Ein Leben wie in der Seifenoper

Guckuck Forum.

Also - ich brauche echt mal Meinungen...

Ich habe seit 2 Jahren einen Freund. Wir wohnen (noch) nicht zusammen, verbringen aber viel Zeit miteinander und haben auch Pläne bezüglich einer gemeinsamen Wohnung.
Nun kriege ich aber von Anfang an Probleme mit, die in seiner Familie bestehen - und sorry, wenn ich das jetzt so schreibe...aber das, was da immer so stattfindet, erinnert mich an eine Seifenoper. Es spielen immer wieder große Mengen Alkohol eine Rolle, Fremdgehen, Beschimpfungen, Unterstellungen, Neid, Eifersüchteleien unter den Geschwistern, Ankündigungen "einfach abzuhauen", Drohungen mit Scheidung und und und.

Die Familie ist quer in der Republik verteilt, die einen sieht er öfter, die anderen weniger oft, aber er ist mit allen quasi täglich in Kontakt.
Und ständig ist irgendwas. Ich habe bislang zwei Mal an einem Familienbesuch teilgenommen und es ist jedes Mal eskaliert (exzessiv Alkohol, dann wird beschimpft, gebrüllt und beleidigt, es knallen türen usw. ).

inzwischen gehe ich da nicht mehr mit und komme auch nicht dazu, wenn die Besuche bei meinem Freund stattfinden - aber auch dort eskaliert es dann; die Familie reist über Nacht dann wieder beleidigt ab oder man streitet Stunden lang über altes Zeug in der vergangenheit.

Ich muss betonen, dass mein Freund weder trinkt, noch streitsüchtig ist - er ist sehr ruhig, der Vermittler, der "Mediator", so nenne ich das mal. Er lässt immer alles liegen und stehen, wenn bei seinen Geschwistern oder Eltern wieder die "Hütte brennt", redet, verhandelt - und nichts ändert sich.

es wird immer über das Gleiche gezofft und Argumente/Änderungsvorschläge werden nicht akzeptiert.

Mein Freund erzählt dann mir alles, ihn belastet das auch, aber er nimmt sich da nicht raus. Immer wieder gerät er zwischen die Fronten bei seinen Geschwistern und eltern.

Ich habe die Auffassung, dass jeder selbst seine Grenzen ziehen muss - ich tue das auch. Ich habe zwar keine Geschwister, aber ich hatte eine extrem übergriffige Mutter. Ich habe ihr eines Tages gesagt, dass sie mich und mein Kind nicht mehr besuchen kann, wenn sie nicht aufhört, meine Wohnung umzuräumen, in meinen Sachen zu stöbern und miese Stimmung zu verbreiten. Sie wollte es nicht akzeptieren - meine Tür blieb zu.

Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, mit diesem Dauerstress und diesen Themen wie Fremdgehen (wer mit wem und wann und wo) täglich konfrontiert zu sein - deshalb stelle ich mir die Frage, ob ich überhaupt mit meinem Partner unter einem Dach leben will, wenn seine Familie regelmäßig aufschlägt und für Trouble sorgt. Mein Partner sieht keinen Handlungsbedarf für sich, obwohl es ihm schlecht geht mit der ganzen Situation.

Ich habe ihm letzte Woche ganz klar gesagt, dass ich das HickHack in seiner Familie akzeptiere, aber nicht in einer gemeinsamen Wohnung dulde.

Das hat irgendwie einen Knacks in unserer Beziehung gegeben - mein Partner meinte, ich würde ihn vor die Wahl stellen: Entweder seine Familie, oder ein Leben mit mir.
Ich habe das nicht gesagt - aber ich habe klar zum Ausdruck gebracht, dass ich es nicht akzeptiere, dass mich andere Leute in meinen eigenen vier Wänden stressen. Mein Partner will jedenfalls am Umgang mit den themen nichts ändern. Er sagt, dass Blut dicker sei als Wasser und werde immer für seine Familie da sein. Damit habe ich ja kein Problem. Aber irgendwo ist doch auch mal gut, oder?! Wir sind beide ende 30.

Wie seht Ihr das?

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„Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.“ fällt mir da spontan nur ein. Das wird immer so bleiben. Noch eine Phrase hinterher: mitgehangen, mitgefangen. Wenn dein Partner das so sieht wie beschrieben wird sich da auch nix ändern.

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*lach*
in dem Moment, in dem ich die Frage geschickt habe, fiel mich der Spruch "Pack schlägt sich..." auch ein...

Und es ist wahr, was Du schreibst. Deshalb zögere ich wohl auch...weil ich nicht "mitgefangen" sein will...

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Da bin ich ganz bei dir. Dass du dir so ein Leben nicht antun willst, kann ich absolut nachvollziehen. Mich wundert ja eher, dass dein Partner sich da nicht aus Selbstschutz mehr distanziert.

Die Familie meines Partners leistet ähnliche Glanzleistungen. Er ist als junger Mann deswegen ein paar Hundert Kilometer weggezogen um aus der Schusslinie zu kommen. Das hat ihm sehr gut getan! Er telefoniert wöchentlich bis monatlich mit seinen Familienmitgliedern, wir besuchen sie regelmäßig (alle 1-2 Monate). Ich mag sie alle sogar sehr, einzeln ist es nett mit ihnen, aber alle gemeinsam laufen gerne mal Amok. Alle paar Wochen gibt es mal einen "Seifenopern-Clinch", der an uns herangetragen wird. Den wir eher belustigt zur Kenntnis nehmen. Wenn er gefragt wird, vermittelt er, ansonsten hält er sich raus und bewertet auch nicht. Auch deswegen, weil es schlicht unmöglich ist, die Wahrheit heraus zu bekommen. Das empfindet jedes Familienmitglied höchst subjektiv, da kann man sich nur raushalten, wenn man nicht dabei war.

Funktioniert ganz gut so, die Konflikte der Schwiegerfamilie untereinander tangieren unser Leben kaum. Ich hätte nämlich echt keine Lust, deswegen dauernd meinen Partner aufzufangen, weil er sich in Probleme reinziehen lässt, die nicht seine sind.

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>>>Er sagt, dass Blut dicker sei als Wasser<<<

Hm, dann weißt du ja, woran du bist.

Ich würde in meiner Wohnung solche "Veanstaltungen" auch nicht haben wollen.

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Ich würde das auch nicht bei mir zuhause so haben wollen.
Es kommt aber darauf an, wie oft es der Fall ist, dass sie kommen und bei euch die Streiterei losgeht. Wenn es 2x im Jahr wäre, könnte es mir evtl. noch egal sein.
Ich selber würde mich aber auch wie du völlig daraus ziehen wollen, hinfahren würde ich auch nicht, wenn es echt immer so ist, das nervt ja nur.

*Ich habe ihm letzte Woche ganz klar gesagt, dass ich das HickHack in seiner Familie akzeptiere, aber nicht in einer gemeinsamen Wohnung dulde.*
Ja, so ginge es mir auch, sollen sie machen, was sie wollen, aber mich in Ruhe lassen.

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Hallo.

Ich hätte schon längst die Reißleine gezogen.
Die gesamt Mischpoke Deines Freundes wäre absolut kein Umgang für mich ... und wenn er weiterhin mit solchen Leuten Umgang pflegt, diese immer wieder in mein Leben zerren würde und selbst keine Notwenigkeit sieht, sich von solchen Asis abzugrenzen, wäre er nicht besser als diese Mischpoke und damit auch kein Umgang für mich.

Verstehe gar nicht, dass Du das im gestandenen Alter weiterhin auch nur in Erwägung ziehst.

Gruß
sisein

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Unter den Voraussetzungen würde ich mit ihm auch nicht zusammenziehen.
Nur wenn eure Wohnung "seifenoperfreie Zone" bleibt. Sie können sich doch wo anders treffen.

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Den kriegst du nicht einzeln, sondern nur im Familienpack.
Allein die Aussage Blut ist dicker als Wasser... der will nix ändern.

Ich bräuchte das in meiner Wohnung auch nicht.
Die Affen schau ich mir lieber im Zoo an.

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Meine Meinung: Blut ist dicker als Wasser.
Zu dickes Blut macht Herzinfarkt.

Wenn er sich in der Rolle des Vermittlers wohlfühlt, dann ist es ok.
Wenn du dich in der Position des Co-Vermittlers und Seelsorgers des Vermittlers nicht wohlfühlst, dann ist es auch ok.

Die Frage ist nur, ob ihr dann zusammenpasst.

Ich selbst fühle mich in der Position des Vermittlers überhaupt nicht wohl und habe das auch beendet. Ich liebe meine Verwandten und bin auch gerne da, wenn sie Hilfe brauchen.
Die Position des Prellbocks (wenn es schief läuft) und Vermittlers habe ich jedoch abgelegt.
Wie sich herausstellte, wurden nach mir andere durchprobiert. Bis jemand gefunden wurde, der es macht. Wer war egal, so lange jemand gefunden wurde, der/die es macht....


Ein Partner muss meine Verwandtschaft nicht mögen.
Mich dagegen aufhetzen, wäre no go.
Allerdings würde ich einem Partner auch nicht zumuten, dass er dann engen Kontakt haben müsste. Verwandte: wir lieben uns, wir unterstützen uns, wir reden miteinander. Aber nicht täglich und bei einer Beziehung lassen sie genug Freiraum, dass die Beziehung wachsen kann.

Bei ein paar Ausnahmen habe ich deutliche Grenzen gezogen. Weil ich mich selbst nicht in der mir zugewiesenen Rolle wohlgefühlt habe. Wobei es dabei nicht um mich, sondern um die Besetzung der Rolle ging. Auf wessen Rücken war egal.

Daher gelten bei uns beide o.g. Sätze.

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Respekt! Ich finde das toll wie du das klar für dich entscheidest und kommunizierst.
Kann ich absolut nachvollziehen. Dass er das so versteht "entweder er oder die Familie" stimmt ja so nicht. Du möchtest ja den Trouble nicht in der Wohnung. Wenn er aber meint, der Kontakt ist wichtig, kann er ja mit Ihnen Essen gehen...spazieren...telefonieren...
In der Wohnung würde ich die Dramen auch nicht wollen.
Viele Grüße