Einfluss der Eltern auf Verhältnis zu den Geschwistern

Hallo zusammen,
seit dem wir drei Kinder haben, mache ich mir Gedanken dazu, ob bzw wie die Eltern das Verhältnis zwischen den Kindern beeinflussen können.

Ich selbst bin als Einzelkind aufgewachsen. Daher kenne ich es aus der eigenen Familie nicht. Mein Mann hat einen Bruder und eine Schwester. Zu dem Bruder hat er immer wieder Kontakt, allerdings keinen besonders engen. Der Kontakt zur Schwester ist wegen einiger Vorfälle abgebrochen. Bei seiner Familie hatte ich immer das Gefühl, dass die Eltern sich nie darum bemüht hatten, dass die Kinder eine gewisse Nähe zu einander aufbauen. Auch in der Kindheit haben sie eher nebeneinander her gelebt, sagt mein Mann.

Meine Mutter zum Beispiel hatte in der Kindheit immer Streit mit ihrem Bruder. Später waren sie aber super dicke miteinander.
Meine Frage geht in die Richtung, wovon hängt das ab? Können Eltern das beeinflussen?
Ich würde mir für meine Kinder so sehr wünschen, dass sie auch als Erwachsene ein gutes Verhältnis zueinander haben. Deshalb geht mir diese Frage einfach nicht aus dem Kopf.

Vielen Dank für eure Meinungen und Denkanstöße!

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Ob man gutes Verhältnis beeinflussen kann, weiß ich nicht.

Schlechtes geht durchaus: gegeneinander ausspielen, sticheln, negativ vergleichen, dem einen den anderen vorhalten, da geht einiges.

Vieles ist auch Charakter und ob die Chemie zwischen Geschwistern passt.

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Meine Mutter hatte eine schlechte Kindheit. Der Bruder hat nach dem Tod der Eltern den Kontakt zu ihr abgebrochen. Dabei ist zwischen den beiden nie was vorgefallen. Wollte vielleicht einfach die Vergangenheit abschließen, zu der meine Mutter ja auch gehört.

Ich hatte eine tolle Kindheit. Wir hatten liebevolle Eltern. Ich habe schon den Eindruck, dass sie ein gutes Geschwisterverhältnis gefördert oder zumindest begünstigt haben. Wir wurden nie miteinander verglichen. Sie haben niemanden klar bevorzugt. Wir durften uns nicht schlagen oder beschimpfen und Streit zwischen uns wurde immer in Ruhe geklärt. Trotzdem habe ich zu meinen Brüdern kaum Kontakt. Ich melde mich gelegentlich, sie sich aber nie bei mir, und ihre Antworten sind eher knapp und Rückfragen bleiben meist aus. Zu meiner Schwester habe ich ein enges Verhältnis.

Also ein bisschen beeinflussen kann man es bestimmt, aber Charakter spielt auch eine große Rolle.

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Meine Schwiegermutter hat den grossen den kleinen teils wüst drangsalieren lassen. „Klärt das unter euch.“ Das Verhältnis ist sehr sehr mau. Und ich glaube es liegt daran. Da hat sich über Jahre eine Antipathie aufgebaut.

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Ich habe über 10 Jahre in einem Pflegeheim gearbeitet und da auch Einblick in viele Familien. Die Wahrheit ist, unglaublich viele Geschwister haben sich nichts zu sagen, oder arbeiten gegeneinander. Bei manchen besteht eine Art Pflichtgefühl den anderen gegenüber, was für der eigenen psychischen Gesundheit nicht unbedingt gut ist.

Ob man das wirklich beeinflussen kann, wage ich zu bezweifeln. Man kann anderen auch keine Freunde nahelegen. Im Laufe des Lebens entwickelt man sich weiter, nicht unbedingt synchron zu Geschwistern.

>>Bei seiner Familie hatte ich immer das Gefühl, dass die Eltern sich nie darum bemüht hatten, dass die Kinder eine gewisse Nähe zu einander aufbauen. Auch in der Kindheit haben sie eher nebeneinander her gelebt, sagt mein Mann.<<

Es muss nicht unbedingt schlecht sein die Kinder als einzelne Persönlichkeiten zu sehen und nicht als Einheit. Mich gruselt es häufig, wenn ich hier lese Geschwister müssten sich alle Spielsachen teilen, sich über die Ankunft weiterer Kinder unbändig freuen oder Verständnis haben, wenn sie zurückstecken müssen.
Natürlich muss auch Sozialverhalten erlernt werden, aber dabei sollten die Bedürfnisse des einzelnen nicht außer Acht gelassen werden.

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Hi,
- nie vergleichen, auch nicht "zieh bitte eine Jacke an, der Tom hat doch auch eine an".
- Keine Wettkämpfe initiieren ("wer zuerst die Schuhe anhat")
- exklusivzeit für jeden
- große Geschwister nicht zum Aufpassen verdonnern
- bei Streit nicht als Richter auftreten, beide Seiten verstehen und die Kinder unterstützen, Lösungen zu finden
- niemanden bevorzugen

Da ist schon viel gewonnen. Leider ist es sicher auch Charaktersache. Meine Kinder (Junge 5, Mädchen 2,5) streiten sich die meiste Zeit und spielen fast nie (friedlich) miteinander, wenn kein Erwachsener mitspielt. Ich finde das auch total schade. Ich bin Einzelkind und wünsche mir auch, dass sie sich mal gut verstehen. Kommt vielleicht noch🙈

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Man kann sicher unterstützend drauf einwirken.

Meine Schwester und ich hatten NIE das Gefühl in Konkurrenz zu stehen. Das tat sicher gut. Eifersucht gab es bei uns wirklich sehr selten, eigtl gar nicht. Das haben meine Eltern wirklich sehr gut gemacht.

Auch war ich nie gezwungen verantwortlich, obwohl ich 6 Jahre älter war. Ich hab manchmal gerne auf meine Schwester aufgepasst, aber ich musste das nie. Das war sicher auch gut. Wenn das große Kind plötzlich immer gucken muss und vernünftig sein soll - sicher nicht so prall^^

Meine Eltern haben geschaut, dass jeder auch Raum für sich hat. Und trotzdem haben wir oft zusammen gespielt oder gegenseitig in unseren Zimmern übernachtet usw.

Auch heute noch liebe ich meine Schwester über alles :)

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Ich denke schon, das man in der Kindheit seine Kinder sowohl negativ als auch positiv) beeinflussen kann. Kommt ja drauf an, was sein Ziel ist.
Aber nur, weill man dieselben Eltern hat, bedeutet das noch lange nicht, das man "aus dem selben Holz geschnitzt" ist. Also kann auch die vermeintlich positive Beeinflussung durch die Eltern sehr negative Auswirkungen haben.

Deinen Wunsch kann ich nicht nachvollziehen, die Kinder sind eigenständige und individuelle Wesen....wenn es später also nicht mehr passt, dann passt es halt nicht, davon geht die Welt nicht unter.

Mein Bruder und ich könnten nicht unterschiedlicher sein, wirkliche Verträge hatten wir nie miteinander. Nur unseren Eltern zuliebe haben wir uns vor ihnen halbwegs zusammengerissen, denn sie hatten denselben Wunsch wie du. So schlimm es auch war, die Eltern auf den Friedhof zu bringen, so befreiend war es für unser "Zwangsverhältnis", nachdem alles geregelt war haben wir uns ganz aufrichtig noch ein schönes Leben gewünscht und seitdem keinen bewußten Kontakt mehr. Kurz Smalltalk, wenn wir uns zufällig über den Weg laufen, das war es. Wir sind beide glücklich damit, haben keinen Streit....traurig ist nur, das unsere Eltern erst sterben mussten, damit wir voneinander befreit werden konnten. Sie hätten es zu Lebzeiten nicht verstehen können/wollen, wenn wir da schon den Kontakt abgebrochen hätten. Er und ich haben oft darüber gesprochen, das Ergebnis war, das wir "so tun als ob", einfach um die Eltern in Ruhe alt werden zu lassen.

Ich bekomme heute natürlich eine kleine Krawatte, wenn Aussagen wie "als Geschwister muß man sich doch lieb haben" getätigt werden....NEIN, muß man nicht, ganz einfach.

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Positiv beeinflussen klappt nicht unbedingt, manchmal passen Geschwister einfach nicht zusammen.

Negativ beeinflussen klappt schon eher.
Als Beispiel, meine Schwiegermutter hatte mal zu meinen ZwillingsJungs gesagt:" Warum kannst du das nicht, dein Bruder kann es doch auch."
Ich bin gleich eingeschritten, weil ich diesen Satz ganz furchtbar finde.
Mein Mann meinte dann später, als wir unter uns waren, dass er und sein Zwillingsbruder diesen Satz und ähnliches früher oft gehört haben.
Mein Mann und sein Bruder verstehen sich heute gar nicht gut, ein ständiger Konkurrenzkampf ohne die Möglichkeit sich über das Geschaffte des Bruders freuen zu können. Das hat die Beziehung doch stark belastet und mittlerweile haben sie den Kontakt fast abgebrochen.

Und ja, ich denke das hat was mit den Kommentaren meiner Schwiegermutter in deren Kindheit zu tun, nicht nur, aber gefördert hat es das bestimmt.

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Es ist eben kein Naturgesetze, dass Geschwister auf jedem Fall "dicke" miteinander sind, wenn man nur alles richtig macht.

Geschwister sind individuen und manchmal passt es eben charakterlich nicht. Ich kenne zahlreiche fälle wo nichts vorgefallen ist, kein Streit o.ä. aber einfach die Chemie/Interessen/Charakter nicht passen. Da Durck auszuüben "sich gefälligst zu mögen" finde ich genau so schädlich wie Konkurrenz zu forcieren.

Wichtiger finde ich jedem Kind die Aufmerksamkeit zu geben die es verdient als die Kinder zu nötigen sich "gefälligst lieb zu haben".

Wenn man jedem Kind das gibt was es braucht kommen sich die Geschwister von ganz alleine näher, wenn es Charakterlich und von den Interessen her passt. Man kann das aber nicht erzwingen und man hat nicht automatisch was falsch gemacht, wenn es nicht passt.