Hallo,
ich bin derzeit in Diskussion mit der Schwester meines Mannes.
Folgende Situation: wir beide haben 6jährige Töchter, sie haben 8 Monate Unterschied (meine ist die jüngere).
Ihre Tochter ärgert oft meine Tochter. Sagt Dinge wie: du bist hässlich, du hast hässliche Haare, du kannst dies oder jenes nicht, keiner mag dich etc
Sie sagt diese Dinge nicht in unserer Gegenwart, sondern ich bekomme es zum einen durch die Erzählungen meiner Tochter mit und ich habe es auch einige Male selbst zu hören bekommen als sie dachte, dass es niemand hört.
Jedenfalls hab ich die Schwester meines Mannes darauf angesprochen, weil meine Tochter darunter leidet und ich nicht möchte dass ihr Selbstbewusstsein dadurch einen Knacks bekommt, weil sie mich seit neustem fragt ob sie tatsächlich niemand mag und sie hässlich sei und ob sie dies und jenes nicht könne. Solche Zweifel hatte sie vorher nicht. Zumal diese Dinge nicht stimmen.
Meine Schwägerin war dann der Meinung, dass man sich nicht einmischen dürfe, dass Kinder sowas unter sich ausmachen sollten, da das ja Kinder“kacke“ wäre und kein ernstes Problem. Dass es in der Schule viel schlimmer zugehen würde und wenn meine Tochter das jetzt schon nicht ertrage, dann wird sie in der Schule nicht zurechtkommen.
Also denkt ihr, dass man sich tatsächlich nicht einmischen sollte und die Kinder das selbst regeln sollte? Meine Tochter kann das jedoch nicht regeln, weil sie sich nicht wehrt, sondern es ihr zu schaffen macht.
Wenn meine Tochter so mit anderen Kindern reden würde, hätte ich ihr schon gezeigt, dass das nicht in Ordnung ist!
Mich würden eure Meinungen interessieren.
Vielen Dank!
Würdet ihr euch einmischen?
Hi,
seltsamer Weise ist das meist die Einstellung der Eltern von frechen Kindern, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Die Erkenntnis kam mir leider zu spät.
Heute würde ich mit meinem Kind üben zu kontern: "Du bist hässlich!", "Kauf dir mal einen Spiegel!"; "Du bist dumm!", "Das färbt wohl von dir ab!" Und ganz klar auch mal sagen: XY, mag nicht mit ... spielen, sie hat heute keine Lust auf Beleidigungen.
Und ganz klar das eigene Kind viel loben. Mein Sohn nimmt sich solche Sprüche auch sehr zu Herzen, wir üben hier scherzhafte Sprüche, "dissen" uns liebevoll und oft sagt er jetzt coole Sprüche, wo man echt sagen muss der war gut 😉
Ich kann beide Seiten etwas verstehen.
Worin deine Schwägerin Recht hat, ist, dass es im Leben deiner Tochter noch öfters vorkommt, dass sie beleidigt oder beschimpft wird. Da solltet ihr mit ihr erarbeiten, wie sie damit umgehen kann.
Ich verstehe aber auch dich. Wäre es mein Kind, das sich so verhält wie deine Nichte, würde ich sehr klare Grenzen setzen. Manches können Kinder alleine regeln, aber wenn ein schwächeres Kind nicht weiß, wie es sich wehren soll, würde ich als Mutter des stärkeren Kindes defintiv eingreifen und meinem Kind begreiflich machen, wie verletzend solche Sprüche sind.
Ich bin Selbstbehauptungs-und Resilienztrainerin für Kinder und geb Kurse, wo es genau darum geht, wie KInder sich verhalten sollen, wenn sie beleidigt, angegriffen, ihnen was weggenommen oder ihnen Gewalt angedroht wird. Da gibt es viele tolle Übungen, die den Kindern das ganz spielerisch begreiflich machen.
Was ich deiner Tochter sagen würde:
-wenn andere sie beleidigen: dreh dich um und geh weg. Übt das einfach zuhause. Du sagst doofe Sachen zu deiner Tochter, sie soll dich kurz angucken, mit selbstbewusster Körperhaltung, soll sich umdrehen und gehen. Immer wiederholen. Bis sich das automatisiert.
-sag ihr, dass das andere Kind wahrscheinlch selber irgendwie unglücklich ist. Nur Menschen, die selbst nicht mit sich zufrieden sind, ärgern andere. Redet doch mal darüber, was sie sich vorstellen könnte, WARUM die Cousine sich so verhält. Lass deine Tochter wilde Theorien aufstellen.
--sag ihr, dass es nicht wichtig ist, was andere von ihr denken. Wichtig ist, was SIE von sich denkt und die Menschen, denen sie wichtig ist. Alles andere ist nicht wichtig. Sie mag ja auch nicht jeden und das muss sie auch nicht.
-stell ihr frei, ob sie weiterhin mit ihrer Cousine spielen möchte. Sie muss das nicht. Selbst wenn ihr euch trefft, kann sie ja bei euch Erwachsenen bleiben. Und wenn sie sich traut, auch auf Nachfrage sagen, dass sie lieber nicht mit X spielen will, weil diese immer so verletzende Dinge zu ihr sagt.
Zeig deinem Kind, dass SIE die Entscheidung trifft, mit wem sie spielt und mit wem sie sich einlässt. Das gibt Stärke und ihr das Gefühl, nicht machtlos zu sein. Und wenn die Cousine sich vielleicht besinnt und ihr Verhalten ändert, ist das toll und kein Grund, nachtragend zu sein.
Alles Gute euch.
Danke für deine tollen Tipps!!
So einen Kurs (Starke Kinder jetzt) hat die Tochter einer Freundin kürzlich besucht und ich wollte auch tatsächlich demnächst mal schauen.
Ich mach Kurse nach dem Konzept von Stark auch ohne Muckis. Es gibt deutschlandweit sehr viele Trainer, die offene Kurse (als nicht intern in Kita und Schule) anbieten. Kannst ja mal googeln.
Starke Kinder jetzt kenn ich vom Hören-Sagen und soll auch ganz gut sein. Wenn ihr da kurzfristig Möglichkeiten habt, sie in einen Kurs mit reinzupacken, dann tut es auf jeden Fall.
Hallo Ernie,
ja, ich würde mich einmischen. Unbedingt sogar. Die Äußerungen den Cousine fallen ja nicht vom Himmel, irgendwo hat sie das her und auch den Umgang mit solchen verletztenden Worten ist ihr sicher nicht angeboren. Es ist keine Kinder-Kacke, es ist aus meiner Sicht Kacke von Erwachsenen, die ihrem eigenen Kind vielleicht wenig emphatich begegenen und/ oder solches Gepose fördeen, sie zu kleinen Kämpfern erziehen - egal, was das mit der Seele macht.
Du sagst ja selbst, dass du deine Tochter ein Werte-Verständins lehrst und das finde ich super! Sie kan das noch nicht alles allein, da hast du jedes Recht und sogar die Pflicht dich einzumischen.
Viel Karft euch!
Nein ich würde mich nicht einmischen. Deine Schwägerin hat Recht finde ich. Rede deiner Tochter gut zu, stärke ihr den Rücken aber greif nicht ein. Du kannst deiner Tochter natürlich auch noch sagen, dass sie nicht mit ihrer Cousine spielen und sie nicht sehen muss, wenn sie dies nicht möchte.
Die Sprüche der Cousine gegen klar unter die Gürtellinie und die Mutter von ihr macht es nicht besser. Ist ihr denn egal wie ihr Kind spricht? Wäre es ihr auch egal wenn jemand mit ihrem Kind so umgeht?
Ich treffe mich auch nicht mit Menschen, die mich beleidigen. Warum soll das bei Kindern anders sein.
Wenn ihre Tochter mit allen so spricht, wird ihr Kind irgendwann ganz alleine da stehen, wenn sie meint Kinder regeln das unter sich.
Ja, ich würde mich einmischen.
Die Argumente deiner Schwägerin finde ich ziemlich schwach.
1. "In der Schule wird es noch viel schlimmer" Ja, wegen genau solcher Kinder wie ihrem, weil die Eltern nie Rückmeldung geben und ihr Kind einfach nicht erziehen wollen.
Dazu würde ich wohl sagen:"Dann hoffe ich, dass dein Kind nicht nur austeilen, sondern auch einstecken kann, denn sie wird in der Schule auf genau solche Kinder treffen. Und dann will ich dich mal sehen, wie du zu ihr sagst:"Klärt die Kinderkacke unter euch!" Ja, toll. Und übrigens, solche Kinder sind schnell die Außenseiter in der Klasse, denn nicht jedes Kind lässt sich einfach so beleidigen. Wünsch ihr schon mal viel Spaß, wenn sie ihrer Tochter erklären muss, warum sie nie zu Geburtstagen eingeladen wird.
2. "Sie müssen das unter sich ausmachen"
Genau! Denn so lang ihre Tochter in der stärkeren Position ist, lässt sich das auch leicht sagen. Solche Eltern liebe ich ja. Schon mal was von Erziehung gehört? Wenn ihre Tochter die Lehrerin beleidigt, fremde Leute auf der Straße angeht oder ein stärkeres Kind im Kindergarten, hält sie dann auch den Mund? Sicher nicht, weil die Konsequenzen dann auch für sie unschön wären.
Wenn die Kids darüber streiten, welches Spiel nun als nächstes gespielt wird oder wer zuerst an der Rutsche stand, dann können sie das unter Berücksichtigung sozialer Regeln natürlich selbst klären, aber bei sowas sollte man seinem Kind klar machen, dass so ein Verhalten falsch ist.
Natürlich muss deine Tochter lernen sich zu wehren, aber gleichzeitig muss das andere Kind lernen sich zu benehmen.
Ich würde es so machen, wie von einer anderen Userin hier geraten wurde:"Sorry, Marta möchte heute nicht mit Emily spielen, weil sie sie immer beleidigt."
Das ist eine Art sich zu wehren und eine Konsequenz, die hoffentlich Mutter und Tochter kapieren. Denn genauso wird es auch in der Schule laufen, wenn sie schon mit dem Argument kommt.
Genau so sehe ich das auch: Kinder, die mit 6 lernen, dass man andere nicht beleidigt, benehmen sich mit 10 nicht wie die Axt im Walde. Im Zweifel muss das Kind nun spüren, dass andere nicht mit ihm spielen möchten, wenn es sich so unhöflich benimmt. Ich würde mein Kind aber stärken, dass es mit dem anderen nicht spielen muss und das eben ok ist.
Sehe ich ganz genau so.
Es ist definitiv nicht in Ordnung.
Ich würde an deiner Stelle deiner Tochter sagen, wie sie am besten reagiert in solchen Momenten.
Im Gegensatz zu anderen Antworten hier finde ich nicht, dass "zurück gemein sein" eine gute Idee ist. Dann ist sie ja auch selbst nicht besser als ihre Cousine. Es ist sehr wichtig, dass sie lernt in solchen Augenblicken Grenzen zu setzen! Denn ja, das wird noch öfters passieren.
Wenn sie sagt "Du bist hässlich" soll deine Tochter eine Antwort parat haben wie "Das stimmt gar nicht! Ich bin ein tolles Kind. Meine Haare sind hübsch! Ich möchte nicht, dass du solche gemeinen Dinge sagst, sonst will ich irgendwann vielleicht nicht mehr mit dir zu spielen!"
Oder wenn sie sagt "Du kannst das nicht" kann sie sagen "Ich kann alles was ich will! Und wenn ich es noch nicht kann dann lerne ich es. Hör auf damit, so gemeine Sachen zu mir zu sagen!"
Alles Gute auf jeden Fall!
"Zurück gemein sein" finde ich auch falsch. Absolut.
Ich erkläre meinen Kindern im Kurs immer, dass Kinder, die ärgern, im Prinzip nur eines wollen: Aufmerksamkeit und Beachtung. Entweder, weil sie es daheim nicht bekommen, weil sie nie gelernt haben, auch für positive Dinge beachtet zu werden, weil es ihnen selbst nicht gut geht usw.
Das erkunde ich mit den Kindern spielerisch.
Und DANN kommen sie selbst drauf, dass auf Beleidigungen jede einzelne Reaktion, jeder Satz, einer zuviel ist. Dem Kind, das beleidigt, mit geraden Schulten, Beinen auseinander, starkem Blick, kurz in die Augen schauen, umdrehen, weggehen. SO lernt das Gegenüber, das es eben nicht das bekommt, was es will. Nämlich Aufmerksamkeit und Beachtung.
Im Alltag klappt das super, vor allem in dieser Altersspanne. Darum würde ich den Kindern nicht raten, mit: ich bin aber nicht häßlich, sondern wunderschön.... zu reagieren. Denn was passiert: es folgt ein: bist du doch, das sagt sogar meine Mama/Oma/Schwester. Und außerdem....blablabla... Das steigert sich dann nur auf, die Beleidigungen werden schlimmer.
Ich kann tatsächlich nur raten, den Kindern beizubringen, einfach wegzugehen.
Was anderes ist es, wenn sie angepackt, geschubst, an den Haaren gezogen werden oder jemand ihnen was wegnimmt. Das erfordert dann eine andere Handlungsstrategie.
Das was die Tochter da macht ist klar und deutlich Mobbing. Stelle ich fest, dass meine Kinder andere mobben, gäbe es einen ordentlichen Einlauf inkl. sich ordnungsgemäß beim Kind und den Eltern entschuldigen zu müssen. DAS muss peinlich sein, dass man es nicht nochmal macht. Stelle ich fest, dass mein Kind gemobbt wird, würde ich auch intervenieren - das hast du ja bereits. Stoße ich auf taube Ohren bei den Eltern, dann würde ich das Kind direkt ansprechen. Nützt das nichts, wäre für mich der Kontakt aufs Nötige erledigt.
Ja, die Kinder müssen noch viel in der Schule mit machen - da hat sie recht. Das ist aber keine Entschuldigung. Wo kommt unsere Gesellschaft denn hin, wenn alle so denken würden? Sie würde es sicherlich auch nicht toll finden auf Arbeit oder im Freundeskreis gemobbt zu werden.