Schwiegerfamilie - einen endgültigen Strich ziehen?

Vorab schonmal: Entschuldigung für den langen Text. Aber es belastet mich doch sehr.

Alles fing vor über vier Jahren an. Ich lernte meinen Mann im August 2017 kennen. Ungeplant schwanger war ich dann schon im Januar. Wir haben uns aber sehr gefreut über unseren Nachwuchs. Geheiratet haben wir letztes Jahr während Corina. Auch seine Eltern und Geschwister waren in Vorfreude. Das Verhältnis zu allen war auch wirklich gut. Meine Schwiegereltern wohnen circa 45 Minuten entfernt.
Als der kleine dann da war, veränderte sich plötzlich alles. In den Augen meiner Schwiegermutter haben wir gefühlt (und ich sage extra gefühlt, da ich es vielleicht auch falsch wahrgenommen habe) alles falsch gemacht und ihn zu sehr in „Watte gepackt“. Als wir ihr quasi verboten haben ihm einen Löffel Sahne in den Mund zu stecken, war es spätestens vorbei.
Dann kam die Taufe unseres Schatzes. Die Familie meines Mannes ist eher laut (gar nicht böse gemeint) und meine Mutter aufgrund einer Erkrankung eher anfällig für laute Geräusche (zudem kann sie sich nicht sprachlich äußern, wohnt 140km entfernt und ist allein seit mein Vater 2014 sehr überraschend starb). Wir baten also darum, bitte etwas Rücksicht zu nehmen. Erklärten es auch in unseren Augen und unserer Wahrnehmung nachvollziehbar. Monate später bekamen wir gesagt sie hätten sich noch nie so unwohl gefühlt und wir hätten ihnen den Mund verboten. Das tat mir leid, habe mich entschuldigt und hinterfragt wieso sie dies erst Monate später sagen. Keine Antwort.
Es gab offenbar viele Situationen die sie gestört haben, aber die sie nie ansprachen. Nein, sie strafen mit Liebesentzug und bringen diese Dinge Monate später an - in Gesprächen die wir „einfordern“. Sie Melden sich nicht, fragen nicht nach dem Kleinen (er ist mittlerweile 3 und bekam zum Geburtstag eine Audio WhatsApp in der alle gesungen haben) oder uns und erzählen auch nichts.
Sie wissen wie gern er mit ihnen spricht und videotelefonie macht - ich war doch irgendwie enttäuscht. Hatte gehofft für ihn springen sie über ihren Schatten. Unser Sohn mag seine Großeltern so gern: gestern sagte er noch: ich freue mich so doll auf Oma und Opa. Dabei weiß ich nicht, ob er sie jemals wieder sehen oder sprechen wird. Mein Mann sagt: er ist so verletzt und möchte einfach einen Strich drunter ziehen.

Ich denke: auch wir haben Fehler in den letzten Jahren gemacht & versuche für den Kleinen „neutral“ zu bleiben.
Ich schreibe Briefe mit ihm für sie und gestern haben wir Blumen in seinem Namen zu ihrem Geburtstag geschickt. Aber es kam nichtmal ein danke.
Ich kann einfach nicht mehr mit dieser Situation umgehen. Ich wünsche mir für unseren Sohn, Großeltern die ihn lieben, sich für ihn interessieren und es ihn spüren lassen. Aber von ihnen kommt einfach nichts. Die gesamte Familie (Eltern, Geschwister) hält zusammen - es wird gesagt sie belastet es. Und uns? Wir können nicht mehr. Aber sie sprechen nicht mit uns.wir haben es oft versucht. Wirklich..
Was würdet ihr denken? Machen? Was erzähle ich dem Kleinen?

Entschuldigt bitte. Ich könnte noch tausend Zeilen schreiben. Es belastet einfach so sehr. Ich schlafe nicht mehr, könnte anfangen zu weinen.

Danke für eure Meinungen und vor allem für‘s lesen.

Eine traurige Chinja

1

Wegen eines Löffels voll Sahne und einer kranken Mutter?!
Sorry, passiv aggressiver Kindergarten. Mehr will mir da eigentlich gar nicht zu einfallen 👀 tut mir sehr leid für deinen Sohn.
Ich würde einfach nochmal ein Gespräch versuchen, persönlich am Tisch. Nicht am Telefon oder Tablet und ohne Kind. Dann kann man sich hinterher wenigstens nicht vorwerfen, man hätte es nicht versucht.

2

Ich glaube ja, dass das Problem ein anderes ist.

Wir waren am Muttertag dieses Jahr dort. Wir wollten ihnen zeigen: ihr seid uns wichtig. Wir möchten Kontakt zu euch.Sind hingefahren und was passierte? Mein Mann wurde von seinem Vater ins Büro zitiert. Danach war ich dran. Dort wurde dann gesagt: du denkst wir mögen dich nicht? Das stimmt nicht: wir lieben dich wie eine eigene Tochter. Und wir sprachen weiter: mein Mann und ich haben unabhängig voneinander gesagt: wir halten es nicht mehr aus. Wollen das für Unseren Sohn so nicht. Entweder geben wir uns alle Mühe oder wir lassen es. Diese beiden Möglichkeiten gibt ist. Mein Schwiegervater sagte darauf: für ihn gibt es nur die erste Variante.
Naja mehr ist nie passiert. Aber auch toll, dass er uns zum Gespräch zitiert und nur über seine grau redet. Diese redet aber gar nicht mit uns. Wir wollten nochmal mit ihnen sprechen. Mein Mann sagt mittlerweile: ich brauch das nicht mehr. Das neue Enkelkind wohnt quasi um die Ecke und da läuft alles so wie die Eltern es sich wünschen: aufpassen schon eine Woche nach Entbindung, tägliche Besuche, und und und.

Ja ich geb es zu: manchmal wünschte ich, dass sie auch so viel Aufmerksamkeit für unseren Sohn übrig hätten. Klar! Er mag sie und ich wünschte eine entspanntere Atmosphäre für uns alle... Aber wir sind ja der Grund für die erhöhten tumormarker :(

Aber ja, du hast recht. Es ist eigentlich ein Kindergarten. Und der am wenigsten dafür kann bekommt es zu spüren. Das ist nicht okay.

Eigentlich wurden alle Gespräche immer „live“ geführt - also nicht per Telefon oder so. Wir wollten uns selbst nicht vorwerfen es nicht versucht zu haben.
Aber ich bin ehrlich. Ich habe mittlerweile keine Kraft mehr hinzufahren. Es hagelt nur Vorwürfe und mit meiner psychische Verfassung schaff ich das nicht alleine.

3

Ich würde diesen Leuten nicht mehr hinterherlaufen.

>>>Das neue Enkelkind wohnt quasi um die Ecke<<<

Ist das ein Kind der Tochter deiner SE?

Sie haben sich ja offenbar entschieden, für WEN sie da sein wollen.

4

Das ist tatsächlich traurig. Grade, da ihr ja eigtl bemüht seid.

Aber vllt tut Euch Abstand (vorerst) wirklich gut. Die Schwiegereltern scheinen gar nicht offen für eine reflektierte und offene Kommunikation.

Dein Mann möchte da auch nicht mehr gegen Windmühlen kämpfen und das verstehe ich. Dann lasst es. Muss ja nicht für immer sein.

Für deinen Sohn ist es sicher traurig. Aber dann erklärt es ihm - dass es vorerst leider nicht so passt und ihr Oma und Opa nicht sehen könnt. 🤷‍♀️

5

Wenn aus erwachsenen Kindern Eltern werden ändern sich die Rollen in der Familie. Weil aus Eltern werden dann Grosseltern. Und die sitzen nicht mehr am Hebel und wenn dann Erwartungen da sind wie es wird wenn man Oma und Opa ist ist die Chance hoch dass diese nicht erfüllbar sind und es zu Frust und Sand im Getriebe kommt. Das ist soweit normal und da muss glaub jede Familie durch.
Schwierig wird’s wenn ein Teil der Familie keine vernünftigen Kommunikations- und Konfliktmechanismen hat. Und das lese ich bei euch raus. Monatelang nix sagen, Kommunikationsabbruch, ranzitieren. Deine Schwiegereltern spielen da auch good cop bad cop. Sie schmollt, er reitet aufm weissen Schimmel an und klärt das für sie. (Das kennen wir auch).

Was willst du denn noch machen?
Ihr habt das Gespräch gesucht. Seid auf sie zugegangen und habt euch für potentielle Missverständnisse oder Verletzungen entschuldigt, Zeichen gesetzt indem ihr hin gefahren seid. Ihr habt Eure emotionale Grenze kommuniziert dass ihr so nicht weiter macht.
Aus meiner Sicht habt ihr getan was möglich und nötig ist und von deinen Schwiegereltern kommt - nix. Für eine Beziehung braucht es zwei Seiten. Bei Euch spielt eine nicht mit. Gründe, man könnte jetzt spekulieren dass sie nicht schalten und walten dürfen wie bei Schwägerin und Schwager. Aber wahrscheinlich ist es vielschichtiger. Und am Grundproblem der selbst gewählten Distanz ändert es nicht.

Im englischen sagt man „drop the rope“. Ich würde sagen „lass deine Erwartungen die du an die Rolle Grosseltern hast los”. Sie wissen was es braucht um mit euch und dem Kind in Kontakt zu stehen. Ich würde aufhören ihnen hinterher zu rennen. Wenn sie Kontakt wollen sollen sie kommen. Ansonsten gibt es Karten zu Geburtstag und Weihnachten. Fertig.

6

Natürlich erinnert sich dein Sohn noch(!) an diese Großeltern, aber er ist noch klein und ich würde ihn nich mehr aktiv an sie erinnern und das Thema nicht unnötig anfangen. Noch kann man die Großeltern ausschleichen lassen, später kann es sehr schmerzhaft werden insbesondere bei dieser "unkommunikation" und passiv aggressiven Verhalten. Früher oder später hätte das auch deinen Sohn belastet.

Ich habe den Kontakt zu meiner Herkunftsfamilie beendet, das hatte viele Gründe. Insbesondere wegen meinem Kind habe ich gehadert und es länger als nötig laufen lassen. Ich wollte meinem Kind nicht die Großeltern nehmen. Ich habe nach langen nachdenken und Gesprächen mit Therapeuten akzeptiert, dass diese ungesunde Familiendynamik auch für mein Kind nicht gesund ist und letztendlich der "Nutzen" solcher Großeltern kleiner ist als der Schaden den sie anrichten können. Kinder lieben schnell, deswegen sind sie so verletzlich, deine SE betreiben emotionale Erpressung und die gesamte Familiendynamik ist alles andere als gesund. Mir tut eher das neue Enkelkind leid, das wird vollumfänglich in die ungesunde familiendynamik integriert.

Dein Mann hat recht, distanziert euch. Akzeptiere, dass deine SE nie die Großeltern (so wie die du dir das wünschen würdest) für dein Kind werden würden. Das ist nur eine Fantasie, quasi die Rama Großeltern. Bedenke auch Großeltern können großen Schaden anrichten, kenne ich aus meiner eigenen Familiengeschichte.

7

"Ich schreibe Briefe mit ihm für sie und gestern haben wir Blumen in seinem Namen zu ihrem Geburtstag geschickt. Aber es kam nichtmal ein danke. "

"in Gesprächen die wir „einfordern“"

"Ich denke: auch wir haben Fehler in den letzten Jahren gemacht & versuche für den Kleinen „neutral“ zu bleiben."

Das ist nicht neutral, das ist den Kleinen dazu nutzen, Liebe für ihn zu erkaufen.

Entweder sie lieben ihn und haben Interesse.
Oder sie haben es nicht. Dann ist es schade, aber so wie es ist

Wenn er Großeltern möchte, die er lieben kann: sucht Leihomas/Leihopas.
Liebe ist nicht an Genetik gebunden, sondern kommt von Herzen.
Meine Eltern sind tot. Na und? Mein Kind hat nicht biologische Bezugspersonen, die von Herzen nicht zu toppen sind. Da brauche ich nichts einfordern oder so.

Dass es deinen Mann hart trifft, verstehe ich durchaus. Im Grunde fühlt es sich auch wie Liebesentzug an ihm an. War es schon früher so, sollte er das aufarbeiten, damit er bei seinem Kind nicht das andere Extrem macht, sondern ein gesundes Mittelmaß entwickelt. War es früher nicht so: ist es jetzt die Enttäuschung über die Veränderung? Hat die Bindung einen Knacks bekommen? Kann er unabhängig von seinem Kind wieder Beziehung zu ihnen aufbauen. Eltern-erwachsenes Kind?
Wenn nicht: neutral sein heißt NICHT im Namen des Kindes Kontakt fordern, der nicht erwünscht ist. Neutral sein, heißt dem Kind zu erklären, dass es da biologische Verwandte gibt, zu denen der Kontakt abgebrochen sit oder sporadisch ist. Dass das Kind von euch Eltern geliebt wird. Nicht auf die erzwungene Liebe der Großeltern angewiesen ist.
Und dass es Herzensmenschen gibt, zu es keinen Blutgruppennachweis braucht.

8

Unsere Kinder haben auch keinen besonderen Draht zu ihrer einzigen Oma.
Das liegt daran, dass sie sich nie sonderlich für die Kinder interessiert hat.
Ich bin oft hingefahren um die Bindung zu forcieren. Bis ich gemerkt habe es bringt nichts.
Aber wir haben eine ganz tolle ältere Nachbarin, die selbst keine Kinder bekommen konnte. Meine Kinder nannten sie irgendwann Oma. Sie hat sich so gefreut und seit dem ist sie unsere Oma.
Ob man verwandt ist oder nicht spielt für uns keine Rolle. Jemand schrieb hier Liebe muss von Herzen kommen und das stimmt.

9

Wenn es nicht passt dann passt es nicht.
Du wünscht Dir tolle Großeltern für dein Kind? Leider können deine SE diese Aufgabe nicht erfüllen. Ich würde aufgeben.