24 Stunden Pflege aus Polen

Hallo zusammen,
wir haben derzeit die Herausforderung, dass die Oma deutlich mehr Unterstützung braucht. Um es klar zu sagen, ohne geht es nicht mehr zu Hause.
Wir haben daher bereits einige Altersheime angeschaut. Ehrlich gesagt sind wir sehr skeptisch, da in Corona-Zeiten Kontaktverbote kommen können und wir wollen nicht, dass Oma dann vereinsamt.
Ich habe jetzt über Bekannten die Idee erhalten, eine polnische Betreuungskraft zu holen. Hier gibt es einige Anbieter, die wir gefunden haben:
z.B. Pflegehelden, oder PromedicaPlus oder sunacare ****Link vom URBIA-Team editiert****.
Hat ihr bereits Erfahrungen damit gemacht? Funktioniert das wirklich. So wie ich das verstehen, zieht eine polnische Betreuerin bei Oma ein, Kann das gut gehen?
Auch hier sind wir aktuell noch skeptisch.

Herzlichen Dank für eure Unterstützung,
Timo

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Hallo!

Unabhängig von der Frage, ob das in der Praxis funktioniert oder nicht, finde ich solche Arrangements moralisch schwierig, wenn tatsächlich erwartet wird, dass eine Person 7 Tage die Woche, 24h am Tag verantwortlich ist - und das auch noch für einen relativ geringen Lohn. Das kann dann schnell in Richtung Ausbeutung gehen. Es ist ja kein Zufall, dass man für diese Arbeit in erster Linie Frauen aus Osteuropa holt, weil das eine einheimische Arbeitskraft zu diesen Bedingungen nicht machen würde.

Hinzu kommt, dass man sich im Hinblick auf Mindestlohn und Arbeitszeiten hier auch sehr schnell in einer rechtlichen (Dunkel-)Grauzone bewegt.

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Hallo.

Meine Nachbarin hat ebenfalls eine 24-Stunden-Pflegerin an ihrer Seite.

Die Pflegerinnen wechseln alle paar Wochen. Da drum kümmert sich die Agentur. Sie hatte bisher echt immer Glück mit den hilfreichen Damen und es läuft echt super.

LG

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https://www.diadema-pflege.de/pflegekraefte-aus-polen.html?gclid=EAIaIQobChMIkbvGmfyc9QIVCu_tCh1OVg_qEAAYASAAEgJC-_D_BwE

dir muss aber klar sein, dass auch hier der Mindestlohn gezahlt werden muss.

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Muss nicht auch die Kv gezahlt werden?

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Ich kenne es so:

Die Pflegekraft zieht mit ins Haus bzw. in die Wohnung, bleibt für drei Monate (das ist sicher unterschiedlich), fährt dann nach Hause und die andere Pflegekraft kommt. Oft ist es so, dass sich zwei, drei Kräfte abwechseln, damit nicht ständig jemand anderes kommt. Viele - gerade ältere - Menschen haben Probleme, damit zurechtzukommen, jemand Fremden dauerhaft in der Wohnung zu haben. Kann auch vorkommen, ist nur menschlich, dass es zwischen dem Pflegebedürftigen und der Pflegekraft überhaupt nicht passt, da kann man aber mit der Agentur sprechen. Eine weitere Schwierigkeit ist die Sprache. Je besser die Sprachkenntnisse sein sollen, desto teurer wird es. Das ist aber etwas, wo ich nicht sparen würde, wie gesagt, diese Frau ist ständig um die Großmutter herum, lebt mit ihr zusammen, da sollten sie sich schon auch verständigen können.

Ich kenne Fälle, da geht das wirklich ganz hervorragend, weil Pflegekraft und zu Pflegender prima miteinander auskommen und es keinerlei Probleme gibt. Ich kenne aber auch Fälle, da gab es wirklich Probleme. Da hat eine Kraft bei ihrer Abreise den Schmuck mitgenommen und war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Eine andere ist bei Nacht und Nebel einfach nach Hause gefahren und hat die schwer kranke Frau alleine im Haus gelassen. Denken wir nicht daran, was alles hätte passieren können.

Ist sicher nicht die Regel, aber es kommt vor. Insgesamt ist es aber sicher einen Versuch wert. Wenn es gar nicht geht, aus welchen Gründen auch immer, könnt ihr immer noch mal über ein Heim nachdenken.

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Vielen Dank für deine ausführliche Nachricht!

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Wir haben sowohl positive als auch negative Erfahrungen mit ausländischen Pflegekräften über entsprechende Agenturen gemacht.

Vor ihrem Tod vor Kurzem war meine Oma nach mehreren Schlaganfällen auch auf 24h Pflege angewiesen. Ein ambulanter Pflegedienst war ihr keine große Hilfe mehr, mein Opa im selben hohen Alter ist zwar geistig noch da aber körperlich kann er auch nicht mehr viel bewältigen. Die Familie war sich schnell einig, dass es nur eine 24h-Pflegekraft werden soll und kein Heim. Nichts gegen Seniorenheime per se, aber meine Großeltern konnten sich gar nicht mit dem Gedanken anfreunden, getrennt zu sein.
Meine Oma hatte eine wundervolle Pflegerin, der Draht zwischen ihr, meinen Großeltern und dem Rest der Familie war so gut, dass von beiden Seiten der Wunsch bestand, dass sie nicht nach der üblichen Zeit wechselt sondern dauerhaft bleibt und selbstverständlich nach wie vor ihren Urlaub antritt und nur dafür von der Agentur Ersatz geschickt wird. Das hat wunderbar funktioniert von allen Seiten aus. Jetzt nach dem Tod meiner Oma, den die Dame leider wegen Heimaturlaub „verpasste“ und der sie doch auch nach 2 Jahren Pflege echt getroffen hat, pflegt sie weiterhin meinen Opa. Auch da war die Agentur und die Pflegerin wirklich entgegenkommend. Während der ganzen Zeit gab es auch nie Beschwerden oder Probleme von irgendeiner Seite. Ich muss aber auch dazu sagen, dass der Großteil der Familie in der Nähe wohnt und immer regelmäßig jemand vorbeikam, der der Dame die Umgebung zeigte, meine Stiefmutter ging auch gerne mal mit ihr einen Nachmittag in die Stadt, sie war zu Familienfesten eingeladen o.ä. Da waren meine Großeltern und die Pflegerin nie völlig isoliert und auf sich gestellt. Sie erzählte nämlich mal, dass es so oft vorkäme, dass die Familien glauben, mit einer 24h-Pflegekraft seien alle Probleme gelöst und keiner fühlt sich mehr verantwortlich für den Pflegebedürftigen.

Wir haben aber bei den Großeltern meines Mannes auch schon das genaue Gegenteil erlebt. Die Agentur war wenig flexibel, unfreundlich und 3 von 4 Pflegerinnen ließen die Großeltern meines Mannes im Stich und türmten über Nacht. Dabei wohnen meine Schwiegereltern keine 5min entfernt, bei Problemen und Fragen wäre jederzeit jemand zur Stelle gewesen, man kann hier also nicht behaupten dass es an mangelndem Interesse oder Unterstützung der Familie gelegen hätte.
Schmuck ist auch abhanden gekommen.
Man will natürlich niemandem etwas Böses unterstellen, klar hätte der Schmuck auch einfach verlegt worden sein oder die Oma verschenkte ihn. Aber auch jetzt nach dem Tod beider Großeltern und der Haushaltsauflösung fanden sich ein Großteil der Schmuckstücke nicht mehr, die meine Schwiegermutter vermisst.

Fragt auf jeden Fall mal in eurem Umkreis nach Erfahrungen bzgl häuslicher 24h-Pflege. Vielleicht kann euch jemand ja eine Agentur empfehlen.
Lasst euch genau erklären, was die Kosten i.d.R. beinhalten (auch was bspw das Fahrtgeld angeht), wie ein Personalwechsel abläuft (gibt es eine Übergabe zwischen den Pflegern oder ist es ein fliegender Wechsel ohne Übergabe?) usw.

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Hallo,
Mein Stief-Opa hatte auch eine ponische Pflegekraft, die bei ihm im Haus wohnte. Räumlich war es sehr gut zu bewerkstelligen, da sie das Obergeschoss für sich allein hatte. Alle paar Monate wechselte sie mit einer anderen festen Kraft.
Das funktionierte wunderbar.

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Aus meinem Umfeld kenne ich 3 Personen, bei welche durch eine Agentur von osteuropäischen Pflegekräften versorgt wurden. Ohne Probleme ging es bei keinem von ihnen. Von Arbeitsverweigerung bis Diebstahl war alles dabei. Dazu kamen häufig mangelnde Sprachkenntnisse. Ab und zu hatten sie Glück und ein fähige Betreuungskraft wurde zugewiesen.
Diese osteuropäischen Pflegekräfte haben meist keine pflegerische Ausbildung und dürfen auch keine Medikamente oder Insuline verarbeiten, Thrombosestrümpfe anziehen oder Verbände wechseln.

Davon mal abgesehen, sollte man auch bedenken was es für die zu pflegende Person bedeutet, auf einmal mit einer völlig fremden Person im Haus leben zu müssen, welche für sämtliche persönliche Bereiche zuständig ist. Das ist ein tiefer Eingriff in die Privatsphäre, noch dazu, wenn sprachliche oder zwischenmenschliche Probleme aufkommen.

Verzeih mir ein paar persönliche Worte. Für mich ist das eine moderne Form der Sklavenhaltung. Mehrere Monate, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag weit unter dem Mindestlohn für eine zu pflegende Person verantwortlich zu sein.
Nicht umsonst hat eine Pflegerin geklagt und nachträglich mehrere zehntausend Euro erhalten.

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Thrombosestrümpfe anziehen darf man auch ohne pflegerische Ausbildung, wenn man zuvor von einer Fachkraft angeleitet wurde.

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Unter der Aufsicht einer Pflegefachkraft, nicht nachdem man angeleitet wurde.

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Ich bin da zwiegespalten. Die Schwester meiner Oma hatte vier Jahre eine/mehrere bevor sie kürzlich starb.
Einerseits hat es der Oma sehr gut getan. Sie hätte nie im Leben freiwillig ihr Haus verlassen wollen und wir hätten den Betreuungsaufwand plus Arzttermine plus Ausflüge etc. einfach nicht leisten können. Für die Oma war es toll. Die Pfleger taten mir immer etwas Leid, wenn ich sie auf familienfeiern getroffen habe. Sie waren immer drei Monate bei der Oma, bevor sie wieder nach Hause fuhren, dort drei Monate "Urlaub" hatten und dann wieder drei Monate nach Deutschland kamen. Die Frauen freuten sich, für mich hatte das was von moderner Sklavenhaltung, weil die Frauen in ihrem Urlaub zuhause dann trotzdem auch dort weitergearbeitet haben. Dennoch überlegen wir jetzt bei meinen Großeltern das gleiche gerade - letztlich überwiegen die Vorteile doch irgendwie. .

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Was kostet das pro Monat?
Und muss alles aus eigener Tasche gezahlt werden?

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Da meine Oma aufgrund eines unverschuldeten Unfalls Schwerstbehindert ist, Zahlt es die Unfallversicherung (?) Des Unfallverursachers komplett. Deswegen weiß ich das gar nicht genau.

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Unsere Mutter ist auch so versorgt. Alle 6 Wochen kommen zwei Frauen, zufällig Schwestern, im Wechsel und wohnen bei freier Kost und Logis plus 600 Euro netto die Woche bei meiner Mutter in einem eigenen Zimmer mit eigenem Bad.
Anfahrten zahlen wir ebenfalls sowie anteilig die KV.
Die Frauen sind beide ungelernt, also kein ausgebildetes Pflegepersonal. Das geht, weil meine Mutter keiner aufwendigen Pflege bedarf. Sie ist einfach unmobil und tüddelig und braucht jemand, der ihr bei der Körperpflege und Versorgung hilft.

Die Frauen müssen selbstverständlich nicht 24/7 arbeiten, sondern haben Mittagspausen und einen klassischen Dienstanfang und ein klassisches Dienstende. Nachts kümmern wir uns um Muttern (wobei sie gut schläft).

Die beiden Frauen kommen jetzt seit 2 Jahren im Wechsel und wir sind alle sehr glücklich mit der Lösung. Meine Mutter ist aufgeblüht durch die viele Gesellschaft und gute Verpflegung, sie ist in ihrer gewohnten Umgebung und wir Kinder können tagsüber beruhigt arbeiten gehen.

Anteilig finanzieren wir das über das Pflegegeld und Mutterns Rente. Den Rest legen wir oben drauf.

Moderne Sklaverei: finde ich nicht. In Polen sind 2400 netto sehr gutes Geld. (Selbst hier könnte man davon wohl auch gut leben).
Meine Mutter war vorher im Seniorenheim. Dort lag sie den ganzen Tag mit ner anderen Frau in einem piefigen Zimmer rum, Ansprache erfolgte kaum, Pflege wurde ruppig durchgezogen... (kein Wunder bei der Arbeitsbelastung). Die Mahlzeiten fand ich persönlich grauenvoll im Speisesaal mit mehr oder weniger dementen Menschen: Breiartiger Fraß aus der Großküche...

Das fand ich viel unwürdiger als unser jetziges Arrangement.

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Habt ihr die Damen über eine Agentur ? Dann müsst ihr allerdings bedenken, dass die Agentur die Hälfte des Geldes behält leider.

Darf man fragen was euch die Kraft Brutto inkl KV kostet im Monat ?

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ca. 600 Euro

545 bezahlen wir vom Pflegegeld.

Meine Mutter bekommt Rente (und Witwenrente) von ca. 2000 Euro.

Dann hat sie noch Einkünfte aus Pacht und wir 3 Kinder zahlen gestaffelt nach Einkommen den Rest...

Ist teuer. Geht aber in unserem Fall. Und ja: läuft über eine Agentur. Wie viel die behalten: ehrlich gesagt weiß ich das nicht. Die Agentur stellt im Krankheitsfall der Pflegekraft Ersatz.

Wir leben in nem Dorf. Da arbeiten viele polnische Pflegekräfte, alle aus der gleichen Gegend. In ihrer Freizeit treffen sie sich häufig, was ich wiederum nett finde...

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