Arztphobie

Hallo Ihr Lieben,

Heute muss ich auch mal eine Sorge loswerden:
Ich hab zwei Kinder, die Große ist 7, der Kleine wird demnächst 4.
Wir waren zur U8 und es war eine komplette Nullnummer. Er hat so gebrüllt, geschrien, sich hinter oder auf mir versteckt und alles abgewehrt, dass die Ärztin uns wieder heim schicken musste. Nicht mal wiegen und messen war möglich.
Ich bin total k.o. nach dieser Nummer. Er ging noch nie gerne zum Arzt und wir waren auch ein Jahr lang nicht (zuletzt U7a). Zahnarzt steht auch demnächst an - da sehe ich nun auch schwarz. Da hat er sich bisher auch schon immer geziert, ebenfalls zuletzt vor 1 Jahr.
Ich bin echt verzweifelt. Meine Tochter war/ ist auch so eine Phobikerin. Auch bei ihr ging es nie ohne Geschrei und Abwehr vonstatten, allerdings hat sie vor kurzem alle beeindruckt, indem sie freiwillig und ohne Anstalten zur Ärztin ging wegen etwas, dass sie gestört hat (bei ihr war es auch der erste Arztbesuch seit Ewigkeiten).
Es gab bei beiden nie irgendwelche Negativerfahrungen, wir machen kein großes Gewese um Arztbesuche, gehen als Eltern selbst, wenn wir es für erforderlich halten - ganz normal eben.
Ich hab das Gefühl, mit beiden Kindern allein auf weiter Flur zu sein. Alle ticken "normal", nur meine beiden nicht. Sie sind sehr auf Wahrung ihrer körperlichen und seelischen Integrität bedacht, was vor allem bei der Großen schon oft zu emotionalen Ausrastern geführt hat und auch momentan die ganze Familie bewegt. Sie sind beide so emotional, leidenschaftlich, stürmisch, liebevoll, anhänglich... ich liebe sie! Aber sie machen mich auch fertig. Ich bin so k.o., ich hab das Gefühl, es geht nicht mehr lange so weiter. Mir ist das Heulen näher als alles andere. Dem Papa geht's ähnlich, allerdings kann er das besser relativieren als ich.
Ich weiß gar nicht, was eigentlich meine Frage ist. Vermutlich musste ich mir nur mal alles von der Seele schreiben.

Bin für eure Erfahrungen, Ideen, Zuspruch dankbar.

Liebe Grüße von der völlig platten zimtkugel

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Hi,
kenne ich !

Der Große wollte immer den Kinderarzt "schmeicheln", der war immer so sachlich, das es mir fast leid tat.

Der Kinderarzt fand den Kleinen "toll", aber er ihn nicht. Er hat ihn überhaupt nicht gemocht. Jeder Termin war ein Krampf. War der Vertretungsarzt da, klappte es super.

Jede U war der Horror. Es gab eine U, da hat er alle Tests die von den Helferinnen durchgeführt werden, auf dem Boden liegend gemacht. Messen und wiegen, nicht möglich. Daheim hat er sich fast täglich auf unsere Waage gestellt, beim KIA haben sie die selbe #schrei

Für "Kleinigkeiten" sind wir nicht zu ihm, da durch Bauarbeiten die Fahrtzeit ungefähr ne Stunde waren, zum Hausarzt nur 7 min. Da ging es etwas besser, aber so ein Tropfen Blut aus dem Finger, für XXX?? zu bestimmen, keine Chance, und da war er schon 7 Jahre alt.

Wir sind nach der letzten U dort nicht mehr hin, ich war nach jedem Termin, nass geschwitzt und fertig mit den Nerven. Er liebte seinen Arztkoffer und uns zu untersuchen. Wir haben Bücher dazu geschaut. Er ging mit uns immer mit. Auch Zahnarzt, Drama in 4 Akten.

Wir haben die liebste Zahnärztin der Welt. Er war immer mit, wenn wir mal mußten. Waren immer nur Kontrollen. Aber das er auch mal den Mund aufmacht, keine Chance. Im Kindergarten, bei der ätzenden Zahnärztin aus dem Nachbarort, da machte er mit.

Ohrenarzt - oh man.

Horchtest in Köln, für die Therapie in Belgien. 80 Euro kostet der, wir fahren 2 Stunden nach Köln. Er machte nicht mit. Was haben die für eine Engelsgeduld aufgefahren. ich habe die komplette Heimfahrt geheult vor Wut und Enttäuschung, so viel Geld und Zeit verschwendet.

Ich habe sogar versucht ihn mit Chamomilla und Bachblüten, Rat von der Hebamme, ihn "ruhigzustellen". Der der immer so chillig ist und war, rastete so bei den Ärzten aus, das das schneeweiße Kind, Feuerrot war, am ganzen Körper, vor lauter Wut.

Es hat sich rausgewachsen. Er ist jetzt 11,5 Jahre, und ab 2. Klasse ist alles überhaupt kein Problem mehr. GsD.

Alles Gute

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Oh man, vielen Dank für deine Antwort. Ich hoffe ja auch einfach, dass es sich verwächst. Aber bis dahin muss man erstmal kommen.
Mit der großen haben wir den Zahnarzt auch "trainiert". Immer wieder hin, hallo sagen, Wartezimmer anschauen etc. Ging dann halbwegs. Aber Mund auf? Frag nicht.
Werde ich mit dem Kleinen jetzt auch so machen. Hoffe, das klappt, denn ZA ist so wichtig!
Wir haben auch schon alles andere versucht. Bücher, Conni-Serie, Arztkoffer, andere Begleitperson - nichts hat auch nur annähernd geholfen.
Diese Nulltoleranz (nicht nur beim Arzt) und Vehemenz der Kinder, mit der sie in jeden noch so kleinen Konflikt gehen, macht mich fertig.

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Oh weh das klingt wirklich anstrengend.

Motte ist eher schüchtern und introvertiert. Arzt besuche waren als Baby schon wirklich furchtbar. Tatsächlich kam die Wende, weil sie bei uns pädagogisch wertvoll Fernsehen darf und bei Peppa Wutz UND Bobo Siebenschläfer gab es eine Arzt-Folge. Seitdem läuft es viel besser und Motte geht auch „freiwillig“ hin, vor Ort wird zwar durchaus auch geweint, zumindest bei Impfungen, aber Untersuchungen macht sie klasse mit. Außer wiegen, sie hat panische Angst vor der Waage, warum auch immer 🤷‍♀️

Also vielleicht helfen Bücher/kleine Filme, ebenso half hier der Arzt-Koffer und das motte bei mir bei Arzt-Terminen dabei war (Hausarzt, Zahnarzt, im Impfzentrum). Da sieht sie, dass nicht nur sie muss.

Besprecht auch zu Hause, was gemacht wird und „übt“ vllt, vllt nimmt das die Angst?

Alles Gute euch!

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Vor der Waage hatte mein Sohn auch immer Angst 😱 Bis er bei Freunden durch Zufall mal auf so eine elektronische geklettert ist, die das Gewicht laut ansagt. Das fand er so toll, dass er sich inzwischen täglich wiegen möchte vorm Zähneputzen (wir haben jetzt auch so eine). Er wird demnächst 2 und hat keinen Plan, was er da tut 😆 Das nur am Rande, dein Kommentar hat mich da dran erinnert

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Wir haben zu Hause auch ne Waage und die liebt Motte auch. Keine Ahnung, warum die beim Arzt der Horror ist 😅🤷‍♀️

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Du sprichst mir aus der seele. Vorgestern mit fast 4 jähriger zur u8 und letzten freitag zum zahnarzt. Sie hat sich weitestgehend verweigert. Schon der weg dahin (weit laufen, bus fahren, hochschwanger) war tränenreich. Was für ein stress. Und wir mamas leiden mit, weil angst in so einer situation ja auch nachvollziehbar ist.
Unser kinderarzt ist super, sagte nur "typisch 4 jährige".
Ich kam mir trotzdem vor wie beim TÜV.
Unsere zahnarztstrategie ist jetzt aller 3 monate dort hin gehen, bis sie den mund aufmacht. Denn leider hat sie schon ein löchlein.

Und was ist normal? Die erwachsenenwelt ist auch nicht normal. Die kinder müssen sich zum glück noch nicht so oft verstellen wie wir.
Das lernen sie erst durch diese termine.

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Was sagt denn die Ärztin dazu?
Es gibt ja immer wieder Kinder, die Probleme haben.

In dem Fall würde ich mal einen Termin ohne Kinder bei der Ärztin ausmachen, mit ihr in Ruhe sprechen. Was schlägt sie vor? Passt das zu euch? Kannst du mit ihr an einem Strang ziehen / sie mit dir? Wenn ihr beide wisst, als Erwachsene, was auf auch zukommt, könnt ihr anders handeln.

Vielleicht wäre dann auch ein Arzttermin zum Kennenlernen ok?
Mit der Ärztin absprechen, ob das möglich ist. Ein Termin ohne Untersuchung, nur zum reden und kennen lernen. Vertrauen aufbauen. Der Untersuchungstermin dann kurze Zeit später, so lange das Vertrauen noch da ist.

Ich selbst habe eine Spritzen und Zahnarztphobie.
Beides wurde deutlich besser, als ich in sehr kurzen Abständen ging. Je größer die Abstände, desto unsicher werde ich, desto unbekannter, neuer, anders ist es. Desto besonderer ist der Horror davor. Zeit genug alles weit weg zu schieben und Zeit genug vor dem Termin Negativgefühle voll durchzuleben und dann mit aufgestautem Druck hinzugehen.

Sind die Intervalle kürzer, sind mir die Menschen vertrauter. Die Ärzte, die Arzthelferinnen, ich weiß wer was macht, bei wem es besser klappt, bei wem nicht. In einer Praxis wird schon geguckt, dass direkt eine bestimmte geholt wird, wenn ich Blut abgenommen bekommen soll. Sie trifft bei mir direkt.
Größere Zahnarztbehandlungen finden bei mir mit einem Vorgesprächstermin statt und einer Voruntersuchung. Das hilft dem Arzt sich vorzubereiten und mir, durchzuatmen und noch mal Vertrauen zu stärken.

Zu mir fremden Ärzten gehe ich nur sehr ungern. Ok, immer noch besser als zu bekannten, die nichts tun. Trotzdem ist da so ein seltsames Gefühl. Unangenehm. Alles wirkt fremd, wo sind die Räume, finde ich mich zurecht? Wie sind die Arzthelferinnen usw.

Für einen 4 jährigen ist ein Jahr das Viertel seines Lebens. Würde ich einmal in 10 Jahren zum Arzt gehen, wäre meine Angst noch größer und ich noch unsicherer.

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Hallo,

Ich glaube das ist ganz normal. Bei uns gab es auch Phasen, in denen nichts ging aber sie werden älter. Unser Großer geht inzwischen sehr gerne zur Kinderärztin... Das ist ja das tolle an Kindern: sie entwickeln sich ständig weiter und fast nichts ist in Stein gemeißelt. Wir hatten solche Phasen auch bei anderen Dingen, bspw beim Baden... Irgendwann wurde es dann wieder gern gemacht. Einfach nicht entmutigen lassen :)

LG

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Ich kann dir leider keinen Tipp geben. Nur sagen, dass es bei uns genauso ist. Meine Tochter ist jetzt 3.
Bisher bei jedem kia Besuch, schon ab Baby, egal ob u-untersuchung, impfen, Krankheit. Immer riesen Gebrüll und Verweigerung.
Wir haben einen arztkoffer zuhause und spielen tagelang vorher Arzt. Mit Stethoskop, Spritze geben etc.
Wir haben ein tolles Bilderbuch zuhause mit Arzt, Zahnarzt, etc.
Bringt alles nichts.
Die Kinderärztin ist auch echt super lieb und nach dem Termin bekommt das Kind dort eine minibrezel. Obwohl meine Tochter scharf auf die Brezel ist, macht sie vorher riesen Theater.
Auch die Aussicht auf eine Belohnung (kleines Spielzeug, was zu essen oder so) hat nichts gebracht.
Bei uns hilft nur noch "Augen zu und durch" und hoffen, dass es sich irgendwann bessert.

Beim Zahnarzt war es übrigens noch schlimmer, da mussten wir unverrichteter Dinge wieder gehen.

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Rollenspiele können helfen.
Meine Tochter hat bei der ersten Zeckenimpfung sehr geschrien und hatte Angst und wollte keine 2. Impfung mehr.
Wir haben das Impfen dann sehr oft im Rollenspiel vor dem 2. Termin geübt.
Es hat dann sehr toll funktioniert und wir waren beide sehr stolz.

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Meine Große war als Baby ein kleiner Sonnenschein. Arztbesuche waren also kein Problem und es wurde jeder angelacht. Mit der Zeit hatte sie aber mitbekommen, dass ein Arztbesuch fast immer mit einer Impfung verbunden ist. Von da an weinte sie sofort, wenn sie die Kinderärztin nur sah. Sie wollte sich auch bei den U-Untersuchungen nicht mehr untersuchen lassen. Die Kinderärztin war jetzt auch nicht sehr einfühlsam.
Durch einen Umzug mussten wir sowieso die Arztpraxis wechseln. Unsere neue Kinderärztin ist wahnsinnig lieb und ganz toll. Zum Glück waren wir bei der alten Kinderärztin schon mit allen Impfungen durch, sodass die neue Kinderärztin mit so etwas nicht in Verbindung gebracht wird. Mittlerweile ist meine große Tochter sehr stolz, wenn sie beim Kinderarzt war und die Übungen dort toll mitgemacht hat.

Beim Zahnarzt wurde auch erst sehr geweint. Das lag allerdings daran, dass wir zum ersten Mal hin sind, nachdem meine Tochter einen Zahnunfall hatte. Sie hatte also sowieso Schmerzen und dann wurde auch den Zähnen auch noch rumgedoktert 🙈 Sie hat die ganze Praxis zusammengeschrien vor Angst… Nachdem es aber ein Geschenk am Ende gab, war sie dann doch sehr stolz und geht jetzt trotzdem gerne zum Zahnarzt 😊 hauptsächlich wahrscheinlich wegen dem Geschenk am Ende 😬

Vielleicht kannst du deine Kinder auch mit einer kleinen Überraschung ermutigen? Mit 4 und 7 sollten sie doch eigentlich verstehen, dass ein Arztbesuch wichtig ist und alle Kinder von Zeit zu Zeit hin gehen.
Ich war als Kind gerne beim Arzt. In der Praxis gab es tolles Spielzeug und meine Mama spielte immer schön mit mir. Außerdem hatte sie immer leckere Snacks dabei 😁 bei „besonderen“ Untersuchungen gab es kleine Überraschungen als Trost. So handhabe ich das jetzt auch 😊

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Ja das verstehen sie beide. Die Große natürlich mehr als der Kleine. Wenn es dann aber soweit ist, überlagert die eigene Angst alles. Sie sind beide sehr darauf bedacht, ihre eigenen Grenzen abzustecken, sei es die emotionalen oder auch die körperlichen. Und Arzt ist ja nun mal was körperliches, wo ggf die Grenzen übertreten werden (müssen). Dass das nicht immer schrecklich/schmerzhaft/gruselig ist und manchmal nur ein paar merkwürdige Aufgaben gestellt werden ("Hüpf auf einem Bein"), kann man vorher in sie reinbeten. Wenn es dann soweit ist, kommt die Angst und die ist übermächtig.