Unterschiedliche Entwicklung von Geschwistern

Hallo,

ich habe heute meinen Bruder in der Psychiatrie besucht. Ich weiß nicht, ob das hierher gehört, aber ich kenne niemanden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Ich denke oft darüber nach, wie es sein kann, dass Geschwister, die gleich aufwachsen sich vollkommen unterschiedlich entwickeln.

Meine Schwester ist nach jahrelangem Drogenkonsum mit 23 an einer Überdosis Heroin gestorben. Sie hatte zudem eine Essstörung (Bulimie) und hat sich selbst verletzt. Vielleicht war sie auch Borderlinerin. Ihr Verhalten passte auf jeden Fall dazu, aber (wichtig!!) das ist KEINE OFFIZIELLE DIAGNOSE, sondern nur mein Gedanke.

Mein Bruder hat eine soziale Phobie und eine endogene, schizophrene Psychose. Er ist seit Jahren in Therapie und war schon öfter stationär in der Psychiatrie, so wie aktuell auch. Er hatte auch ein Drogenproblem, aber soweit ich das beurteilen kann, nicht mehr. Manchmal wirkt er ganz normal, aber phasenweise kommt er überhaupt nicht zurecht. Er war ein sehr guter Schüler, hat das Gymnasium aber während der Oberstufe abgebrochen, weil er zu der Zeit seine erste psychotische Episode hatte.

Er sagte mal zu mir, dass er unter anderem zu der Therapeutin geht, um sein Kindheitstrauma aufzuarbeiten. Ein Trauma, an dem maßgeblich unsere Mutter schuld sei.

Wir hatten sicher keine perfekte Kindheit. Unsere Mutter ist funktionierende Alkoholikerin und manchmal wird sie cholerisch. Als wir Kinder waren öfter als heute. Meistens ist sie aber liebevoll und sie wollte uns immer alles Recht machen, dass es uns gut geht.

Unser Vater war wenig für uns da. Karriere und seine Freunde waren ihm wichtiger als die Familie. Als wir vierzehn, elf und acht Jahre alt waren, haben sich unsere Eltern getrennt. Danach haben wir ihn jedes zweite Wochenende gesehen und dann ist er recht früh verstorben.

Aber ich habe unsere Kindheit trotzdem nicht als traumatisch empfunden. Wichtig: Ich spreche meinem Bruder diese Gefühle nicht ab. Er hat offensichtlich einen hohen Leidensdruck und es tut unendlich weh, ihn so zu sehen. Er bricht immer mal wieder den Kontakt zu unserer Mutter ab, wofür es aus MEINER Perspektive für MICH keinen Grund gibt.

Was ich sagen möchte: Auch wenn die Rahmenbedingungen sicher nicht toll waren, habe ich mehr schöne als schlechte Kindheitserinnerungen. Am schlimmsten waren (und sind) für mich die Probleme meiner Geschwister und der Tod meiner Schwester.

Es geht mir gut. Ich komme im Leben zurecht. Ich habe bisher eine ziemlich gerade Laufbahn hinter mir.

Danke, wenn ihr bis hierhin gelesen habt.

Nun zu meinen Fragen: Wie kann es sein, dass Geschwister ihre Kindheit so unterschiedlich erleben? Und dass sie sich so verschieden entwickeln?

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Ich denke, das hängt mit dem Charakter und der Rolle innerhalb der Familie zusammen.

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Zum Beispiel: Ein Kind bekommt weniger Aufmerksamkeit als die Geschwister und fühlt sich vernachlässigt oder es bekommt genau so viel Aufmerksamkeit, hat aber ein größeres Bedürfnis danach. Das älteste Kind hat zu viel Verantwortung. Das jüngste Kind wird nicht ernst genommen. Ein Kind ist sensibler und kommt deshalb schlechter als die Geschwister damit zurecht, von der Mutter angeschrien zu werden. Ein Kind bräuchte klarere Strukturen, während ein anderes gut mit Eigenverantwortung umgehen kann.

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"Das älteste Kind hat zu viel Verantwortung. Das jüngste Kind wird nicht ernst genommen." Und das mittlere wird nicht wahrgenommen.

Jetzt haben wir alle Klischees abgedeckt.

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Vielleicht kommst du besser als dein Bruder zurecht weil du einen stärkeren Charakter hast, aber vielleicht verdrängst du auch einfach viel. denn das klingt schon nach hartem tobak, den man aufarbeiten sollte. bist du die jüngste? ich kenne Familien, in denen das jüngste Kind am wenigsten mitbekommen hat und deshalb auch am wenigsten abbekommen hat, weil sich die älteren Geschwister darum gekümmert haben.

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Nein, ich bin die Mittlere. Mein Bruder ist der Jüngste. Danke für deine Antwort.

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Die Belastbarkeitsgrenze eines jeden Menschen ist unterschiedlich, das ist das Eine. Dann gibt es besonders bei psychischen Krankheiten teilweise auch die erbliche Komponente. Mein Vater zeigt ab und zu paranoide Züge. Meine Schwester hat verblüffend ähnliche Tendenzen. Ich bin froh, bin ich gefeit davon. Aber wer weiß, wie es mir im Alter geht?

Dann sagst du, daß du deine Mutter, die kontrollierte Alkoholikerin ist, euch eine gesamtheitlich liebevolle Kindheit gegeben hat. Schau, du hast das so wahrgenommen. Dein Bruder ist wohl sensibler und hat die Schwächen deiner Mutter - nämlich daß sie eine handfeste Alkoholikerin ist - viel deutlicher vor Augen gehabt. Für ihn ist sie eine mit Problemen, Alkoholkonsum, usw. Für dich ist sie eine "kontrollierte" Alkoholikerin und gesamtheitlich okay. Siehst du die unterschiedlichen Perspektiven?

Schönen Samstag.

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Danke für deine Antwort. Das stimmt. Ich merke auch immer wieder, wie (aus unserer oder meiner Sicht) ganz normale Situationen für meinen Bruder richtig belastend sind: neue Begegnungen, Menschenmengen. Aber woher kommt das? Ist das angeboren?

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Das kann absolut niemand sagen. Meine beiden Kinder haben sich auch sehr unterschiedlich entwickelt und nehmen ihre Kindheit sehr unterschiedlich wahr.
Irgendwann kommt der Punkt, dass man das so akzeptieren muss - man kann die Vergangenheit ohnehin nicht noch einmal leben. Man kann aber leider die Gegenwart noch zusätzlich belasten.
Sei dankbar, dass Du gesund und mit Deinem Leben im Reinen bist, das ist sehr viel wert. Grübeleien, warum Deine Geschwister diese Probleme haben, kommen cganz sicher zu keinem Ergebnis.
LG Moni

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Dazu gibt es tatsächlich Forschungen.
Stichwort Löwenzahn- und Orchideenkinder (Gibt noch Tulpenkinder)....

Das Thema ist aber überhaupt nicht trivial.
Es geht darum, dass manche Menschen von äußeren Faktoren stärker in mitleidenschaft gezogen werden als andere.

Es kann aber auch tatsächlich so sein, dass deine Mutter zu die anders war, als zu deinen Geschwistern. Es kann einfach sein, dass du es nicht wahrgenommen hast wie anders ihr behandelt werdet. So etwas ist teilweise sehr subtil.

Ich erzähle mal wie es bei mir war.

Ich leide seit jahren immer wieder an Depressionen, teilweise mit suizidalen Episoden, haben teilweise auch Phasen mit starken ängsten und neige unter Stress zu zwanghaften Verhalten. Seit ich ausgezogen bin und Therapien gemacht habe bin ich stabil.

Meine Kindheit war nicht die Beste, ich wurde geschlagen (nicht Krankenhausreif, aber geschlagen), mein Vater war der ruhigere, aber nach der Scheidung wendete er sich ab, da er eine neue Familie hatte. Dann war ich alleine mit meiner Mutter.

Meine Mutter war/ist selber psychisch krank und erklärte mich zu ihrem Lebenssinn, ich sollte sie(!) glücklich machen. Nie hat sie was mit mir unternommen oder sich mit mir beschäftigt, sie hat mir Dinge gekauft, das wars. Familienausflüge kenne ich nicht, 1 mal im Jahr Vergnügungspark - fertig. Sie saß nur vorm fernseher und hat geraucht. Erzählt aber gern was für tolle dinge sie in ihrer kindheit erlebt hat, als ich wollte, dass sie das mit mir macht hatte sie nie lust. Sie war allgemein ein negativer Menschen. So etwas färbt ab. Ich dachte auch lange diese Sätze über "schöne Kindheit" seinen Phrasen. Ich war schon als Kleinkind melancholisch, die Welt wirkte düster und bedrohlich, ich habe mich schon im Grundschulalter selbstverletzt... usw. Meine Mutter wirkte fragil und unberechenbar, sie hat mir zB gern angst gemacht damit ich das mache was sie will. Sie sagte zB wenn ich xyz machen/nicht mache, wird sie krank und stirbt - bin bis heute eine Hypohonder.

Ich bin definitiv eine Orchideenkind. Es gibt Menschen die wesentlich schlimmeres erlebt haben und besser damit klarkommen. Ich habe mich lange geschämt, dass ich so empfinde. Ich habe mich geschämt, dass ich damit nicht klar komme. Letztendlich habe ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Fragte mich auch, ob das okay ist, andere Mütter sind schlimmer... Jedoch kriege ich Panik bei dem Gedanken sie wieder im Leben zu haben, oder gar im Leben meiner Kinder. Die emotionale Erpressung hat mich bis ins Erwachsenenalter gequält, das wünsche ich niemandem.

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Danke für deine Antwort. Das tut mir sehr leid, dass du das erleben musstest und heute noch darunter leidest. Ich google die verschiedenen Pflanzenkinder, aber kann mir schon grob vorstellen, was darunter gemeint ist: Löwenzahn ist widerstandsfähiger als eine Orchidee.

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Hier mal ein Artikel aus dem Spektrum, da wird es erläutert. Man muss wohl eher auf englisch googeln, die meisten Paper werden auf englisch veröffentlicht.

https://www.spektrum.de/news/resilienz-kinder-koennen-zugleich-sensibel-und-robust-sein/2001976

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Dazu gibt es tatsächlich Forschungen.
Stichwort Löwenzahn- und Orchideenkinder (Gibt noch Tulpenkinder)....

Das Thema ist aber überhaupt nicht trivial.
Es geht darum, dass manche Menschen von äußeren Faktoren stärker in mitleidenschaft gezogen werden als andere.

Es kann aber auch tatsächlich so sein, dass deine Mutter zu die anders war, als zu deinen Geschwistern. Es kann einfach sein, dass du es nicht wahrgenommen hast wie anders ihr behandelt werdet. So etwas ist teilweise sehr subtil.

Ich erzähle mal wie es bei mir war.

Ich leide seit jahren immer wieder an Depressionen, teilweise mit suizidalen Episoden, haben teilweise auch Phasen mit starken ängsten und neige unter Stress zu zwanghaften Verhalten. Seit ich ausgezogen bin und Therapien gemacht habe bin ich stabil.

Meine Kindheit war nicht die Beste, ich wurde geschlagen (nicht Krankenhausreif, aber geschlagen), mein Vater war der ruhigere, aber nach der Scheidung wendete er sich ab, da er eine neue Familie hatte. Dann war ich alleine mit meiner Mutter.

Meine Mutter war/ist selber psychisch krank und erklärte mich zu ihrem Lebenssinn, ich sollte sie(!) glücklich machen. Nie hat sie was mit mir unternommen oder sich mit mir beschäftigt, sie hat mir Dinge gekauft, das wars. Familienausflüge kenne ich nicht, 1 mal im Jahr Vergnügungspark - fertig. Sie saß nur vorm fernseher und hat geraucht. Erzählt aber gern was für tolle dinge sie in ihrer kindheit erlebt hat, als ich wollte, dass sie das mit mir macht hatte sie nie lust. Sie war allgemein ein negativer Menschen. So etwas färbt ab. Ich dachte auch lange diese Sätze über "schöne Kindheit" seinen Phrasen. Ich war schon als Kleinkind melancholisch, die Welt wirkte düster und bedrohlich, ich habe mich schon im Grundschulalter selbstverletzt... usw. Meine Mutter wirkte fragil und unberechenbar, sie hat mir zB gern angst gemacht damit ich das mache was sie will. Sie sagte zB wenn ich xyz machen/nicht mache, wird sie krank und stirbt - bin bis heute eine Hypohonder.

Ich bin definitiv eine Orchideenkind. Es gibt Menschen die wesentlich schlimmeres erlebt haben und besser damit klarkommen. Ich habe mich lange geschämt, dass ich so empfinde. Ich habe mich geschämt, dass ich damit nicht klar komme. Letztendlich habe ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen. Fragte mich auch, ob das okay ist, andere Mütter sind schlimmer... Jedoch kriege ich Panik bei dem Gedanken sie wieder im Leben zu haben, oder gar im Leben meiner Kinder. Die emotionale Erpressung hat mich bis ins Erwachsenenalter gequält, das wünsche ich niemandem.

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Die meisten Menschen würden wohl so enden wie deine Geschwister. So eine Kindheit macht wohl in den meisten Fällen kaputt.

Du scheinst ein sehr gefestigter Mensch zu sein und steckst daher alles gut weg.

Auch wenn Du es wohl nicht so siehst: deine Eltern haben ihre eigenen Kinder zerstört (mit Ausnahme von Dir, aber das ist nicht ihr Verdienst).

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Ich weiß, dass unsere Eltern keine besonders tollen Eltern waren, aber sie waren/sind auch keine schrecklichen Menschen.

Ich habe als Kind schon gemerkt, dass etwas falsch lief, und mich oft für meine Familie geschämt. Mir war es sehr unangenehm, wenn meine Schwester anderen erzählt hat, dass unsere Mutter Alkoholikerin ist.

Unsere Mutter hat wahrscheinlich täglich getrunken und macht es wahrscheinlich immer noch, war und ist aber nicht oft richtig betrunken. Sie wird wütend, wenn ihre Sucht angesprochen wird oder wenn jemand versucht, ihr Alkohol wegzunehmen. Ich erinnere mich an einen sehr üblen Streit meiner Eltern, weil mein Vater die Weinflaschen weggeschlossen hat.

Mein Vater war zwar wenig da. Wenn er da war, hat er sich aber für uns interessiert, Fragen gestellt und zugehört. Und er hat uns durch seine Karriere finanziell viel ermöglicht. Ich würde sagen, dass wir gehobener Mittelstand waren. Wir konnten alle Hobbys haben, die wir wollten, sind zumindest eine Zeit lang viel verreist, hatten große, eigene Zimmer, haben in einer schönen Nachbarschaft gewohnt, hatten einen großen Garten.

Meine Mutter hat uns angeschrien, wenn sie wütend war, und ich hatte immer das Gefühl, dass es ihr schwer fiel, sich wirklich mit uns zu beschäftigen. Sie war unglücklich mit ihrem Leben. Aber wenn sie nicht wütend war, war sie sehr sanft und liebevoll zu uns. Sie hat sich immer viel gekümmert. Sie hat oft verschiedene Gerichte mittags gekocht, damit jeder sein Lieblingsessen essen konnte. Obwohl sie gesundheitliche Probleme hat, bereitet sie immer noch viel zu viel vor, wenn ich sie besuche. Ich denke, das ist ihre Art, ihre Liebe auszudrücken.

So viel zu meiner Perspektive, aus der nicht alles schrecklich war.

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Die einfache Antwort ist das du mehr Glück hattest als deine Geschwister.

Die schwierigere ist dann. Du könntest bereits bei den Genen, die für Psychose/Borderline/Sucht genetische Komponente zuständig sind, diese nicht oder nur schwach ausgeprägt abbekommen haben. Oder du hattest in den ersten drei Jahren jemanden der sich deiner mehr angenommen hat. Oder deine Mutter hatte in deiner wichtigen Entwicklungsstufe eine stabilere Phase, während sie in der deiner Geschwister gerade selber eine heftige Krankheitskrise hatte. Oder es gibt zusätzlich Missbrauchserfahrungen die dir fehlen. Etc..

Aber es kann auch sein, das deine Überlebensstragie anders ist als die deiner Geschwister. Was Charaktersache ist.

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Danke für deine Antwort. Das kann alles gut sein und wäre eine mögliche Erklärung.

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Der psychologische Fachbegriff zu diesem Löwenzahn- und Orchideenkinderkram heisst übrigens Resilienz.

Grüsse
BiDi

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Danke, das Wort habe ich zumindest schon mal gehört.

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Naja so unterschiedlich seid ihr ja nicht, zwei von dreien haben fast identische Laufbahnen, die einzige die anders ist, bist du, zumindest nach deinen Schilderungen.
Deswegen finde ich jetzt nicht, dass die Entwicklung bei euch Geschwistern so unterschiedlich ist.

Welches der drei Geschwister bist du? Die jüngste, die älteste oder die mittlere?

Im entfernten Bekanntenkreis gibt es eine Familie deren Eltern waren Alkoholiker, arbeitslos, insgesamt neun Kinder, die Bekannte und eine ihrer Schwestern sind „ganz normal“, die anderen Sieben sind ähnlich wie die Eltern geworden, arbeitslos und / oder Alkoholiker, vermehren sich nur um ans Kindergeld zu kommen…

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Ich bin die Mittlere.

Meine Geschwister hatten/haben beide ähnlich traurige Lebenswege, aber inhaltlich doch anders. Ich könnte sie noch näher beschreiben. Ich wollte nur nicht, dass der Eingangstext noch länger wird.

Meine Schwester hatte zum Beispiel immer wechselnde Freundschaften, war eher extrovertiert und laut, hat immer wieder neue Freunde mit nach Hause gebracht, ist früh mit Freunden in andere Städte oder in den Urlaub gefahren. Ich habe das Gefühl, dass sie unseren Vater finanziell ausgenutzt hat. Zumindest oberflächlich hatten die beiden ein gutes Verhältnis und sie hat ihn immer nach Geld gefragt, was mein Bruder nach meiner Einschätzung nie machen würde.

Zumindest am Ende hatte er kaum noch ein Verhältnis zu unserem Vater. Unser Vater hatte Interesse an ihm, aber mein Bruder hat sich distanziert. Ich kann gar nicht die genauen Gründe benennen.

Er war ein sehr schüchternes Kind. Vielleicht hatte er damals schon seine soziale Phobie oder sie hat sich aus dieser Schüchternheit entwickelt. Er redet so gut wie nie mit Fremden und redet generell wenig. Zumindest phasenweise. Er hatte vielleicht zwei oder drei Freunde, die ihn wahrscheinlich nicht mehr als Freund betrachten, weil er sich so zurückzieht. Er hatte noch nie eine Beziehung.

Und ihre psychischen Probleme sind nicht mit seinen vergleichbar. Es gibt Phasen, in denen er wirklich nicht zurechnungsfähig ist. Das hatte unsere Schwester nie, auch wenn sie sich durch ihre Sucht teilweise wirklich schlecht verhalten hat. Sie hat uns beklaut, um ihre Drogen zu finanzieren. Mein Bruder hat irgendwie einen stärkeren moralischen Kompass. Oder war weniger süchtig. Außerdem nur für einen kürzeren Zeitraum, während unsere Schwester mehrmals im Entzug war und es jahrelang Dauerthema war.