Schlechtes Gewissen...

Hallo! Ich wollte Mal nach eurer Meinung zu einer verzwickten Sache fragen:
(Achtung es wird lang)

Zuerst zur Vorgeschichte: Wir sind zu dritt, Meine Tochter ist 14 Monate und war ungeplant.
Unsere Eltern und Familie generell haben uns sehr viel geholfen, da wir noch in Ausbildung sind. Meine Eltern sind finanziell nicht so gut aufgestellt. Aber meine Kinderlose Tante und mein Onkel haben gerade finanziell wirklich geholfen.
Meine Schwiegereltern haben auch viel Beigetragen. Wir sind natürlich allen sehr dankbar und freuen uns, dass unsere Tochter so geliebt wird. Auf beiden Seiten das einzige Enkelkind.

Nun wohnen Meine Eltern ca 3-4 Stunden von uns weg wir sehen uns sehr selten, da sie auch voll berufstätig sind und das mit Kind halt schwierig ist.
Meine Tante und mein Onkel wohnen auf dem Weg zu meinen Eltern. Ca auf halber Strecke.
Meine Schwiegereltern wohnen ne Stunde Fahrt von uns sind aber auch Berufstätige. Wir sehen sie öfter als meine Eltern.
Meine Eltern haben dazu eine kleine Wohnung und meine Schwiegereltern ein Haus.

Nun ist ja bald Weihnachten... Der Plan war, dass wir (letztes Jahr war es umgekehrt) zu meinen Eltern am 23. Fahren und dann am 25. Von ihnen direkt zu den SE... Soweit so unkompliziert. Hätten bei den SE dann noch die Oma meines Freundes (Einzige Uroma unserer Tochter) besucht.
Nun kommt meine Mutter an mit: mein Onkel will Weihnachten (unter anderem weil er unsere Tochter noch nie persönlich gesehen hat) gerne auch zu meinen Eltern dann wären wir 8 Erwachsene. Also noch erlaubt.
Ich bin davon natürlich nicht so begeistert. Gar nicht Mal wegen Corona... Meine Familie ist halt russisch. Mein Freund ist deutscher und mein Onkel gehört zu der Art von Russen, die zwar herzensgute Menschen sind aber halt im Sozialverhalten Recht schwierig. Und sehr gerne einen über den Durst trinken. Ich hab ihn wirklich lieb aber es ist halt echt anstrengend mit ihm.
Meine Tante und mein Onkel haben keine eigenen Kinder und ich bin für sie quasi Ersatzkind. Meine Tochter ist wie eine eigene Enkelin. Wir haben es aus vor allem Zeitgründen gerade so diesen Sommer zu meinen Eltern geschafft. Zu meiner Tante leider nicht mehr.
Ich habe auch schon gesagt, dass sie uns gerne Mal besuchen können. Aber das hat meine Tante abgewiegelt. Meine Mutter will natürlich davon nichts wissen. Aus ihrer Sicht habe ich sie noch nie zu uns eingeladen.
Und überhaupt... wir fahren immer nur zu den Verwandten von meinem Freund und nie zu meinen Eltern oder meiner Tante. Meine Mutter hat mir eine Predigt gehalten.
Ich weiß, dass meine Tante gerne die kleine sehen würde. Aber wir sind halt immer so eingespannt. Und wie gesagt zu uns haben sie offenbar auch keine Ambitionen.
Jetzt hab ich ein mega schlechtes Gewissen. Es ist aber halt auch so, dass mein Freund meine Tante nur einmal gesehen hat und meinen Onkel noch gar nicht kennt... Ach das ist bestimmt jetzt alles ziemlich wird. Ich weiß nur nicht was ich machen soll. Ich weiß nicht wie ich dem ganzen gerecht werden kann. Meine Mutter meinte ich sei undankbar gegenüber meiner Tante... Was haltet ihr davon? Findet ihr ich wirke undankbar? Das ganze bereitet mir so Bauchschmerzen.

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Ich finde dich sehr undankbar.

Du schreibst, für deine Tante & Onkel ist deine Tochter wie eine Enkelin.
Und sie haben sie noch nie persönlich kennen gelernt ?

Sorry, kann ich nicht nachvollziehen.
Ihr Geld nimmst du gerne an, aber dir mal die Mühe machen und sie besuchen fahren, das ist nicht drin ?

Meine Verwandtschaft lebt auch verstreut und weit weg, aber wer will, findet schon die Zeit sich zu sehen.

Also ich finde, du solltest dich darüber freuen, dass ihr dieses Jahr die Möglichkeit habt zusammen Weihnachten zu feiern.

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Ich finde, du solltest sie einfach zu deinen Eltern kommen lassen. Warn deinen Freund vor, er wird es schon ertragen und überleben. Du sagst, deine Tante und dein Onkel haben großes Interesse an euch und der Kleinen und haben euch zudem auch ausgeholfen. Ich finde tatsächlich, dann haben sie eine Ausladung zu Weihnachten nicht verdient...Denk eher daran, dass du sie magst und nicht daran, wie dein Freund sie finden könnte. Oft sieht man da Probleme, die so vielleicht gar nicht eintreten werden.

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Wie war das, wer nicht will findet Gründe...wer will findet Wege.
Für mich hört es sich nach vielen Ausreden an.
Ihr habt zwar deine Tante eingeladen, aber ich finde ihr sollte sie als erstes besuchen und die kleine quasi vorstellen. Vor allem wenn sie euch so unterstützt haben.

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Ich bin 66 Jahre alt und versuche noch heute, mich erkenntlich zu zeigen gegenüber Menschen, die mir irgendwann in meinem Leben geholfen haben, anständig zu mir waren in schwierigen Situationen oder mich auch finanziell mal unterstützten - das geht zurück bis in die 1970er Jahre.
Warum? Weil ich es einfach anständig finde.
Du quengelst da hin und her wegen einer einmaligen Freude, die Du Deiner Tante machen kannst mit dem Besuch, suchst fadenscheinige Ausreden gegenüber Deinem Onkel und Tante, die Dich so unterstützt haben. Sie wollen nur das Kind sehen und sich nicht 6 Monate bei euch einquartieren.
Dein Freund wird keinen Schaden davontragen. Ich habe russlanddeutsche Freunde, ich weiß schon sehr gut, wie es da zugehen kann. Es ist überlebbar, weil es ja auch sehr herzlich zugeht. Erzähle ihm mit etwas Humor von euren Gepflogenheiten und gut.
Vielleicht fühlt sich Dein Freund wohler als Du denkst.
Deine Mutter hat absolut Recht mit ihrer Predigt.
LG Moni

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Ich stimme den anderen zu. Ja, ich finde es auch undankbar und sehr unfamiliär.

Eine ernst gemeinte Frage: wie kann man es 14 Monate nicht schaffen seine Verwandten zu besuchen, dafür aber die Schwiegeteltern? Inwiefern kann man denn während der Elternzeit und nun dem zweiten Lockdown so eingespannt sein, dass man sich keinen Tag freihalten kann um Stunden Tante zu fahren, die nur 2 Stunden entfernt wohnt? Sorry, das klingt auch für mich nach Ausrede und dass deine Mutter es so empfindet, als würdest du die Schwiegerfamilie bevorzugen ist die logische Konsequenz bei so einem Verhalten.

Dein Freund muss ja nicht mit, wenn er da nicht belastbar ist und mit dem Mann, von dem ihr euch gerne habt finanziell unterstützen lassen, nicht zusammen sitzen kann und sich bei der Gelegenheit mal persönlich bedanken kann.

Ich finde es immer schlimm, wenn eine Familie bevorzugt wird, denn für die Mitglieder der anderen Familie ist das sehr verletzend und schürt Streit und Abneigung, wie du ja jetzt siehst.

Dein Freund ist erwachsen und wird es wohl ertragen für ein paar Stunden mit deinem Onkel Weihnachten zu feiern. Und du nimm dir zukünftig mal mehr Zeit für deine Familie. Es gibt für keine Beziehung eine Garantie und daher sollte man Freunde und Familie nicht vernachlässigen, wenn man am Ende nicht ganz allein dastehen will

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Es tut mir leid, aber tatsächlich finde ich dich wirklich ein wenig undankbar. Deine Tante und dein Onkel „dürfen“ euch finanziell unter die Arme greifen, aber an Weihnachten 🎄 dürfen sie nicht dabei sein? Jetzt ehrlich, schämst du dich für deinen Onkel 😱? Liest sich fast so 🙈.

Geh nochmal in dich. Weihnachten ist schließlich ein Familienfest, das Fest der Liebe!
Ich weiß sehr gut, wie stressig diese Fahrerei sein kann (unsere Familien wohnen 200 bzw 500km entfernt und mit 4 Kindern sind diese Kurztrips immer eine logistische „Meisterleistung“).

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Ich verstehe eure Argumente. Klar. Ich hätte auch absolut kein Problem damit wenn sie kommen an sich. Das Problem das ich eher habe ist tatsächlich, weil die Wohnung meiner Eltern so klein ist und wir dann mit 9 Personen da übernachten (mit einem WC und Dusche) was ich halt für alle Beteiligten als stressig empfinde. Normalerweise ist ein Besuch bei meinen Eltern für mich die Erholung die ich im aktuellen Stress wirklich brauche. Wenn mein Freund nicht gerade ne Prüfung hat muss ich mehr Arbeiten um über die Runden zu kommen. Wir haben kaum Mal frei. Wir haben auch erst seit diesem September ein Auto. (Von den Schwiegereltern finanziert, weil mein Freund fürs Ref eines braucht) vorher mussten wir um irgendwo hinzufahren das Auto meiner Schwiegereltern ausleihen. Sprich wir müssten erst zu meinen SE um das Auto zu holen und zu meinen Eltern zu fahren. Als das Auto da war hat auch das Ref von meinem Freund angefangen und dann hab ich wieder angefangen zu arbeiten. Auch am WE. Wir haben keine wirkliche Zeit für uns als Familie. Daher war so ein Ausflug wie zu meiner Tante einfach nicht auf dem Schirm. Man muss dazu sagen, sie haben uns auch nie explizit eingeladen.
Und meine Tante und mein Onkel sowie meine Eltern bekommen jeden Tag Videos (ich weiß ist nicht das gleiche) von meiner Tochter. Und wir telefonieren alle per WA Video fast jeden Tag. Ich gebe mir wirklich große Mühe meine Familie an unserem Alltag teilhaben zu lassen. Und am Leben unserer Tochter. Ich hatte meine Tante und meinen Onkel auch zum Geburtstag eingeladen, aber mein Onkel mag die Fahrerei nicht und meine Tante traut sich nicht. Natürlich finde ich es auch nicht toll so wie es ist. Ich hatte auch eigentlich vorgesehen sobald bei meinem Freund die Prüfungen durch sind auch mehr die Familie zu besuchen.
Jetzt mit Weihnachten geht es mir wirklich nur darum, dass ich es unglücklich geregelt finde, wenn wir alle gleichzeitig da übernachten. Und mich damit nicht wohl fühle, eben weil mein Onkel gerne tief ins Glas schaut und dann meine Mutter sich über ihn aufregt und sich dann oft auch gestritten wird. Er ist mir nicht peinlich. Ich habe ihn wirklich lieb und mein Freund weiß auch dass mein Onkel halt etwas eigen ist, aber ein super lieber Mensch. Die beiden kennen sich auch schon über Video-Anrufe.
Es geht mir nur darum dass es erstens in der aktuellen Situation einfach zu viele zum Übernachten sind. Dann wird es auch einfach stressig und eng. Mein Freund hat eine Katzenhaarallergie und meine Eltern haben eine Katze. Er ist also generelle schon ziemlich fertig wenn wir da sind.
Wenn meine Tante dann am 25. Kommen würde und die dort auch den 26. Übernachten und wir am 25. Gemeinsame Mittagessen. Das fände ich eine gute Lösung. es wurde noch nichtmal wirklich darüber geredet. Ich habe bedenken geäußert was das gemeinsame Übernachten angeht und dann war meine Mutter direkt auf dem Angriffskurs. Ich will dich nur eine Lösung mit der sich alle wohl fühlen. Und alle ein entspanntes Fest haben. Mein Freund muss dann am 25 noch gut 6 Stunden Auto fahren. Ich möchte auch nicht dass er dann total fertig ist.

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Dein schlechtes Gewissen regt sich halt zurecht.

Wie schon jemand schrieb: Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Ausreden.

Ehrlich, andere haben auch ein stressige Leben, aber bei der angeblich so geliebten und Fast-wie-eine-Muter-Tante kann man in 14 Monaten nicht vorbei kommen, obwohl sie nur 2 Stunden (!!) entfernt wohnen? Und eine Partei noch nicht mal den Kindsvater real getroffen hat?

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Dann nehmt ein Hotelzimmer. Du kannst deiner Mutter diese Gründe ja legitim darstellen. Aber wie die meisten schon geschrieben haben, suchst du Ausreden und keine Lösung 🤷‍♀️

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Also ehrlich gesagt finde ich dich auch extrem undankbar. Deine Mutter hat da vollkommen Recht. Zum Geld geben sind sie gut genug, aber mal ein paar Stunden mit ihnen zusammen sein ist zu anstrengend? Sorry, aber du solltest dich echt schämen.

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"die zwar herzensgute Menschen sind aber halt im Sozialverhalten Recht schwierig. Und sehr gerne einen über den Durst trinken. Ich hab ihn wirklich lieb aber es ist halt echt anstrengend mit ihm. "

Wie anstrengend?

Verwandte, die andere ständige beleidigen, runterziehen, keine anderen Kulturen/Lebensweisen gelten lassen, nur meckern
- sind für mich nicht herzensgut , dafür sehr anstrengend und auf großen Festen sitzen wir weit weg.

Verwandte, die ich liebe, besuche ich.
Da muss ein Partner durch. Zumindest einmal vorstellen. Danach kann er entscheiden, ob er mit möchte oder der Anstrengendheitsgrad für ihn überschritten ist.

Meine Verwandten wissen, dass ein über ihn herziehen nogo ist. Der Partner darf sie anstrengend finden, aber nicht über sie herziehen. Besonders dann, wenn er sie nur einmal gesehen hat.
Einer versuchte es, der war schneller Ex als er gucken konnte. Das lag aber daran, dass er in Rekordzeit an jedem meines Umfeldes etwas zu meckern hatte und nur er der wahre Gute war.

Wenn sie sich noch nicht kennen, würde ich hinfahren. Gerade weil du eine Ersatztochter bist.

Ich bin allerdings auch rigoros: entweder ich mag die Person und nehme gerne Hilfe an. Dann habe ich aber auch den Anstand die Person nicht zu ignorieren.
Oder ich kann die Person nicht leiden, schäme mich für sie. Dann nehme ich aber auch keine Hilfe an, wenn es nicht ausgewogen ist.
Gegenhilfe nehme ich durchaus an, wenn ich sonst auch Hilfestellung gebe. Das ist dann beides aber distanziert.


Was sind denn deine größten Sorgen?

Wie wirkt sich das über den Durst trinken aus?
Wird er dann beleidigend?

Mit dem Partner würde ich drüber sprechen. Z.B. wohnen in einer Pension oder Ferienwohnung. Wenn jemand über den Durst trinkt, könnt ihr euch zurück ziehen.
Bei Verwandten, die ich sehr liebe, wohnen wir meistens in Pensionen/Hotel/Ferienwohnung.
WIe lieben uns sehr. Wenn Kind quengelig wird (Verwandte sind nicht mehr die Jüngsten) oder jemand müde wird oder oder oder .... dann können wir uns zurückziehen. Tagsüber bei guter Laune freuen wir uns umso mehr.

Vorstellen würde ich alle in eurer Konstellation auf jeden Fall.
Nur eben die Rahmenbedingungen modifizieren.

Weitere Entscheidungen dann vom Verlauf abhängig machen.
Z.B. dass du mit Kind ohne ihn hinfährst (falls sie so gar nicht warm werden).
Pension/Ferienwohnung, wenn sie sich tagsüber ganz gut vertragen und es eher ab "über den Durst trinken" losgeht. Letzteres würde ich meinem Kind auch nicht zumuten wollen und würde daher deswegen schon früher gehen.

Ist Alkohol auch tagsüber Thema, würde ich allerdings hinterfragen wie es mit Alkoholkrankheit ist und mich entsprechend informieren.
Wie weit ist es präsent. Kind mitbringen - früher gehen. Kind nicht alleine dort lassen. Kein Kontakt wenn nicht nüchtern. usw.
Das dann mit Beratung, die sich für Angehörige gut auskennen und mit denen zusammen erbeiten, was für euch der passende Weg ist.

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Ok, der finanzielle Aspekt ist natürlich schwierig mit Pension.

Wäre folgende Option denkbar:
- Übernachtung bei deinen Eltern
- zeitig losfahren, so dass ihr auf halber Strecke zu Tante/Onkel könnt.
Hallo sagen, Kuchen essen oder brunchen
- nach Hause fahren
- zu Hause übernachten, durchatmen
- am nächsten Morgen weiter zu Schwiegereltern

Dann könntet ihr Tante/Onkel öfter mal sehen. Zu annehmbaren Uhrzeiten (weniger Risiko Alkohol?) und nicht alle wären dicht auf dicht?

Dann würden sie euer Kind kennen lernen, dich wieder sehen; ohne dass es dicht auf dicht wäre.