Fußball und Beziehung

Guten Abend,
mich würde interessieren, wie bei anderen das Thema Fußball/Hobby und Familie funktioniert. Ich bin nun seit 2,5 Jahren in einer Beziehung mit einem Mann, der bereits Fußball spielte, als wir uns kennenlernten. Er widmet diesem Hobby sehr viel Zeit und Energie, wie ich finde, in einem übertriebenen Ausmaß. Ich habe auch schon i. d. Kennenlernphase meine Bedenken geäußert und er hat mir von Beginn an suggeriert, dass das mit der Zeit weniger würde. O-Ton: „Das mach ich ja nicht ewig so weiter.“ Nun war Fußball zwischen uns aus verschiedenen Gründen immer wieder Streitgrund. Schon lange verspricht er mir, das Ganze zu „reduzieren“. Es ist eher das Gegenteil der Fall.
Eine normale Woche sieht so aus:
Training ist an zwei Abenden in der Woche. Danach kommt er i.d.R. so spät heim, dass wir schon im Bett sind. Dazu kommen immer mal wieder Sitzungen (er ist auch im Vorstand), Arbeitseinsätze u.ä. Auch zu Hause ist Fußball Thema (Telefonate, irgendwelche Vorbereitungen am PC). Der Sonntag geht immer komplett für Fußball drauf. Ab und an sind es auch zwei Spiele an einem WE. Dazu muss ich noch sagen, dass er Schicht arbeitet. D. h., eine Woche sehen wir uns Mo-Fr aufgrund der Arbeitszeiten gar nicht. Sonntag ist immer für Fußball reserviert. In der nächsten Woche arbeitet er früh, aber da verbringt er dann eben so viel Zeit wie möglich beim Verein (er muss ja nachholen, was er in der vorigen Woche verpasst hat. Daher ist es auch keine Option, mal ein Training ausfallen zu lassen).
Wir wohnen zusammen. Wenn er zu Hause ist, verbringt er die meiste Zeit eigentlich am liebsten auf der Couch. Die Beteiligung an den Arbeiten im gemeinsamen Haushalt ist auch nicht so, wie ich mir das vorstelle. Dazu bleibt neben Arbeit und Fußball wohl wenig Zeit…
Mich stören einfach die verplanten Wochenenden. Für mich ist eigentlich klar, dass nach einer anstrengenden Arbeitswoche, das WE Familienzeit ist. Das muss nicht zu 100% so sein, man kann ja auch gerne mal was getrennt voneinander unternehmen. Mich ärgert aber, dass der Sonntag prinzipiell IMMER schon mal futsch ist.
Ich habe einen Sohn aus einer vorherigen Beziehung. Er bezeichnet uns als seine Familie und den Sohn als „unser“ Kind. Er wünscht sich auch noch gemeinsamen Nachwuchs. In einem Gespräch hat er kürzlich deutlich gemacht, dass aber auch ein leibliches Kind rein gar nichts an seinen Fußballaktivitäten ändern würde. Das war eigentlich mal anders abgemacht. Mittlerweile stelle ich eigentlich alles in Frage und bin mir nicht mehr sicher, ob ich so Sinn in einer gemeinsamen Zukunft sehe. Ich fühle mich irgendwie hingehalten und veräppelt.
Übertreibe ich? Wie viel Zeit für Hobby ist für euch okay? Er ist übrigens 40, ich 36.
Ich danke euch und wünsche ein schönes Wochenende!

1

Er zeigt und sagt dir doch deutlich, wo seine Prioritäten liegen. NICHT bei dir. Die Zusagen vom Anfang würde ich als Anfangseuphorie einstufen. Die ist jetzt weg.,,

2

Hey!

Ich würde mir das Leben nun anschauen und überlegen, ob ich das so möchte. Setz deine Hoffnung nicht darauf, dass er sich ändert- das hat er bisher nicht.

Wieso ist er mit dir zusammen, wenn er mit dir keine Beziehung und auch keine gemeinsame Freizeit verbringt? Es klingt eher so, als bräuchte er jemanden, der ihm im Haushalt den Rücken frei hält, damit er sich dieses Hobby leisten kann.
Bedenklich fände ich, dass er die Hobbys in der Spätschichtwoche nachholen muss, aber eure Zeit nicht vermisst wird.

Überleg halt, ob dir das genug ist.

Liebe Grüße
Schoko

3

Danke für eure Einschätzungungen. Das mit den Prioritäten stimmt wohl so, auch wenn es hart klingt. Er hat dies aber nicht nur in der Anfangseuphorie behauptet, sondern immer mal wieder. Ich frag mich einfach, warum er mich so hinhält, wenn es dann doch nicht so meint.
Es ist nicht so, dass wir gar keine Zeit zusammen hätten. Aber f. wirkliche Unternehmungen bleibt berufsbedingt nur das WE, und dass dieses schon mal per se auf einen Tag reduziert ist, nervt mich. Zumal ja schon durch die Schicht viel von einem normalen Alltag weg fällt.
Ob mir das für mich genug ist... Vor ein paar Jahren hätte ich das vermutlich nicht als so schlimm empfunden. Aber in der jetzigen Lebensphase mit Kind und eigentlich weiterer Familienplanung passt das für mich nicht wirklich. Trotzdem fällt mir der Gedanke in Richtung endgültige Trennung total schwer. Es geht ja nicht nur um mich. Für mein Kind ist er auch eine wichtige Bezugsperson. (Zum leiblichen Vater besteht kaum Kontakt).

12

"Actions speak louder than words."
Er kann viel immer wieder versprechen. Wenn er das nicht einhält, hält er dich bloß hin. Spricht dann vielleicht dafür, dass er deinen Haushaltsservice behalten möchte, weil der ihm den Rücken freihält.

Ich bin gerade überrascht, dass du wegen deines Sohnes die Beziehung halten willst, weil die beiden eine Bindung haben.
Wieviel Zeit bleibt denn für ihn? Ich hätte eher gedacht, dass es für deinen Sohn falsch ist, einen Stiefvater zu haben, der ihm etwas von "Sohn" erzählt, aber dann die freie Zeit mit dem Hobby verbringt. Das gibt ihm ja auch unterschwellig das Gefühl, keine Priorität zu haben.

Klar, kannst du mit dem Kerl noch ein Kind bekommen. Dann hockst du erst recht alleine zu Hause und machst alles alleine. Du wirst dann finanziell von ihm abhängig.

weitere Kommentare laden
4

Meine älteste Nichte hatte genau dasselbe Modell Mann. Als sie auch noch das Vereinsheim bewirtschaften sollte regelmäßig, reichte sie die Scheidung ein.
Der Fußball war vor Dir da, es ist sein Lebensinhalt, den er nicht einschränken wird, wie ich das sehe. Versprechen kann man viel, dass die Frau wieder mal eine Weile Ruhe gibt.
LG Moni

5

Ich bin Dir vermutlich keine große Hilfe, da mein Mann und ich beide je ein Hobby haben, was sehr zeitintensiv ist. Ich tanze und leite auch eine Gruppe - habe also Training und Auftritte und bin - besonders im Fasching - dann oft weg. Mein Mann hat bis vor einigen Jahren aktiv Handball gespielt und ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der dieser Sport immer schon eine große Rolle gespielt hat.
Mein Vater war Vorstand und Trainer der Herren (wo auch mein Mann früher gespielt hat), mein Bruder hat gespielt - erst Jugend, dann auch Herren - meine Mutter hat die Trikots gewaschen und am Wochenende bei Heimspieltagen waren wir von morgens bis abends in der Halle. Das war aber ok für uns. Andere haben einen Ausflug in den Zoo gemacht, wir sind in und um die Halle geflitzt. Mit mir waren da noch ne Menge anderer Kinder, deren Eltern irgendwie im Verein involviert waren.

Dann bin ich mit meinem Mann zusammengekommen (wir kannten uns ja bereits). Er war drei Abende die Woche nicht da. Zweimal Training mit der Herrenmannschaft, einmal Training mit seiner Jugendmannschaft.
Am Wochenende dann Spiele von ihm oder der Jugend oder beide Teams. Da er auch noch Schiedsrichter war, kam er manchmal auf 3 Einsätze am Wochenende. Nicht nur Sonntag - auch Samstag. Und - ich weiß nicht wie oft ich den Samstagabend in der Notaufnahme vom KH verbracht habe, weil er sich mal wieder das Nasenbein gebrochen hatte oder nen Kapselriss, oder Bänderriss, etc

Mit Mitte 40 hat er dann - nach einer erneuten Verletzung - mit dem aktiven Sport und dem Schiedsrichterposten aufgehört Jetzt trainiert er nur noch die Jugendmannschaft und ist somit "nur" noch einen Tag am Wochenende weg und einmal am späten Nachmittag unter der Woche.
Durch Corona lag der Spielbetrieb aber eigentlich die komplette letzte Saison brach und er hat es als sehr angenehm empfunden, an den Wochenenden keine Verpflichtungen zu haben. Momentan überlegt er tatsächlich ob er die Jugendmannschaft abgeben soll. Nur - und das ist das Manko vieler Vereine - es gibt zuwenig Trainer. Und er möchte das Team auch nicht im Stich lassen - kann ich verstehen.
Ich habe mich damit arrangiert, da ich es eben auch nicht anders kenne. Ich bin aber überhaupt nicht böse, dass unsere Tochter den Sport zwar gerne anschaut - auch sie war von Kind an in der Halle dabei - selber aber keine Ambitionen hat, ihn auszuüben. So kommen da keine weiteren Hallentermine dazu.
Ein Mannschaftssport ist nun mal zeitintensiv und an verschiedene Faktoren gebunden, die da zusammenkommen.
Dein Freund ist aber schon 40 - auch wenn es jetzt blöd klingt - so lange machen da die Knochen nicht mehr mit. Du kannst also warten, bis er verletzungsbedingt aufhört - Zeitpunkt ungewiss. Du kannst ihm ein Ultimatum setzen - wenn ein gemeinsames Kind kommt ist Schluss. Ob er darauf eingeht, bezweifle ich jetzt allerdings. Oder Du gehst - und ärgerst Dich evtl. im Nachhinein, wenn er nach nem Jahr die Kickschuhe an den Nagel hängt.

6

Hallo.

Ich bin seit 10 Jahren mit so einem Exemplar verheiratet, seit 12 Jahren sind wir liiert 😉. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen: da ändert sich nichts.

Mittlerweile ist er 43 Jahre alt, ich bin 37 Jahre alt und wir haben 2 gemeinsame Kinder.

Vom aktiven Spieler wurde er zum sehr engagierten Obmann. Er verbringt mehr Zeit denn je am Platz. Dazu kommen Büroarbeit für den Verein, Vorbereitung/Nacharbeit bei Veranstaltungen, Trainergespräche,...ich könnte ewig so weiter machen. Wo seine Prioritäten liegen sind ganz klar.

Wir haben uns gut arrangiert und kommen zurecht. Ob wir in 10 Jahren, wenn die Kinder gross sind, noch verheiratet sind weiss ich nicht. Im Moment haben wir beide viel um die Ohren. Ob wir uns als Paar dann später noch kennen ist in meinen Augen sehr fraglich.

Liebe Grüsse

7

Sein Hobby ist ihm eben sehr wichtig, das war von Anfang an so und du wusstest es eigtl.

Jetzt kannst DU entscheiden: kannst du damit leben? Anscheinend nicht. Denn er wird sich offensichtlich nicht ändern (was ich absolut legitim finde!).

Mein Mann arbeitet auch viel. Sein Hobby hat er zum Glück ziemlich beschränkt, trotzdem ist halt jeden Samstag sein Hobby angesagt. Da ich samstags arbeite, geben wir uns da nur die Klinke in die Hand. 🤷‍♀️

Was mich bei euch stören würde: dein Freund vernachlässigt den Haushalt. Das gibt es hier nicht. Mein Mann erledigt trotzdem alles genauso. Wie er es zeitlich managt - mir egal. Es ist UNSER Haushalt und der wird von beiden erledigt.

Dass dein Freund so viel weg ist, würde mich persönlich auch stören, aber vor allem, weil ich persönlich Fußball Sau langweilig finde. Ein gemeinsames Kind käme so für mich nicht in Frage.

Für ihn wäre vermutlich eine Partnerin, die das Ganze auch cool findet und sonntags mit tingelt, genau das Richtige 😅 so ist es ja zumindest hier auf dem Land öfter, da sind bei den Spielen halt alle aus der Familie mit 🤷‍♀️

Mein Rat wäre: setzt euch noch mal zusammen und überlegt euch, ob es Kompromisse gibt und falls nein, ob eine Trennung nicht besser wäre.

8

Hallo,

Wow ich hab gedacht, bei meinem Mann, damals Freund war es schon nervig...

Bei uns sah es so ähnlich aus, nur kam oft noch der halbe Samstag dazu, je nachdem wann die erste und wann die zweite Mannschaft gespielt hat. Man muss sich ja gegenseitig Unterstützen, deshalb auch aufs Spiel der zweiten Mannschaft gehen. Hinzu kommt, daß wir am Anfang eine We-Beziehung hatten.

Das war allerdings vor 11 Jahren, mit 19 ^^

Er hat irgendwann von sich auch gesagt, daß es ihm zu bloed ist, ihm die Zeit mit mir viel wichtiger ist und hat es von sich aus eingeschränkt.

Da mein Mann sehr sportlich ist, wird er hin und wieder fuer Spiele eingeteilt, wenn Not am Mann ist, ohne seine Zeit 3x beim Training zu "opfern".

Er kommuniziert mit dir ganz klar, dass ein gemeinsames Kind an seiner Fussball Zeit nix ändern wird. Natürlich kann es auch anders kommen, denke aber nicht, daß du ihn dazu zwingen wirst, es zu lassen, ganz im Gegenteil, sollte er genervt davon sein, wird er noch weniger daheim sein.

Wie es schon gesagt wurde, bist du bzw die Zeit mit dir nicht seine oberste Priorität, was du mit dieser Einsicht anfängst, ist deine Sache, auch dich kann niemand zu einer Entscheidung zwingen.
Auch wenn es mal anders "abgemacht" war, zeigt er jetzt halt "sein wahres Gesicht"

9

Hey,
das hört sich jetzt vielleicht negativ an, aber er steckt deinetwegen schon nicht zurück und hat bereits angekündigt, dass es mit einem leiblichen Kind nicht anders wird.
Also wirst du dich zu 90% allein um das Kind kümmern müssen, dann kommt spätestens die bittere Erkenntnis, dass ihr keine große Rolle in seinem Leben spielt und es könnte eine hässliche Trennung folgen mit all dem, was dazu gehört (Unterhaltszahlungen usw). Möchtest du das?
Wenn ihm das Hobby solch einen großen Spaß bereitet, wird er nicht kürzer treten. Läuft ja auch; du machst den Haushalt scheinbar trotzdem fast allein. Es hört sich auch nicht so an als könntest du mal einem Hobby nachgehen.

Ganz ehrlich, beende es. Dürfte für beide Seiten besser sein.
Für dich, weil du dann einen Mann kennenlernen kannst, der wirklich Familie leben möchte. Und für ihn, weil er sich dann nicht mehr genervt fühlen braucht, wenn die Freundin mal wieder „Ärger“ wegen dem Hobby macht.

Liebe Grüße und viel Glück 🍀

10

"O-Ton: „Das mach ich ja nicht ewig so weiter.“"

Mit 80 Jahren im Altenheim.

Sorry. Er hat ganz klar gesagt, dass er NICHT reduzieren wird. Für mich klingt das so, als würde er damit sagen: nur, wenn ich tot umfalle oder wenn ich gesundheitlich nicht mehr kann. Dann reduziere ich natürlich. Vorher nicht.

Er hat deutlich NICHT gesagt, dass er aufhört.
Nur, dass er NICHT EWIG (10 Jahre, 20 Jahre, 40 Jahre, vom Platz zum Grab) so weiter macht.

Hätte er vorgehabt zu reduzieren oder aufzuhören, hätte er mit dir Pläne überlegt oder wäre konkret geworden.