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Ich denke, mein Vater würde sich teilweise in deiner Schilderung wiederfinden. Mit dem Unterschied, dass er schon immer irgendwie intuitiver und mehr von Herzen mit seiner ersten Tochter (mir) verbunden war. Meine Schwester hat wohl seit jeher darunter gelitten, es kommt aber erst jetzt so richtig krass bei ihr zum Vorschein - mit Mitte Dreißig.
Ganz schwieriges Verhältnis zu meinem Vater und sie fühlt sich wegen allem benachteiligt, auch wenn es teilweise gar nicht stimmt. Sie hat immer Angst, nicht genug abzubekommen- egal im welcher Hinsicht. Sei es Lob, Aufmerksamkeit, Erbe...
sie ist auch eifersüchtig auf mich und kommuniziert das auch so. Generell ist sie allerdings ein eher etwas dramatisch veranlagter Charakter und ich ihr Verhalten oft unangemessen und übertrieben, aber aus ihrer Sicht ist sie seit jeher nicht gleich geliebt worden.
Scheint bei ihr wirklich eine Art Trauma verursacht zu haben. Ob es wirklich stimmt, dass mein Vater sie irgendwie nicht genauso akzeptieren konnte wie mich oder ob sie einfach schon immer anstrengend als Character war ... schwierig zu sagen.

Ein Funken Wahrheit liegt wohl immer hinter so einer Vermutung, und Kinder spüren sehr wohl, ob man sie uneingeschränkt annimmt oder nicht.

In deinem Fall sehe ich es als Vorteil, dass die ältere Tochter eh ein Papakind ist... vielleicht fehlt ihr nix. Auswirkungen spürt man aber oft erst später. Ich denke, es ist durchaus menschlich, einfach Favoriten zu haben, auch bei den eigenen Kindern... hört man so oft, obwohl es natürlich viel harmonischer wäre, wenn man immer alle gleich lieben würde. Aber wie wir wissen, ist nie alles perfekt.

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Mich verstört dieses "das Kind spürt, dass es weniger angenommen wird etc." tatsächlich ziemlich. Ich meine das jetzt überhaupt nicht als Vorwurf an deine Antwort, ich möchte mich einfach erklären.

Es ist ja vielmehr so, dass ich als Mutter einfach konsequent weniger von ihr angenommen wurde auch bevor die Scjwester da war und auch heute noch werde. Natürlich bin ich die Erwachsene und ich bemühe mich ja auch. Wie gesagt, verbringt sie eh viel mehr Exklusivzeit mit.mir, als ich mit der Kleinen. Aber wenn sie die Wahl hat, wählt sie eh immer ihren Vater, zieht sich also weitere potentielle Zeit selbst ab.

Zudem.kann ich ja nichts dafür, dass sie mich oft ablehnt, die Kleine aber nicht. Also vertieft es sich ja noch umso mehr.

Ich versuche es nun einfach mal alles einfach anzunehmen und mir keine weiteren Gedanken zu machen (oder wenigstens nicht mehr zu oft). Ich werde es ja eh nicht ändern können.

LG

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Du entstammst einer "komplizierten Familie", wo "alle um mich herum schwierig, zickig" waren, deine Mutter "sich laufend eifersüchtig bekriegt" hat, und "die Familienmitglieder die sich zu bemühen schienen, sich falsch zu verstehen und schnell gekränkt zu sein".
Zu dem weniger innigen Verhältnis zur ersten Tochter kommt hinzu, "dass sie sehr sensibel ist, sehr dramatisch, einfach auch kompliziert" ist - also eigentlich wie die Großfamilie.

Wenn es dir gelingt, deiner (Herkunfts-)Familie (und dir selbst und deiner Tochter!) das "Kompliziertsein" zu verzeihen, einfach mit der Sicht "keiner kann aus seiner Haut", hast du eine reale Chance, dass auch deine Tochter zu dir großzügig sein wird, denn auch du kannst nicht aus deiner Haut. Ein bißchen Großzügigkeit - zu den anderen UND mit dir selbst - würde dein Problem vermutlich lösen.

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👍👏

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Hallo,

ich kann dich sehr gut verstehen.

Mir geht es auch so. Ich habe 4 Söhne und mit meinem Ersten bin ich nie so warm geworden wie ich es gerne hätte.
Lieben tue ich sie Alle, aber bei meinem Großen habe ich oft das Gefühl das wir nicht so richtig zusammen kommen. Unser Verhältnis ist sehr gut, viele verstehen mein Dilemma gar nicht. Aber gefühlt ist er mir weiter weg.

Er tickt anders wie wir, denkt anders, fühlt anders, hat andere Vorstellungen.
Es "flutscht" einfach nicht so wie bei den Anderen, ist oft mühsamer.

Habe früher oft Angst gehabt, etwas nicht richitg gemacht zu haben - nicht zu genügen.

Mir hat Familiestellen gut geholfen. Kennst du das?
Auch ist er mittlerweile größer und da finden wir leichter Schnittpunkte wo wir uns treffen und wir lassen uns oft inspirieren von seinen Ideen.

Ich finde es mittlerweile in Ordnung. Es ist eben nicht jeder Mensch gleich und es ist nicht ungwöhnlich das man nicht zu Jedem Kind die gleiche Beziehung hat. Es schmälert ja die Liebe nicht.

Ich bin übrigens das "passendere" Kind bei meiner Mama.
Auch sie konnte mit einem Kind mehr anfangen.

Und ich glaube das es relativ häufig vor kommt, die wenigsten das aber zugeben würden.