Unversöhnlicher Streit mit den Eltern

Hallo zusammen,

Ich schreibe im Namen einer guten Bekannten und hoffe hier einen oder mehrere gute Ratschläge zu bekommen.
Was ich schreibe ist das was Sie mir berichtet hat. Also ich selbst habe nur wenig davon selbst gesehen oder gehört.

Ich kenne die Bekannte seit der Kindheit und Sie ist inzwischen 39 Jahre alt.

Sie war aus Ihrer Sicht eine Art Spätzünder. Ist erst mit 28 bin zu Hause ausgezogen. Sie stand lange unter dem Einfluß Ihrer Eltern. Sie wurde übrigens als Kind auch noch hier und da geschlagen. Sie war ein Duckmäuser und hat sich nie richtig was getraut, schon gar nicht gegenüber Ihren Eltern.
Sie wurde wohl auch viel unterdrückt und als dumm betitelt usw.

Nun hat Sie vor gut 5 Jahren einen Mann kennengelernt und diesem hat Sie alles erzählt. Der meinte Sie müsse es aufarbeiten und mit ihren Eltern reden. Es belastete Sie wohl auch sehr.
Leider endete das in einer Katastrophe. Es kam zu einem Gespräch und es haben sich plötzlich alle Dinge von fast 40 Jahren entladen wie eine Atombombe.
Sie hat wohl sehr viel rausgelassen und die Eltern sahen sich in allem als völlig unschuldig.

Seit 1 Jahr ist nun Funkstille und in einem Gespräch mit mir sagte Sie sogar dass das nicht mehr Ihre Eltern sind.
Sie will nicht auf die Eltern zugehen und die Eltern nicht auf Sie

Ich frage mich, kann man da überhaupt noch was retten ??


Für Antworten bin ich sehr dankbar.

Liebe Grüße
Andy

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Es liest sich als will sie es gar nicht retten und die Eltern auch nicht. Also warum sollte sie etwas retten was keiner retten will? Manchmal ist es besser getrennte Wege zu gehen.

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Hallo,

"Sie wurde wohl auch viel unterdrückt und als dumm betitelt usw."
Ich denke das sagt schon viel über die Eltern-Kind-Beziehung aus. Wenn sich jetzt Deine Bekannte "befreit" hat ist doch ok.

Mir ist nun DEINE Rolle unklar: Welches Interesse hast DU in der Geschichte?

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Er ist wohl der ratgebende Partner, der die zündende Idee hatte, die Atombomben-Eltern zu konfrontieren..

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„Sie will nicht auf die Eltern zugehen und die Eltern nicht auf Sie“

Weder deine Freundin noch ihre Eltern wollen sich scheinbar versöhnen, deswegen frage ich mich, wie du darauf kommst, dass sich eine Partei vertragen möchte.

Es scheint, dass es für beide Seiten besser ist, wenn sie (erstmal) keinen Kontakt haben.

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"Ich frage mich, kann man da überhaupt noch was retten ??

Ja, sie kann sich selbst retten, in dem sie sich von den Eltern nichts mehr gefallen lässt.
Wenn Kontaktabbruch ihr gut tut, dann kann das SIE retten.

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Noch ein Nachtrag den ich tatsächlich vergessen hatte.

Welche Rolle habe ich ?

Es ist ja nun seit 1 Jahr Funkstille. Aber Sie redet noch öfter darüber, als ob Sie es doch gerne retten würde aber den ersten von der Gegenseite erwartet.

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Hätten meine Eltern mich geschlagen und unterdrückt, gäbe es für mich nichts mehr zu retten. Die Eltern haben keinerlei Einsicht. Das würde mich noch mehr befeuern sie nicht mehr wieder sehen zu wollen.
Deine Freundin sollte ihre Erlebnisse professionell aufarbeiten.
Sie vermisst ihre Eltern, die nie wie richtige Eltern waren. Sie vermisst etwas was nie da war... die Liebe von ihren Eltern. Das ist nicht einfach und bedarf Hilfe. Wenn sie jetzt einknickt und auf ihre Eltern zugeht, die nichts einsehen, dreht sich das Karussel weiter und zwar im negativen Sinn.
Elterliche Zuneigung wird sie leider nicht erfahren. Da müsste schon ein Wunder geschehen.

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Ich habe auch den Kontakt zu meiner Familie vor einigen Jahren abgebrochen. Dennoch vermisse ich das Konzept "Familie", obwohl es ähnlich wie bei deiner Freundin war. Es hat einen Grund, warum Eltern normalerweise nahezu bedingungslos geliebt werden und es kostet Energie sich zu lösen. Das heißt aber nicht, dass es besser ist den Kontakt wieder aufzunehmen. :-)

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Also es ist natürlich immer die Frage was noch alles gewesen ist wenn sie nach 40 Jahren wo sich einiges aufstaute nun wirklich alles rausgelassen hat. Ich finde es gut das sie sich traute und es war wohl auch wirklich nötig nachdem was sie bisher alles schluckte.

Ob es einen Kontaktabbruch rechtfertigt steht auf einem anderen Blatt. Aber wenn es deiner Freundin nun besser geht nachdem sie geplatzt ist dann lass es auch so stehen. Geschadet hat es ihr ganz bestimmt nicht und wer weiß wofür es noch gut gewesen ist.

Außerdem muss man mit Eltern nicht um jeden Preis Kontakt haben und halten nur weil es die Eltern sind.
Ich hab übrigens auch seit gut 18 Jahren keinen Kontakt mehr und es tut mir gut. Mir gehts seitdem viel besser als früher. So gesehen muss man immer schauen was alles passierte.

Und ich finde auch wenn die Eltern deiner Freundin, die doch genug Mist gemacht haben, ihren Anteil nicht einstehen dann ist es für deine Freundin besser diese Menschen erstmal aus ihrem Leben zu streichen, glaub es mir. Was später ist steht auf einem anderen Blatt. Das muss sie selbst entscheiden.

Ela