Minderjährige Schwester aufnehmen?

Hallo liebe Community,

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich brauche auf jeden Fall euren Rat.

Meine Schwägerin ist 14 Jahre alt und kommt mit ihrem Vater gar nicht klar. In anderen Beiträgen habe ich mich auch schon mal über das schwierige Verhältnis zu meinem Schwiegervater ausgelassen. Er ist wirklich ein Tyrann, seine Frau und seine Tochter leiden wirklich sehr. Muss aber dazu sagen, dass ich auch mit meiner Schwägerin ab und zu schon aneinander geraten bin, da sie eben ein typisches Pubertier zurzeit ist.

Jetzt hat sie den Wunsch geäußert, dass sie für immer zu uns ziehen möchte. Die Schule hier besuchen möchte etc. Da sie es zurzeit nicht aushält daheim. ( Evtl. der Ausgangsbeschränkung geschuldet?) Muss dazu sagen, dass sie auch in psychologischer Behandlung befindet und ihr die Therapeutin dazu geraten hat, mal für 1-2 Wochen zu uns zu kommen, um der angespannten Situation daheim zu entkommen und damit alle ein wenig Abstand zu einander bekommen. Was dank der Coronakrise ja nicht geht oder?

Mein Mann weiß gar nicht, wie er reagieren soll. Er übt sich im Schweigen und will das Aussitzen. Wie sollen wir am besten antworten? Mein Rat wäre, dass sie sich Hilfe beim Jugendamt holt? Einer Familienaufstellung verweigert sich mein Schwiegervater...

Zu unserer Situation, ich bin hochschwanger, unser zweites Wunder kommt in 6. Wochen auf die Welt. Der erste ist fast 2. Wir sind also zurzeit überhaupt nicht in der Lage, um uns noch ein Pubertier zuzuwenden. Würde ihr aber trotzdem gerne helfen wollen. Wie sieht es überhaupt rein rechtlich aus? Vielleicht hat ja jemand schon ähnliches durch?

LG Anni

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Hallo,

ich habe Erfahrung mit einer ähnlichen Situation (dazu gleich mehr).

Am wichtigsten finde ich es die Äußerung (Wunsch zu euch zu ziehen) absolut ernst zu nehmen - das heißt aber nicht automatisch auch erfüllen.
Fragt sie warum sie gerne (dauerhaft) bei/mit euch leben möchten. Nachdem was du geschrieben hast, wie sich ihre Eltern verhalten ist dieser Wunsch ja nicht gerade unverständlich. Ich nehme mal an, ihr 3 (bald 4) führt ein normales/harmonisches Familienleben und respektiert euch gegenseitig - vermutlich ist das auch ihr Wunsch: Eine intakte Familie!?

Grundlegend müssen dein Mann und du euch darüber unterhalten und überlegen was überhaupt möglich wäre, z.B.: ist entsprechend Platz vorhanden?

Dann würde ich das Gespräch mit ihr Suchen, sie wie oben genannt konkret fragen warum sie das möchte. Und ihr zeigen, dass ihr sie und ihren Wunsch gehört habt. Aber natürlich nicht einfach so entscheiden dürft, dass sie jetzt einfach bei euch lebt. Aber ihr könnt euch informieren und ihr helfen eine Lösung zu finden!

Kontaktiere am besten das Jugendamt an ihrem Wohnort (ggf. mit ihr zusammen per Telefon). Schildere die Situation, berichte vom Wunsch deiner Schwägerin, lass sie (wenn gewünscht/nötig) selbst mit der Sachbearbeiterin sprechen. Lass dir Infos geben, was ihr tun könntet!
Deine Schwägerin kann selbst um Hilfe beim Jugendamt bitten! Die werden sich dann sicherlich auch die Situation zuhause ansehen.

Lass dich beraten, was ihr tun könnt. Was es ggf. genau für euch bedeutet (Aufgaben, Pflichten, Rechte etc.) wenn ihr sie aufnehmen würdet. Wie wäre der Ablauf. Auch die finanzielle Frage muss geklärt sein.

Wenn es so sein sollte, dass es doch zu einer Option wird sie zu euch zu nehmen. Führt ausführliche Gespräche im Vorfeld (ggf. gemeinsam mit dem Jugendamt): Was sind ihre Erwartungen, was sind eure! Regeln & Grenzen besprechen und ganz klar kommunizieren was passiert wenn diese nicht eingehalten werden.

Ich spreche hier aus Erfahrung. Mein Mann und ich haben vor fast 1,5 Jahren meine damals 16-jährige, schwangere Cousine (und ihren Freund) bei uns aufgenommen. Sie flog wegen der Schwangerschaft daheim raus! Seine Eltern sind umgezogen um sich um die pflegebedürftige Oma zu kümmern, ihr Freund blieb hier, war 1 Jahr vor dem Abitur. Ist dann hier zur anderen Oma gezogen. Wir haben ein großes Haus mit einer Einliegerwohnung, wo beide mit ihrem Sohn leben. Meine Cousine hat (bewusst) einen Vormund vom Jugendamt, für den Kleinen (bis sie 18 ist) habe ich die Vormundschaft - macht es im Alltag einfacher, wenn etwas beantragt/unterschrieben werden muss etc.
Bei uns gab es auch viele Telefonate und persönliche Gespräche mit dem Jugendamt. Es wurden wirklich sämtliche Szenarien durchgegangen was passieren kann und was mögliche Konsequenzen wären. Kontakt zu ihren Eltern gibt es inzwischen wieder aber äußerst sporadisch. Seine Eltern und seine Oma unterstützen die beiden (und uns) aber von Anfang an wie es ihnen eben möglich ist. Auch finanziell ist alles geregelt.

Ich habe schon immer ein sehr, sehr enges Verhältnis zu ihr. Mehr wie eine kleine Schwester wie „nur“ Cousine. Natürlich wollte ich ihr helfen aber diese Entscheidung ist trotzdem nicht einfach so nebenbei gefallen. Bei uns klappt hier wirklich alles bestens, daher war es rückblickend natürlich die absolut richtige Entscheidung. Es hätte aber auch anders laufen können.

Es auszusitzen wie es dein Mann machen möchte finde ich nicht gut. Das Mädchen braucht/möchte (so macht es den Anschein) Hilfe. Sie vertraut euch wohl, helft ihr bitte eine Lösung zu finden (wie gesagt, es heißt nicht automatisch das sie zu euch zieht)!

Alles gute euch!

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Erstmal danke für deine wundervolle und empathische (schreibt man das so?) Antwort.

Muss dazu sagen, dass wir vorhin mit meiner Schwiegermutter darüber telefoniert haben. Weil ich weiß, dass sie wirklich ein wundervoller Mensch ist und wirklich versucht ihrer Tochter zu helfen.
Sie weiß Bescheid, welche Wünsche ihre Tochter hat und wird es für sich behalten. Am Mittwoch ist die nächste Therapiesitzung und auch da will meine Schwägerin nochmal um Rat fragen, was für sie das beste ist.

Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn sie mal für ein paar Wochen hierher kommt. Platz hätten wir. Bewohnen ein 5-Zimmer Haus zur Miete. Aber komplett zu uns nehmen? Das wird nicht funktionieren. Nicht jetzt, wo ich bald entbinde. Ich habe so schon Angst vor der Zeit mit Säugling und nem zweijährigen Kleinkind. Wie soll ich da noch eine Jugendliche beaufsichtigen? Ich traue mir das einfach nicht zu.

Ich glaube einfach, dass sie sich das hier bei uns rosig ausmalt. Keine Regeln, unbegrenzt zocken und WLAN. Keiner der ihr irgendwelche Aufgaben im Haushalt zuteilt. Das sind ihre Wunschvorstellungen. Diesen Zahn müssten wir ihr auch erstmal ziehen. Wir schauen was die nächste Therapiesitzung bringen wird, und dann haben wir ihr auch schon vorgeschlagen, dass sie sich Hilfe beim Jugendamt holen soll. Und wir dann weiter sehen werden.

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Weil ich weiß, dass sie wirklich ein wundervoller Mensch ist und wirklich versucht ihrer Tochter zu helfen.


Ist sie nicht und tut sie nicht,sonst würde sie ihren Kindern nicht so einen Menschen zumuten.
Nicht das Kind sondern der Vater gehört in Therapie.

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Puh.... Schwere Entscheidung. Natürlich verstehe ich, dass du dem Mädchen helfen möchtest.
Aber wäre es nicht generell effektiver, wenn Mutter und Tochter (also deine SE und Schwägerin) den Tyrannen verlassen würden????#gruebel

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Genau darum ging es mal in einem anderen Beitrag. Da wollte der Schwiegervater uns nicht mehr besuchen kommen, und hat es seiner Frau ebenfalls verboten ihre Enkel zu sehen.
Auch mein Mann hat das schon öfters zu seiner Mutter gesagt, dass sie und seine Schwester besser ohne ihn dran wären.

Die letzten Wochen müssen echt hart gewesen sein. Meine Schwiegermutter hatte ständig das telefonieren verweigert, weil sie nicht vor uns am Telefon heulen wollte. Meine Schwägerin hat ebenfalls das Gespräch mit uns gesucht. Vor zwei Wochen muss der Eskalationsgrund gewesen sein, dass mein Schwiegervater ihr den Besuch zu uns nicht erlaubt hat und das was die Therapeutin rät eh alles Humbug ist. Und dann plötzlich ist meine Schwiegermutter auf der Seite ihres Mannes und meint das ihre Tochter an der Situation selbst Schuld sei. Sie würde ihn nie verlassen, weil sie meint, dass die abhängig von ihm wäre. Sowohl finanziell als auch emotional. Sie hat Angst, dass sie nach 35 Jahren niemanden mehr findet und auch vorm allein sein. Die Frau hat null Selbstbewusstsein mehr. Das hat er ihr schon alles genommen.

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Oh je..... Bei der Frau scheint ja Hopfen und Malz verloren zu sein.

Aber wer nicht will, der hat schon. Wenn die SE sich nicht helfen lassen will - gut. Ihre Entscheidung. Aber, dass sie ihrer eigenen Tochter in den Rücken fällt ist unter aller Kanone.

Ich habe den Eindruck, dass dein Mann nicht so überzeugt ist von der Idee, dass das Mädchen zu euch zieht. Denn sonst würde er ja Stellung beziehen.

Und ganz ehrlich gesagt.... Ich fürchte, dass ihr (noch dazu mit bald zwei Kleinkindern) ebenfalls an eure Grenzen stoßen werdet.

Ich an deiner Stelle würde mitsamt Mann und Schwägerin zum Jugendamt marschieren und mich dort beraten lassen. Vielleicht könnte sie ja in eine betreute Wohngruppe ziehen und euch trotzdem als Bezugspersonen besuchen, wann immer sie möchte.

Suchte euch GEMEINSAM professionelle Hilfe. Denke, das Jugendamt ist da euer Ansprechpartner. Vor allem, weil ihr ja nie wissen könnt, was die Eltern des Mädchens grade vorhaben. So sprunghaft wie die Mutter ist. Wer weiß, ob ihr euch da nicht ins eigene Fleisch schneidet, wenn ihr das Mädchen so "mir nichts - dir nichts" aufnehmt.#zitter Ihr müsst die rechtliche Seite unbedingt abklären.

Alles Gute!

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>>>Einer Familienaufstellung verweigert sich mein Schwiegervater...<<<

Da muss er auch gar nicht anwesend sein.

Ihr selbst könnt nichts entscheiden, das Sorgerecht für das Mädchen liegt bei den Eltern.

Ich schließe mich anderen Meinungen an: Wendet euch ans Jugendamt.

Ich fürchte, ohne deine Schwägerin zu kennen, dass sie sich das Leben bei euch als zu rosig ausmalt, Hilfe braucht sie aber auf jeden Fall.

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Als erstes würde ich sie aufnehmen um dann weiter zu sehen.

Es gibt Wohngruppen.

Ich fragte mal jemanden vor Jahren der immer seinem faulen Bruder half, warum er das tut.

Seine Antwort war

Er ist mein Bruder.

Warum hilft dein Mann nicht?

Fühlt euch mal in die Situation des Mädchens rein, dem Mädchen geht es schlecht aber der große Bruder will nicht helfen?

Tolle Familie

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Hmm, schwierig, dass zu beurteilen, wenn man nicht die ganze Geschichte kennt.
Mein Mann hat vorhin zu mir gesagt, ihn lässt das ganze zurzeit kalt. Nicht, weil er ihr nicht helfen will, sondern weil ihn das Thema seit Jahren dauerbelastet und sich aus Selbstschutz einfach aus der Verantwortung zieht? Er ist bald Vater von zwei Kindern und hat seine eigene Familie. Er war schon 15 Jahre alt, als seine Schwester auf die Welt kam. Und musste von Anfang an Bruder und Vater spielen, weil sein Vater sich aus der Verantwortung gezogen hat. (Er wollte die Abtreibung) Als ich ihn kennenlernte, hat er schon 6 Jahre nicht mehr daheim gewohnt, war aber immer noch gefühlt für die Erziehung mitverantwortlich. Ich habe damals ihn immer versucht zu bremsen und gesagt: „Du bist nur der große Bruder, also verhalte dich auch so.“

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Was kann das Mädchen für die Eltern?

Sie bittet um Hilfe bei dem einzigen den sie hat.

Geht wenigstens mit ihr zum Jugendamt damit sie in Obhut genommen wird.

Ich hoffe ihr braucht niemals Hilfe und bekommt sie nicht

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Für uns wäre dies ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken selbstverständlich.
Wie kann Dein Mann zuschauen wie seine kleine Schwester von einem Tyrannen in ihrem Leben gebremst wird,er ist ein erwachsener Mann.
Warum muss man da noch nachdenken,sie BITTET um Hilfe!
Meine Schwester hat gleich drei Nichten aufgenommen.

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Wie gerne wäre ich auch so selbstlos und würde ohne mit der Wimpern zu zucken helfen. Aber da gehört so viel mehr noch dazu.

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Nichts gehört dazu in meinen Augen.

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Da ihre Eltern sorgeberechtigt sind haben sie das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Von daher kann sie nicht einfach zu euch weil sie Lust drauf hat.
Am besten mit dem Jugendamt reden... Also sie muss das machen. Und eine Wohngruppe wäre wohl besser (für euch zumindest).

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Auch ich kann dir nur raten: Wende ich ans Jugendamt. Zuständig ist jenes, wo deine Schwägerin aktuell wohnt.
Du kannst dort einfach mal die Situation schildern und danach fragen, welche Hilfestellungen möglich sind. Das kann natürlich unter anderem eine Wohngruppe oder auch eine SPFH (sozialpädagogische Familienhilfe sein).
Wichtig ist, dass du und dein Mann NICHTS beantragen oder entscheiden dürft.
Jugendhilfemaßnahmen finden nur auf Antragstellung der Eltern ODER der Minderjährigen statt.
Daher würde ich erstmal Möglichkeiten eruieren und diese dann an die Schwägerin weitergeben.
Besser wäre es natürlich, wenn ihr oder zumindest dein Mann bei einem Erstgespräch im Jugendamt dabei wärt.

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Wie wäre es, wenn ihr ihr zusagt, dass sie, so lange die Ausgehbeschränkungen gelten, bei euch sein darf. Es gibt so viele Prognosen und Berichte bzgl ansteigender häuslicher Gewalt in der Zeit der Kontaktbeschränkungen, auch emotionale Gewalt zählt hier dazu. Bitte helft ihr, wenn sie euch schon im Hilfe bittet.

In der Zeit bei euch solltet ihr dann das Jugendamt (am besten direkt am ersten oder zweiten Tag) kontaktieren und dann muss sie (mit eurer Unterstützung) sich mit dem Jugendamt auseinandersetzen und schauen, welche Möglichkeiten es für sie in Zukunft gibt.

Den Kontakt zum Jugendamt bitte erst herstellen, wenn sie bereits bei euch ist. Zu ihrem Schutz.

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Das war auch meine Vermutung, dass denen zurzeit die Decke aufn Kopf fällt. Die Situation ist völlig angespannt und es kommt zur Eskalation.
Haben vorhin nochmal mit meiner Schwiegermutter telefoniert und da kam sogar raus, dass vor zwei Wochen der Streit so schlimm war, dass es zu Handgreiflichkeiten kam zwischen Schwiegervater und seiner Tochter. Was mich natürlich noch mehr bestürzt. Aber wie soll sie es schaffen, mal eben einfach so 450km weit zu kommen? Wir können sie nicht gerade mal eben so abholen? Sie wollte die restlich Zeit, bis die Schule wieder beginnt hierher, das war der Auslöser für den Streit. Meine Schwiegermutter haben wir auf unserer Seite und unterstützt uns. Am Mittwoch zur nächsten Therapiesitzung will sie das Gespräch mit der Therapeutin suchen, dann ist da der Gedanke noch, zur Familienhilfe zu gehen. Also die Schwiegermutter versucht ja ihr mögliches. Und wir können leider aus der Ferne nicht so gut helfen. Würden wir um die Ecke wohnen, hätte ich sie schon vor zwei Wochen hierher geholt.
So könnte man nämlich auch testen, ob das Zusammenleben funktioniert oder ob sie sich das ganze nur zu Rosa ausmalt, dass sie dann hier keine Regeln mehr hätte.

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Wer eine Ausrede sucht findet eine.

Wie sie kommen kann ist einfach. Die Bahn. Ticket online buchen und auf Ihr Handy schicken lassen.

So nun weißt Du wie Ihr sie holen könnt.

Wenn ihr Vater durchdreht auf Grund der Situation und sie totschlägt ist es zu spät

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Hallo!

Das schwierige ist, dass in den Einrichtungen der Jugendhilfe oft die ganz verkrachten Existenzen sind. Da Gerät das Mädel mit Drogen in Kontakt, das macht ihr Leben nicht einfacher.

Sie will ja offenbar wegen echter Probleme weg, nicht um sich vor Hausarbeit zu drücken. Sondern ein cholerischer Vater und eine Mutter die sie nicht schützt.

Wenn ihr völlig klar ist, dass das kein Urlaub bei euch wird sondern sie massiv helfen muss etwa mit deinem großen Kind und Haushalt während du im Wochenbett bist, wäre es vielleicht für ein paar Wochen auf Probe möglich, als "Unterstützung" für dich. Kein Ausgehen, sondern helfen?