Freundschaften wackeln ob Erziehungsstil

Kennt ihr das?

Ich habe eine langjährige Freundin. Also wir reden von +20 Jahren. Seit 5.5 bzw 2.5 Jahren sind wir beide Eltern. Und seitdem ist der Wurm drin. Ihrer ist der Ältere und recht früh ist mir aufgefallen dass ich eine ziemlich konträre Weise habe mit Kindern umzugehen. Not my cup of tea. Seit mein Kind da ist geht es ihr wohl genauso und so lieb ich sie habe, ich mag sie mit dem Kiddie gar nicht mehr auf Besuch haben. Es schwelt wenn sie da sind die ganze Zeit. Ich lass 90% laufen aber da sie im Falle mehrere Tage mit uns leben sag ich dann halt schon dass das Tablet am Tisch zum Essen bitte weg soll und dass meinem nicht 24/7 Süsses vor der Nase gewedelt werden soll. (Dafür gibt es medizinische Gründe und das weiss sie.)

Eine andere Freundin war zeitgleich schwanger mit mir. Wir haben uns gemeinsam eingerichtet und im ersten Jahr war’s wirklich lustig. Nun drücken die anderen Ansichten immer mehr durch und ich merke va bei ihr wie sie damit hadert wie wir es halten. Manchmal kann sie nicht aus ihrer Haut und belehrt mich oder positioniert sich indirekt. Du musst aufs Dorf ziehen mit dem Kind, warum arbeitest du schon wieder? Also wiiiir möchten unser Kind nicht fremd betreuen lassen. Sie betont jedes Mal wenn sie bei uns ist dass ihre Tochter ja kein Spielzeug mit Batterien darf.

Ich bin mit meinem Latein am Ende. Erstere wohnt weit weg und kommt immer ein paar Tage zu Besuch. Das vermeide ich gerade wo es nur geht. Sie als Freundin ja und immer gerne. Als Mütter sind wir nicht kompatibel.
Freundschaft ohne Kind zu pflegen ist schwierig organisatorisch.
Zur anderen hab ich den Kontakt stark auslaufen lassen. Da sind aber auch noch andere Dinge gewesen.

Kennt ihr das auch dass sich Freundschaften mit der Mutterschaft so verlaufen? Ich bin grade irgendwo zwischen frustriert und ratlos.

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Ja ich kenne das.

Eigentlich kann man es dann nur so organisieren, dass man seine Freundschaften ohne Kinder pflegt.

Ist das nicht möglich und jeder möchte den anderen immer wieder belehren / von der eigenen Lebensweise überzeugen, muss man die Freundschaft eben auslaufen lassen.

Menschen verändern sich - mit neuen Partnern und Kindern vermutlich am meisten. Manchmal passt man dann einfach nicht mehr zusammen.

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Ich glaube, es gibt selten jmd der 100% erzieht, wie man selbst. Das ist ok. Akzeptanz ist wohl das Stichwort.

Meine beste Freundin hat 3 Monate nach mir entbunden. Wir sind beide sehr locker, aber erziehen/reagieren schon unterschiedlich. Sie stillt z.B. noch und ist mit 8 Monaten wieder Vollzeit arbeiten gegangen. Ihre kleine darf nix süßes essen. Das läuft bei uns alles anders. Trotzdem treffen wir uns sehr gerne.

Klar hat jeder mal begründet, warum er was wie macht, aber es war nie Rechtfertigung oder „der einzig wahre Weg“.

Klar ist es manchmal schwer (meine bekommt Schoki, ihre nicht), aber so ist es halt. Wir akzeptieren es gegenseitig 🤷‍♀️

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Ja, kenne ich.
ein paar, mit dem mein Mann und ich nicht nur verwandt, sondern auch extrem eng befreundet waren. Meine Trauer hält sich jedoch in Grenzen, auch wenn mir die inzwischen kindER wirklich leid tun.
Mama ist im Sommer bereits stationär in die psychatrie, gebracht hat es aber nichts. Die Kinder werden einen Schaden davon tragen und wieso der Papa die reißleine nicht zieht verstehe ich nicht, so wie ich seit der Geburt vor 3 Jahren so einiges nicht mehr verstehe.
Das ist schade, aber eigentlich nur für die Kinder. Wir haben zum Glück noch andere Freunde, auch wenn es mir um unsere sehr enge Freundschaft leid tut.

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Ich verstehe deine Trauer und die Sorge um die Kids total.
Ich hab so einen Fall auch im Freundeskreis. Das Stiefkind einer Freundin.

Mutter psychisch angeschlagen, hat das Kind wie eine Mischung aus Partnerersatz und emotionaler Krücke gehalten. Heute ist er erwachsen. Kein Schulabschluss. Keine Ausbildung. Keine Perspektive. Er kriegt zu nichts den Hintern noch. Sahen und prophezeiten alle schon vor 13 Jahren und es war trotzdem nicht abfangbar...
Das „Kind“ ist total unmöglich. Aber letztlich nur Opfer seines Umfeldes.

Da bin ich weit weg und das interferiert nicht mit meinem Kleinkind...

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Guten Morgen,

bei mir gibt es auch nur eine einzige Freundin mit der ich die gleichen Erziehungsansichten teile.

Ansonsten treffe ich die Frauen als meine Freundinnen ohne Kinder abends einfach zum Essengehen - gut, in Zeiten ohne Corona natürlich. Da teilweise die Kinder ja auch aneinander hängen bringe ich meine Tochter dann dort vorbei ohne dass ich dabei bleibe - wenn ich nicht mitkriege, dass meine Tochter z.B. mit Süßkram vollgestopft wird, kann ich es "verkraften" ;-)

Da es bei Euch ja wohl ein Distanzthema gibt, dass sie immer mehrere Tage bei Euch ist: wie wäre es, wenn Du alleine hinfährst oder alternativ sie mal zu Euch alleine einlädst unter dem Vorwand Erholung weil ohne Kids?

LG

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Akzeptanz, Maß halten und Kompromisse helfen bei uns übers Gröbste hinweg.

Süßes gibt es halt sehr limitiert und sicher nicht zum satt essen vor der Hauptmahlzeit.

Für das Öko-Kind sind (mäßig) piepende und blinkende Fahrzeuge oder Elektro-Zug auf der Holzeisenbahn einmal im Quartal halt ein Erlebnis.

Medienkonsum ist auch limitiert auf kindgerechte Sendungen und hat deutliche Zeitlimits und am Esstisch nichts zu suchen.

Beim Aufräumen müssen alle mitmachen, egal wie hilfreich sie dabei sind.

Ich meine, dass man bei Besuch ein paar Ausnahmen zulassen darf und auch mal von seinen Absolutheits-Ansprüchen runter kommen kann.
Mit bisschen Augenmaß geht die Welt nicht gleich unter. Und das kann man mit einer langjährigen Freundin auch so besprechen.
Jeder kehrt danach in seinen Alltag zurück und muss nicht nach den Maximen des anderen leben.

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Jetzt bin ich mit den zwei Beispielen in die Ökoschublade gerutscht. Lach. Bitte zieh davon ein bisschen was ab. Meiner darf blinkendes und Gedudel haben wenn er es cool findet und meine Nerven es überleben (also kein VTech, TutTut-Flitzer machen mich irre), er darf auch Süsses, aber auf ärztliche Anweisung in Massen, bestimmte einzelne Sachen meiden wir und er kriegt halt das was weniger gefährlich ist und analog zur Qualität dessen was an Zahnhygiene möglich ist. Es gibt im Sommer auch mal ein Eis, aber nicht jeden Tag oder gar mehrmals täglich und Schokohasen oder die bekannten Brotaufstriche, Lollies etc. sowas muss halt wirklich nicht sein ob Risiko. Das eine Kind hat sehr viel Fokus auf Süsses und da ist das schon ein Spagat.

Ich weiss aber was du meinst und sagen willst. In Bezug auf meine langjährige Freundin sind da alle Hühneraugen zudrücken bereits grosszügig mit abgezogen. Das Kiddie schlägt hier ein wie eine Bombe und testet in der neuen Umgebung seine Grenzen richtig aus. Wir haben da das letzte mal auch drüber gesprochen weil die zwei sich so ein Schreikonzert geliefert haben dass meiner geflüchtet ist. Ich finde aber den Impuls eines anderen Betrags super, ich glaube dass sich das in 1-2 Jahren teilweise geben kann und würde versuchen die nächsten Treffen ohne ihres oder ohne beide Kids zu machen bis beide älter sind. Die Idee gefällt mir gut und das wird funktionieren.

Bei der anderen Freundin... ja. Sehe ich genauso. Akzeptanz und Mass halten. Ich bin mit vielem was sie macht auch nicht „einverstanden“. Ist jetzt nicht das klassische Ökokind und selbst wenn fände ich da nix schlimmes dran. Das Kind hat keine gefestigten Sozialkontakte zu gleichaltrigen, sporadisch alle paar Wochen mal eine Stunde Spieltreff, dann und wann mal wir. Raus gehts vielleicht mal ne Runde um den Block, ansonsten ist das wie Käfighaltung mit Gartenanteil. Wir sollen auch immer zu ihr weil sie nicht raus will. Und das merkt man dem Kind an.
Ihres kann mit meinem nix anfangen, wie auch, ist Kinder nicht gewohnt, und das merkt meiner und spiegelt es. Der ignoriert das Kind und freut sich an dessen Spielzeug bis es heimgeht. Absolut ungewöhnlich für meinen.

Ich reibs ihr aber nicht unter die Nase dass ich da so meine Fragezeichen habe so wie sie mir. Das ist der Unterschied. Wie gesagt, da war noch das ein oder andere mehr und ich glaube da mache ich wirklich einen Haken dran und sage „unterschiedlich entwickelt.“

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So sehe ich das auch. Bevor langjährige Freundschaften kaputt gehen, darf mein Kind ein Stück Schokolade essen 😊
So lernt es auch, dass Schoki eine Besonderheit ist und kein Grundnahrungsmittel.

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Mit der Freundin übers WE wegfahren würde mir noch einfallen.
Ansonsten kann man da nichts machen.. das ist leider so. Wir haben auch Freundschaften, die sporadisch wurden als die Kinder klein waren und zum Glück wieder fester wurden, als deren Kinder in die Schule kamen. Beide Seiten wurden lockerer, denn auf viele Dinge kommt es nunmal nicht so an, wie man Anfangs denkt.
Und no-gos würde ich immer strikt durchsetzen (Süssigkeiten vor einem kranken Kind zB.)

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Das ist ein mega Impuls. Danke dafür, das hatte ich nicht auf dem Schirm. Ich glaube auch, dass sich das mit meiner langjährigen Freundin wirklich wieder ebnet wenn die Kids ein bisschen grösser sind.

Und die Idee mit dem reisen finde ich gut. Ich glaub ich frag sie ob wir einen Städtetrip machen sollen wenn es wieder geht. Das fehlt mir und das geht mit Kids nicht so gut. Danke.

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Hallo,

solange nicht der eine den anderen belehren will, sollte es eigentlich trotzdem funktionieren.
Und natürlich, wenn die Kinder in beiden Richtungen das jeweils "andere Leben" kennenlernen.

Mit unter 3 ist dein Kind ja noch sehr klein. Auch wenn ihr bestimmt mit 5 auch nicht ständig aufs tablet starren werdet: kurz vor Schulalter fängt man an, Dinge bei anderen lockerer zu sehen. Dann nämlich, wenn man merkt, dass drei Tage Ausnahme bei anderen nicht gleich die ganzen Familienwerte den Bach runter gehen lassen ;-)

Schwieriger werden Freundschaften, wenn man von den Kindern (oder wahlweise anderen Familienmitgliedern) der Freundin massiv genervt ist.

Und ganz große Rücksicht kann man da erwarten, wo etwas medizinisch notwendig ist!! Wenn ein Kind gar kein Eis essen darf, geht man eben nicht mit zwei Müttern und drei Kindern in die Eisdiele. Punkt.
Da, wo eine Familie viel Rücksicht auf ihr eigenes, evtl krankes Kind nimmt, müssen alle anderen, die im Haus zu Besuch sind, eben auch Rücksicht nehmen.

LG!

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Ich danke dir fürs Gehirn leihen. Mir ist beim lesen eurer Beiträge genau das klar geworden. Im Moment sehe ich nicht, dass sich ganz schnell bald alles sehr ändern wird. Das wenn ich mit einbeziehe komme ich eher bei einem „wie überbrücke ich es“ denn bei einem „wie gehe ich dauerhaft damit um“ raus. Ganz andere Perspektive. Das ist hilfreich. Danke.

Beim Tablet widerspreche ich dir mutig vorausschauend. Beim Essen wird auch in 2-4-8 Jahren bei uns kein Gedudel laufen. Bei uns. Wenn die Kiste anderswo durchläuft und wir dort mit am Tisch sitzen herzlich gern. Gabs bei mir auch schon vor Kind noch nie und wird’s auch nicht geben. Da waren wir uns auch einig. Der grosse bekam erklärt dass das hier nicht gewünscht ist und weg war das Ding.
Ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels. Lach.

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Kenne ich leider auch. Mit fällt auf, dass viele mit Kindern etwas spleenig werden, wobei ich mich dann auch immer hinterfrage, vielleicht ist es bei mir ja auch so...
Jedenfalls versuche ob das beste draus zu machen. Wenn man aber natürlich komplett unterschiedlich ist und einfach keine Basis findet, dann ist das vielleicht der Lauf der Dinge und dafür entstehen über die Kinder ja auch oft neue Freundschaften.

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Was da fehlt ist toleranz. Erstmal erzieht jeder anders und ich denke keine Mutter mag es ungefragt Ratschläge zu bekommen.

Meine Kinder sind 3 und 1. Eine Freundin hat einen 10 Jahre alten Autistischen Jungen. Wir verstehen uns gut und halten uns aus Erziehungsprobleme raus. Wenn er bei mir ist und Mist baut sag ich es und wenn meine Kids bei ihr Grenzen überschreiten dann sagt auch sie was. Ansonsten ist es es meist sehr harmonisch.

Eine andere Freundin hat eine Tochter mit 18 Monaten. Auch da läuft es eigentlich genauso. Die Kinder spielen super zusammen und bauen noch nicht zu viel Mist.

In Gesprächen kommt man ja auch auf das ein oder andere Erziehungsthema und man redet über Erfahrungen. Meine Freundin mit älteren Kind hat mir schon tolle Denkanstöße gegeben und sie freut sich wenn ihr Sohn auch mal bei uns ist.

An sich sind viele Vorherige Freundschaften in die Brüche gegangen bei uns dreien aus unterschiedlichen Gründen. Aber wir kommen zurecht verstehen uns zum Glück mit Kindern.

Wichtig ist es halt die Erziehung nicht zu kritisieren. Alle Kinder werden groß ob mit oder ohne Zucker, TV oder etc.

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Ja da hast du vollkommen recht. Sollte auch keine Grundsatzdiskussion über die üblichen Themen werden. Ich selber bin da - von der genannten gesundheitlichen Ausnahme abgesehen, weil da würde ich meinem Kind schaden und Schmerzen/OPs riskieren - eher auf der die-Menge-macht-das-Gift Seite denn auf der Dogmatischen.
Die eine Freundin ist mit ihrem Kind halt sehr an einem Randbereich unterwegs, kriegen wir hin aber ist anstrengend. Die andere wertet stark/kritisiert indirekt und da fällt aus meiner Sicht genau die Grenze die du bescheibst...