Eine von Geiz geprägte Kindheit

Hallo zusammen,

vielleicht kennt es der eine oder andere unter euch? Geizige Menschen trifft man ja nun wirklich an jeder Ecke. Bei manchen – und da kann ich es nachvollziehen – rührt der Geiz oder vielmehr die Sparsamkeit daher, dass es eben an monetären Polstern fehl. Dann gibt es aber noch die Geizhalsfraktion, die sich zwar durchaus eine Menge leisten kann, aber auf Teufel komm heraus und zu Gunsten des eigenen Geldbeutels wie die Pfennigfuchser sparen. In so einer Familie bin ich groß geworden und ich kann euch sagen, das war wahrlich kein Zuckerschlecken! Hier mal ein paar denkwürdige Beispiele, die mich betrafen:

Schuhe & Klamotten - Wenn es irgendwie möglich war, nur gebraucht vom Flohmarkt (Ebay gab es damals noch nicht; bin ein Kind der 80er) oder von der großen Schwester (die satte 8 Jahre älter war), sonst Billigramsch vom Sonderpostenmarkt

Frisur - Meine Haare wurden fast bis zum Teenie-Alter von meiner Mutter geschnitten und so sahen sie auch so aus.

Taschengeld – ich „durfte“ mir mein Taschengeld verdienen, wenn ich das Bad, das Treppenhaus (wir lebten damals in einem Mehrfamilienhaus in einer Mietwohnung) oder die Küche putzte, Wäsche wusch und aufhing oder Fenster auf Hochglanz brachte. Mit 13 habe ich Zeitungen ausgetragen, um endlich mal etwas Kohle in der Tasche zu haben.

Schulsachen – Grundsätzliches wurde bezahlt, aber wehe, ich habe mir die unter uns Mädels damals sehr begehrten Hello-Kitty-Schulartikel, einen Pelikan-Füller oder -Tuschkasten oder auch Schulhefte mit Kater Garfield-Motiven gewünscht. Solche „Luxus“-Güter musste ich schön selbst von meinem eigenen Geld bezahlen.

Spielzeug – stets immer nur die Billigkopien der Originale. Hier gibt es noch eine ganz besondere Anekdote: Als ich vielleicht 8 oder 9 war, wünschte ich mir zum Geburtstag von Herzen eine Barbie-Puppe. Keine bestimmte, nur eben eine Barbie sollte es sein. Ich erhielt eine sogenannte Petra. Sozusagen die Sparkopie der Barbie, mit einem dermaßen hässlichen Gesicht, dass ich jetzt noch irritiert bin, wie man überhaupt so ein Produkt auf den Markt bringen konnte. Selbstredend habe ich diese Puppe niemals mitgenommen, wenn ich mit anderen Mädels und deren Barbies gespielt habe.

Als ich mit 16 Jahren meine berufliche Ausbildung begann, musste ich 1/3 meines Azubi-Gehaltes Zuhause abgeben für Kost & Logis. Vom übrigen Geld hatte ich ab diesem Zeitpunkt meine Kleidung, Schuhe, Fahrkarten, Schulsachen für die Berufsschule etc.pp. selbst zu zahlen, da ich ja nun schließlich mein eigenes Geld verdiente.

Der „Witz“ ist, meine Eltern – inzwischen verstorben – standen finanziell wirklich super da. Es bestand – aus meiner Sicht – kein Grund, auf jeden Pfennig zu achten. Wir hätten materiell betrachtet echt ein tolles Leben führen können, aber – so wollten es meine Eltern wohl nicht. Aus allen Wolken gefallen bin ich, als mein Vater mit knapp 63 Jahren verstarb (da lebten meine Schwester und ich schon lange nicht mehr bei unseren Eltern). Meine damals 56-jährige Mutter gab plötzlich das Geld mit vollen Händen aus – teure Reisen, Designerkleidung, ein neuer, großer Mercedes, neue Wohnung, erstklassige Möbel …. Sie sagte immer dazu: „Papa & ich haben immer gesagt, wenn wir mal alt sind, gönnen wir uns all das, was wir uns nie geleistet haben. Jetzt gönne ich es mir eben allein“. Traurig, aber leider wahr.

Habt ihr ähnliche Erlebnisse in eurer Kindheit gehabt? Oder kennt ihr so richtige Geizhälse in eurer Umgebung? Bin gespannt auf eure Berichte :-). Ich zumindest bin sehr froh, dieses Gen nicht geerbt zu haben.

VLG von deichbrise #winke

28

Es tut mir leid, aber ich empfinde Deinen Beitrag als typisches „First World Problem“. Ja, Deine Eltern haben sehr sparsam gelebt, aber ich denke, besonders in unserer Generation (ich bin auch Kind der 80er) gibt es das sehr oft. Wie oben schon jemand schrieb, unsere Eltern gehören zur Nachkriegsgeneration, sie und ihre Eltern (unsere Großeltern) haben Dinge erlebt, die wir uns in unserer verwöhnten, verweichlichten und konsumorientierten Gesellschaft nicht vorstellen können. Mein Opa ist 98 Jahre alt, und wenn der vom Krieg erzählt, wird mir ganz anders.

Du hattest alles was Du brauchst. Ja, in manchen Dingen hätten Deine Eltern spendabler sein können, waren sie aber nicht, Punkt. Für sich selber scheinen sie auch nicht viel ausgegeben zu haben. Dass sie es jetzt tun, ist ihr gutes Recht, es ist ihr Geld.

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du, Markenkleidung gab es nicht, statt Barbie gab es „Steffi“, die fand ich auch nicht so schön. Wenn ich etwas außer der Reihe wollte, gab es das seltenst, denn über mein Taschengeld (was ich durchaus bekam) durfte ich nicht frei verfügen. Das musste gespart werden. Naja, so what.

Meine Eltern haben sich etwas dabei gedacht, so wie Deine Eltern das sicherlich auch getan haben. Ich mache es heute mit meinen Kindern ebenfalls anders, aber ich unterstelle meinen Eltern nichts böses.

Es stört mich wirklich massiv, dass hier im Forum grundsätzlich das Schlechteste von der älteren Generation gedacht wird. Unsere Eltern sind mit anderen Werten und Normen groß geworden als wir und unsere Kinder. Aber ich glaube mal, ganz naiv, dass alle Eltern in jeder Generation das Beste für ihre Kinder wollen - von einzelnen Ausnahmen mal abgesehen. Aber hier liest man nur von bösen Eltern und Schwiegereltern, die aus reiner Boshaftigkeit und Gehässigkeit den eigenen Kindern gegenüber handeln, alles was man früher gemacht hat machte man nur, um die Kinder zu unterdrücken und zu gängeln, sowie aus purem Egoismus.

Ich bin gespannt, was unsere Kinder uns später so vorwerfen. Waren wir zu faul zum erziehen oder zu blöd, um das Wort „bedürfnisorientiert“ richtig zu verstehen? Waren wir so konsumorientiert, dass wir unsere Kinder mit jedem Glitzermist überschüttet haben und haben wir so den Klimawandel zu verantworten?

Also alles in Allem finde ich Deinen Beitrag übertrieben, sorry.

37

Es steht dir natürlich frei, meinen Beitrag als übertrieben zu betrachten. Jeder hat hierzu seine eigene Meinung. Daher bitte ich dich, auch mir zuzugestehen, dass mich diese Sparsamkeitshaltung meiner Eltern belastet hat.

Es wurde mir dadurch vermittelt, nicht "wertig" genug zu sein und es war hart für mich, mir mein Taschengeld erarbeiten zu müssen, keinem Hobby nachgehen zu dürfen, was Geld gekostet hat, mir alles selbst erarbeiten zu müssen, ständig mit abgetragenen Klamotten, alten Schuhen zur Schule zu müssen, einen Haarschnitt zu haben, dem man genau ansah, dass er nicht vom Friseur stammt .... Ja. Ich gebe dir Recht. Ich hatte alles, was ich brauchte. Aber nicht mehr.

Ich habe Null Vorbehalte gegenüber der älteren Generation. Schließlich spreche ich nur von MEINEN Eltern. Damit schere ich aber nicht über einen Kamm.

71

Ich habe es zum Anfang nicht ganz geschnallt, wo dass Problem war,gebe der TE aber durch aus recht. Es geht nicht darum, das die Eltern sehr sparsam gelebt haben, es geht um die Wertigkeit.

Wenn es einen Herzenswunsch gibt, nach einem bestimmten Modell/Marke und man bekommt dann nur die 2 Wahl/Duplikat, dann fühlt man sich auch wie die 2 Wahl.

Ich denke, das ist das Hauptproblem und fasst das Problem gut zusammen.

Und da muss ich der TE recht geben, es ist nicht schön, wie die 2 Wahl behandelt zu werden, zumal evtl. das Geld für den einen Herzenswunsch da gewesen wär.

Majonjon

weitere Kommentare laden
1

deine Eltern waren aus der Nachkriegsgeneration?
stimmt oder?

2

Ja, das ist richtig ... Mein Vater wurde 1935 geboren und meine Mutter 1948. Vermutlich war es da Gang und Gäbe das Geld zusammenhalten zu wollen für spätere Zeiten. War für uns Kinder aber echt nicht immer so lustig ....

17

Geld zusammen halten... Schön und gut. Aber ich verstehe eins nicht: diesen Egoismus. Denkt man nicht: die Kinder sollen es mal besser haben!? Denkt man nur an sich?
Bei meinem Großvater mach ich allerdings ein Trauma verantwortlich: er musste als uneheliches Kind zusehen wie seine Halbgeschwister studiert haben. Für ihn war alles schwierig, nichts wurde ihm finanziert. Er konnte es nicht ertragen, dass wir alle diese Möglichkeiten haben. Traurig, aber so scheint es

weitere Kommentare laden
3

Hm…ich sehe einiges ein bzw. wae bei uns ähnlich, wenn nicht so ganz wie bei dir.

Klamotten hatten wir teils gebraucht, teils neu. Jenachdem was gebraucht wurde. Später, wenn ich eine Levi’s Hose wollte habe ich das Geld für eine normale Hose bekommen und musste den Rest dazu legen. Ich war so ca 14 Jahre alt. Schuhe fast immer neu.

Spielzeug auch teils gebraucht, teils neu. Was es zum Beispiel immer gebraucht gab, waren Fahrräder etc. Diese wurden ja teilweise nicht ganz so ordentlich behandelt.

Zum Frisör sind wir gegangen, nur in ganz jungen Jahren schnitt mein Vater mir/ uns unseren Pony. Sah immer schlimm aus.

Allerdings durfte ich zum Beispiel reiten, wir sind 3 mal im Jahr in Urlaub gefahren, essenund sonstige Grundausstattung wurden bezahlt.
Habe ein Mofa bekommen, mein Führerschein bezahlt, Wohnungsausstattung und noch vieles mehr.


Dies lässt sich damit erklären, als wir kleiner waren, war mein Vater Alleinverdiener mit gebauten Haus. Meine Mutter war 10 Jahre für uns zu Hause. Dann als ich größer wurde arbeitete sie mit und es wurde viel mehr gesponsert. Meine Azubi Gehalt durfte ich zum Beispiel behalten. Ging aber auch nur, da die finanzielle Situation es zuließ.

Also nur geringfügig mit dir zu vergleichen.

Ich mache es bei meinen Kindern ähnlich. Gebrauchte Klamotten ja,aber auch neu. Schuhe allerdings nur neu und der Frisör Besuch.

Sonst gilt warum nicht gebraucht, wenn es ordentlich ist. Mal schauen wie wir es später zum Beispiel mit dem Azubigehalt machen. Generell finde ich es ner nicht schlimm etwas abzugeben . Allerdings hat es mir auch nicht geschadet es nicht tun zu müssen.

Majonjon

4

Geld haben kommt von Geld behalten.

Geld lässt sich halt nur einmal ausgeben, da ist Sparsamkeit durchaus sinnvoll.
Du hattest Kleidung, was zu essen und Schulsachen. Das man arbeitet und Kostgeld abgibt, ist „in meiner Welt“ ebenfalls normal.

Ich bin ähnlich aufgewachsen wie du und fand da nie etwas schlimmes dran. Klar, mit Markenklamotten wäre man vielleicht cooler gewesen, aber so habe ich Selbstbewusstsein gelernt, dass nicht auf irgendwelchen monetären Quatsch aufgebaut ist.

11

Gegen Sparsamkeit ist auch grundsätzlich nichts zu sagen, jedoch fehlt mir - selber Mutter von zwei Pubertieren - jegliches Verständnis, dermaßen knauserig seinen Kindern gegenüber zu sein! Ja, ich hatte das Grundsätzliche. Aber keinen Hauch mehr. Meine Kinder müssen nicht für ihr Taschengeld arbeiten, Kleidung & insbesondere Schuhe werden nicht gebraucht gekauft (nur als sie noch sehr klein waren, gab es über Ebay oder Flohmarkt gebrauchte Kleinkinderkleidung), sie konnten und können jederzeit sich ihre Haare professionell schneiden lassen und wenn mein Sohn ab diesem Sommer seine Ausbildung macht, braucht er kein Geld abzugeben. Das soll er mal lieber schön für sich ausgeben und/oder sich etwas Schönes zusammensparen bzw. anzulegen für Auto, Wohnung oder Sonstwas.

Ich weiß ja nicht, ob du meinen Post richtig gelesen hast, aber mir ging es damals u.a. NICHT um Markenklamotten!

19

Bzgl deines letzten Absatzes: nein, es geht dir vermutlich einfach nicht in den Kopf, warum es deinen Eltern absolut unmöglich war, dir statt dieser kack Petra einfach einmal im Jahr eine Freude mit einer Barbie zu machen🤷
Es keinerlei pädagogischen Wert... Die finanzielle Lage zwang sie auch nicht!
Man findet es einfach zu gemein und lieblos.

weitere Kommentare laden
6

Wow...

Du beschreibst fast 1: 1 meine Kindheit. Unterschiedlich ist, dass meine Eltern mir schulisch alles ermöglicht und auch bezahlt haben (Jahr im Ausland, Auslandsstudium etc.).
Was die Kleidung betrifft, war es Zeug vom Flohmarkt, selbst C&A war zu teuer, da waren unbeschreibliche Fetzen dabei. Ich habe sehr früh neben der Schule angefangen zu jobben, um auch mal schöne Dinge zu besitzen.

Einmal, ich war vielleicht 7 oder 8, hatte mich mein Opa abgeholt um mit ihm und seinem Hund spazieren zu gehen. Dabei hat er gesehen, dass ich schlecht gelaufen bin und stellte fest, dass meine Schuhe kaputt waren. Er fuhr mit mir los und kaufte mir neue, schicke Turnschuhe. Das waren die ersten neuen Schuhe meines Lebens. Anschließend hat er meine Mutter (seine Tochter) zusammen gefaltet.

Ich habe mir damals geschworen, das es meinen Kindern niemals so gehen wird. An Geld hat es bei uns nie gemangelt, nur wurden viele Dinge eben als unwichtig erachtet. Wir halten es anders.

13

Herrje, das klingt ja wirklich fast genauso wie bei mir. Ja, auch wir halten es da sehr anders. Wir geben zwar unser Geld nicht unbotmäßig aus, aber meine Pubertiere müssen weder für ihr Taschengeld arbeiten noch laufen sie mit gebrauchten/kaputten Schuhen oder unsagbar hässlichen wie schlecht verarbeiteten Klamotten vom Sonderpostenmarkt herum .... Das war für mich als Kind wirklich schlimm.

138

Ich habe jetzt noch einige deiner Antworten gelesen und muss sagen, dass ich deine Probleme absolut nicht als diese "first- world" Probleme sehe und die Lieblosigkeit und das Desinteresse an deiner Ausbildung, Zukunft etc einfach schockierend finde.
Ich mag meinen Eltern in dieser Hinsicht einiges vorwerfen können, aber Förderung, bedingungslose Unterstützung hatte ich immer. Ich wollte Altflöte spielen, ich bekam eine, Klavier, kein Problem. Aber in meiner Jugend hatte dieses Klamottenthema einen sehr hohen Stellenwert und hat vieles überlagert. Ausgelacht zu werden (was mir leider mehr als einmal passiert ist), ist nichts was Kinder einfach so wegstecken.

7

In meiner Kindheit gab es eine Nachbarin, die wohl zumindest indirekt sehr reich war, diesen Reichtum aber niemals auslebte. Sie hatte sehr viel Besitz (Bauland), einige Häuser und wohl auch Kapital. Ich fürchte, dass sie große Probleme hatte und sehr einsam war. Wenn wir ihr als Kleinkinder/Kinder etwas geschenkt haben, ein Bild zum Beispiel, dann hat sie es meiner Mutter wieder zurückgegeben, weil sie uns nichts "schuldig" sein wollte. Unsere Nachbarn zu beschenken hat uns Kindern einfach Freude gemacht. Wir haben niemals etwas von ihr erhalten und sie trotzdem immer mitbedacht.

Sie ist im Herbst morgens um fünf aufgestanden, um auf unserem Hof die Walnüsse ihres Baumes aufzulesen. Die Blätter hat sie uns leider gelassen. Nicht falsch verstehen - das ist rechtlich absolut korrekt! Das Schräge daran war, dass sie die Nüsse gar nicht gegessen oder weiterverschenkt hat. Sie hat diese so lange im feuchten Keller gehortet, bis sie sie wegwerfen musste. Da ging es nur um das Prinzip.
Mein Vater hat ihr einmal beim Tragen eines schweren Gegenstandes geholfen und dabei festgestellt, dass sie sich selbst nicht mal Warmwasser gönnt. Sie hatte eine Waschschüssel, in der sie erhitztes Wasser zum Waschen abfüllte. Das war ihre Form von Luxus. Sie hatte keinen Fernseher und abends machte sie Kerzen an, um Strom zu sparen.

Es hat sich fast nie jemand um sie gekümmert. Erst im Zusammenhang mit einem Autounfall (sie haben in der nächsten Stadt einen Kreisverkehr gebaut auf der Strecke, die sie zum Einkaufen fahren musste und sie ist dort frontal in der falschen Richtung in jemanden hineingefahren), wurde bei ihr Demenz festgestellt. Diese wurde schlimmer und führte zu klassischen Begleiterscheinungen. Eines Tages wurde sie beinahe körperlich, weil sie meinem Vater vorgeworfen hatte, er hätte heimlich den Grundstein samt Zaun ausgegraben und versetzt. Es war also irgendwann mehr als offensichtlich, dass sie alleine nicht mehr klar kam und so übernahmen die nächsten Verwandten. Die witterten das große Geld. Natürlich kenne ich die Familiendynamik nicht, und mutmaße das nur. Aber man hat sie auf jeden Fall ins günstigste dunkelste Heim gesteckt, das man im Umkreis finden konnte, wo sie sehr viele Jahre ganz alleine war. Meine Mutter war eine der wenigen Personen, die sie ab und an besucht haben. Das Erbe wurde so gut es geht zusammengehalten, um nach ihrem Tod dann groß Cash aus ihr zu ziehen. Immerhin haben sie die Grundstücke und Häuser verkauft, so dass nun endlich wieder Leben ins Dorf ziehen konnte. Davor standen diese jahrzehntelang einfach leer.

Ich glaube aber, dass das mit deiner Situation nicht vergleichbar ist. Ich hatte schon als Kind das Gefühl, dass mit ihr grundlegend etwas "nicht Stimmte" und ich denke, dass dieser Geiz eher ein Symptom von etwas viel Tieferem war.

8

Hallo, das tut mir schon beim Lesen richtig leid für dich so eine Kindheit gehabt zu haben...

9

Manches betrachte ich als genauso nervig und doof für ein Kind wie du, aber vieles von dem, was du beschreibst, empfinde ich als relativ normal und kenne ich aus meiner Kindheit.

Auch wir kaufen gebraucht, wo es geht und geben den Grundgedanken dahinter unmittelbar an unser Kind weiter:
Die Welt ist zugeschüttet mit Dingen, von denen der Mensch denkt, er würde sie benötigen. Ist er ihnen überdrüssig, wirft er sie weg.
Wir vermüllen alles um uns herum, der Mensch an sich ist dermaßen konsumgesteuert.
Da gehen wir nicht mit und daher wird alles, was möglich ist, von uns gebraucht erworben.

Das kann alles sein von Schränken, Kommoden, Elektrogeräten bis eben auch zu Klamotten.
Es gibt dermaßen viele regionale "Verschenke-Gruppen", quasi all unsere Gesellschaftsspiele sind daher, getauscht oder gebraucht erworben.
Da die meistens nur wenig bespielt werden, sind sie nahezu immer neuwertig.
Genauso mit vielen alten Möbeln - mein Kind hat dank dieser Verschenkegruppe einen wunderschönen alten Schrank im Zimmer, mit Kreidefarbe von mir gestrichen.
Sieht aus wie einer, den sich viele niemals leisten könnten und ist zudem wesentlich hochwertiger.

Wenn ich mir vorstelle, alle diese Dinge würden zusärtzlich zu unserem generellen Müllproblem ebenfalls weggeworfen, schaudert es mich.
Die Menschheit müllt sich zu und das meist vollkommen gedankenlos.

Ich gehe davon aus, dass deine Eltern nicht unbedingt diesen Grundgedanken hatten beim Geld-zusammenhalten, dennoch finde ich deinen Text in manchen Punkten etwas überzogen.

Auch vom eigenen Einkommen abzugeben, wenn man noch zuhause wohnt, erachte ich als vollkommen normal.
Ich wüsste auch nicht, warum man erwartet, über die Maßen hinaus von den Eltern finanziert zu werden.
Sobald man ein eigenes Einkommen bezieht, sollte man doch selbstverständlich seinen Beitrag leisten. Fände ich sonst auch ein wenig unfair.

Andere Dinge wiederum finde ich ebenfalls drüber - wünscht sich unser Kind etwas speziell, dann wird das durchaus ermöglicht.
Dazu gehört auch der hübschere Collegeblock oder der glitzernde Bleistift oder solcherlei Dinge.

10

Meine Mutter war und ist ähnlich. Kleidung hat sie immer gebraucht von den anderen Eltern gekauft, also habe ich die alte Kleidung von meinen Freundinnen oder Klassenkameraden bekommen. War nicht toll 😒
Spielsachen gab es meistens auch nur die billigere Version. Was an sich nicht so schlimm wäre, aber man will eben auch dazu gehören und da spielen solche Sachen nun mal auch eine Rolle.
Ansonsten wurde bei allem und jedem gesagt, dass es zu teuer ist. Selbst zu meinen Geburtstagen wollte sie, dass die Gäste Geld zahlen, weil es ihr zu teuer war. Daher habe ich meistens garnicht gefeiert oder nur mit 2 Freundinnen oder so. Aber eben nichts spezielles und vor allem nichts wo meine Mutter involviert gewesen wäre.

Sie war ständig der Meinung, dass wir kein Geld haben, was aber nicht gestimmt hat. Sie hat das Geld nur einfach lieber für sich ausgegeben. Sie hat sich lieber das 50. Paar Schuhe gekauft als uns bzw. mir etwas zu kaufen, was in ihren Augen sinnlos ist. Bei meinem Bruder war es etwas anders.

Leider wurde das im Alter dann immer schlimmer. Sie sagt, dass sie einem was schenken will, Monate später will sie dann das Geld dafür. Egal was ich verkaufen wollte (meistens Kleinigkeiten über eBay Kleinanzeigen), sie war der Meinung, dass sie es irgendwann mal gekauft hatte und somit das Geld aus dem Verkauf ihr gehört.
Geschenke für die Enkel kauft sie im Angebot (garnicht schlimm), aber sie kauft halt irgendwas was im Angebot ist und das wird verschenkt. Ob die Kinder sich dafür interessieren oder nicht ist egal, Hauptsache es war günstig.

Wenn sie bei uns war und hier gegessen hat, hat sie sich die Reste immer eingepackt, weil wir es angeblich nur wegschmeißen würden (was garnicht stimmt).

Irgendwann wurde uns das ganze dann aber doch zu doof und inzwischen habe ich keinerlei Kontakt mehr mit ihr. Da ist aber noch mehr passiert. Aber es hat sich halt summiert.

Unserer Tochter erfülle ich gerne ihre Wünsche. Vor allem ist es mir wichtig, dass sie schöne Geburtstage hat.
Wir haben zum Glück keine Geldprobleme, auch wenn wir weit weg davon sind reich zu sein. Aber ich brauche ihr auch nicht das Gefühl geben arm zu sein. Es ist momentan noch meine Verantwortung dafür zu sorgen, dass ich nicht mehr ausgebe, als ich mir leisten kann und je älter sie wird, desto mehr muss sie sich dann eben auch damit auseinandersetzen. Und ist es wichtig, dass sie lernt mit Geld umzugehen, aber krankhafte Sparsamkeit bzw Geiz muss ja auch nicht das Ziel sein.