Übersehe ich etwas? Zu anspruchslos? Grenzüberschreitende Verhalten meiner Familie?

Guten Morgen,

meine Familie findet mich zu anspruchslos und behauptet, dass ich mit zunehmendem Alter mein Leben anders bewerten und bereuen werde. Obwohl ich meistens sehr glücklich bin, werde ich ständig dazu angehalten, etwas zu verändern.

Ich gehe gerne zur Arbeit, habe aber keine Ausbildung und kein Studium, was sowohl meine Eltern, als auch meine Schwestern sehr kritisch sehen. Ist es wirklich so wichtig, ein Zertifikat zu haben? Zählt Berufserfahrung denn gar nicht?

Auch meinen Freund mögen sie nicht. Er ist manchmal etwas unbeholfen und bemüht sich (anders als die Partner meiner Schwestern) nicht, sich in meine Familie zu integrieren. Meine Eltern finden ihn unhöflich und waren froh, als unsere Hochzeit ausgefallen ist. So hätte ich ja noch etwas mehr Bedenkzeit ... Ich finde solche Aussagen grenzüberschreitend.

Dass ich früh Mama geworden bin, war ein Drama. Dabei war ich zu dem Zeitpunkt schon fest angestellt, konnte ganz normal Elternzeit nehmen und danach problemlos wieder einsteigen. Aus Sicht meiner Eltern habe ich mir dadurch meine Zukunft verbaut.

Übersehe ich irgendwas? Oder sollte ich sie einfach ignorieren?

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Wenn ich mir überlege, meine Kinder wären so.... ja, es würde mich auch "stören". Eine ordentliche Ausbildung sehe ich bzgl. der Berufschancen als essentiell an. Gut, es gibt Leute, die auch ungelernte ordentliche Jobs haben, aber seien wir mal ehrlich, förderlich ist es nicht.
Einen Partner zu haben, der sich nicht integrieren möchte, finde ich auch seltsam. Aber gut, ich würde mich wohl diesbezüglich zurück halten (verbal) aber sicher ihn anders behandeln, als einen Partner, der sich integriert. ja nachdem wie das "nicht integrieren" aussieht.

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Zuallererst ist es Dein Leben, und Du musst mit den Konsequenzen Deiner Entscheidungen leben.

Die Wahl Deines Freundes ist Deine Sache. Wenn Du Dich durch die Aussagen Deiner Familie angegriffen fühlst, dann äußere das.

Die Geschichte mit der fehlenden Ausbildung sehe ich kritisch. Da haben Deine Eltern aus meiner Sicht Recht. Mit Ausbildung wirst Du immer bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, als ohne. Ggf kannst Du aufgrund Deiner Berufserfahrung einen Abschluss nachholen, und musst dafür nur eine Prüfung absolvieren. Da würde ich mich an Deiner Stelle Mal schlau machen.

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Nein, denn du hast was, was viele Menschen nicht haben: Du kannst sagen, dass du glücklich bist. Ich kann das nur für wenige Bereiche in meinem Leben sagen. Beruflich bin ich gerade sehr unzufrieden und versuche gerade eine neue Perspektive zu finden. Trotz Abi und Ausbildung habe ich da noch nicht den Job gefunden, der mich erfüllt oder bei dem ich sagen kann, dass ich das jetzt noch die nächsten 20 Jahre machen möchte.

Ignorier die spitzen Bemerkungen. Nicht jeder geht den gleichen Weg und am Ende des Tages finde ich es wichtig, dass man mit sich und der Welt im Reinen und zufrieden ist.

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Danke. Ich wünsche dir, dass du einen Job findest, der dich glücklich macht.

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Von außen ist das sehr schwer zu beurteilen.

Natürlich zählt Berufserfahrung auch. Und wenn du irgendwann etwas anderes machen möchtest, besteht immer noch die Möglichkeit, dich weiterzubilden, in Form einer Ausbildung oder eines Studiums. Hast du Abi? Das erleichtert einiges. Wie alt bist du?

Warum finden deine Eltern deinen Freund unhöflich?

Ohne Kinder ist man sicherlich flexibler, aber dass du dir deine Zukunft verbaut hast, indem du ein Kind bekommen hast, sehe ich nicht so. Auch mit Kind kann man sich beruflich weiterbilden oder aufsteigen.

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Ja, ich habe Abitur. Ich bin 22.

Er ist sehr introvertiert. Es ist ihm generell unangenehm, in Gruppen (zum Beispiel auf Familienfeiern) zu reden. Er telefoniert auch nicht mit meinen Eltern, weil er nicht weiß, was er mit ihnen reden soll. Anders als die Partner meiner Schwestern, die beide eher extrovertiert sind und ein freundschaftliches Verhältnis zu meinen Eltern haben. Er kommt gelegentlich mit zu meinen Eltern, aber ungern und geht oft unter einem Vorwand früher, weil er diese Treffen einfach anstrengend findet - was ich ihm gar nicht übel nehme.

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"Ja, ich habe Abitur. Ich bin 22."

Und dabei soll es bleiben ... und Du möchtest bis zur Rente ungelernt in irgendwelchen Jobs jobben (ungelernt = wenig Gehalt = gaaaaanz wenig Alg 1 bei Jobverlust = aufstockendes Hartz IV = so oder ganz wenig Rente = Altersarmut)?

Das würde an Stelle Deiner Eltern auch sehr kritisch sehen.
Und würde mir nicht gefallen, wenn ich meiner Tochter alle Chancen dieser Welt auf Abitur und Ausbildung biete ... und sie beim Abi stehenbleibt und lieber ungelernt arbeitet und Kinder bekommt.

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Naja...
Nach meiner Erfahrung, wird man meist schlechter bezahlt, wenn eine Ausbildung fehlt.
Evtl. hat es auch Auswirkungen wenn du dir einen neuen Job suchen musst und das ist Geld was durchaus auch im Alter fehlt.
Ich würde also schon gucken, ob du nebenberuflich nicht noch einen Abschluss machen kannst.

Alles andere: das Eltern da schlucken kann ich nachvollziehen, aber irgendwann muss auch Schluss sein mit Kommentaren, wenn man möchte, dass sein Kind offen bleibt und sich bei Hilfebedarf weiterhin an einen wendet.

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Aus Sicht einer erwachsenen Person, vor allem als Elternteil, bist du mir auch zu anspruchslos. Und naiv!

Ja, als Elternteil würde ich ganz sicher sagen, was mir Sorgen bereitet und warum. Was du dann draus machst, ist natürlich dein Ding, und ich würde da nicht ein Leben drauf rum kauen,...aber mir meine Gedanken weiter dazu machen.

Zum Thema Freund,...auch dein Ding. Aber sich nicht integrieren und unbeholfen klingt klingt jetzt auch nicht nach dem Traummann für die eigene Tochter wünscht. Immer wieder drauf rumreiten ist nicht okay - so lange er dir nicht irgendwie schadet - aber was sagen wird man ja schon dürfen.

Setz dich mit deinen Eltern auf den Tisch und sag denen, dass du erwachsen bist und du es leid bist dir immer wieder die gleiche Leier anzuhören.

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Man muss nicht allen gefallen und es nicht jedem recht machen.

Ich verstehe zwar, dass deine Eltern besorgt sind in einigen Punkten, finde es aber schwierig dass sie dir das ständig unter die Nase reiben.

Ja, eine Ausbildung halte ich für wichtig. Ich verstehe deine Einstellung bzw deinen beruflichen Werdegang. Das war bei mir ähnlich, aber ich habe auf Basis meiner Erfahrung eine Prüfung abgelegt und einen richtigen Abschluss in der Tasche. Das solltest du überdenken und dich mal informieren, ob das in deinem Beruf möglich ist. Deiner Erfahrung/Tätigkeit einen „Titel“ zu verleihen wird ggf bei Gehaltsverhandlungen oder falls du dir mal einen neuen Job suchen solltest hilfreich sein.

Was deinen Freund angeht: er hört sich nicht nach idealem Schwiegersohn an. Kommt aber auch drauf an, was deine Eltern unter „sich einbringen“ verstehen. Ist er einfach nur schüchtern und ruhig oder tatsächlich unfreundlich und hat kein Interesse an Kommunikation mit ihnen? Fühlt er sich bei ihnen unwohl oder ist etwas vorgefallen?
Um das besser beurteilen zu können, fehlen hier ein paar Infos.

Hingegen kann ich gar nicht nachvollziehen, warum deine frühe Mutterschaft dir dein Leben versauen sollte. Es ist doch immerhin ihr Enkel, ein Teil ihrer Familie. Und mit der entsprechenden Organisation und etwas Ehrgeiz kann man auch mit Kind Karriere machen, jedoch ist die Frage ob du das überhaupt möchtest. Es muss ja nicht jede Frau erst die Karriereleiter hochklettern, heiraten und Eigentum besitzen um ein Kind zu bekommen.

Wichtig ist - und das haben mir Mama und Oma immer gepredigt - unabhängig vom Partner leben zu können. Sprich: könntest du dein Leben auch ohne deinen Freund finanzieren? Ich würde mich tatsächlich nie vollständig von einem Mann abhängig machen (ja, das sage ich obwohl ich verheiratet bin und wir ein Baby haben). Falls es bei euch nicht klappen sollte oder es bei dir beruflich nicht mehr so gut funktioniert, solltest du ein Sicherheitsnetz haben. Sprich: ein ordentlicher Abschluss wäre tatsächlich hilfreich, ein paar Rücklagen bilden, usw. sodass du eben abgesichert bist im Notfall denn dein Leben wird nicht immer so rund laufen.

Vielleicht sorgen sich deine Eltern ja auch nur deshalb, weil du einfach sehr optimistisch bist und vielleicht etwas naiv wirkst?
Verliere deinen Optimismus auf keinen Fall. Aber sei nicht so naiv und lebe ohne jedes Sicherheitsnetz wie eben z.B. ein Abschluss.

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Danke für deine Antwort.

Irgendwie an einen Abschluss zu gelangen, wurde mir jetzt öfter vorgeschlagen. Ich finde das gar nicht so einfach. Das hängt wohl auch vom Bereich ab. Wo kann ich mich denn informieren? Beim Jobcenter?

Er ist sehr introvertiert und zurückhaltend. Er spricht kaum, wenn wir bei meinen Eltern sind, aber er spricht genau so wenig in anderen Gruppen und Konstellationen mit mehreren Menschen. Ich habe meiner Familie das schon erklärt, aber es kommt nicht wirklich an. In ihren Augen ist er einfach unhöflich, weil er "kein Interesse" hätte, sich am Gespräch zu beteiligen. Er telefoniert auch nicht mit meinen Eltern, weil er nicht weiß, was er zu ihnen sagen sollte. Und während die Partner meiner Schwestern über jeden schlechten Witz höflich lachen, lächelt er verlegen. Er ist jedes Mal der erste, der nach Hause geht. Er findet soziale Zusammenkünfte einfach sehr anstrengend.

Finanziell bin ich nicht von ihm abhängig.

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"Wo kann ich mich denn informieren? Beim Jobcenter?"

Nein, mit dem JobCenter hast Du (hoffentlich) in nächster Zeit nichts zu tun ...

... die Arbeitsagentur hat eine Jobberatung; auch online kann man gucken, was es so gibt:
https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index;BERUFENETJSESSIONID=E0A2TvZSt_zhTK7dfqJXqeAHd80mEITYl8Tr5PHSjA-nktLrRAO0!-463519956?path=null

Hast Du denn nie Vorstellungen und Ideen, was Du beruflich machen möchtest ... oder war da nur Abi, Mann, Kind ... fertig!?

Du kannst doch mit 22 auch ganz normal studieren oder eine betriebliche Ausbildung machen. Nachdem Du fürs Kind beruflich nicht vorangekommen bist, kann Dich Dein Freund und Partner Deines Kindes sicher bei der Umsetzung (finanziell) unterstützen.

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Hm.... Kann man SO schlecht beurteilen.

Wenn du meine 18jähirge Tochter wärst, die vor 2 Jahren Mutter geworden ist, keine Ausbildung hat, dafür aber einen Freund, der mir gegenüber rotzfrech ist, dann wäre ich vermutlich auch nicht begeistert. Berufserfahrung im Hilfsarbeiterjob hin oder her.....#zitter

Kommt halt immer auf die Einzelsituation an.

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Ich bin 22, Mutter geworden mit 20. Rotzfrech ist mein Freund mit Sicherheit nicht. Im Gegenteil, sehr zurückhaltend. Ich wurde in meinem Beruf abgelernt, hab dort schon während meiner Schulzeit gejobbt und man braucht schon ein paar Kenntnisse. Ich finde, "Hilfsarbeiterjob" klingt sehr abwertend.

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*angelernt

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Was du draus machst, ist natürlich deine Sache, aber ich finde, dass die kritikpunkte deiner Eltern nicht abwegig sind.

Ohne Ausbildung/ Studium ist es auf dem Arbeitsmarkt schwieriger und es das gehalt angeht, kriegst du ungelernt auch einfach weniger bzw. Kannst manches nicht machen für das man eben einen entsprechenden Abschluss braucht.
Und natürlich ist eine Ausbildung ohne Kind leichter als mit, wenn auch so oder so nicht unmöglich.

Und ich finde auch, dass man es als familie schade finden darf, wenn sich der partner nicht in die familie integrieren möchte. Meine Schwester hatte vor ein paar Jahren auch mal einen Freund, der ganz offensichtlich trotz Einladungen keinerlei Interesse an uns hatte. Wie ich das finde, habe ich ihr nicht gesagt, aber als sie die Beziehung beendet hat, hab ich ihm definitiv nicht nachgetrauert. Jetzt hat sie einen Freund, der sich ganz normal integriert hat und damit auch ganz selbstverständlich zur Familie gehört und das ist für alle Beteiligten schöner, auch für meine Schwester, die sich nicht aufteilen muss.