Das stumme „Sorgenkind“. Normal entwickelt? Bitte um Erfahrungen.

Hallo, ich mache mir Gedanken um unseren kleinen Neffen. Er wird jetzt vier Jahre alt und spricht kein einziges Wort. Ich bin mir mittlerweile auch nicht mehr sicher, ob er ansonsten altersgerecht entwickelt ist, ich habe den Eindruck, nicht so ganz. Seine Eltern lassen jetzt zwar seine Ohren und Physiognomie abklären, scheinen aber ansonsten unbesorgt.

Ich fasse kurz zusammen für die, die mein langer Text abschreckt:

- 4 Jahre alt
- Wirkt von Größe und Verhalten eher wie 2-3 Jahre
- Spricht kein Wort, manchmal Kreischen oder tiefe/höhere Geräusche, die eher dumpf klingen
- wurde mit Gaumenspalte geboren, mit 12 M operiert
- freundliches Wesen
- kuschelt gern mit Papa
- spielt fast immer alleine
- Zunge hängt sehr oft weit draußen
- Sauber werden nicht in Sicht
- Isst fast nur mit den Händen
- er scheint einiges zu verstehen, was man ihm sagt, aber nicht alles

Hier die längere Fassung:
Der Kleine sagt überhaupt keine richtigen Worte, kreischt oder jauchzt aber manchmal und macht Fehler oder schrille Geräusche. Das aber eher selten. Auch als Baby war er eigentlich ziemlich stumm bis auf Weinen, aber er hatte eine Gaumenspalte, die mit zwölf Monaten geschlossen wurde.
Er macht auch seit einem Jahr Logopädie, aber es scheint nichts zu bewirken bisher. Hören kann er laut Kinderarzt wohl, aber wenn man ihn beobachtet, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich immer versteht, was man möchte oder sagt. Aber ob das an den Ohren oder am generellen Verständnis liegt, keine Ahnung.

Vom Verhalten her wirkt er eigentlich fast unreifer als unsere knapp zweijährige Tochter auf mich. Vielleicht ist das aber auch alles noch im Rahmen? Zum Beispiel ist er weit davon entfernt, sauber zu sein und er kann nach wie vor nicht wirklich mit Besteck essen. Er macht auch oft noch Dinge, die augenscheinlich keinen Sinn haben, so wie wenn Kleinstkinder ausprobieren (Glas ausschütten, rumschmieren, einfach irgendwas greifen). Machen Vierjährige das immer noch?

Ich sehe ihn wegen der Pandemie kaum, da sie im Ausland leben. Letzten Sommer war das letzte Mal und jetzt sind wir wieder zu Besuch. Ich habe den Eindruck, er hat sich mental überhaupt nicht weiter entwickelt in dem einen Jahr, ist auch kaum gewachsen.
Ich kann so schlecht vergleichen, da ich kaum vierjährige Kinder kenne. Die meisten sind entweder zwei, wie unsere Tochter, oder sehr viel älter. Sein älterer Bruder kommt jetzt in die Schule und ist sehr clever. Das macht es für den Kleinen im Vergleich wahrscheinlich auch noch mal schwieriger.

Vom Charakter her ist er sehr freundlich, lacht viel und kuschelt gerne mit seinem Papa. Er spielt fast nur alleine und kaum mit anderen Kindern. Geht jetzt auch in einen normalen Kindergarten und scheint das ganz gut zu meistern, hat aber eine spezielle Erzieherin, die immer extra für ihn dort ist.

Aussehen tut er ganz normal, wenn auch ziemlich klein für sein Alter. Seine Zunge hängt oft weit heraus, kenne ich sonst auch nicht von anderen Kindern.

Kommt hier vielleicht jemandem die Beschreibung bekannt vor? Ich frage mich einfach, ob man ihn anders fördern könnte und sollte, oder ob alles bis auf das fehlende Sprechen normal scheint? Die Familie sagt immer, er wolle halt nicht sprechen und das käme alles noch. Ich denke, sie sind da etwas blauäugig, aber ist ein schwieriges Thema. Sie meinten, sowas wie Autismus könne es nicht sein, da er ja Leute anlache und fröhlich sei. Ich kenne mich damit nicht aus.

Liebe Grüße

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Also...

Als erstes.....LASS DIE VERGLEICHE MIT ANDEREN KINDERN.......(tut mir...Leider.. das triggern mich jetzt,nimm es mir nicht übel)



Meine Tochter,geboren mit einer Lippen Kiefer Gaumenspalte und diverse Fehlbildungen.
Selbst richtig gelaufen erst mit 2 Jahren ,nie wirklich gekrabbelt oder gerobbt. Gesprochen hat die mit 3,5 vielleicht ein paar Wörter wie Mama, Papa, Arzt (Katze) ,man konnte es an beiden Händen abzählen.
Sauber ist sie übrigens erst mit 6 geworfen und das sofort über Nacht. Und nein,das ist nicht schlimm. Es geht sehr vielen Kinder so. Unser Kinderarzt hatte da auch die Ruhe weg. Punkt nach ihrem 6 Geburtstag wurde sie auf ein Schlag trocken. Nie ging etwas daneben.
Andere Kinder die schon eher Mut 2 oder 3 sauber waren wurden dafür öfter rückfällig. Und rin Kind ist für mich nicht Wendeltreppe,wenn Msma 6x sm Tag ,die Klamotten wechseln muss. Aber anderes Thema und Snsichtssache.
Sauber werden ist auch Hormonabhängig u d Kinder haben bis zur Einschulung Zeit.

Mit 3,5 Jahren waren wir das erstmal beim SPZ. Das sollte auch vielleicht die erste Anlaufstelle für die Eltern sein.
Dort wurden viele Tests gemacht,wie Pädautiologie, Sehtest,EEG usw.usw. Also einmal das Kind auf den Kopf gestellt.

Und ja,es ist tatsächlich wichtig das man als Eltern nicht panisch wird,sonder ruhig bleibt. Eins nach den anderen angeht. Den Unruhe überträgt sich auf das Kind und ist nicht förderlich.

Wir waren dann bei der Osteopathin ,mussten das selbst bezahlen. Durch die OP im Gesichtsbereich hatte meine Tochter Verspannungen, diese wurden in mehreren Sitzungen gelöst.
Der Hörtest in der Pädautiologie war am wichtigsten,den der gab das "go" für die Logopädie. Es folgten 3 Jahre Logopädie, eine I-Kraft im Kindergarten und zusätzlich 2x die Woche nahm sich eine Erzieherin Zeit für Kinder mit Sprachschwierigkeiten.

Und ...oh Wunder mit 6 Jahren sprach mein Kind,als wäre nie etwas gewesen. Sie war vom Wesen her so oder so ruhig. Ist sie immer noch. Aber sie ist mit allen Kinder gleich auf,was das sprachliche betrifft.

Es folgte die zurückstellung von der Schule,da sie sozial emotional noch nicht soweit war und sie körperlich noch eingeschränkt.Sie hing ca.1 Jahr hinter her.

Jetzt mit 10 kommt sie in die vierte Klasse und man merkt keinen Unterschied. Nichts,kein Lehrer merkt,daß sie im Kiga eine I-Kraftt hatte.

Das um dich zu beruhigen.

Die Eltern sind in Verbindung mit Ärzten. Also alles gut. Heutzutage gibt es Sprachheilkindergärten,Sprachheilschulen usw.usw.auch im Ausland.
Es hilft nicht in Panik zu verfallen und zu vergleichen. Wahrscheinlich ist diese Entspannung auch das was dieses Kimd braucht.
Ob Autismus oder etwas anderes,wird man noch herausfinden aber im Moment ist er einfach noch Kind.

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Danke, Deine Antwort ist soweit die einzige, die meine Frage nach eigenen Erfahrungen detailliert beantwortet. Es freut mich, dass Deine Tochter jetzt ganz befreit von früheren Obstakeln ihren Weg geht und alles gut läuft. Bei dem Kleinen ist es auch so, dass er mit knapp zwei zu laufen anfing, aber das ist nicht weiter ungewöhnlich, denke ich.
Wollte nur zum Thema „keine Vergleiche mit anderen Kindern“ sagen, dass ich natürlich nicht anspreche, dass er dies und jenes so und so macht und meine Tochter so und so. Es ist mir aber aufgefallen und ich mache mir eben Gedanken, auch wenn das einigen sauer aufstößt (typisch Urbia: Das geht Dich nix an! 😉)
Würde man nicht Menschen und Dinge vergleichen, käme man nie auf Begriffe wie Norm und Ausnahme. Ich würde das nicht unbedingt negativ bewerten. Ich denke, Du willst darauf hinaus, dass man jeden Menschen als Individuum betrachten, achten und behandeln soll, da bin ich bei Dir. Trotzdem beobachtet man dieses und jenes.
Die Eltern des Kleinen lassen ihn wirklich nie spüren, dass er zumindest sprachlich (noch) ein Defizit hat, aber manche Kinder in seinem Kindergarten sind wohl schon öfter gemein zu ihm, weil sie wissen, dass er nichts sagen kann. Hat mir übrigens seine Mutter erzählt, die ja laut Kommentar hier kein engeres Verhältnis zu mir haben kann, da wir uns selten sehen (wie war das doch gleich mit Fernreisen in Pandemiezeiten… stimmt, sollte man am besten monatlich anstreben 🦠) . Auch typisch Urbia: immer gleich Annahmen aufstellen, als hätte man den Röntgenblick für Unbekannte 😅 Egal, ich schweife ab. Ich wünsche dem Kerlchen, dass es für ihn so gut läuft wie für Deine Tochter. Alles Gute Euch

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Wenn das Kind im Kindergarten eine eigene, für ihn zuständige Erzieherin hat wird es ja wohl bereits eine Diagnose bzw. gelaufene Diagnostik geben, sonst hätte er das doch nicht, oder hab ich jetzt nen Denkfehler!?

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Genau mein Gedanke.
Es gibt wahrscheinlich diverse Abklärungen, sonst wäre es nicht zu Therapie und Integrationshelferin (?) gekommen.
Die Eltern wissen darüber mit Sicherheit auch ganz genau Bescheid und haben sich entschieden, dass es die Tante, die in einem anderen Land wohnt und zu der es scheinbar keinen engeren Kontakt gibt, einfach mal überhaupt nichts angeht.
Ich finde das sogar klug von den Eltern, denn nicht jede Erkrankung lässt sich in der Stärke ihrer Ausprägung vorher prognostizieren... Und so warten sie einfach mal zu und schauen wie der Junge sich entwickelt ohne in der Verwandtschaft als "der Zurückgebliebene" gebrandmarkt zu sein.

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Von welchem Land sprechen wir denn? Wenn es soviele Auffälligkeiten gäbe, müsste ein Kinderarzt doch tätig werden, weitere Untersuchungen anordnen, eine Überweisung vorschlagen o.ä.
Wenn dem nicht so ist, wirst Du aus der Ferne leider nicht viel machen können. Aber wie es aussieht, wird sich ja im Kindergarten auch gekümmert.
LG Moni

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Hierzulande kann der Kindergarten so etwas nicht ohne die Eltern, Arzt usw. beantragen. Ich gehe davon aus, dass dies auch in anderen Ländern so ist.

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Nein, ich meinte die zusätzliche Betreuungskraft, die sie erwähnte. Irgendeine Unterstützung scheint es ja schon zu geben.

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Für mich wirkt das nicht normal. Allerdings hat das Kind eine extra Erzieherin im Kindergarten, geht zur Logopädie, dass hört sich für mich durchaus so an, als würde etwas getan werden.
Das die Eltern vor dem Kind und nach außen hin, so nah scheint ihr euch ja nicht zu sein, nicht über all ihre Sorgen reden, finde ich legitim.
Es ist wichtig dem Kind zu zeigen, dass es geliebt wird, wie es ist.

Ich denke, Du kannst eigentlich nichts tun als ein offenes Ohr zu haben. Vergleiche mit deiner Tochter würde ich vermeiden auszusprechen, auch und gerade wenn sie offensichtlich sind.

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"-Wirkt von Größe und Verhalten eher wie 2-3 Jahre"

Das wird doch vom Arzt überprüft.

"- Spricht kein Wort, manchmal Kreischen oder tiefe/höhere Geräusche, die eher dumpf klingen"

Vierjährige können in der Regel sprechen, wenn auch noch undeutlich und vielleicht mit einigen Lautfehlern d/t g/k sch etc.

Ich würde zunächst vom Ohrenarzt das Gehör überprüfen lassen.

Wichtig ist, das das Kind alles versteht. Es könnte auch sprechfaul sein.

"- wurde mit Gaumenspalte geboren, mit 12 M operiert"

Der Arzt kann klären, ob es im Zusammenhang mit dem Sprechen stehen kann.

- "freundliches Wesen
- kuschelt gern mit Papa
- spielt fast immer alleine"

Da das Kind nicht spricht und evtl. andere Kinder nicht ganz verstehen können und diese ihn nicht verstehen, ist ein Zusammenspiel auch in der Kita schwierig.

Daher würde ich zunächst das Gehör untersuchen und die Logo weitermachen. Logo dauert lange.

"- Zunge hängt sehr oft weit draußen"

Das sollte vom Arzt untersucht werden. Es könnte auch im Zusammenhang mit dem Sprechen stehen.

-" Sauber werden nicht in Sicht"

Das ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Mein Ältester war dann windelfrei und mein zweiter Sohn urinierte mit 4,5 Jahren in die Toilette und sein "Großgeschäft" hat er verweigert und nachts, wenn er schlief, in die Windel gemacht. Mit fast 5 war er dann auch trocken.

- "Isst fast nur mit den Händen"

Wie ist die Erziehung der Eltern? Greifen sie nicht ein. Vielleicht erst mit Kaffeelöffel und Kuchengabel probieren und später mit normalem Besteck.

"- er scheint einiges zu verstehen, was man ihm sagt, aber nicht alles"
Sprecht ihr ihn in seiner Muttersprache an? Will er es vielleicht nicht verstehen? Kommt er dann damit auch durch? Ansonsten muss ein Gehörtest gemacht werden.

Ich glaube aber, dass die Eltern schon was machen: eine besondere Erzieherin in der Kita und Logopädie.

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Hey!

Ich denke auch, dass eine Diagnose bereits gestellt ist, da das Kind diese Extraerzieherin hat.
Ich schätze, dass man euch als im Ausland lebende Verwandte darüber noch nicht informiert hat.

Liebe Grüße
Schoko

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Du siehst das Kind einmal im Jahr. Du bist nicht in der Position dass du etwas zu sagen hast. Die Eltern tun wirklich genug. Man bekommt nicht mal eben eine eigene Erzieherin im Kindergarten ohne ärztliche Diagnose. Genauso wie Logopädie. Die Eltern kümmern sich sehr wohl. Halt dich da einfach raus.

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Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie bei den Ohren fündig werden.
War bei einer Bekannten das Gleiche und das arme Mädchen hat fast nichts gehört.

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Hmm, dein Neffe scheint ja eine Diagnose zu haben, wenn er sogar von einer "speziellen Erzieherin" betreut wird und weitere Therapien bekommt. Diese Diagnose werden die Eltern wohl kennen und evtl. gibt es einen Grund dafür, dass sie andere darüber im Unklaren lassen. Komische Schilderung der Gesamtsituation irgendwie.