Zwickmühle - Was würdet ihr machen?

Hallo ihr Lieben,

ich bräuchte mal euren Rat bzgl. einer schwierigen Situation. Ich versuche mich kurz zu fassen.
Mein Mann hat von seinem Vater ein Unternehmen überschrieben bekommen. Dieses hat er seit mehreren Jahrzehnten nebenbei betrieben und es hat ihm zeitweise gute zusätzliche Einnahmen beschert.
Da mein Schwiegervater aber schon recht alt ist und gemerkt hat, dass es nicht mehr so gut läuft, hat er es nun meinem Mann überschrieben. Er hat die Hoffnung, dass mein Mann mit meiner Hilfe den Gewinn wieder steigern kann.
Mein Mann ist selbstständig, allerdings in einem völlig anderen Bereich und hat eigentlich gar keine Zeit, sich intensiver mit dem Unternehmen zu beschäftigen.
Da ich noch in Elternzeit bin und hauptberuflich in einer Verwaltung arbeite, hab ich mir die letzten Wochen alles mal genau angeschaut und auch reichlich Ideen entwickelt, was Marketing etc. betrifft.
So, nun zu unserem Problem.
Es sind zwei Angestellte dort beschäftigt. Eine 450 Euro-Kraft, die vor Ort nach dem Rechten sieht. Zusätzlich noch eine Verwaltungskraft, die in Teilzeit dort beschäftigt ist. Bei der Verwaltungskraft handelt es sich um eine Bekannte meines Mannes, die durch ihn dort vor 10 Jahren angestellt wurde. Sie hatte reichlich private Probleme und hat keinen Job gefunden, zudem ist sie auch mittlerweile schon über 70 Jahre alt. Mein Schwiegervater und mein Mann wissen, dass die Angestellte eigentlich überbezahlt ist und sich mit der Arbeit, trotz jahrelanger Erfahrung, schwer tut. Ihre Tochter hilft ihr bei vielen Dingen, so dass es aber nie etwas zu beanstanden gab.
Die Arbeit, die sie verrichtet, könnte ich locker in 20 Stunden pro Monat erledigen.
Anfang nächsten Jahres endet mein zweites Jahr Elternzeit und aktuell planen mein Mann und ich so, dass ich wieder 20 Stunden die Woche arbeite und mein Mann in der Zeit auf unsere kleine Tochter aufpasst. Wir haben leider für sie keinen Betreuungsplatz bekommen, der uns zusagt.
Mein Job ist ok, aber wirklich freue ich mich nicht darauf, wieder 4 Tage die Woche zu pendeln. In der Zeit, in der mein Mann auf unsere Tochter aufpasst, kann er natürlich nicht arbeiten, so dass sich sein Einkommen aus seiner Selbstständigkeit verringern wird, bzw er viel abends und am Wochenende nachholen muss.
Die Angestellte des überschriebenen Unternehmens bekommt ein Gehalt in Höhe des Gehalts, was ich für 20 Stunden die Woche bekomme. Ich muss also 4 mal so viel arbeiten, plus 2 Stunden Fahrtweg an 4 Tagen die Woche.
Ihr könnt euch denken, auf was ich hinaus möchte. Für unsere Familie insgesamt wäre es einfach super, wenn ich ihre Verwaltungsarbeit übernehme und wir so das Gehalt für sie einsparen könnten.
Aber mein Mann und ich mögen die Frau sehr und sie tut uns leid. Hinzu kommt, dass sie die Mutter eines Freundes meines Mannes ist und das natürlich auch die Freundschaft belastet, wenn wir sie kündigen.
Aber wie auch schon anfangs erwähnt, muss sich auch laufend etwas ändern, damit wieder mehr Umsatz erzielt wird. Sobald die Elternzeit vorbei ist und ich wieder arbeiten gehe, werde ich kaum Zeit haben, mich weiter intensiv damit zu beschäftigen.
Was würdet ihr machen? Egoistisch denken oder das moralisch Richtige tun?

Liebe Grüße

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Ein Unternehmen - erfolgreich - zu leiten, macht es manchmal erforderlich, 'egoistisch' zu handeln. In diesem Fall wäre eine Umstrukturierung nicht nur für dich sondern auch für die Fima von Vorteil. Jüngere Kraft, mehr Leistungsfähigkeit, vermutlich weniger Krankheitstage, angemessenes Gehalt, da die jetzige Verwaltungsangestellt ja überbezahlt ist, wie du sagst.
Auch sozial halte ich eine Kündigung für vertretbar. Die Frau ist nicht mehr die Jüngste, hat sich die Rente mehr als verdient und gerade die ältere Generation neigt dazu, sich mehr zuzumuten, als gut für sie ist.

Ich würde noch einmal mit ihr sprechen, ihr die Lage schildern, wie sie eben ist und sie um Verständnis bitten. Unter Berücksichtigung aller Umstände, wird sie einsehen, dass es so das Beste für alle Beteiligten ist, es muss eben eine Entscheidung her. Wenn sie in zwei Jahren sagt, sie kann/will nicht mehr - und das ist ja nicht unwahrscheinlich -, stehst du in einem Arbeitsverhältnis, das nicht von jetzt auf gleich beendet werden kann. Und ein Freund, der nicht versteht, wenn seine über 70-jährige Mutter gekündigt wird, weil es aus unternehmerischer Sicht notwendig ist, ja da weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. Natürlich ist da das Problem des Finanziellen, aber hier muss man halt ehrlich sagen, dafür seid nicht ihr verantwortlich, wenn es auch für euch spricht, dass ihr euch darüber Gedanken macht. Ihr müsst, wie schon gesagt, langfristig denken und gilt es jetzt erst einmal, die Firma gewinnbringend(er) aufzustellen.

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Was möchte denn die Angestellte? Mit über 70 hätte sie sich die Rente längst verdient. Vielleicht fühlt sie sich umgekehrt auch verpflichtet, weiterhin für euch zu arbeiten, möchte aber eigentlich lieber den Ruhestand genießen.

Redet doch mit ihr und versucht gemeinsam eine Lösung zu finden. Eventuell könnt ihr sie auszahlen, wenn sie nicht gehen möchte, oder ihr bietet eine Art Altersteilzeit an.

Einfach kündigen ist so eine Sache - vielleicht ist ihre Rente so mager, dass sie arbeiten muss, um nicht am Hungertuch zu nagen.

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Wir haben mit ihr mal vorsichtig versucht darüber zu sprechen.
Es ist tatsächlich so, dass sie das Einkommen braucht und gerne dort weiterarbeiten würde.
Wir vermuten, dass ihre Tochter so gut wie alles für sie macht, wissen es aber nicht sicher. Es ist halt wirklich ein sehr gutes Gehalt für die Arbeit, die zur Zeit dort anfällt. Für einen jungen Menschen, der sich etwas in dem Bereich auskennt, nicht schwer und leicht verdientes Geld.
Aber da sie das Einkommen so dringend braucht, sind wir halt so unsicher, ob wir ihr das antun können. Menschlich würde ich sagen auf keinen Fall.
Aber unsere Kinder sind beide noch sehr klein und es wäre halt echt perfekt, wenn wir die nächsten Jahre diese Möglichkeit hätten.
Es ist wirklich schwierig..
Aber danke für deine Antwort!

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Wäre es möglich, dass du mit einsteigst.
Erst mal weniger, ergänzend zu ihr.
So, dass du dich schon mal einarbeiten kannst, intern mitbekommst, wie es wirklich läuft (was die Tochter macht, was sie macht) usw.

Vielleicht kann sie dir ja auch einiges zeigen, was du momentan noch übersiehst.
Mit der Zeit können deine Stunden steigen.

Bei ü70
und bei dir mit kleinen Kindern
denke ich an eine Zweckgemeinschaft beruflich. Sie kann gesundheitlich aprupt ausfallen. Für dich/das Unternehmen kann es schwierig sein, wenn du mit Kindern kurzfristig ausfällst. Da kann es schon eine Hilfe sein, wenn da noch jemand da ist.

Finanziell wäre es natürlich zu jonglieren. So, dass es für den Betrieb tragbar ist und so, dass du nicht zu kurz kommst.

Die Chance, wenn ihr euch da ergänzen könntet und du von innen heraus Fahrt aufnehmen könntest, sehe ich durchaus.
Das Risiko, dass ihr euch in die Haare bekommt, weil beide mit dem Kopf durch die Wand wollen (innovativ vs. das war schon immer so) besteht auch.

Wie wäre es mit einer Probezeit für dich. Ggf. auf 450 Euro Basis während der Elternzeit (wenn dein AG das mitmacht)
So von außen sieht es ja gut aus, wie du schreibst. Mit Kindern dann wirklich dort arbeiten oder den Schwiegervater haben, der doch öfter mal reinredet oder so..... da können noch Faktoren kommen, die von außen nicht so zu sehen sind.

Falls es gar nicht klappen würde
- sie ist schon gekündigt
- du hast deinen alten Job gekündigt
- arbeitest ihren Posten
es klappt nicht. Andere Vorstellungen, schwierig, sonstiges

könntet ihr dann den Betrieb verkaufen?
Auch das würde ich mitbedenken.

Sowohl wenn Schwiegervater noch lebt und es mitbekommt
als auch wenn er es nicht mehr mitbekommen würde, aber sie noch bei euch angestellt wäre.

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Die Frau ist doch über 70! Das wird es doch wirklich Zeit für die Rente. Tut, was gut für euch ist. Sie hat so lange für das Geschäft gearbeitet, irgendwann wird es doch Zeit für eine neue Generation. Hat dein Dad ja auch eingesehen.
Warum hast du es eigentlich nicht bekommen?

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Ich würde aber auch erstmal mit ihr in Ruhe reden und ihre Erwartungen klären. Vielleicht möchte sie eh bald aufhören oder reduzieren. Dann passt das vielleicht sogar gut.

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Sie möchte auf jeden Fall weiter bei uns angestellt sein, da sie sonst finanziell wirklich Probleme hätte.
Wir vermuten, dass sie eigentlich eh den Großteil der Arbeit an ihre Tochter weitergibt.
Das Unternehmen gehörte meinem Schwiegervater und der hat es natürlich meinem Mann überschrieben, da es sich um viel Kapital in Form eines großen Grundstücks handelt. Selbst wenn es die Firma mal nicht mehr geben sollte, bleibt aber das Grundstück in Besitz meines Mannes.

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Hallo

ob man Sie so einfach Kündigen kann ist fraglich. Zudem sie wohl schon länger dort arbeitet und mit Sicherheit eine Abfindung bekommen kann. Ich würde mich erst mal schlau machen.

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Naja, bei 70 kann man durchaus auch die (Zwangs)berentung anstoßen hätte ich jetzt gedacht? Sie wurde ja vor Renteneintrittsalter eingestellt

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Okay, grad nochmal nachgelesen, das kommt auf den Arbeitsvertrag an... dennoch, rein rechtlich dürfte es in einen absoluten Kleinunternehmen mit 2 Angestellten schon möglich sein.

Moralisch mag sich das schwierig anfühlen in der Konstellation, aber ich finde da muss man schon eure Situation sehen - ich würde auch die Kündigung aussprechen.

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Gibt es denn die Alternative sie weiter zu beschäftigen überhaupt. Es klingt so als würde das Unternehmen nicht mehr lange Bestand haben wenn sich niemand intensiv kümmern.
Wenn du wieder in deinen alten Job zurück gehst ist ja niemand mehr da der das tun kann.
Dann hätte sie den Job auch nicht mehr.
Ich verstehe schon, dass die Kündigung für euch wahnsinnig unangenehm ist. Ich würde es trotzdem machen.
Wäre doch schade, wenn alles den Bach runter geht obwohl du es gerne übernehmen würdest. Das jetzt unter die Räder kommen zu lassen fände ich auch für deinen Schwiegervater schlimm. Der hat wohl auch viel Zeit und Ideen investiert.

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Ich würde es ihr sagen wie es ist. Ihr könnt sie euch finanziell nicht mehr leisten.
Das wird sie wahrscheinlich selbst auch schon mitbekommen haben.
Aus unternehmerischer Sicht ist sie nicht mehr tragbar.
Ihr seid nicht für ihre finanzielle Situation verantwortlich,sondern sie.
Aber ihr seid für eure finanzielle Situation verantwortlich.
Menschlich ist es natürlich schwer eine Kündigung auszusprechen.
Aber sie muss doch auch schon selbst merken, dass es Zeit ist zu gehen, wenn sie ihre Arbeit an ihre Tochter auslagert.
Auch ihr Sohn mit dem dein Mann befreundet ist, wird es vermutlich schon mitbekommen haben.
Irgendwann geht es eben nicht mehr.

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Ich würde mich mit ihr hinsetzen und ihr sagen, dass ihr sie einfach nicht halten könnt.

Entweder sie bleibt, dann macht ihr wahrscheinlich dicht, denn weder du noch dein Mann können sich in dem Fall um das Unternehmen kümmern (du müsstest dann extern arbeiten und dein Mann hat durch die Kinderbetreuung sowieso weniger Zeit), oder aber sie geht und du kannst auf deinen anderen Job verzichten und dich um das Unternehmen kümmern.

So oder so, wird sie den Job nicht lange haben: So würde ich es verkaufen.

Es ist unangenehm und man ist in einer Zwickmühle, aber die Frau ist 70 Jahre alt, sie kann doch nicht ernsthaft erwarten so bis ins Grab weiter machen zu können. Sie hätte zumindest einen Plan B in der Schublade haben müssen. Ihr müsst auch an euch und eure Kinder denken. Wenn sie bleibt wird sie dem Job wahrscheinlich sowieso nicht lange haben....

Ich würde mich zeitig darum kümmern, denn die Kündigungsfrist kann je nach Vertrag, Kündigungsgrund und Dauer des Angestelltenverhältnisses sehr lange sein.

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Denk das Ganze mal andersrum durch.
Was passiert, wenn du dich nicht in die Firma einbringst und sie wieder zum Laufen bringst?
Dein Mann hat keine Zeit sich darum zu kümmern, also wird es wahrscheinlich sonst auch niemand machen oder?
Dh dann würde die Firma zu sperren müssen und die gute Dame verliert auch ihren Job!

Vielleicht findet ihr ja auch eine andere Aufgabe für sie? Innerhalb der Firma?
Oder vielleicht würde sie sich gerne um deine Tochter kümmern, bis ihr einen Betreuungsplatz bekommt?

Glg

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Wenn ich das richtig verstehe arbeitet die 70 jährge zwar offiziell für Euch

aber inoffiziell macht das ihre Tochter und sie tut nur so als ob sie das macht richtig?

Dann würde ich das egoistsich sehen--- sie kann ihren Job OHNE ihre Tochter wahrscheinlich gar nicht mehr ausüben und warum sollt ihr ihre Tochter bezahlen?
Die ist nicht bei Euch angestellt...

Ich würde das anders verkaufen--- sie bekommt weniger Std.-- weil du genau weißt wiviele Std. ihre Arbeit nur braucht----und weniger Geld.... und dann wird man ja sehen was sie sagt

kein AG zahlt einer AG Geld für 40 Std. wenn der Job nur 20 Std in Anspruch nimmt--- überspitzt gesagt..

und rechnet mal rum--- wieviel Geld ihr quasi in den Wind schießt nur um sie zu halten....


wenn ihr jetzt jemanden für sie einstellen müßtet ( nicht dich, jemand neues)

---was würde derjenige verdienen und wieviele Std.
ganz realitisch mal gesehen.

Danach würde ich handeln-- ihr müßt ja auch sehen, wo ihr bleibt...immer Geld zusetzen bringt keinem was..