Verpasst unser Kleiner was, wenn er gar nicht in die Kita kommt?

So, jetzt frage ich hier auch mal was in die Runde. Ich möchte es gar nicht zum Streitthema machen oder zur Grundsatzdiskussion über frühe Fremdbetreuung, mich interessieren ehrliche Erfahrungen.

Unser Kleiner ist jetzt ein Jahr und wir haben keinen Kitaplatz bekommen. Hier in der Stadt ist es sehr schwierig. Tagesmutter war erstmal nicht im Gespräch. Wir brauchen aber nicht unbedingt dringend einen Platz, denn wir arbeiten beide von zuhause in demselben Unternehmen, ich Teilzeit. Sehr flexible Arbeitszeit.

Also dachten wir, ok, erstmal bleibt er einfach weiterhin den ganzen Tag bei uns, der Kleine. Klappt ja gut bisher.

Jetzt mit Corona ist es aber schon einsamer geworden, viele wollen sich im Winter nicht drinnen treffen. Spielplatz ok, aber da verbringt man ja auch nicht stundenlang täglich, wenn es sehr kalt ist.

Seine kleinen Freunde aus der Krabbelgruppe gehen jetzt alle in die Kita.

Jetzt überlegen wir, ob es eigentlich dem Kind „schaden“ könnte, wenn es nicht auch dieses soziale Miteinander in der Kita lernt? Also ob es dann Nachteile hat, wenn er zb erst mit drei in einen Kindergarten kommt und solange halt mit uns bleibt?

Er wird leider Einzelkind bleiben und er freut sich so, wenn er andere Kinder sieht. Das ist aber seit kurzem erst so. Deshalb zweifeln wir jetzt, ob wir ihm genug bieten können, also was das soziale Miteinander betrifft?

Hat jemand ein Kind, was erst so mit 3-4 in den Kindergarten gekommen ist und gleich Anschluss gefunden hat oder war es schwierig?

Vielen Dank :)

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Wir haben unsere Kinder beide mit absoluter Überzeugung erst mit 3 in den Kiga gebracht und dann auch nur 4 Stunden am Tag. Ich fand der Große hatte ruhig noch 1/2 Jahr zu Hause bleiben können...der Kleine ist einfach schon etwas weiter mit 3.
Jetzt profitieren sie sehr vom Kiga. Aber ich hätte niemals ein Kind vor dem 3. LJ in die Fremdbetreuung gegeben. Sie brauchen noch so viel Mama, haben noch keine Idee von Zeitangaben, manche sprechen noch nicht, das heißt man ist darauf angewiesen das die Erzieherinnen das Kind "lesen" können. Ich bin selbst Erzieherin und kenne keine Krippe in die ich meine Kinder guten Gewissens hätte geben können. Tagesmütter kann man auch nur vor den Kopf gucken! Klar, das gilt für den Kiga auch aber dann kann mein 3 Jähriger sich wenigstens verbal besser mitteilen.
Ich glaube nicht das Kinder etwas verpassen wenn sie zu Hause ein liebevolles zugewandtes Umfeld haben.
Irgendwann brauchen Kinder die "kleine" Ablösung von Mama/Papa und die Auseinandersetzung mit anderen Kindern und Erwachsenen und anderen Input. Dass sie z.B. nicht der Nabel der Welt sind , sich und seine Bedürfnisse zurück zu nehmen usw. usf.
Aber das muss doch noch kein 1 /2 Jähriger! ? Die brauchen doch primär mal Sicherheit, Mama/Papa und ganz viel Nähe ! 🥰

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Naja, aber so wie du das beschreibst ist das auch zu einseitig. Ja, kein Kind verpasst etwas lebensnotwendiges, wenn es die Mutter als große Bestimmung ansieht und mit großer Freude das Kind täglich fördert und fordert, kognitiv und motorisch, stundenlang Lieder singt, Reime bastelt , auf die Spielplätze geht, Schwimmkurse besucht etc. pp.. Und es gibt auch kack Krippen, keine Frage. Das liegt selten aber an der Einrichtung an sich sondern an unmotivierten Erziehern.

Aber was m.E. nach echt essentiell ist: Dass das Kind noch andere Bezugspersonen hat. Wenn das Kind 3x die Woche bei Oma und Opa spielen kann und dort im Ideallfall auch noch Cousine und Cousine vorfindet, auf dem Land wohnt und 4 Geschwister hat, ist das was ganz anderes als ein Einzelkind, welches in der Stadt in einer kleinen Wohnung wohnt, keine Chance hat mit anderen Kindern ohne die Anwesenheit von Mama und Papa zu spielen und zu niemandem außer Mama und Papa regelmäßigen Bezug hat.

Es gibt bei dem Thema kein Schwarz/Weiß, das muss man differenzierter Betrachten. Ein kitastart mit 2 Monaten mit toller Einrichtung und lieben Erziehern ist deutlich besser als mit 3 Jahren in einer Aufbewahrungsstätte mit unmotivierten Personal zu kommen. Gilt andersherum genauso. Das ist hlchst individuell.

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Absolut richtig!
Ich glaube auch, dass corona die Lage deutlich verschärft, das sagt die TE ja auch: viele treffen sich nicht mehr drinnen- wir übrigens auch nicht! Kids gehen 5 Std in die Kita bzw Schule und wir treffen uns nur noch draußen mit den Klassenkameraden. Viele Sportvereine bieten kein Training an ... für ein Einzelkind ist es derzeit schwieriger überhaupt Kontakt zu haben zu anderen Kindern.
Ich glaube nicht, dass das Kind einen bleibenden Schaden haben wird! Absolut nicht, ein Stück weit profitiert er bestimmt auch von der vielen Zeit mit Mama! Aber ich kann verstehen, dass man sich Gedanken macht!

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Ich glaube in dem Alter ist das noch völlig in Ordnung. Klar mögen sie andere Kinder, aber das richtige zusammen spielen kommt ja erst später.

Meine Tochter kam mit etwas mehr als zwei Jahren in den Kindergarten. Natürlich ist die Situation derzeit ganz anders. Wir waren vorher beim Sport, zum Musikkurs, zur Krabbelgruppe, aber sind wir mal ehrlich, vieles davon war für die Eltern, auch wenn es den Kindern natürlich Spaß gemacht hat und sie sicherlich auch etwas gelernt haben. Miteinander gespielt haben sie aber kaum. Das ganze soziale Miteinander kann er locker später lernen.

Aber Musik und Sport kannst du auch mit ihm zu Hause machen. Da gibt es sicher im Internet tolle Anregungen. Es gab im ersten Lockdown einen schönen Liedergarten auf Youtube. Das ist musikalische Früherziehung. Julia Miller-Lissner hieß sie, nur mal als Beispiel. Sie macht vieles, was Kinder auch im Kindergarten machen.

Was das soziale angeht, ich glaube nicht, dass er da viel verpasst.

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Dem kann ich mich anschließen. Kritisch finde ich es, wenn Kinder überhaupt nicht den Kindergarten besuchen (dürfen). Meine Mutter ist da so ein Beispiel: ihre Mutter hat sie bis zur Schule zuhause gelassen, da sie gerne Gesellschaft haben wollte. Meine Mutter pflegt heutzutage keinerlei Freundschaften, sie sagt selbst dass ihr das soziale Miteinander als Kind gefehlt hat- meiner Meinung nach hat sie auch nie Das Miteinander mit anderen Kindern gelernt.
Aber auch mit zwei und drei Jahren sind Kinder super in der Lage, sich in Gruppen einzufügen und soziales Miteinander zu erlernen.

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Hab ich eigentlich schon soziales Miteinander erwähnt? 😂

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Liebe TE,

meine beiden Söhne kamen in den Kindergarten als sie um die 3 Jahre alt waren. Früher ging nicht, weil es damals erst mit 3 Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gab. Ich sehe jetzt nicht unbedingt einen Nachteil. Allerdings muss ich dazu sagen, dass mein Großer mit zwei Jahren in einen Spielkreis ohne Eltern ging 1x die Woche und mein Kleiner stundenweise (so 3 bis 4 mal im Monat) zur Tagesmutter ging, weil ich arbeiten musste.

Vielleicht wäre ein Spielkreis etwas für dein Kind, so als Vorbereitung für die Kita. Dann ist er auch unter Kinder.

LG Hinzwife

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Deine Überschrift liest sich zunächst als wolltet ihr ihn gar nicht in den Kindergarten geben. Das fände ich schwierig. Vor der Einschulung ist ein sozialer Kontakt und auch mal mehrere Stunden weg von zu Hause aus meiner Sicht sehr wichtig.

Wenn er mit 3 oder 4 in den Kindergarten geht ist das ja nicht anders als bei uns früher. Da gab es ja auch erst Plätze ab 3 Jahren oder später.

Mein Kind geht schon seit er 14 Monate ist. Aber da sind Kinder ja auch verschieden. Und wenn sich das bei euch mit der Arbeit gut vereinen lässt.

Corona ist natürlich jetzt wieder sehr einschränkend, aber noch bis vor zwei Wochen war bei uns z.B. Kinderturnen möglich. Dazu noch Spielplatz und vielleicht ein Kleinkindtreff. Das gibts bei uns für die Mamas/Papas, die zwei Jahre oder länger zu Hause bleiben. Aktuell wg Corona auch hauptsächlich auf Spielplätzen oder mit begrenzter Teilnehmerzahl. Alles Sachen die es mit sinkenden Corona Zahlen sicher auch bald wieder vermehrt gibt.

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Nein, deinem Kind schadet dies nicht.

Unsere Kinder -drei an der Zahl- gingen, bzw. gehen "erst" mit drei in die Kita. Schon nach ein paar wenigen Tagen waren sie gut in die Gruppe integriert.

Die beiden Großen konnten schon beizeiten einfache Sätze sprechen -darauf wurde z.T. verwundert reagiert, weil das Kind NICHT in die Kita geht (als ob die Kinder zuhause nichts lernen würden...).

In vielen Kulturen gehen die Kinder nie in die Kita und ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass es Ihnen trotzdem gut geht.

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Welche Kulturen sollen das denn sein? Die mir bekannten "Kulturen" haben entweder eine sehr frühe Kinderbetreuung, also normaler Kitastart zwischen 4 Wochen und 4 Monaten, oder die Kinder wachsen wirklich in einem Dorf auf, in dem 30 Verwandte 35 Kinder haben und alle so voneinander und miteinander erzogen und großgezogen werden Diese Kultur, dass es zwei Menschen gibt (bzw. nur einen, die Mutter), die in Symbiose mit ihrem Kind leben ohne dass das Kind von anderen Menschen mitgezogen wird, sondern immer im stetigen Kontakt mit der Mutter steht, kenne ich nur aus Westdeutschland - und da auch erst ab den 50/60ern und der Mütterideologie der Nazis, vorher sah es hier auch anders aus.

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Unsere Kleine kommt auch erst mit 3 in den Kindergarten. Bzw sie wird sogar erst eingewöhnt, wenn sie 3 Jahre und 4 Monate alt ist, da alle Plätze schon belegt waren.

Sie wird auch Einzelkind bleiben und wir haben in den letzten Wochen aber stark gemerkt, dass sie total an anderen Kindern interessiert ist und den Kontakt sucht.

Bei uns in der Stadt gibt es eine sogenannte Zwergenstube. Das ist eine U3 Betreuung für 10 Stunden in der Woche. Einfach das die Kleinen mit anderen Kindern spielen können und sozialen Kontakt haben. So eine Art „Vorkindergarten“. Das ist so perfekt für uns. Die Kleine liebt es😍 Sie geht seit 4 Wochen hin und ist montags und mittwochs von etwa 9 Uhr bis 12.30 Uhr da (sie könnte von 8 bis 13 Uhr bleiben).

Wir sind total begeistert und finden das Konzept toll. Wir hätten keine U3 Betreuung gebraucht / gewollt, aber für unsere Tochter sind diese paar Stunden genau das Richtige. Vielleicht gibt es ja auch so etwas bei euch.

Oder ein paar Stunden in eine Krabbelgruppe oder Kleinkindturnen etc. Da gibt es ja verschiedene Angebote. So ein paar Stündchen die Woche sind meiner Meinung nach, total ausreichend für die Kleinen😊

Liebe Grüße 💐

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In dem Alter ist das noch komplett in Ordnung und auch gut so. Kein 1-Jähriger braucht andere Kinder, sondern nur Mama und Papa. Ab 2 1/2 sieht das dann schon ein bisschen anders aus. Da suchen die Kinder dann schon ganz gezielt den Kontakt zu Gleichaltrigen (was man aber mit Spielplatz und Treffen mit Gleichaltrigen auch locker kompensieren kann).
Ab 3 und spätestens ab 4 Jahren finde ich es definitiv wichtig, dass Kinder regelmäßig mit Gleichaltrigen zusammen kommen, also in den Kindergarten gehen. Sie profitieren nun ungemein von den anderen Kindern und lieben es in der Regel auch.

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Zur Überschrift: Ja, definitiv.

Zum Text: Das kommt auf die Umsetzung, insbesondere auf die Ermöglichung von sozialen Kontakten an.

Wie viele Kontakte das sind und wie häufig ein Kind diese sehen möchte, ist sehr individuell.

Unser Sohn kam mit 15 Monaten in die Krippe und fand es toll. Er stellte uns am Wochenende sogar demonstrativ seinen Rucksack aufs Bett😂 Er fand es super, 9 (festgelegte) andere Kinder um sich zu haben. Und ich habe sehr viele Kurse mit ihm besucht 🤷‍♀️

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Mein Sohn war/ist genauso.
Ich lese hier auch mit Verwunderung, Kinder U3 würden nicht richtig miteinander spielen, hab ich so gar nicht beobachtet. Mein Sohn hat schon mit 1,5/2 zwei Freunde in der Kita gehabt. sie umarmen sich zur Begrüßung/Abschied, teilen gegenseitig ihre Snacks miteinander und das freiwillig und spielen wohl miteinander.
Mein Sohn ist jetzt 2,5 und wird von allen Seiten für seinen reichen Wortschatz und Manieren gelobt, ich schreibe da einen großen Teil der Kita und seinen beiden tollen Erzieherinnen zu.

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"Mein Sohn ist jetzt 2,5 und wird von allen Seiten für seinen reichen Wortschatz und Manieren gelobt, ich schreibe da einen großen Teil der Kita und seinen beiden tollen Erzieherinnen zu. "

Naja...mein Sohn ist "erst" mit etwas über 3 Jahren in die Kita und hatte einen sehr großen Wortschatz und tadellose Manieren. "Guten Morgen", "Tschüß", "Bitte", "Danke", musste er nicht erst durch die Erzieherinen dort lernen, stell dir mal vor das können auch die Eltern ihren Kindern beibringen! ;-)

Auch wenn in der Kita meines Kindes unglaublich viel unternommen und gemacht wurde, ich denke das Meiste, gerade was den Umgang untereinander angeht, hat unser Sohn von uns Eltern gelernt. Eltern sind sehr wohl in der Lage ihre Kinder zu fördern, dafür brauchen sie keinen "pädagogischen Lehrplan", in aller Regel reicht es vollkommen aus, auf sein Kind einzugehen. Zumindest ist das meine Erfahrung!

Ich persönlich bin der Meinung, dass es keinen richtigen Zeitpunkt für den Kitastart gibt und wenn die familliäre, bzw. finanzielle Situation es zulässt, sollte der Zeitpunkt so gewählt werden, dass es für das Kind passt. Es gibt Kinder, zu diesen hat auch mein Kind gezählt, die locker mit einem Jahr in die Kita gehen können und sich dort richtig wohl fühlen. Bei uns ging das leider aus gesundheitlichen Gründen meines Kindes, nicht.
Dann wiederum gibt es Kinder, die selbst mit 4 noch nicht bereit für die Kita sind.
Wie sehr Kinder die Nähe ihrer Eltern brauchen ist sehr individuell, mein Kind hat mich, seit er laufen konnte, "nur" abends gebraucht, am Tag war er viel zu sehr damit beschäftigt die Welt zu entdecken. Dabei war es ihm eigentlich (fast) egal, ob ich in seiner Nähe war oder jemand anderes, die Hauptsache war, er konnte raus und so wenig eingeschränkt wie möglich, sein Ding machen. Das war etwas, was ich ihm eher bieten konnte, als wenn er in einer Kita wäre, dort hätte er sich nämlich dem Ablauf unterordnen müssen.
Wenn wir unterwegs waren, durfte er den Weg bestimmen, er durfte auch bestimmen wie lange er wo stehen bleibt und sich was er sich anschaut. Wenn er dann 20 Minuten lang einen Käfer beobachtet hat, dann war das in Ordnung. Wir hatten es ja nicht eilig.

Ich habe Bekannte, deren Kinder mit 4 Jahren immernoch nicht bereit für den Kindergarten waren. Für sie war der Aufenthalt dort die reinste Hölle und sie haben eeewig gebraucht sich einigermaßen dort einzufügen.


#winke

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Dass Kinder U3 in die Kita können, gibt es ja noch gar nicht sooooo lange ;) von daher, schaden wird es nicht.

Aber spätestens so mit 3-3,5 fände ich einen Kita-Platz sinnig!

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<<<Dass Kinder U3 in die Kita können, gibt es ja noch gar nicht sooooo lange ;) von daher, schaden wird es nicht.>>>

Meine Ältereste ist 30 und ging auch schon mit einem Jahr in die Kita. Was meinst du mit noch gar nicht sooo lange. Ich denke, du kommst aus dem alten Bundesland. In den neuen Bundesländern gab es schon immer Betreuung ab 1 und früher. ;-)

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Stimmt, da hast du recht, das hab ich nicht bedacht. Ich bin 29 und bei uns gab es erst ab 3 😅