Kind und Messie-Großeltern?

Hallo liebe Community,

eigentlich möchte ich das Privatleben meiner Eltern - auch anonym - nicht breittreten.
Allerdings mache ich mir gerade wirklich Gedanken darüber, wie ich mir meiner Situation umgehen kann.
Ich möchte gar keine große Diskussion starten, sondern vor allem von anderen Betroffenen hören wie ihr mit der Situation umgeht. Ich denke wer nie mit so etwas nie zu tun hatte, kann sich da schlecht hineinversetzen.

Also:
Ich erwarte ein Kind.
Meine Eltern sind liebe Menschen und sie freuen sich wirklich sehr. Allerdings gibt es da ein sehr großes Problem - und zwar sind sie Messies, vor allem meine Mutter hat schon seit meiner Kindheit völlig die Kontrolle über ihr Leben verloren. Mein Vater hat sich mit der Situation irgendwie abgefunden, und so leben sie einfach seit vielen Jahren in wirklich ekligen Zuständen. Aus dem Grund bin ich damals auch sehr früh von zu Hause ausgezogen. Ich wohne jetzt sehr nah bei meinen Eltern und sehe sie auch täglich, meinen Partner habe ich noch nie in ihre Wohnung gelassen, weil ich nicht möchte dass er schlecht über meine Eltern denkt. Von dem Problem habe ich ihm schon erzählt, allerdings kann er sich das Ausmaß wahrscheinlich nicht vorstellen.
Hilfe annehmen würde meine Mutter niemals, ich habe mal mehrere Monate dafür verwendet mit einem Freund das ganze Haus zu putzen und zu schrubben, darüber war sie sehr wütend und kurze Zeit später war es eklig wie zuvor.
Also, sie werden nichts ändern, meine Mutter sieht das Problem auch nicht, sie denkt das sei normal. Mein Vater traut sich nicht sich durchzusetzen, weil sie jedes Mal ausflippt wenn man das Thema anspricht.
Meine Mutter ist außerdem auch selbst recht unhygienisch und riecht meistens sehr schlecht.

Wer hat ein ähnliches Problem und wie habt ihr das mit dem Kontakt zu euren Kindern gelöst?! Nur draußen oder bei mir zu Hause treffen? Einen sauberen Bereich in ihrer Wohnung für das Kind schaffen? Hat irgendwer es doch geschafft, seine Eltern zu mehr Hygiene zu bewegen? Möchte ihnen wirklich das Enkelkind nicht vorenthalten, allerdings soll mein Kind auch kein Trauma von der Situation bekommen wie ich damals D:

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Meine Eltern haben sich getrennt, als ich noch sehr klein war. Ein Grund war das unterschiedliche Verständnis von Sauberkeit und Ordnung. Ich habe größtenteils bei meiner Mutter gelebt. Unsere Wohnung war immer im normalen Maß ordentlich und sauber. Mein Vater hat leider immer mehr die Kontrolle verloren. Ich erinnere mich an die sehr unangenehme Situation, dass ich dort übernachtet habe und die völlig verdreckte Toilette nicht nutzen wollte, weil ich mich so sehr geekelt habe. Stattdessen habe ich mir in die Hose gepinkelt. Nachdem das ein paar mal passiert ist und mein Vater trotzdem nicht vor meinen Besuchen das Bad geputzt hat, musste ich dort nicht mehr hin. Ich hatte auch mal eine Lebensmittelvergiftung, weil ich etwas Verdorbenes aus seinem Kühlschrank gegessen habe. Wir haben uns danach nur noch draußen getroffen. Er hat mich zum Eis essen abgeholt oder ist mit mir auf den Spielplatz oder in den Zoo gegangen. Vielleicht wäre das ja auch eine Lösung für euch? Ich habe dadurch zwar weniger Zeit mit ihm verbracht (auch weil er sehr unzuverlässig ist und eine Verabredung auszumachen und um diese Zeit bei uns zu sein, schon eine Herausforderung für ihn darstellen), dafür war es wesentlich angenehmer als in seiner Drecksbude.

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Wir haben das Probem auch mit der Oma. Ich persönlich war seit Jahren nicht mehr in der Wohnung, wie auch mein Mann. Am Anfang unserer Beziehung war das ein echtes Problem, aber dann ist er recht schnell bei mir eingezogen und wir haben es ignoriert. Zwischendurch haben er und sein Bruder versucht aufzuräumen, aber das bringt wohl einfach nichts.
Ich habe das Thema nie angeschnitten, wir schweigen das einfach tot, ansonsten verstehen wir uns relativ gut.
Sie sieht unsere Kinder nur bei uns bzw durch Corona sehen alle Großeltern die Kinder nur im Freien.

Vor Corona fing das große Kind natürlich an zu fragen, warum es nicht zur Oma darf. Blöde Situation. Mit Corona hat sich das Problem erstmal erledigt. Aber spätestens danach, werden wohl beide fragen.

Kann dir leider keine wirklichen Tipps geben, nur die Erfahrung teilen. Ach und wir würden die Kinder definitiv nicht in ihre Wohnung lassen, aber das kommt natürlich auch darauf an, wie schlimm es ist.

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Es ist schlimm, wenn deine Mutter absolut keine Einsicht hat.
Dann müsste sie meinerseits auch mit der Konsequenz leben, dass mein Kind nie bei ihnen zu Hause sein wird.
Wenn sie das Baby halten möchte, dann nur unter der Voraussetzung, dass sie sauber gekleidet und gewaschen ist.

Ich weiß, es ist eine psychische Erkrankung, aber trotzdem kann man diese 2 Punkte voraussetzen für ein Treffen. Das ist nicht zuviel verlangt und motiviert sie vielleicht sogar dazu doch etwas zu ändern.
Ich finde in dem Punkt muss man sie nicht mit Samthandschuhen anfassen.
Sie darf auch mal erkennen, dass es irgendwo eine Grenze gibt und ihre Krankheit kein Freifahrtsschein ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sie nichts ändert ist bestimmt höher, als das sie auf diese 2 Forderungen eingeht. Doch das wäre bei mir die Grenze und sie müsste mit der Konsequenz leben.

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Das klingt schwierig.

Ich denke auch nicht, dass deine Eltern/Mutter sich ändern wird. Daher würde ich mich nicht dort treffen. Sondern nur bei euch oder draußen 🤷‍♀️

Mit dieser Konsequenz muss deine Mutter leben. Ist vllt gar nicht schlecht, wenn sie mal eine spürt, egal wie sauer es sie macht!

Alles Gute euch!

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Guten Morgen

wenn deine Mutter etwas ändern wollen würde, dann brauch sie eine professionelle Hilfe... sie schafft das alleine nicht und auf die Familie hört sie erst recht nicht.

Auch wenn sie nichts dafür kann, weil es eine Krankheit wie eine Sucht ist, würde ich mich mit ihr draußen treffen vielleicht bekommst du sie dazu durch dein Kind zu übermitteln das sie Hilfe annehmen soll., Wäre doch Schade für Oma und Enkel.

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Meine Großmutter würde ich als Messie bezeichnen. Ihr Haus ist voll bis unters Dach mit irgendwelchen Dingen, in der Küche stapeln sich die benutzten Töpfe auf dem Boden und Stühlen. Die Treppe kann man kaum benutzen und überall liegt Zeug herum. Das hat jetzt im Alter noch zugenommen, war aber in seinen Grundzügen schon immer so.
Als Kind ist mir das nie so wirklich aufgefallen. Bei Oma hat’s anders gerochen als bei uns (meist nach Katze und essen) und es sah anders aus, aber ich war gerne bei ihr. Sie war und ist eine sehr liebevolle Großmutter, die nichts mehr liebt, als ihre Enkel und Urenkel zu verwöhnen.
Meine Mutter hat den Kontakt nie eingeschränkt und dafür bin ich ihr dankbar, denn ich liebe meine Oma trotz ihrer offensichtlichen Probleme. Wir Enkel waren aber auch nie in irgendeiner Form gefährdet, wenn wir bei ihr waren.
Es gab seitens meiner Mama und Tante diverse Versuche, das Haus in einen besseren Zustand zu bringen, aber das lässt meine Oma nicht zu. Sie ist eine sehr stolze und starke Frau.
Ich denke, es ist wichtig, dass du einen Weg findest, mit dem du dich wohl fühlst. Und wenn das bedeutet, dass die Großeltern dein Baby vorerst nur bei dir in der Wohnung besuchen, dann wäre das doch ein guter erster Schritt. Du kannst ja jederzeit neu entscheiden.

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Vielen Dank für Deinen Einblick! Hatten Dir Deine Eltern damals erklärt, was los ist? Oder war es für Dich einfach normal?

Bei meinen Eltern war es ja schon immer sehr unordentlich und schmutzig, das war mir damals schon in der Grundschule aufgefallen und ich hatte mich immer geschämt, so dass ich niemals Freunde eingeladen hätte oder so. Könnte ich meinem (kleinen) Kind schon erklären, dass die Oma ein Problem hat? Oder würde ich damit die Beziehung zwischen den beiden kaputt machen? Uff, schwierig.

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Es gab nie ein explizites „aufklärendes“ Gespräch darüber, wie es bei Oma aussieht. Als kleineres Kind hab ich mir einfach gedacht, dass Oma mehr Sachen hat als wir. Irgendwann als ich älter wurde, war es klar und ich hab bestimmt auch mal gesagt, dass es bei Oma sehr unordentlich ist. meine Mutter, die dort ja aufgewachsen ist, hat durch ihre Erfahrungen einen ausgeprägten Sinn für Sauberkeit. Bei uns zu Hause war es immer super sauber und ordentlich. Irgendwann (so als ich 10 oder 11 war) hat sie mir mal gesagt, dass sie gerne alles sauber hat, weil es in ihrer Kindheit nie so richtig sauber war. Sie hat es aber nie so formuliert, dass ich dadurch eine schlechte Meinung von meiner Oma gehabt hätte. Eher als Fakt: Oma räumt nicht so auf wie wir.
Ich würde die Thematik, ob du es deinem Kind erklären sollst oder wie man damit umgeht, ein wenig in die Zukunft verlegen. Noch ist es ja nicht aktuell und sehr oft fragen Kinder auch viele Dinge von selbst.

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Messies sind ein gewisses Problem. Wir nicht betroffenen sagen, na dann räumt eben auf, aber einem Alkoholiker würden wir auch nicht sagen, na dann hör eben auf zu saufen.
Das Haus zu reinigen war wahrscheinlich das schlechteste was du tun konntest. Es kann zu einer massiven Verschlechterung der Symptome führen.

Sag deinen Eltern wie es laufen soll. Das wird schmerzhaft aber solange es ein Kleinkind ist kann dein Kind nicht in deren Haus betreut werden. Sag deinen Eltern dass sie euch besuchen kommen können, dass du sie nicht ausschließt.

Wenn eine Veränderung ihres Verhaltens stattfinden soll, dann muss dies aus ihnen heraus kommen. Sie müssen es selbst wollen und vielleicht ist ein Enkel die richtige Motivation z. B. ein Zimmer kindersicher und sauber zu halten.

Alles Liebe
Muriel

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Meine Mutter ist nicht direkt ein Messi, aber extreeeem schmutzig bzw. das Haus. Jede Bahnhofstoilette ist sauberer wie die WCs, die in Jahrzehnten noch keine Klobürste gesehen haben. Alles steht voll mit verstaubter Deko, ständig stößt man wo an und der Boden ist sowieso ein einziger Dreck.
Als Kind fiel mir das allerdings gar nicht so auf, erst in der Jugend, wobei dann eh ich für das Putzen zuständig wurde. Seit ich ausgezogen bin - gleich mit 19 - geht es bergab. Im Nachhinein gesehen ist es mir jetzt voll peinlich meinen Freunden damals gegenüber. Aber wie gesagt, als Kind hab ich es nicht gemerkt. Und meine Kinder merken es jetzt auch nicht!! Die schlimmste Zeit war eigentlich das Krabbelalter, da hat es mich sehr belastet. Sobald die Zwerge laufen, geht es aber. Ein bisschen Dreck bringt sie nicht um!! Und eine liebe Oma ist viel mehr wert als sie vor Dreck zu beschützen!
Zur Not steck Sagrotan fürs Klo mit ein, damit müsste die größte Gefahrenstelle klärbar sein.
Reden wird da nichts helfen, außer dass der Kontakt abbricht und das will hoffentlich keiner.

Achja nach jedem Besuch ist halt baden / duschen angesagt und alles was sie anhatten wird durchgewaschen.

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Vielen Dank für den Einblick!
Da gebe ich Dir Recht, reden wird nicht viel helfen, außer dass meine Mutter am Ende unglücklich wird. Für sie ist das ja alles in Ordnung, so wie es ist.

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Ich habe zwar keine Messi Eltern, allerdings Alkoholiker und besonders reinlich sind sie auch nicht.
Ich nehme an deine Eltern wissen, dass sie nicht "normal" leben.
Ich würde an deiner Stelle genau das ansprechen, was du hier schreibst:
Du hast an diese Lebenssituation aus deiner Kindheit selbst noch unangenehme Erinnerungen und möchtest nicht, dass dein Kind das auch erlebt oder schlecht von seinen Großeltern denkt.
Du schlägst vor, lieber sie einzuladen oder maximal bei ihnen in den Garten zu gehen, ansonsten hast du kein gutes Gefühl.
Wenn sie Besuch vom Enkelkind wollen oder jemals sowas wie Großeltern Tag geschweige denn Übernachtung bei ihnen, müssen sie es schaffen ihre Wohnung in Ordnung zu halten.

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Mein Vater versteht das vollkommen, für meine Mutter ist leider alles „normal“. Und ich freue mich, wenn sie wenigstens glücklich ist, sie würde niemals die Problematik sehen sondern einfach unglücklich werden, wenn man sie zu sehr drängt das zu ändern. Das ist auch keine Lösung... sie ist zu stolz, um sich Fehler einzugestehen oder einzugestehen, dass sie irgendwo im Leben Hilfe braucht. Im Endeffekt kann sie als erwachsene Frau ja auch alleine entscheiden, wie sie leben möchte und wenn sie sich so wohl fühlt... naja.
Mal sehen, vielleicht findet sich da ja ein Mittelweg.