Muss ich mich entscheiden?

Hey,
Ich bräuchte mal ein paar Meinungen.
Kurz zu meiner Geschichte. Es geht um meine gegründete Familie und meine Familie.
Ich bin mit meinem Mann seid 13 Jahren zusammen, wir haben 4 wundervolle Kinder.
Mein Mann hatte vor 1,5 Jahren eine Affäre. Wir haben es nochmal versucht, hart gearbeitet mit Ehetherapie etc. und ich kann mittlerweile damit Leben und wir sind wirklich wieder sehr glücklich. Es war eine schwierige Situation und die Affäre ist nicht einfach so in einer glücklichen Ehe passiert.
Das eigentliche Problem ist nun meine Familie, sie kann es ihm einfach nicht verzeihen bzw wollen eigentlich auch nichts mehr mit ihm zu tun haben, das Verhältnis war immer etwas durchwachsen und schwierig. Jede Familie veranstaltung ist für mich mittlerweile furchtbar, meine Geschwister Grenzen mich aus, weil sie es nicht verstehen. Mit meiner Mutter habe ich mittlerweile ein sehr schlechtes Verhältnis, weil sie mich nicht verstehen, wie ich es mit so einem nochmal probieren kann. Aber hey wir haben 4 Kinder und ist es nicht meine Entscheidung für mein Leben, meine Familie? Sollten Sie nicht eigentlich froh sein, dass wir es geschafft haben und ich glücklich bin und auch für die Kinder?
Ich habe den Kontakt zu meinem Bruder schon abgebrochen, weil er nicht mal zu Veranstaltungen kommt wo wir sind und mein Mann darf auch nur noch mir zu Liebe und wegen der Kinder mitkommen.
Aber was soll ich tun, den Kontakt komplett abbrechen, damit endlich Ruhe einkehrt und ich nicht daran zerbreche? Ich kann deren Einstellung einfach nicht verstehen, nur weil er ein Fehler gemacht hat, ist er aus der Familie raus, gehört für sie nicht dazu und wird nur geduldet. Wenn er dabei ist wird kurz Hallo gesagt und dann wird er ignoriert.
Die Situation spitzt sich zu, ich habe schon viele Gespräche versucht zu führen, es hat nichts gebracht.
Verlange ich zuviel von meiner Familie, wie soll ich mich verhalten?
Danke fürs eure Meinungen und Sorry für den langen Text

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Also ich bin da hin und her gerissen.

Die Affäre geht sie nichts an und dass ihr euch entschieden habt an euch zu arbeiten ist eure Sache. ABER sie müssen es ihm auch definitiv nicht verzeihen und ich kann das auch verstehen. Ich gehe jetzt mal von einem zuvor normalen Verhältnis aus:

Zum einen haben sie vermutlich ihre Moralvorstellungen (Treue) die es schwer macht. Fremdgehen ist verpönt und dass du den Betrug "weniger schlimm" findest und "einfach so" verziehen hast und das alte Leben weiter lebst ist schwer zu akzeptieren. (Dass ihr dafür hart gearbeitet haben werdet steht auf einem anderen Blatt.)
Zum anderen bist du Teil ihrer Familie und hast durch sein Fehlverhalten vermutlich gelitten. Durch den Betrug ist das Vertrauen weg und es schwebt immer im Raum, dass er es vielleicht wieder macht. Dann leidest du wieder und das will keiner. Darum wird er nicht mit Kusshand wieder aufgenommen.

Ich habe eine vergleichbare Situation.
Ich habe eine gute Freundin. Ihrem Partner, den ich anfangs sehr mochte, ist mehrfach "die Hand ausgerutscht" und ich hab getröstet und aufgefangen und mir alles angehört. Als sie sich trennte war ich glücklich weil ich mir keine Sorgen mehr machen musste... und plötzlich kamen sie wieder zusammen. Ich habe immer noch Sorge dass es wieder passiert und ich war sauer. Auch auf sie. Weil sie so jemanden wieder genommen hat obwohl sie etwas Besseres verdient, weil die Gespräche für die Katz waren, usw. Sie liebt ihn wahnsinnig, er sie auch... und ich trau ihm nicht über den Weg, denn Schlagen geht nicht und das kann ich nicht verzeihen. Also meide ich den Kontakt wo es geht und er kriegt nicht mehr als ein Hallo. Meine Freundin macht es traurig, aber ich kann nicht anders. Ich toleriere die Entscheidung und finde es trotzdem nicht gut. Würde sie den Kontakt abbrechen könnte ich das sogar verstehen, sie will eigentlich nur dass der Mensch den sie liebt gemocht wird. Aber das kann ich einfach nicht.

Eine Lösung habe ich nicht, aber vielleicht einen Ansatz um auch die Familie zu verstehen.

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Sehr differenziert und einfühlsam geschrieben

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Die Sache mit Affäre deines Mannes sollte eigentlich eine Sache zwischen dir und deinem Mann sein. Meines Erachtens sollte sich deine Familie einfach daraus halten. Das würde ich auch so kommunizieren. Sie können es von mir aus nicht toll finden, aber ihn einfach "Ächten" dafür finde ich überhaupt nicht gut. Aber da kannst du sehen, was du für eine "tolle Familie" du hast, in meinen Augen voller Vollpfosten.

Ich würde den Kontakt zu deiner Familie aufs notwendigste beschränke. Das ist keine Familie in meinen Augen.

Lg und viel Kraft
Hinzwife

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Vielen Dank, genau dass hab ich meiner Familie auch gesagt. Aber sie fühlen sich auch verarscht und betrogen von ihm?
Ich habe den Kontakt schon aufs nötigste Beschrenkt aber auch das passt Ihnen nicht. Ich bin so kalt geworden meinen sie und ich würde mich falsch verhalten, ich muss schließlich Verständnis dafür haben, dass sie sich so verhalten.

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Gut vielleicht fühlen sie sich verarscht, eine Affäre ist ja schon schlimm genug. Aber haben deine Eltern persönlich ein Problem mit deinem Mann? Die Affäre geht deinen Eltern und den Rest der Familie nichts an, was ich auch schon schrieb. Und da hat sich nach meiner Meinung deine Familie rauszuhalten. Sie können sagen: "Wir finden die Affäre nicht in Ordnung, aber es ist euer Problem, dass wieder hinzubekommen. Wir mischen uns da nicht ein.". Das wäre eigentlich der richtige Wortlaut, den deine Familie sagen könnte.

LG Hinzwife

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Vielleicht nochmal Klartext reden oder ggfs auch mal was Schreiben, wenn es dir leichter fällt. Erkläre wie schwer die Zeit war, das ihr hart an eurer Beziehung gearbeitet habt und die Entscheidung, es nochmal miteinander zu versuchen nicht leichtfertig getroffen wurde. Das ihr jetzt eigentlich wieder glücklich sein könntet, wenn sie es euch nicht so schwer machen würden. Sag ihnen, das du erwartest, dass sie deine Entscheidung akzeptieren und hinter dir stehen oder du sonst den Kontakt abbrechen wirst. Ansonsten wirst du diese Sache nie abschließen können...

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Erst einmal, Respekt, dass du es trotzdem mit ihm nochmal versucht hast. Es ist und bleibt deine Entscheidung, genau so, wie du die einzige bist, die betrogen wurde (so sehe ich das) oder hat er etwa deiner Mutter die Treue geschworen oder deinem Bruder? Hätte deine Familie es vielleicht lieber, dass du ohne ihn, dafür aber unglücklich lebst? Oder das die Kinder ohne ihren Vater aufwachsen? Natürlich ist Betrug nicht einfach hinzunehmen und mit Nichts zu entschuldigen, trotzdem scheint ihr beide es aus dem Weg geschafft und euch zusammen gerauft zu haben. Ich persönlich würde auf den Tisch hauen, meine Meinung sagen (es geht niemanden was an außer euch 2)und zur Not den Kontakt abbrechen.
"Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein".

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Haben die denn damals viel von euren Problemen mitbekommen? Und mussten dich auffangen? Oder hilflos dabei zusehen, wie sehr du leidest?

Falls ja, könnte ich sie ein Stück weit verstehen. Vielleicht haben sie dann auch einfach Angst, dass es wieder so kommen könnte.


Dennoch ist es eine Sache zwischen dir und deinem Mann.

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Nein, es kam für alle überraschend. Wir wirkten nach außen sehr glücklich. Wir haben uns einfach zuviel zugemutet für unsere Ehe, die Zwillinge waren gerade mal 1,5,wir kauften ein Haus wo er sehr viel selber gemacht hat und seine Firma hing pleite. Wir waren überfordert, haben aber nicht miteinander kommuniziert und uns einfach aus den Augen verloren uns als selbstverständlich genommen und dann kam sie und es ist passiert. Natürlich kann man Betrug nicht einfach verzeihen, dass tue ich auch nicht, aber ich lebe damit. Ich bin wieder glücklich, was ich vor der Affäre ja auch nicht war. Wir schätzen uns wieder, wissen was wir an dem anderen haben und wissen mittlerweile wieder warum wir geheiratet haben und 4 Kinder bekommen haben. Meine Familie war in der Zeit da wo er ausgezogen war und hat mich unterstützt und natürlich gesehen wie ich gelitten habe, aber als ich sagte wir wollen es nochmal versuchen, war es vorbei. Ab dem Zeitpunkt wurde auch ich irgendwie ausgeschlossen. Klar hab ich mich auch zurückgezogen, aber ich wollte mich auf unsere Probleme konzentrieren und daran arbeiten es wieder hinzubekommen. Wir haben uns Hilfe geholt, aber durch meine Familie kann ich nicht damit abschließen. Wir haben kein Verständnis gegenseitig

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Vor einiger Zeit hat hier eine Mutter geschrieben, die mit ihrer Tochter ähnliches erlebt hat und aus ihrer Sicht berichtet hat. Es gibt in ein Himmelbett, vielleicht findest du den Beitrag uns kannst dir dabei mal die andere Seite durchlesen.
Deine Sicht ist verständlich, aber auch die Gegenseite kann ich verstehen. Versuch mal dich in sie hinein zu versetzen, vielleicht hilft das einfach etwas Verständnis zu entwickeln warum sie sich so verhalten. Das könnte dann auch eine gute Basis für ein Gespräch sein, denn das wäre bei euch wirklich wichtig
Ob es hilft? Du musst es zumindest versuchen und manchmal muss über Dinge einfach Gras wachsen.
Es ist klar, das ist nicht das was du dir wünschst, aber man kann andere nicht zwingen so zu denken oder zu fühlen, wie man es sich wünschen würde. Niemand kann aus seiner Haut. Versuch du so viel Verständnis wie möglich aufzubringen, und im Zweifel tu was dir gut tut. Wenn das bedeutet den Kontakt einzuschränken, dann ist das leider so.

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Wer mir nicht gut tut, den lasse ich außen vor.


Deine Familie kann dir nicht verzeihen, bei etwas das sie nichts angeht?
Das Verhältnis war vorher schon schwierig?

Es ist egal, was du machst. Den nächsten Aufhänger gibt es bestimmt.
Klammerst du dich an deine Familie und lässt deinen Mann sausen: du hast aber mal zu ihm gehalten.

Was auch immer kommt, irgendeinen Auslöser werden sie immer finden und die Ursache vertuschen.


Mein Kind müsste schon mir selbst direkt etwas tun, damit ich bereit wäre den Kontakt abzubrechen.
Einschränken, auf Eis legen , vielleicht (bei Drogen, zum Selbstschutz) was auch immmer. Danach aber wieder willkommen, wenn die Krise überstanden ist.

In eurer Situation würde es mich als Mutter nichts angehen, ob mein Kind verzeiht.


Wer mich erpresst - was deine Familie durch ihr Verhalten tut! - braucht sich bei mir nicht einschleimen, wenn ich tue, was sie sich vorstellen und mir auch nicht vorhalten, wenn ich mich erpressen ließe, dass ich es zunächst getan habe.

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Mein Betrag bezieht sich darauf, dass sie DICH ausgrenzen, weil du ihm vergeben hast.

Wenn sie ihm nicht verzeihen, wäre das ihre Meinung und könnte ich nachvollziehen.
Wenn sie weiterhin wütend auf ihn sind, auch.

Dass sie dich nicht verstehen können: nachvollziehbar.
Dass sie es dich so spüren lassen, in dem sie dich ausgrenzen: heftig!

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Du erwartest von deiner Familie Akzeptanz für deine Entscheidung.
Die Affäre ist gerade mal 1,5 Jahre her.
Du solltest die Einstellung deiner Familie auch akzeptieren, du kannst nicht erwarten, dass alle jetzt wieder einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machen.

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<<<Du solltest die Einstellung deiner Familie auch akzeptieren, du kannst nicht erwarten, dass alle jetzt wieder einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machen.<<<

Naja, der Ehemann der TE wird ja wie ein Geächteter behandelt. Und ich finde das Benehmen der Familie einfach nur schrecklich. Man kann sich doch normal unterhalten beim Besuch der Familie der TE. Ja, es kann sich jeder sein Teil dazu denken, dass steht jedem frei. Man kann auch sagen, wir finden die Affäre total daneben und gut. Aber wir sollten uns hüten uns weiter in Angelegenheiten einzumischen, die uns nichts angehen. Das ist das Ding zwischen der TE und ihrem Mann. Es nun passiert und das kann selber auch in der eigenen Familie passieren. Es ist nun 1,5 Jahre her, das sollte die Familie mal über den eigenen Tellerrand sehen und der Spießrutenlauf beenden.

LG Hinzwife

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Nein, entscheiden musst du dich nicht, finde ich. Du kannst beides haben, mit Einschränkungen aktuell.

Du hättest gerne, dass deine Familie versteht, dass für dich alles vergessen ist. Du musst aber auch verstehen, dass es für sie eben (noch nicht) vergessen ist.

Wenn ich mir vorstelle, meine Tochter käme in ein paar Jahren mit deiner Geschichte nach Hause, wäre für mich der Partner auch erstmal erledigt. Für mich ist Treue unabdingbar, und stehe auf dem Standpunkt „wer das einmal macht...“. Ich könnte nicht verstehen, wie man das seiner Partnerin antun kann, wo für mich Treue, Ehrlichkeit die Nummer eins einer Beziehung sind. Ich könnte nicht verstehen, dass sie sich das nochmal antut.
Und dazu habt ihr noch Kinder. Das man seine Beziehung so vor die Wand fährt ist das eine, aber ihm waren dann wohl auch die Kinder egal. Ich glaube, dass das für Eltern eine furchtbare Vorstellung ist.

Jetzt, wo das imaginär ist für mich, sage ich, der könnte mir auch vorerst gestohlen bleiben.

Ich finde, deine Eltern müssen damit leben lernen, dass du dich so entschieden hast. Du musst lernen, dass deine Eltern darüber nicht glücklich sind.
Das würde für mich so aussehen, dass du dir verbitten lassen solltest, dass sie über ihn schlecht reden. Und er er sich einfach vorerst nicht dort blicken lässt.

Müsste ich bei euch entscheiden, wen ich mehr verstehen, wäre das deine Familie.