Emotionale Erpressung

Ist es mittlerweile normal Menschen emotional unter Druck zu setzen?

Woher kommt diese Art überhaupt? Liegt es an Generationen vor uns, die dann sozusagen übernommen wurden sind.

Ist es auf eine gewisse Weise vllt sogar okay?

Wie viele wurden bereits von euch emotional erpresst/ bzw unter Druck gesetzt?

Ich glaube das ich so groß geworden bin, meine Gefühle hatten nie eine große Bedeutung bzw habe ich mich auch nie getraut diese offen auszusprechen. Meine Mutter war/ ist der Meinung das sie alles "richtig" bzw nur zu unserem besten getan hat.
Nachdem ich mein erstes Kind bekam, habe ich viel über meine Vergangenheit nachgedacht.
Nun kam es so, dass wir bereits schon 10 Jahre kein Kontakt haben. Von bekannten hörte ich nur, das sie sagte, selbst wenn ich sie bitten würde, würde sie mir nicht verzeihen. Sie hat keine Tochter mehr!

Aber ganz ehrlich, nur weil ich ihr Kind bin, muss ich mich doch nicht immer und immer wieder unterordnen. Wir sind Erwachsen! Eine Beziehung funktioniert doch nur, wenn beide an sich arbeiten. Aber wenn jemand von Anfang an überzeugt ist "fehlerfrei" zu sein, ist dies doch zum scheitern verurteilt.

Auch meine Schwiegermutter meint, sie täte alles nur zu unserem besten.
Konflikte Enden in Tränen und in Androhung das sie ja bald nicht mehr leben würde.

Ich bin von klein auf immer wieder solchen Situationen ausgesetzt. Kann damit auch sehr schlecht umgehen, da mein Gewissen mich sehr belastet.
Und ich höre immer öfter von Menschen die ähnliches erleben, erlebt haben.

Oder ist es normal, sind Menschen halt so. Muss man damit leben? Muss man, weil man das "Kind" ist sich immer wieder unterordnen?

Ich weiß zb von meiner Schwiegermutter, dass sie auf vieles verzichtet hat, ihren Eltern zu liebe. Sie hat sie damals auch bis zum Tod gepflegt. Erwartet dies nun auch von ihren Kindern.

Aber wieso lernt man nicht aus dieser Zeit? Wieso ist man dann zu seinen eigenen Kinder genauso? Kann man als Elternteil überhaupt erwarten das die Kinder diese später aufnehmen und pflegen?

Ich möchte eigentlich nur eine harmonische Familie, aber ich merke das es mich psychisch sehr belastet/ überfordert.

Kennt ihr auch solche Situationen in denen ihr emotional unter Druck gesetzt werdet? Wie geht ihr mit diesen Situationen um? Habt ihr weiterhin Kontakt zu diesen Menschen?

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Meine Oma mütterlicherseits war so. Sie war lange alleinerziehend und meine Mutter ist ein Einzelkind. Dadurch hing sie auch sehr an meiner Mutter und später auch an ihrem neuen Mann. Sowohl meine Mutter als auch mein Opa wurden von ihr emotional erpresst. Sie weinte im Streit oder wenn jemand anderer Meinung war, immer direkt los, tat so als würde man sie nicht lieben und meinte oft, es sei wohl allen recht, wenn sie sterben würde. Meine Mutter hat oft geweint, weil das für sie sehr schwer war. Sie und mein Opa haben eigentlich immer versucht ihr alles recht zu machen. Ich habe mich eher an meinem Vater orientiert (er ließ das nie mit sich machen) und ließ mich schon als Kind nicht erpressen. Als Erwachsene noch weniger. Meine Mutter hat dieses Verhalten meiner Oma zum Glück nie übernommen.
Ich denke, dass Menschen, die emotional erpressen, zu tiefst unsichere Charaktere sind, die kein Selbstbewusstsein haben und stets Angst haben, nicht geliebt zu werden. So versuchen sie dann das Verlassenwerden zu verhindern. Sie können einem irgendwo leid tun. Auch wenn das natürlich gar nicht geht und ich auch verstehe, wenn man keinen Kontakt will.

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Wenn man kein Selbstbewusstsein und Angst hat, dann erpresst man doch gar nicht erst andere Menschen emotional. Dann leider man still vor sich hin und macht das mit sich aus. Ich würde mich nicht trauen, sowas mit anderen abzuziehen, wenn sie nicht bei mir bleiben oder mich sonst irgendwie ausschließen/ negativ behandeln.

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Angst nicht geliebt zu werden, definitiv.

Leid tun, ja.
Ich habe auch viel Verständnis aber manches geht dann einfach zu weit.
Zb hatte ich eingeladen zu nem Geburtstagsbrunch von meinem Kind. Das wurde so schlecht geredet, sie würden nicht kommen zu früh, zu irgendwas. Monate später war sie zum Geburtstagsbrunch ihrer Tochter.

Gefühlt will sie bestimmen wie wir uns zu Verhalten haben, am liebsten wäre es ihr wenn wir jedes WE bei ihr wären. Wenn sie unser Mittelpunkt ist. Ist sie aber nicht und das passt ihr nicht.

Oft bin ich sogar an dem Punkt wo ich mich hinterfrage, ob mit mir etwas nicht stimmt. Ob ich zu kritisch bin.

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Ich kenne das auch gut, das sind wirkliche Energieräuber solche Menschen. Sehr egozentriert.
Und ja, viele Menschen erwarten, dass Kinder ihre Pflegeversicherung sind. Ich bin kinderlos, was meinst Du, wie oft ich im Leben gehört habe, dass ich das im Alter bereuen werde und ganz einsam sein werde und niemand mich pflegen wird. Wer solche Äusserungen trifft, teilt ja mit, dass er davon ausgeht, dass es bei ihm nicht so ist, weil man ja Kinder hat.
Ich persönlich finde diese Erwartungshaltung auch schräg.
Bei der emotionalen Erpressung und der Tränendrüse würde ich cool bleiben und ganz klar sagen, dass das jetzt emotionale Erpressung ist und Sie das Drama Level doch mal bitte 5 Stufen runterfahren soll.
Bei mir hat es geholfen, in dem Fall meine Mutter hat gemerkt, dass die Nummer bei mir so gar nicht zieht.

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Meinem Mann fällt es da definitiv leichter, seine Meinung zu äußern.

Ich hingegen stecke viel ein, einfach weil ich damit nicht umgehen kann bzw auch nie wirklich gelernt habe für mich einzustehen, nicht die nötige Stärke besitze und statt dessen laufe ich davon. Also inform von weniger Kontakt bis hin zu keinem Kontakt.

Ja sie rauben einem wirklich die Energie.
Ich bewundere es, wenn so wie du sagst einfach offen und ehrlich geantwortet wird. Das diese Show einfach zuviel ist und man sich davon nicht erpressen lässt.

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Mir geht es ähnlich wie Dir, ich habe allerdings selbst keine Kinder / Familie.

Meine Mutter ist verwitet und jetzt da sie im Alter zunehmend alleine ist, setzt sie mich häufig unter Druck um ihren Willen durchzusetzen (ich muss dazu sagen wir hatten noch nie ein wirklich gutes Verhältnis zueinander), meistens geht es darum dass ich nicht oft genug anrufe oder zu Besuch komme (ich wohne fast 1000km entfernt)

Bei meiner Mutter sind es in der Regel „Aufforderungen“ (statt „bis zum nächsten Mal“ heißt es „Du rufst mich ja am Wochenende dann wieder an, ja?“ oder „Du könntest jetzt schonmal wieder zu Besuch kommen“ bis hin zu „ich bin Deine Familie, da macht man das so“ und „wer weiß wie lange ich noch lebe“ oder „ich bin sowieso nicht mehr lange da“.

Ich habe wohl auch nie gelernt mich dem entgegenzustellen und Grenzen zu setzen, und auch ich „flüchte“ in der Regel und reduziere den Kontakt. Auch bei mir bringt Ansprechen der Situation gar nichts, und es belastet
mich sehr dass ich aus der Spirale irgendwie nicht rauskomme :(

Alles Gute Dir!

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Ich kenne das leider auch und kann dir keine Tipps dazu geben. Du bist jedenfalls nicht allein, wie bereits von dir erwähnt.

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Frage mich wirklich oft, warum?

Warum sind Menschen so? Warum fehlt es vielen an Selbstreflexion.
Ich mein, es kommt ja immer auf die Art und Weise an.
Ich habe zb nie gesagt das meine Mutter schlecht ist, oder das sie kein guter Mensch ist. Aber ich hatte ihr geschrieben, dass sie mich im vielen Situationen alleine ließ, obwohl ich sie gebraucht hatte. Auch detailliert, was/wann. Aber sie deutet alles sehr negativ, sagte ich hätte gesagt sie wäre eine Rabenmutter usw.
Statt einfach mal ins Gespräch zu kommen, zu sagen okay mir was es nicht bewusst, aber in dem Moment hatte ich das nicht so gedeutet oder oder.

Ich mein niemand hört gerne Kritik, ich auch nicht. Aber ich schlafe meist eine Nacht drüber und denke nach. Ich weiß ich bin nicht perfekt. Auch ich möchte nur das "beste" für meine Kinder, natürlich. Aber das beste ist noch lange nicht das beste fürs Kind.
Und auch ich habe bereits vieles "falsch" gemacht, aber das ist okay. Auch habe ich mich schon bei meinen Kindern entschuldigt, gehe ins Gespräch mit ihnen. Wir sind schließlich Menschen mit Gefühlen.

Im allgemeinen stimmt es mich doch traurig, weil wir ja alle eine Familie sind. Aber ich schaffe es nicht, diesen Kontakt aufrecht zu halten.

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Ich habe dir eine PN geschrieben.

LG Hinzwife

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"Ist es mittlerweile normal Menschen emotional unter Druck zu setzen? "

Nein.
Das gab es auch schon früher!

Anders ist: über das Internet kann man sich großflächiger informieren; Psychologische Forschung hat sich weiterentwickelt.

Oft wird es über Generationen weiter gegeben/übernommen.
Wer reflektieren kann, kann ausbrechen. Manche schaffen das, manche nicht. Manche wollen nicht darüber nachdenken, weil es zu schmerzhaft ist.