenne ist ja dich im vorhinein ein Baum ausgesucht, bzw wird dann erst ausgesucht. Wenn du anonym beigesetzt wird heißt das ja nur, dass die Stelle nicht mit Namen gekennzeichnet wird. Habt ihr ha keinerlei Einsicht in die Vorgehensweise?

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Mein Beileid!

Das mit dem "nicht billig" kann ich nicht bestätigen. Für diese Bestattungsform gibt es mittlerweile sehr günstige Online-Angebote. Dann aber vorwiegend im Ausland.

Man hat zwar kein Grab bei dieser Art der Bestattung, aber - zumindest bei Beisetzung auf dem heimischen Friedhof - eine Anlaufstelle zum Trauern, wenn man es braucht.

Wenn euch die Abschiedsfeier fehlt, könnt ihr euch im Rahmen der Familie doch trotzdem treffen und über ihn reden, Geschichten erzählen, was Gutes Essen...

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Hallo,

in meiner Familie habe ich bisher noch nicht bewusst mitbekommen, das solche Wünsche übergangen worden sind.

Aber im Freundeskreis. Eine gute Freundin starb vor 2 Jahren (mit 33 Jahren). Sie hat, als das zweite mal Brustkrebs auftrat, genaue Wünsche geäußert. Keine Kirche, keine große Zusammenkunft aller (wohl möglich von Leuten mit denen sie und ihre Familie nie groß zu tun hatte), nicht in der Muttersprache (sprachen nämlich nur die Eltern, nicht Freund usw.) Tja, der Ehemann wollte das wie gewünscht umsetzen, aber die Eltern der Verstorbenen machten es so wie sie es wollte . Groß, alles Muttersprache, in der Kirche. Der Ehemann ärgert sich heute noch maßlos drüber und findet es nicht richtig seiner Fraue gegenüber.

Ich kann nicht verstehen, warum man es anders macht wie gewünscht. Hat ja einen Grund.

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Macht es so, wie er es wollte.
Vielleicht hilft euch, selbst ein Bäumchen zu pflanzen? Es heißt ja, das Bäume ein Unterirdisches Netzwerk haben um zu kommunizieren. So wärt ihr trotzdem mit eurem Opa verbunden ❤
Mein Papa möchte auch eingeäschert und ins Meer gestreut werden. Blöd für uns, wir wohnen in Bayern 😅 also werden wir auch keine Gedenkstätte haben. Aber es ist sein Wunsch und ich würde mich nie darüber hinweg setzen.
Da aber alle Flüsse ins Meer fließen und alle Meere miteinander verbunden sind, werde ich, wenn es mal soweit ist, einfach am Ufer eines Flusses sitzen und meine guten Erinnerungen mit dem Wasser davon schicken.
So ein Grab ist teuer und macht viel Arbeit. Irgendwann wird es aufgelöst und man ist einfach weg. Das würde ich auch nicht wollen. Dann lieber einäschern und verstreuen, oder ein Friedwald, so hat vielleicht der ein oder andere Fisch bzw Baum noch was von mir.

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Ich finde man sollte sich nicht über den letzten Willen des verstorbenen hinwegsetzen. Er wollte es so und das sollte akzeptiert werden.
Vielleicht hat der eine oder andere ein Problem damit keinen Ort zur Trauer zu haben. Man kann es nicht allen recht machen, darum steht der Wille des Verstorbenen über allen anderen Wünschen der Hinterbliebenen.

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Ich würde mich darüber hinwegsetzen. Beerdigungen und Friedhöfe sind nicht für den Verstorbenen, sondern ein Ritual für die Hinterbliebenen, um Abschied zu nehmen und das Andenken zu bewahren. Darüber hat ein Verstorbener meiner Meinung nach nicht zu verfügen.

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Ich sehe das ähnlich, ich bin aber auch nicht gläubig, so dass ich nicht glaube dass der Verstorbene etwas von den Aktionen nach seinem Tod merkt. Insofern habe ich auch gar keine Vorstellungen oder wünsche was nach meinem Tod passieren soll. Ich werde das nicht sehen und kann daher schlichtweg nicht böse, beleidigt oder traurig oder dankbar sein.

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Genauso denke ich auch.

Für mich habe ich auch nur gewünscht, dass ich verbrannt werden möchte und auf dem Waldfriedhof liegen möchte, da ich keine offene Grasflächen mag und schon immer eher das Naturkind war.

In allem anderen sollen die Hinterbliebenen die freie Hand haben. Für die Kosten ist schon lange eine Versicherung abgeschlossen, die im Sterbefall Geld ausschüttet und inzwischen dürfte da auch eine stattliche Summe davon übrig bleiben für eventuelle Grabpflege oder eben für meine Kinder zum Leben.
Mir ist es doch egal, was nach meinem Tod mit meinem Körper geschieht. Davon merke ich nichts mehr. Für meine Kinder wird das aber sicherlich mal einen großen Unterschied machen. So klein wie sie im Moment sind, brauchen sie sicherlich einen richtigen Anlaufpunkt, später vielleicht eher nicht mehr so. Diese Entscheidung sollen sie völlig allein treffen, denn sie werden mit ihrer Trauer im Herzen weiter leben müssen.

Gräber sind für mich Orte der Erinnerung und für die Lebenden gemacht.

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Hallo,

Zu erst einmal herzliches Beileid zu deinem Verlust. Ich kann verstehen, dass so ein plötzliches Ableben eine groẞe Lücke hinterlässt.

Ich würde aber auch auf keinen Fall gegen den Wunsch des Verstorbenen handeln.
Meine Oma hatte damals Krebs und äusserte auch Ihren letzten Willen: Ihre Asche sollte verstreut werden. In einer groẞen Wiese unter dem Nussbaum, der mein Groẞvater vor über 20 Jahren gepflanzt hat. Die Wiese gehört zu einem Bauernhof, der in der Familie liegt.
Da dieser Wunsch etwas schwierig zu lösen war und wir gute Kontakte zu einem Bestattungsunternehmen hatten, haben wir es trotzdem hinbekommen. Offiziell wurde die Asche meiner Oma auf hoher See verstreut. Nur die Familie weiss, wo die Asche verstreut wurde. Meine Oma wollte auf keinen Fall, dass irgendwelche "falsche Freunde" sie in Ihrer Ruhe stören. Vor allem aber wollte sie Freiheit haben, deswegen auch das Verstreuen und nicht Einäschern.
Als "Grabstein" haben wir einen kleinen Stern, auf dem steht "You are always on my mind". Sie mochte Elvis.
Sie fehlt uns allen sehr, da sie die Familie zusammen gehalten hat.

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Nein ich würde mich nicht über den letzten Willen hinwegsetzen.
Mein Großvater wurde auch anonym bestattet.Da ich aber bei der Beisetzung dabei war wusste/weiß ich ja wo er ist.Außerdem hat meine Oma einen kleinen Stein mit Name,Geburtstag/Sterbedatum an die Stelle gelegt.Da gibt es auch kein Problem mit der Friedhofsverwaltung.Nach der Beerdigung haben wir noch in seiner ehemaligen Gaststätte eine "Trauerfeier"gehabt.Die Gänsefüßchen bei Trauerfeier sind deshalb weil die Stimmung nicht wirklich traurig war, jeder hat von seinen Erlebnissen mit ihm erzählt,es wurde gegessen, getrunken und auch gelacht und auch geweint.So stelle ich mir meine Beerdigung auch vor. Kein "Schade das du weg bist" sondern ein "Schön das Du da warst"

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Huhu,

meine Großeltern sind alle verstorben.
2 sind anonym bestattet, 2 im Familiengrab.
Das Grab nutzt bei uns niemandem was, weil wir alle weit weg wohnen.
Und ganz ehrlich : es macht auch keinen Unterschied, außer das es immer wieder Stress macht, weil niemand vor Ort lebt, der der Verwilderung Einhalt gebietet.

Ich trage die Erinnerungen und die Andenken mit mir.
Die Schälchen, die Kuchenplatte. Fotos. Den Spiegel. Kleine Erbstücke halt. Die sind bei mir in jedem neuen Wohnort. Da braucht es kein Grab, in dem nur der Körper verrottet oder die Asche rumsteht. Was hat das mit den Lebenden oder mit den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit zu tun?

Und wenn er keine Trauerrede möchte, dann könnt ihr das Andenken auch anders feiern. Jemand hier hat vom gemeinsamen Grillen und Erzählen berichtet, das finde ich spontan richtig schön. Wäre das nichts?

Viele Grüße
Aozora

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Das sehe ich auch so...

Ich habe ganz alte Sektgläser von meiner Oma.

Ich gebe zu, im Alltag denke ich nicht mehr viel an sie. Aber immer, wenn ich ein Glas Sekt trinke :-)