Wenn die Mutter versagt hat

Ich suche gar keinen Rat mit diesem Beitrag, sondern bin ehr interessiert an euren Erfahrungen und Denkweisen.
Ich möchte in Kurzform meine Kindheit und Jugend skizzieren in Bezug auf meine Mutter.
Meine Mutter war aus ihrer Sicht immer für uns da, was meistens "anwesend" bedeutet hat. Alledings war das nicht immer positiv. Sätze wie "dummes Stück Scheiße", "zu blöd um einen Eimer Wasser umzukippen"....ich kann gar nicht genau sagen, wie das damals für mich war. Würde sagen es hat nichts ausgelöst. Es waren eben hässliche Worte.
Kamen Komplimente von außen (denn ich war ein hübsches Kind mit vielen Talenten) wurde mir geraten, mir da bloß nix drauf einzubilden.
Kritik äußern endete oft in Heulkrämpfen und Undankbarkeits Monologen. Die kann man aber ganz gut beenden, wenn man sich einfach entschuldigt. Am besten mit Blumen.
Wenn man eine gescheuert bekam (sehr selten), bzw. Mehrmals hintereinander getreten wurde, gehauen... Also verprügelt ist das falsche wort.... Ich habe nie körperliche Blessuren gehabt, dann musste man versichern dass man sie aber trotzdem noch liebt und nicht böse ist.

Post öffnen, wenn man sich beschwert wieder Heulkrämpfe.... Sich drüber lustig machen was in einem gefundenen Brief an Dr. Sommer steht.
Regelmäßig vorrechnen was sie alles für mich bezahlt.

Als Erwachsene:
Bei Problemen erste Reaktion: ich kann dir nicht helfen.
Bei meinem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wegen einer PTBS
- jetzz bekommst du Geld fürs nix tun (krankengeld)
- wenn du jetzt länger krank bist, können wir uns auch gleich Umbringen, dann haben wir nix mehr vom Leben
- was erzählst du dem Therapeuten über uns? Ist das der dank? Nicht das papa ins Gefängnis muss🤔.


Und wenn man mich fragt sag ich trotzdem immer meine Kindheit war schön. War sie auch. Aber nicht wegen meiner Mutter. Ich hatte Glück tolle Lehrer zu haben und andere tolle Menschen getroffen zu haben.
Darf man seiner mutter böse sein wegen sowas?
Ich hab keine Ahnung ob ich sie liebe. Ich vermisse sie nicht wenn wir uns lange nicht sehen. Was soll ich auch vermissen??
Sie kennt mich nicht. Und ich sie auch nicht wahrscheinlich.

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Darfst du deiner Mutter böse sein? JA! So behandelt man keine Menschen, die man liebt! Egal ob Kind, Partner oder Freunde…

Du hast nicht gebeten, geboren zu werden und sie haben ihren Job vllt materiell gut getan, emotional gar nicht und da darfst du sehr, sehr undankbar sein!

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Es tut mir für dich leid, was deine Kindheit alles beinhaltete.

Ich finde, du musst dich weder dafür schämen, dass du deine Mutter nicht vermisst, noch dass du sie nicht heiß und innig liebst.

Sie hat scheinbar nicht viel dafür getan, dass du eine wirklich schöne Kindheit gehabt hättest. Somit bist du ihr auch keinerlei Emotionen oder Liebe schuldig.

Ich hoffe für dich, dass du psychisch stabil bist und du trotz der unguten Erfahrungen mit ihr dein Leben genießen kannst.

Alles Gute! :-)

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Meine Erfahrung ? Eine sehr ähnliche.

Meine Mutter ist mit Anfang 20 Mutter geworden, mitten im Studium.
Lernen und am Wochenende feiern standen im Mittelpunkt, ich wurde mit wenigen Wochen zu den Großeltern gegeben, dort war ich eigentlich die Baby und Kleinkind Zeit fast durchgehend unter der Woche.

Ich fand es damals nicht schlimm, kannte es ja nicht anders.
Meine Großeltern waren toll, liebten mich über alles und bescherten mir eine wunderbare Kindheit.

Schlimm wurde es ab der Grundschulzeit, da arbeitete meine Mutter dann Teilzeit und ich wohnte wieder fest daheim.

Ab da war meine Kindheit nicht mehr schön, psychische (Liebesentzug etc) und physische (prügel) misshandlungen waren an der Tagesordnung.

Jetzt bin ich selber Mutter und frage mich, wie man so etwas seinem Kind antun kann.
Ich denke meinen Eltern fehlte einfach die Bindung zu uns und sie waren überfordert.

Mein Verhältnis zu ihr ist jetzt ziemlich distanziert.
Sehen uns wegen der Entfernung ca einmal im Monat, aber sie kommen nur wegen den Kindern und machen da auch kein Geheimnis draus.
Vor den Kindern sahen wir uns alle paar Monate.

Ob ich sie liebe ? Keine Ahnung, darüber habe ich in letzter Zeit öfters nachgedacht.

In den letzten 2 Jahren konnten wir uns wegen Corona zeitweise 2 oder 3 Monate am Stück nicht sehen und ich habe sie null vermisst.

Ich rufe sie zwischendurch auch nicht an, wüsste gar nicht was ich mit ihr bereden soll.

Mittlerweile habe ich die ganz starke Vermutung, dass sie narzisstische Züge hat.
Mit Kritik kann sie absolut nicht umgehen. Sie lügt und spinnt Intrigen.
Ihr Ziel ist es immer sich gut dastehen zu lassen.

Für ihr Leben gern macht sie mich vor anderen schlecht.
Während andere Mütter stolz von ihren Kindern erzählen, erzählt sie nur Sachen, die mich bloßstellen.

Den Kontakt abbrechen möchte ich trotzdem
Nicht, da ich damit gut umgehen kann und meine Kinder ihre Großeltern mögen.

Ich schaue aber, dass sie möglichst wenig Zeit alleine mit ihnen verbringen.

Zudem weiß ich sowieso nicht, wie lang das noch gut gehen wird. Ich merke schon, wenn meine große nicht so will wie meine Mutter, ist diese gleich eingeschnappt.
Manipulieren werde ich meine Kinder allerdings nicht lassen.

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Es ist erschreckend, Du könntest aus einem Leben erzählen.

Ich wurde allerdings zusätzlich zum Liebesentzug noch geohrfeigt.
Mehrfach. Heute wird das abgestritten.
Meinem Kind wird gesagt, wenn es nicht folgt : " dafür hätte Dein Mutter ohne Vorwarnung eine gefangen " ! Ich würde so gerne den Kontakt dauerhaft abbrechen. Ich kann es nicht, da sie meinem Kind bisher eine gute Oma war. Allerdings befürchte ich, dass sich das langsam ändert. Es werden aktuell Termine abgesagt oder man kommt einfach nicht mehr. Geht spontan, weil Kind nicht "lieb" ist. Mein Kind möchte von sich aus auch aktuell weniger Kontakt.

Meine Mutter kommt auch "nur" des Kindeswegen. Nicht für mich. Seit Jahren wurde ich nicht mehr gefragt, wie es mir geht.. Vielleicht auch noch nie.. ich kann mich nicht erinnern #kratz

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Es ist erschreckend, Du könntest aus einem Leben erzählen.

Ich wurde allerdings zusätzlich zum Liebesentzug noch geohrfeigt.
Mehrfach. Heute wird das abgestritten.
Meinem Kind wird gesagt, wenn es nicht folgt : " dafür hätte Dein Mutter ohne Vorwarnung eine gefangen " ! Ich würde so gerne den Kontakt dauerhaft abbrechen. Ich kann es nicht, da sie meinem Kind bisher eine gute Oma war. Allerdings befürchte ich, dass sich das langsam ändert. Es werden aktuell Termine abgesagt oder man kommt einfach nicht mehr. Geht spontan, weil Kind nicht "lieb" ist. Mein Kind möchte von sich aus auch aktuell weniger Kontakt.

Meine Mutter kommt auch "nur" des Kindeswegen. Nicht für mich. Seit Jahren wurde ich nicht mehr gefragt, wie es mir geht.. Vielleicht auch noch nie.. ich kann mich nicht erinnern #kratz

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Hallo.

Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht. Keine körperliche Gewalt, aber Schuldzuweisungen, Intoleranz, Interesse was andere Leute denken könnten, negative Glaubennssätze und einige Sachen noch. Die holten mich ein als ich Kinder bekam. Keine Ahnung, ob es die gewissen Trigger auslöste. Ich habe mir Hilfe in einer Therapie gesucht. Zumalnichbals Kind einmal von meinem Vater sexuell missbraucht wurde. Heute kann und will ich offen reden. Ich habe meiner Mutter verziehen und ihr gesagt, dass für all die Dinge bei ihr die Verantwortung liegt. Natürlich auch bei meinem Vater.
Es hat Jahre gedauert bis ich viele der Sachen aufgearbeitet habe. Was mich unheimlich stolz macht ist, dass ich filtern kann. Sachen, die meine Mutter gut gemacht hat, weiterzugeben. Und die Dinge die passiert sind in der Box 'Vergangenheit' drin zu lassen. Keiner kann die Dinge ungeschehen machen, die passiert sind. Egal, welche Spuren sie hinterlassen haben. Einfach für sich annehmen, damit umgehen, abschließen können. Und selbst ich werde Fehler bei dem Großziehen meiner Kinder machen - logo. Wer von uns ist schon fehlerfrei.
Nur, wenn man es zulässt, dass die Vergangenheit einen immer wieder einholt, ist man noch immer nicht bereit sich auf Neues einzulassen bzw. tut sich vielleicht auch schwerer damit.

VG und alles Gute dir.

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Wusste deine Mutter damals von dem missbrauch?
Sind deine Eltern noch verheiratet?
Hast du zu deinem Vater noch Kontakt ?

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Nein. Sie wusste es nicht. Ich habe es ihr 17 Jahre nach dem Tod meines Vaters gesagt. Meine Mutter und ich hatten nie wirklich ein gutes Vertrauensverhältnis. Konnte auch als Kind oder Jugendliche nie offen über Sachen mit ihr reden ohne in vielen Sachen vorverurteilt werden.
Und als ich ihr das damals erzählte, verfiel sie in Schockstarre. Sie hat mich nie gefragt wie es mir damit ging, knapp 30 Jahre mit so einem Geheimnis zu leben.

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Mir geht es leider ähnlich, nur das unser Umgang jetzt beinhaltet, dass wir beide so tun, als ob alles früher gut war und nicht drüber reden. Würde ich es ansprechen, gäbe es riesigen Ärger. So kommen wir ganz gut klar. Mein Bruder denke auch wirklich alles ist gut, obwohl er öfter noch schlechter behandelt wurde.
Bloßstellen war auch ein großer Teil der "Erziehung", also demütigende Dinge machen, auch wenn Besuch da war usw. Richtig war sowieso nie was und wenn was falsch /schlecht gemacht wurde, dann gab es heftigen Anschiss und Liebesentzug und das wirklich bei kleinsten Kleinigkeiten (z.B. am Spiegel war nachdem das ganze Bad super ordentlich geputzt wurde noch ein kleiner Schlierer oder so)
Lange dachte ich es sein normal so aufzuwachsen und stelle immerwieder erst fest wie wenig normal das ist, wenn mein Freund geschockt reagiert und richtig betroffen ist, wenn ich aus meiner Kindheit erzähle.

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Ja, das kommt mir bekannt vor. Ich könnte niemals irgendeine Kritik äußern an meine Mutter. Das wäre die nächste Eskalation schon abzusehen. Und es macht auch keinen Sinn. Sie erträgt Kritik an sich nicht, egal wie weich formuliert.

Dass meine Mutter einen an der Mütze hat, wurde mir erst deutlich als ich als junge Erwachsene andere Eltern gesehen habe usw.

Ich hatte als junge Erwachsene viele Probleme, war im Rotlicht Milieu "gefangen" und Obwohl meine Eltern das wussten, war deren Aussage ohne dass ich dazu kam zu fragen "wir können dir nicht helfen. Und du Verdienst ja ganz gut" ". Bei anderen waren sie dann die bemitleidenswerten Eltern.
Wenn ich ein Problem hatte, hat meine Mutter sich als erstes ne Selbsthilfegruppe für sich selbst gesucht 😂.

Naja, ich hab alles allein gewuppt. Sehr gut sogar.
Manche sagen zu mir: so schlecht kann deine Mutter nicht gewesen sein, denn du bist eine tolle Intelligente frau geworden.
Das stimmt. Aber daran hat meine Mutter keinen Verdienst! Man kann mich ehr beklatschen dass ich trotz ihr so normal geworden bin. Das lag an anderen Menschen, an denen ich mich orientiert habe und daran, dass der liebe Gott mich mit sehr viel innerer Resilienz ausgestattet hat.

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In meiner Kindheit habe ich es nicht als belastend empfunden, dass meine Mutter desinteressiert, lieblos und distanziert mit uns umgegangen ist.

Wir wurden nicht geschlagen oder beleidigt, aber wir wurden Situationen ausgesetzt, die Kinder nicht miterleben sollten (heftiger Streit zwischen den Eltern, Alkoholmissbrauch, Suizidversuch eines Elternteils) und in unseren eigenen Bedürfnissen nicht gesehen.

Wir Kinder haben darauf reagiert, indem wir still, brav, möglichst unauffällig mitgelaufen sind. Wir wollten vermutlich unbewusst nicht noch mehr Ärger provozieren.

Problematische Themen konnte man nie und kann sie auch jetzt noch nicht ansprechen, es wird sofort abgeblockt.

Auch als Erwachsene habe ich daher nur ein distanziertes Verhältnis zu meiner Mutter.

Als belastend empfinde ich es immer noch nicht, eher bedauernd.

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So war es auch bei uns. Irgendeiner hat bei nem Streit immer mit Selbstmord gedroht und das Ganze theatralisch in Szene gesetzt. Ich habe diese Show schon ganz früh enttarnt, hab mich dann immer eingeschlossen, weil ich angst hatte, die könnten so eskalieren, dass mir am ende was passiert dabei.

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Ja, darfst du.

Natürlich darfst du deiner Mutter böse sein.

Und ganz ehrlich: das ist nicht gerade wenig, was deine Mutter falsch gemacht hat. Sie hat dich sowohl psychisch als auch physisch fertig gemacht. Mit dieser Frau würde ich keinen Kontakt mehr wollen. Und ich weiß nicht, vielleicht wäre ich ihr jetzt auch gar nicht mehr böse, sondern schon einen Schritt weiter: sie wäre mir egal.

Wie du noch sagen kannst, deine Kindheit war schön.....krass. Es freut mich, dass du so viele andere tolle (gute) Leute getroffen hast, dass du das so sagen kannst.

Ich dachte früher auch immer, meine Kindheit wäre bescheiden gewesen und meine Mutter hätte versagt: alkoholabhänging und alleinerziehend mit 4 Kinder. Heute weiß ich es besser. Aber ja, deine Mutter hat leider auf ganzer Ebene versagt. Da braucht man (also du) nichts schönreden.

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Ich habe daraus gelernt. Ich habe 3 Kinder. Ich bin sicher manchmal zu "locker", aber im Zweifel entscheide ich mich immer für Liebe anstatt für Disziplin, Strafe oder sonstwas. Das hat auch Nachteile. Mir ist aber lieber meine Kinder erinnern sich an ein chaotisches Zuhause voller Liebe als an sowas wie ich.

Was meine Mutter rausgehauen hat immer, aus dir wird nix, dumm, faul, schlampe,...
Wenn ich sie sehe, sehe ich ne alte Frau die Glück hat, dass ihr gut verdienender Ehemann (Beamter) sie trotz ihres Schadens nicht verlassen hat. Sonst ständ sie da mit ihrer Mini Rente aus nem 0815 "Kuchen in Bäckerei verkaufen" Job... (nix gegen diesen Berufszweig, aber Karriere ist das nun auch nicht - also, "nix erreicht" aus der Position zu rufen, halte ich für schwierig 😎).

Wie auch immer, ich bin froh, dass ich als Beamtenkind nicht für ihre Pflege aufkommen muss...

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hast du mal mit ihr über ihre Kindheit gesprochen? hat sie wietergegeben, was sie erlebt hat? und konnte gar nicht anders, weil sie in dem Muster gefangen war?

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Tja, da liegt ja der Hase im Pfeffer, dass Kinder ihre Eltern IMMER irgendwie lieben und es auch im Nachhinein als Erwachsene schwer ist, dieses Gefühlswirrwarr auseinanderzuklamüsern: wie kann die Person, die einerseits auch Gutes getan hat und die man liebt, auch sehr Böses getan haben? Was sagt das über ihre Beziehung zu uns aus und über sie als Mensch? Und wie will ich mich als Erwachsene dazu positionieren?
Mir fällt es auch schwer, auf meine Mutter böse zu sein, obwohl sie viele, viele Dinge gemacht hat und macht, die gar nicht gehen und die bei mir auch so was wie lauter kleine Traumata hinterlassen haben...
Ich war oft alleine, bei Verwandten, sie war und ist körperlich und verbal übergriffig.... blablabla.

Ich mach jetzt seit über einem Jahr ne Therapie und ich bin mir immer noch nicht sicher, dass das gut ist. Ich habe über ein Jahr behauptet (denn der Überzeugung war ich), ich hätte eine schöne Kindheit gehabt und meine Mutter sei eine liebevolle Person. Ist sie auch, aber nicht nur und ich glaube, es ist wichtig, sich die Verletzungen, die sie einem zugefügt hat, ruhig mal in Ruhe anzuschauen und den Schmerz, den man irgendwo in sich begraben hat, damit die Mutter-Kind-Beziehung nicht belastet wird, zu fühlen, damit der auch mal nachlassen kann, damit was heilt, was man bisher einfach nur mit nem Pflaster von Ignoranz sich selbst gegenüber beerdigt hat.

Ich bin phasenweise wütend auf meine Mutter, kann aber immer auch verstehen, warum sie so ist wie sie ist. Aber dennoch: sie hat mir wehgetan.

Ich glaube, ich möchte einfach eine erwachsene Beziehung zu ihr entwickeln, mich aus der emotionalen Abhängigkeit befreien. Sätze wie "Du bist aber fett geworden" treffen mich noch immer viel zu sehr (ich wiege 60kg bei 1,63m und bin noch immer der Meinung übergewichtig zu sein)....
Und dafür, dass das so ist, trägt meine Mutter die Verantwortung, nicht ich.