Vater demütigt

Hallo, meine Thema ist etwas komplex. Um ein umfassendes Bild zu geben, muss ich etwas von meiner Kindheit erzählen. Meine Eltern haben nur gestritten.
Sie haben uns meist den ganzen Tag in den Garten geschickt, Türen zugemacht, wir waren auf uns gestellt. Wir hatten eine Haushälterin. Sie wurde bezahlt für das Putzen, Aufräumen, Betten, Saugen, Kochen usw. zwischendrin notdürftig um uns kümmern. Rückblickend kann sicherlich von einer Form der Vernachlässigung gesprochen werden. Schläge meiner Eltern kamen auch hin und wieder vor. Mein Vater war ein ein angsteinflössender Mann, der viel uns Kinder angeschrien hat, genauso unsere Mutter, ich hatte als Kind ständig Angst. Dazu kam viel Neid und Hass zwischen uns Geschwistern, bis heute gönnen mir meine Geschwister nichts. Sie sind voller Hass, entgleisen verbal und im Ton, hassen mich, um so stärker ich beruflich und privat wurde (bin glücklich verheiratet, habe 2 Kinder, einen tollen Beruf) auch miteinander liegen sie im Dauerstreit.
Meine Eltern trennten sich als ich 8 Jahre alt war.
Meine Mutter besprach das nicht mit meinem Vater, nutzte einen Tag als er nicht da war, bestellte den Umzugswagen.
Der Kontakt war von diversen Kontaktabbrüchen durchzogen. Es folgte ein 10 jähriger Streit über Gericht über Sorgerecht und Zahlungen.
Mein Vater war schon immer ein dominanter Mann, der nur seine Meinung gelten
lässt, der andere Meinungen abwertet (man hat dir wohl ins Gehirn geschissen, du bist ein Idiot etc.) Der mir immer sagt, wie man zu leben hat, nach dessen Auffassung ich alles falsch mache.
Er ist dabei trotzdem noch „der Angenehmste“, der Kontakt ist seit der Geburt meiner Kinder etwas regelmäßiger, was ich schön finde, ein wenig Stück Rest kleine „Familie“ zu haben. Doch in seiner Art hat er sich nicht sehr verändert, er demütigt, sobald man anderer Meinung ist.
Trotzdem habe ich ihn lieb, immer sehr vermisst, sehr darunter gelitten.
Vielleicht noch kurz, das Zusammenleben und Aufwachsen mit meiner Mutter war sehr anstrengend. Sie ist ständig ausgerastet, war viel wütend und vorwurfsvoll, ständig eingeschnappt. Einmal hat sie ca. 6 Monate nicht mit uns geredet. Hat in Ausrastern gedroht sich und uns umzubringen. Vor ihren Emotionen war ich nie sicher. Sie hat uns emotional missbraucht. Ich habe ihr einige Rückmeldungen dazu gegeben, sie verachtet mich heute noch, weswegen ich aus Schutz den Kontakt vor Jahren leider ganz abbrechen musste.
Zu meinem Vater muss ich dazusagen, er hat jedes Jahr Gerichtsverfahren,
worin er sich selbst vertritt (kein Anwalt), gewinnt meist, prahlt mit dem Geld, was er daraus wieder gewonnen habe. Er ist über all die Jahre wohlhabend geworden,
Mein Vater ist immerhin nett zu meinen Kindern. Wir haben ihn einmal pro Jahr gesehen, jetzt seit Jahren nicht mehr, da er meint Kinder brächten das Virus.
Jetzt hatte ich Geburtstag, er hat einen Tag zu früh gratuliert, mich total traurig gemacht hat. Später hat es mich auch verärgert. Am Geburtstag selbst hat er dann nicht mal angerufen, was sehr enttäuschend war. Noch nicht mal schriftlich ein „herzlichen Glückwunsch“ zustandegebracht.
Was er an meinem Geburtstag aber gemacht hat, ist, dass er eine sehr sehr lange Nachricht geschickt hat, worin er über meine Mutter herzieht, was ich mir 1000fach schon anhören musste (dass meine Mutter ständig suizidal gewesen sei, vielfach mit Selbstmord gedroht habe, er fragte mich mal wieder, ob ich das auch erlebt habe).
Nur zur Info und das ist wichtig, wir haben darüber schon millionenfach geredet!
Ich kann es nicht mehr hören. Das ist alles vergangen. Ich habe damit abgeschlossen. Bin im Hier und Jetzt angekommen. Er steckt in der Vergangenheit fest. Habe ihm schon viele Male gesagt, dass wir über uns und unsere Leben sprechen können, aber nicht ständig über die Vergangenheit und meine Mutter. Er hört trotzdem nicht auf. Da ist mir jetzt doch einmal der Kragen geplatzt, habe aus meiner Hilflosigkeit heraus, ihm gesagt, dass ich das langsam wirklich unangemessen finde, noch dazu an meinem Geburtstag. Da er das ignorierte, habe ich in meiner Verzweiflung seiner Frau (verstehen uns eigentlich gut) eine Nachricht geschickt, worin ich sie gefragt habe, ob sie das auch von ihm auch kenne? Dass er ständig dasselbe sage, warum er damit nicht endlich aufhört, das habe doch wirklich nichts mit meiner Person zu tun, dass ich mir sorgen mache, dass er
da für immer feststecken geblieben sei, dass er mir leid tue.
Daraufhin hat er mich komplett blockiert, seine Frau auch. Er hat folglich den Kontakt wieder mal komplett abgebrochen. Das fühlt sich schrecklich an, ich hänge in der Luft, weggestoßen. Ich weiß, dass er REIN GAR NICHTS einsehen wird, er hat meine letzten Nachrichten nicht mehr gelesen. Ich finde es so schrecklich. Habe Schuldgefühle und fühle mich furchtbar, ich weiß eigentlich, dass ich Recht habe, aber frage mich trotzdem, was ich jetzt tun soll und bräuchte mal Eure Meinung und evt. Rat

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Halte den Kontaktabbruch durch. Du kannst Menschen nicht ändern, sei froh dass du es geschafft hast aus diesen destruktiven Verhältnissen rauszukommen.
Mein Vater ist ähnlich, ich habe den Kontakt zu ihm vor Jahren abgebrochen. Es hat einfach keinen sinn immer wieder dieselben Geschichten aus der Vergangenheit zu hören. Bei ihm ist der Dauerbrenner dass meine Oma (auch schon 10 Jahre tot jetzt) meinen Onkel (also den Bruder meines Vaters) bevorzugt hatte. Ja, ich kann verstehen dass das schlimm war, aber er ist jetzt selber Ü60 da muss man doch mal mit der Kindheit abschließen.
Ich könnte auch ewig darüber jammern dass meine Eltern mich emotional vernachlässigt haben, tue ich aber nicht. Diese Dinge kann man nicht ändern und sich selber retten kann man nur wenn man einen Cut macht.

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Danke für deine lieben Worte, das tut echt gut, das zu hören.
Ja, ich muss mich wohl damit abfinden.

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Ganz ehrlich.

Tu dir das nicht länger an.

Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen als sie mich aus Fust überall blokiert hat. Bei ihr ist es etwas anders, ich sollte sie immer glücklich machen, spute ich nicht ist sie krank und bla bl bla... als Kind konnte ich mir auch anhören, sie hätte sich längst umgebracht, wenn ich nicht wäre, gleichzeitig bin ich undankbar usw.
Geschlagen wurde ich auch, aber den emotionalen Missbrauch fand ich wesentlich schlimmer.

Obwohl ich seit jahrzehnten gelitten habe hat mich der Abbruch ihrerseits sehr verletzt, aber dann gab er mir Kraft. Als sie dann wieder angekrochen kam, sagte ich dann nein bzw. sagte nichts mehr (ich habe davor ihr schon 100mal alles gesagt)... das ist nun 2 Jahre her und es geht mir besser.
Ich habe mir auch therapeutische Hilfe gesucht, weil ich dennoch oft ein schlechtes Gewissen hatte, gleichzeitig hatte ich auch Albtraume und hatte Panik vor Kontakt.

Auch für deine kids ist so ein hin und her mit Kontaktabbruch blöd.

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Danke für Deine Meinung, ja, das hilft sowas zu hören, mit dem, du bist undankbar und "du machst mich krank, du bringst mich noch ins Grab" ewige Schuldzuweisungen etc., sobald man nicht das macht, was sie sagt/will, kenn ich auch sehr gut. Strafen für jeglichen Autonomieversuch. Ja, den emotionalen Missbrauch finde ich auch drastischer, deswegen musste ich den Kontakt auch schon vor fast 10 Jahren notgezwungen abbrechen, es gab keine Alternative mehr, alleine schon, weil ich wollte, dass in meiner Generation damit Schluss ist, meine Kinder diese Dynamiken nicht erleben sollen.
Sie sieht nichts ein, immer hieß es "dein dummes Gewäsch kann ich nicht mehr hören, du siehst das falsch usw." sie hat ständig Tatsachen verdreht, gas Lighting betrieben, das man seiner eigenen Wahrnehmung kaum noch trauen mochte, doch damit ist seit Jahren zum Glück Schluss. Sie ist leider auf Dauer wirklich kaum zu ertragen. Auch Freunde hat sie keine. Eine unendlich traurige Geschichte. Genauso wie meine Geschwister. Sie führen ein trauriges einsames Leben voller Wut und Aggression, echt schrecklich, sie tun mir sehr leid, doch ich kann ihnen nicht helfen. Habe es mein ganzes Leben lang versucht, aber sie sehen einfach nichts ein, ich sollte immer nur der Fehler sein, das konnte ich nicht mehr mitgehen.

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Ein bissel kenne ich das von mir. Auch ich habe ewig gebraucht um über die (sehr unschöne) Trennung von meiner ersten Freundin hinweg zu kommen.
Auch ich bin meinen Freunden damals schon auf die Nerven gegangen mit dem Thema, bis eine mal sagte sie könne es nicht mehr hören. Ab da war mir klar, wie ich auf mein Umfeld wirke, und dass sich das Problem nicht mit Jammern lösen lässt.

Im Endeffekt konnte ich mir nur helfen indem ich mir über einzelne Aspekte Klarheit verschaffte und mich z.B. meiner Ex aussprach. DAS hatte mal geholfen. Jammern nicht, das trieb andere nur von mir weg.
Insofern hast du richtig reagiert mit deiner Ablehnung. Du kannst ihm nicht helfen, und es ist auch nicht deine Aufgabe. Er muss das selber schaffen.

Den Kontaktabbruch würde ich nicht persönlich nehmen, ähnlich pampig und bockig würde er wahrscheinlich zu jedem sein den er mit seinen Uralt-Kamellen nicht auf die Nerven gehen kann.

Helfen könntest du ihm höchstens mit der Empfehlung sich an einen Therapeuten zu wenden, an jemanden der sich damit auskennt. Bist du einer? Nö, sonst würdest du hier ja nicht fragen. Da könnte er sich auch mit Herzbeschwerden an dich wenden.

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>>Habe ihm schon viele Male gesagt, dass wir über uns und unsere Leben sprechen können, aber nicht ständig über die Vergangenheit und meine Mutter.<<

Du willst nicht über Deine Mutter reden, was vollkommen in Ordnung ist.

>>Da er das ignorierte, habe ich in meiner Verzweiflung seiner Frau (verstehen uns eigentlich gut) eine Nachricht geschickt, worin ich sie gefragt habe, ob sie das auch von ihm auch kenne?<<

Fällt Dir etwas auf?

Im Prinzip machst Du das, was Du an Deinem Vater kritisiert: Du versuchst mit einer anderen Person (seine Partnerin) über ihn zu reden. Und irgendwo schließt sich da der Kreis.

Es wird Zeit, daß Du aus dem Kreis ausbrichst.

Du weißt, wie Dein Vater ist, wie er reagiert. Deshalb sollten Dich die Reaktionen nicht überraschen. Befreie Dich endlich von der Vergangenheit und somit auch von ihm. Laß alles hinter Dir, auch ihn und schau nicht zurück. Denn es ist EGAL, was Du tust, wie Du bist, wie sehr Du Dir das insgeheim wünschst: Dein Vater wird nie ein Vater sein!

Ich wünsche Dir alles Gute!

Trollmama

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Deine Kindheit klingt schrecklich.

Hast du das therapeutisch aufgearbeitet? Das solltest du, wenn nicht, dringend tun!

Ansonsten: ich verstehe, dass du an deinem Vater irgendwie festhältst, weil er der letzte Fitzel vom Traum einer intakten Familie ist (so nach dem Motto, besser als gar nichts). Meiner Meinung nach wärst du ohne ihn besser dran. Das ist ein fauler Kompromiss mit ihm, weil das, was du wirklich suchst und auch verdienst, wird er dir nie geben!

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Bitte tu was du schon vor Jahren hättest tun sollen. Arbeite diese Familie professionell begleitet auf.

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Vielen Dank für eure lieben Antworten. Ja, es so in Kürze zusammengefasst zu sehen, ist das wirklich eine Biographie, die kaum etwas auslässt. Es hat mir sehr geholfen eure Kommentare dazu zu lesen, jeden einzelnen fand ich gut, danke.