Wann mischt man sich ein?

Guten Abend,
Ich habe vorhin online eine Reportage über das "Horrorhaus von Höxter" gesehen.
Dort gab es ziemlich viele abwertende Kommentare über die Nachbarschaft.
"Warum hat keiner etwas getan?"
Vor Gericht mussten die direkten Nachbarn wohl auch aussagen, und sprachen eine Situation an, wo ein Opfer vor Schwäche im Vorgarten lag, die Täterin sie 2x getreten hätte und ihr keiner geholfen hat.
Auch die Nachbarn nicht.

Gut, mit Abstand finde ich das schon krass so etwas zu lesen.
Keiner der Nachbarn hat die Polizei angerufen oder sich eingemischt.
Aber mit Abstand kann man eben auch viel denken wie man selbst in der Situation handeln würde. Aber tut man es in der Situation? Und wann?

Nun kommen wir zu meinem direkten Thema.
Wir haben seit guten 1,5 Jahren neue Nachbarn.
Bei uns hat man große Gärten,wir leben dörflich.
Die Nachbarn halten sich ausschließlich drinnen auf.
Man sieht sich so gut wie gar nicht. Was wirklich selten fürs Dorfleben ist.
Was mich allerdings wirklich stutzen lässt, ist, dass sie ein 6 jähriges Kind haben.
Welches wir ebenfalls so gut wie nie sehen. Und vorallem nie draußen.
Wir sind eigentlich immer viel draußen. Die Kinder spielen viel im Garten, bei Wind und Wetter.
Selbst im Sommer hat man das Kind nie im Garten spielen gesehen.
Ich finde es sehr seltsam für ein Kind. Vorallem für ein Dorfkind. Mit großem Garten.
Es hat nie Spielbesuch. Sie haben nie Besuch.
Ja. Im Dorf bekommt man so etwas zwangsläufig mit.

Nun habe ich mich oft gefragt, mischt man sich ein? Nur weil das Kind nicht draußen spielt? Weil man es persönlich komisch findet, wenn ein Kind nie draußen spielt...?

Dann sieht man so eine Reportage und alle schütteln mit den Köpfen und sagen:"Hat denn keiner etwas gemerkt?" "Kam niemandem etwas komisch vor?"

Versteht ihr was ich meine?
Ab welchem Punkt mischt man sich ein?
Wann ist es übergriffig?
Jeder hat da ja eine andere Schwelle...

Mich würde einfach mal eure Meinung interessieren wie ihr "meine Situation" betrachtet und was ihr daraus Schlussfolgern würdet...

Vielen Dank.

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Hallo 🙋‍♀️

Ja ich finde sowas auch total schwierig..
kann dir dazu auch keinerlei allgemeine Antwort geben was ich als gut und richtig empfinde in so einer Situation 😓

Aber in eurem konkreten Fall würde ich vermutlich erstmal versuchen mehr Kontakt zu den Nachbarn aufzubauen.
Vielleicht mal klingeln aus irgend einem Grund, zum Spieledate mit den Kindern verabreden oder so 🤷‍♀️
So bekommt man dann ja doch irgendwie mehr ein gefühl, wie die Leute ticken.
Vielleicht sind sie einfach nur eher Schüchtern und zurückhaltend und freuen sich sogar über mehr soziale Interaktion und eure Kontaktaufnahme ☺️

Was sagt denn dein Bauchgefühl? Glaubst du wirklich, dass dort was im Argen ist?

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Hallo und erstmal lieben Dank für so viel Feedback!

Vielelicht hätte ich nich mehr dazu erklären müssen.

Am Anfang als sie ei gezogen sind haben wir 2-3x am Zaun geschnackt.
Ihr Kind ist so alt wie eines von uns.
Sie gehen in verschiedene Kindergärten.
Sie macht einen sehr netten Eindruck.
Er ist eher Typ Eigenbrödler.

Dann fing es anfangs an, dass sie mal gefragt haben, ob ihr Kind rüber kommen kann zum spielen, vollkommen ok.
Dann haben sie irgendwann nicht mehr gefragt, das Kind rüber gesetzt (weil der Junge wohl gesagt hatte, dass es für mich ok ist...).
Dann sind sie im Haus verschwunden. Es kam keine Nachfrage, ob alles ok ist oder sonstiges.
Bis wir dann gesagt, dass er gerne kommen kann, aber bitte NUR mit Absprache.
Ok. Dann war er nochmal mit Absprache drüben. Und dann war es das.
Sie sagen auch "Hallo"-mehr nicht.
Sie sehe ich so gut wie nie.
Er ist eigentlich den ganzen Tag daheim.
Im Frühjahr hieß es er sei schon länger krank geschrieben.
Das Kind ist bis 16h im Kiga.

Mein Bauchgefühl sagt mir schon, dass es eher "einfache Leute" sind.
Sie ist immer sehr liebevoll zu dem jungen, wenn ich sie mal gesehen habe.
Er ist immer sehr barsch mit ihm und sehr oft genervt. Naja. Was heißt oft. Immer dann wenn ich sie anfangs mal öfter gesehen habe.

Ich finde es einfach traurig für den Jungen. Meine Kinder spielen und er muss von drinnen zu gucken.

Sie haben letztes Jahr noch gesagt, dass sie den Garten ganz toll her richten wollen (für den jungen). Nix passiert. Kann natürlich auch am Geld liegen, wenn er nun nicht arbeitet... Will das gar nicht beurteilen...
Aber ich möchte halt aucu nicht "immer" den Jungen bei uns haben, da er sehr viel Quatsch macht... Jnd wie gesagt, seine Eltern verschwinden dann im Haus und ich habe ein Kind mehr zu betreuen.

Mein Eindruck ist einfach, dass sie überfordert sind mit Allem und sich überschätzen.
Es ist ein altes Haus, was fast kernsaniert werden muss.
Der Garten (und vermutlich das Haus) müllt zu...

Aber wie gesagt... Wann mischt man sich ein?

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Ich finde dein zweiter Beitrag liest sich komplett anders als der erste. Zumindest hatte ich ein anderes Bild vor Augen.
Anscheinend gab es ja Kontaktversuche die aber an Kommunikationsproblemen oder Missverständnissen gescheitert sind.
Es ist ja in Dörfern oft so, dass neu Zugezogene erstmal auf dem Prüfstand stehen. Du sagst, du willst die Familie nicht beurteilen, gibst aber gleichzeitig viele Wertungen und Vermutungen ab. "Einfache Leute", vermutlich wenig Geld und zugemülltes Haus. Ich nehme Mal an, das Urteil der anderen Dorfbewohner wird ähnlich ausfallen.
Der Vater ist ja anscheinend krank, die Mutter introvertiert, dass macht die Sache nicht leichter.
Wenn der Junge bis 16 Uhr im Kindergarten ist, hat er dort mit Sicherheit auch genügend Sozialkontakte. Den Schuh, dass er deinen Kindern beim Spielen nur zuschauen kann, musst du dir auch ein wenig selbst mit anziehen, schließlich willst du ihn ja auch nicht da haben.
Wie viel Zeit die Eltern nun drinnen oder draußen verbringen, ist ihnen überlassen. Ich glaube ich würde auch viel Zeit drinnen verbringen, wenn ich Nachbarn hätte, die mich beäugen.
Auf deinen ersten Beitrag hätte ich übrigens noch anders geantwortet. Aber jetzt entsteht wie bereits gesagt ein ganz anderes Bild vor meinen Augen.

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Hey!
Geht das Kind denn in den Kindergarten (letztes Jahr vor der Schule ist doch Pflicht, oder?) Oder schon in die Schule?

Liebe Grüße
Schoko

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Ja. Das Kind geht in den Kiga. In eine integrative Gruppe (er hatte anfangs sehr Sprachprobleme)
Ich kenne auch seine Erzieherin.
Aber sie darf ja nix sagen. Was ja auch gut so ist.
Ich habe ihr nur meine Bedenken geäußert und gesagt, dass es mich wundert, dass ich ihn nie sehe...

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Weißt du, es sind so viele Kinder. So unglaublich viele, die Gewalt oder sexuelle Gewalt oder Vernachlässigung erleben. Wenn ich darüber etwas sehe oder lese, bricht mir wirklich das Herz und ich würde am liebsten alle aufnehmen. Wenn mir etwas wie dir auffallen würde, würde ich versuchen, etwas in Erfahrung zu bringen. Vermutlich wird es nur wenig Kindergartenauswahl geben. Ich würde mal bei anderen Nachbarn fragen, ob die sie ab und zu mal sehen, irgendwelche Nachbarskinder werden mit ihr zusammen auch zur Schule ist zum Kindergarten gegen. Und ja im Zweifel einfach mal klopfen und zum Spielen oder zum Kaffee einladen.
Ich würde nicht weggucken, ich finde "Einmischen" ist in solchen Fällen ein total falscher Begriff. Ich glaube, das ist eines der Probleme heutzutage. Etwas zu hinterfragen aus Sorge um Jemandes Wohl ist kein Einmischen, sondern Fürsorge.

Viele Grüße

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Ich mische mich definitiv ein. Wir hatten eine Nachbarin die ständig nur ihr Kind angeschrien hat, Jugendamt stand bereits mit ihr in Verbindung, irgendwann haben sie 2 ihrer Kerle draußen geprügelt, vor den Kindern. Sie mit Baby auf dem Arm ist dazwischen gegangen. Polizei gerufen.
In unsere letzten Wohnung, das Paar hatte einen Sohn, ca. ein halbes Jahr älter als unser, hat die Vater, wenn die Mutter arbeiten war, abends das Kind schreien lassen bis sonst wann, irgendwann ist er in das Zimmer gestürmt, hat das kleine 1 jährige Wesen angebrüllt und es war mucksmäuschen still. Einmal hat es in so einer Situation ordentlich gerumst und es war todesstille.. ich dachte er hat dem Kind gegen die Wand geschleudert. Dazu kam, dass er, wenn er alleine mit dem Kind war, ständig auf dem Balkon gekifft hat.
In beiden Fällen haben wir natürlich erst versucht die Nachbarn zu kontaktieren und nachzufragen. Aber wenn es nichts bringt, dann rufe ich die Polizei. Ich möchte mich hinterher nicht schuldig fühlen.

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Ich finde alleine schon dass du dir diese Gedanken machst Grund genug. Ich würde mich einmischen, wenn es um das Leben/Wohl eines Kindes geht.
Ich finde es gruselig und mir graut vor meiner Vorstellungskraft..

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Hi,

schwierig sowas. Wir haben auch Nachbarn die ziemlich daneben sind. Aber außer, dass sie ins RTL Nachmittagsprogramm passen würden, haben wir ja nichts gegen die in die Hand.

Was soll ich denn sagen ? Die Mutter schreit oft rum ?
Körperliche Gewalt sehe ich jedenfalls nicht. Nur eine Mutter, die sehr jung Kinder bekommen hat und wahrscheinlich überfordert ist. Sie hat drei Kinder und wohnt bei ihren Eltern. Die Eltern sind so zu ihr, wie sie zu ihren Kindern ist...
Es ist traurig, ja. Aber ein Grund die Polizei zu rufen ? Wohl eher nicht.

Bei dir ist es ja ähnlich. Abwesenheit von Spielbesuch oder Abwesenheit im Garten, Spielplatz hat ja erstmal nichts zu bedeuten.

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in dem Fall würde ich das Ja zuschalten

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Die sind mit Anmeldung dort gewesen und da sah natürlich alles tip top aus.

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Huhu,
In deinem Fall würde ich auch erst mal versuchen Kontakt zu knüpfen. Wenn sie z.B. am Auto sind auch zufällig raus gehen und mal ansprechen wie es so geht, ob sie sich gut eingelebt haben. Ggf. wo sie herkommen usw. Dadurch einfach man ein bisschen vorfühlen wie sie so drauf sind.

Ich meine vllt. hat das Kind ja auch irgend eine Krankheit oder Allergie, dass es nicht draußen spielen kann? Oder es ist meistens bei anderen Freunden in der vorherigen Wohngegend. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Einmischen mit der Hilfe Dritter würde ich mich erst, wenn ich wirklich merke da stimmt was nicht.

Wir haben zum Beispiel lange überlegt ob der Nachbar über uns seine Frau schlägt. Es klang oft danach und sie saß auch oft anschließend weinend auf dem Balkon. Wenn ich sie angesprochen habe war immer alles gut und sie hatte nie blaue Flecken. Was sollte ich da groß machen?
Dann starb die Frau ganz plötzlich an einem Aneurysma im Kopf. Etwa 4 Monate später hörten wir die gleichen Geräusche, diesmal mit dem 10 jährigen Sohn der schon während des gepolters wahnsinnig geschrien hat. 1x habe ich die Polizei gerufen, bis die da waren war wieder alles super und sie konnten nichts unternehmen.
Beim zweiten Mal habe ich es dem Jugendamt gemeldet und es wurde endlich etwas unternommen.

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Ich würde höflich den Kontakt suchen, das Kind eventuell mal einladen oder gar die Familie an sich. Eventuell auch einfach mal bei einer Gelegenheit fragen, ob man etwas helfen kann (wenn man sie doch mal bei einer Tätigkeit sieht).

Besucht das Kind denn den KiGa oder die Schule? Dann kann es zumindest nicht komplett unter dem Radar laufen.

Solange aber keine Hinweise auf häusliche Gewalt / Kindesmisshandlung oder Ähnliches vorliegen, kann man ohnehin nicht viel machen, fürchte ich. Reines Stubenhockertum ist nicht strafbar.

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Zu dem Beispiel der Reportage: wenn man offen
mitbekommt, das körperliche Gewalt ausgeübt wird und nicht handelt, dann ist das echt krass. Da zu reagieren hat absolut nichts mit Einmischen zu tun, sondern ist einfach eine Pflicht.

Im Falle Eurer Nachbarn klingt das natürlich erstmal total merkwürdig, aber auch dafür kann es ja Gründe geben. Vielleicht ist das Kind krank o.ä. Aber tatsächlich würde ich mal versuchen Kontakt aufzunehmen und auch einfach mal dreist sagenMn sieht sie so selten!“ Und dann mal schauen was passiert.