Umgang mit Pädophilie

Guten Morgen,

ich habe vor Kurzem erfahren, dass jemand aus unserem engsten Umfeld eine pädophile Neigung hat.

Ich habe einen vierjährigen Sohn. Dass die beiden nicht alleine bleiben, ist selbstverständlich.

Doch ich überlege die ganze Zeit, ob ich weitere Maßnahmen ergreifen sollte. Wie erkläre ich unserem Sohn, dass er bitte nicht mit Onkel X kuscheln soll und sich auch nicht bei ihm auf den Schoß setzen darf, bei allen anderen aber schon?

Reicht da ein „Onkel X möchte das nicht“, was vielleicht auch vor dem Rest der Familie komisch ankommt? Ich habe schon überlegt, es meinem Sohn vor dem nächsten Familientreffen und nicht währenddessen zu sagen. Aber ich habe Angst, dass das eher Anreiz für ihn ist, es auszuprobieren.

Er ist auf jeden Fall noch zu klein, um mit dem Thema Pädophilie konfrontiert zu werden, und ich hätte auch Angst, dass er die Person dann outet.

Ich danke euch für freundlich gemeinte Ratschläge.

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Wie oft begegnet ihr euch?
Trefft ihr euch regelmäßig oder eher zu vielen Familienfesten?

Regelmäßige Treffen würde ich ohne Kind machen. Z.B. abends. Ein Elternteil bleibt beim Kind, du triffst dich ohne Kind mit deinem Bruder.
Sonst telefonisch.

Auf Familienfeiern ein Auge drauf haben und deinem Kind sagen: er mag das nicht! Keine weitere Erklärung.
Dein Bruder selbst kann das unterstützen, in dem er sagt, dass er das nicht mag.
Andere Erwachsene können da durchaus lästig sein. Dabei bleiben: er will das Kind nicht auf den Schoß nehmen, er will nicht mit ihm spielen. Das sollten andere Erwachsene akzeptieren. Falls nicht: klare Ansage.

Es gibt Menschen, die keine (kleinen) Kinder um sich herum möchten. Auf Festen ok. Aber nicht ständig an sich dran haben mögen.
Meiner habe ich gesagt, dass sie das nicht mögen. Fertig.
Ich mag auch vieles nicht. Z.B. keinen Alkohol. Früher war das ein großes Thema. Inzwischen wird mir zugestanden, dass ich das als Erwachsene nicht mögen muss.
Mein Kind mag auch nicht alles.
SO habe ich es erklärt. Jeder Mensch hat EIGENE Grenzen. Diese sind einzuhalten. Punkt.

Kindgerecht erklären. Schwierig. Nicht schwierig.
In der Konstellation würde ich es nicht speziell erklären.
Die Grenze des Onkels ist einzuhalten. Punkt.
Das wieso weshalb warum gar nicht groß thematisieren.

Wohl aber Prävention Missbrauch thematisieren. Am besten mit Hilfe von außen.
Dein Bruder scheint ja verantwortungsbewusst damit umzugehen.
Aber ich hätte Bedenken, dass die anderen Verwandten, da sich einmischen. Das Kind auffordern, dem Onkel auch.... oder dass es für deinen Sohn normal ist, von allen und jedem .... dass er gar nicht auf die Idee kommt....
Bsp. ich liebe meine Verwandten sehr. In einem Zweig ist es üblich sich jeden und alles abzuknutschen und zur Begrüßung zu knuddeln. Im anderen Zweig ist es nicht üblich. Handschlag mit großem Abstand dazwischen. (Unterschiedliche Kulturen).
Ich bin irgendwo in der Mitte. Das eine erscheint mir zu frostig, das andere mag ich überhaupt gar nicht.
Es hat lange und klare Ansagen gedauert, bis (halbwegs) akzeptiert wurde, dass ich nicht abgeknudellt werden will. Mal eine Umarmung oder so, kein Problem. Diese Abknutscherei zur Begrüßung ist mir zu nah.

Ohne den Vergleich zum anderen Familienzweig, wäre mir das gar nicht aufgefallen.
Durch den Vergleich habe ich angefangen zu hinterfragen und irgendwann den Mut gefunden STOPP zu sagen.

Auch bei anderen Menschen ist es wichtig, dass dein Sohn generell seine Grenzen kennt.
Es ist ok, wenn er Menschen vertraut, es für IHN ok ist.
Aber die Grenzen anderer - sowie seiner eigenen sind einzuhalten.

Daher ist es ratsam generell über das Thema Prävention zu sprechen. Es gibt gute Stellen, die dazu Unterstützung anbieten. Teilweise für Kindergarten, Schulklassen usw.

Dann kannst du deinen Sohn kindgerecht aufklären
ohne, dass es speziell auf deinen Bruder bezogen ist.

Denn nur auf den Bruder beziehen. birgt eine andere Gefahr. Dann hält er sich zwar von ihm fern, stürzt sich aber in die Arme von anderen, weil die es ja nicht offen bekundet haben, aber er es für "normal" hält.
Daher würde ich Missbrauchsprävention allgemein aufzeigen.

Auch - gerade - bei Verwandten, dürfen Kinder NEIN sagen. Ein STOPP ist einzuhalten!
Das gilt für Kinder UND für Erwachsene!
Dein Bruder ist der Familie keine Erklärung schuldig. Wenn er keinen Kontakt zu seinem Neffen will, dann haben die anderen das zu akzeptieren. (nur für den Fall, dass sie ihn belabern oder nerven, von wegen er müsste doch... NEIN, muss er NICHT)

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Wir sehen uns vor allem auf Familienfesten. Aber da finden schon einige statt.

Danke

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1. Woher hast du dein Wissen?
2. Du bist doch dabei, wenn ihr den Onkel auf Familientreffen seht! Warum willst du deinen Sohn auf irgendwas vorbereiten?
3. Meinst du ernsthaft, der Onkel wird übergriffig, wenn die ganze Familie dabei sitzt?
4. Auch ein Mensch mit pädophilen Neigungen kann völlig normal mit Kindern umgehen. Du fällst ja als heterosexuelle Frau auch nicht über jeden schönen Mann her, der dir begegnet!?
5. Ganz dünnes Eis, dieses Thema

#klee

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1. Mein Bruder hat sich mir gegenüber geoutet.
2. und 3. Nein, davon gehe ich nicht aus. Aber alleine schon Fantasien, während er Körperkontakt zu einem Kind hat, oder eine Erektion wären doch auch in seinem Interesse zu vermeiden.

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Puh, alleine diese Vorstellung würde mir reichen, den Kontakt abzubrechen. Auch wenn dein Bruder nichts für seine Neigung kann, geht der Schutz deines Kindes vor.

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Ein schwieriges Thema.

Leider kenne ich mich damit nicht so sehr aus, aber deine Idee, es deinem Sohn Kindgerecht zu erklären ist gut.

Natürlich muss man das Kindgerecht erklären, ohne das dass eigene Kind Angst bekommt, oder der Onkel X bei dem Kind blöd dasteht..

Ich würde es meinem Sohn so erklären, daß er nicht mit dem Onkel X alleine irgendwo hingehen soll, wenn du nicht dabei bist etc. Genauso wie mit dem " auf dem Schoß".

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Haben die beiden denn so eine enge Bindung dass er sich von selbst auf den schoß setzen würde? Ich denke es reicht wenn du einfach darauf achtest dass die beiden sich nicht zu nahe kommen und dein Kind nicht aus den Augen lässt. Ich würde dem Kind da gar nichts sagen sondern eher den Onkel in die Schranken weisen wenn er dein Kind zu sich ruft.

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Mein Sohn sitzt öfter bei meinen Eltern oder meinen Schwestern auf dem Schoß und er saß auch schon bei meinem Bruder, wenn auch nicht mehr in der jüngeren Vergangenheit. Oder er lehnt sich bei Familienmitgliedern, inklusive meinem Bruder, an.

Mein Bruder hat sich bei mir geoutet, weil dieser körperliche Kontakt zu meinem Sohn immer schwieriger aashaltbar für ihn wird. Von sich aus ruft er mein Kind nie zu sich.

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Hallo!

Wenn dein Bruder dir das schon so offen gesagt hat, würde ICH meinem Kind sagen (bevor ihr den Onkel das nächste Mal trefft!), daß der Onkel X es nicht mag, wenn er sich nahe zu ihm setzt. Und schon gar nicht auf den Schoß.
Dein Sohn mag z. B XY nicht, und der Onkel mag das eben nicht. Das verstehen auch Kinder.
Und natürlich musst du deinen Sohn ständig im Blick haben!

Ansonsten solltest du bitte auf deinen Bruder einwirken, daß er sich bzgl. seiner Neigung Hilfe holt! Bevor etwas passiert. Auch als Schutz für andere Kinder!! Er hat anscheinend großes Vertrauen zu dir und kann seinen Trieb (noch?) unterdrücken.

Alles Gute!

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Die Frage ist ja woher weiß man das?
Im Prinzip gibt es ja nur 2 Möglichkeiten.
Wurde er bereits übergriffig? Dann ist die Hauptfeage warum noch nichts dagegen unternommen wurde!
Hat er es selbst gesagt? Dann scheint er ja dazu zu stehen und ihr könnt offen darüber reden und handeln.
Alles weitere fällt für mich unter boshaften Tratsch.

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Er hat sich mir geoutet.

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Hi,
ist denn dein Sohn verkuschelt, dass er mit Onkel x kuscheln würde? Unsere Söhne haben das nie getan, gekuschelt wurde eigentlich nur mit den Omas, manchmal auch mit Opa. Aber ansonsten hielten sie eine gesunde Distanz. Somit hätte sich die Frage für uns gar nicht gestellt, wie wir das unseren Jungs erklären sollen.

vlg tina

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Ich kann den Mädels nur zustimmen, auch wenn man die Neigung hat, fällt man nicht automatisch über jedes Kind bei Familienfeier her... die Menschen sind meist zu tiefst verunsichert und schämen sich für ihre Neigung sowieso. Aber wie alle anderen Neigungen - ist diese Vorliebe angeboren. Die Menschen lernen über Jahre und Therapien dieses zu zügeln und eben nicht ausleben, aber es bleibt in deren Kopf egal ob die es wollen oder nicht. Falls er noch nie Täter geworden ist - wäre ich "gnädig"... gnädig im Umgang mit ihm, ihn jetzt wie das "perverse Schwein" mit abartigen Gedanken hinzustellen eben - nicht... 99% der Menschen werden niemals zum Täter!

Dein Sohn bleibt bei dir, du hast ihn eh in dem Alter immer im Blick. Aber irgendwelche Gespräche vorab würde ich mit dem Kind nicht führen, nicht im Zusammenhang mit dem Onkel... Aber ein allgemeines Gespräch - Intimzonen, was ok ist im Umgang mit Erwachsenen und was nicht, dass ist durch aus sinnvoll... auf "so etwas" kann er auch beim Training, in der Kita treffen, die Menschen sind leider keine "Rarität" sondern ein fester % in der Bevölkerung vertreten.

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Hat denn Dein Kind bisher mit diesem Mann gekuschelt? Ist das Verhältnis so eng?

Ich glaube, ich würde nicht explizit vor dieser einen Person warnen. Bei Euch ist ein potentielles Risiko, mit dem alle Eltern leben, jetzt konkreter geworden.

Ihr könnt jetzt unauffällig ein Auge haben und gezielt eingreifen, Kontakt auf ein für euch verzteetbares Maß begrenzen. Grundsätzlich ist das jetzt aber aus meiner Sicht der Zeitpunkt, an dem Ihr dem Kind erklären solltet, dass es Erwachsene gibt, die Kinder so anfassen wollen, wie eigentlich nur Erwachsene sich untereinander anfassen wollen, und dass er jederzeit und immer auf Abstand zu erwachsenen gehen darf, wenn sich etwas für ihn blöd anfühlt. Ihr habt ihn immer lieb, und er darf vor Euch Geheimnisse haben. Aber wenn sich die Geheimnisse schlecht anfühlen, darf er Euch alles erzählen.

Ggf. gibt es altersgerechte Literatur zu dem Thema. Damit habe ich mich allerdings noch nicht beschäftigt.

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Ich stimme den anderen hier zu, die schreiben, dass fast kein pädophil Veranlagter Täter aktiven Missbrauchs wird. Werden Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs, sind das in der Regel nicht pädophil Veranlagte, sondern, das ist die größte Motivation, der Wunsch nach Ausübung von Macht mit größtmöglicher Erniedrigung.

Der weit überwiegende Teil an Pädophilen konsumiert aber kinderpornographisches Material und es wird schon als Erfolg gesehen, wenn die Filme nicht immer schlimmer werden. Bei allem Verständnis für diese Veranlagung und den kleinen Teil, der nicht durch Teilhabe am System Kinderpornographie zum Straftäter wird: Nachdem du ja offenbar gesichert weißt, dass der Onkel diese Veranlagung hat, würde ich nicht nur dafür sorgen, dass er nicht eine Sekunde mit dem Kind alleine ist, sondern auch Körperkontakt unterbinden. Der Onkel möchte das nicht und fertig. So wie ein Kind das Recht hat, nicht Berührungen über sich ergehen lassen zu müssen, hat der Onkel das auch, das wird dein Kind lernen.

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Ja, du hast Recht. So ist es wahrscheinlich am einfachsten und am besten.
Ich befürchte nur, dass mein gesprächiges Kind seinen Onkel vor allen anderen darauf ansprechen könnte und es zu einer komischen Situation kommt, weil niemand Verständnis für die Ablehnung von Nähe mit dem geliebten Enkelkind / Neffen hat.

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Ich hatte es unten schon mal geschrieben, aber damit es nicht verloren geht:

Danke für eure Antworten. Ich muss gestehen, dass ich positiv überrascht bin. Ich habe wirklich gezögert, ob ich den Beitrag verfassen soll, da Menschen mit pädophilen Neigungen oft stigmatisiert werden.

Deshalb ist es mir auch sehr wichtig, dass mein Sohn meinen Bruder nicht outet. Diese Gefahr sehe ich bei „kindgerechten“ Erklärungen. Die Frage wäre ja auch, wie eine kindgerechte Erklärung aussehen könnte?

Meine Familie ist generell sehr körperlich, wenn man das so ausdrücken kann. Wir umarmen uns öfter und es ist normal, dass man einander den Arm um die Schulter legt oder im Gespräch mal die Hand auf den Arm des anderen legt.

Mein Sohn sitzt öfter bei meinen Eltern oder meinen Schwestern auf dem Schoß und er saß auch schon bei meinem Bruder, wenn auch nicht mehr in der jüngeren Vergangenheit. Oder er lehnt sich bei Familienmitgliedern, inklusive meinem Bruder, an.

Mein Bruder sagte aber, dass das mit zunehmendem Alter meines Sohnes immer schwieriger erträglich für ihn wird. Deshalb hat er sich mir gegenüber geoutet, was für uns beide ein sehr schwieriges Gespräch war. Ich bin die einzige, die von seiner Neigung weiß.

Er war noch nie übergriffig und ist Teil eines Programms, um es auch nie zu werden und seine Neigung zu kontrollieren.

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