Wie oft neu anfangen?!

Ich weiß, niemand hat eine echte Lösung, aber irgendwie muss ich mal mein Leid klagen, das mir gleichzeitig wie ein Luxusproblem vorkommt. Mein Mann und ich haben drei Kinder (7,3,1 Jahre), eine zu kleine Wohnung (es gibt leider nichts auf dem Markt), sehr flexibele und gut bezahlte, aber leider befristete Jobs, die wir inhaltlich aber gerne mögen. Aufgrund der Jobsituation meines Mannes war immer klar, dass wir den Standort noch einmal wechseln und umziehen werden - wir wohnen im aktuellen Ort seit etwas mehr als drei Jahren - grade aktuell fühle ich uns aber hier wirklich angekommen. Ich merke so richtig, wie sich grade alles in mir gegen einen Neuanfang sträubt. Aufgekommen ist das Gefühl, weil aktuell eine berufliche Chance für meinen Mann im Raum steht, die jedoch mit einem großen Umzug verbunden wäre. Erfahrungsgemäß habe ich öfter mal Angst, wenn es um Veränderungen geht, gleichzeitig bin ich aber bisher überall gut angekommen, auch, wenn es natürlich etwas dauert und Kraft kostet. Aber ich mag einfach nicht. Über kurz oder lang steht ein Umzug aber andererseits - das ist die rationale Seite - eh bevor.
Wie oft habt ihr, wo, und mit Kindern neu anfangen?! Könnt ihr mir meine Ängste nehmen?!

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Gibt es denn keine Möglichkeit, dass eure Jobs entfristet oder verlängert werden und ihr also bleiben könnt? Ist es der Karrierezuwachs von Deinem Mann wert, zu verlieren was Du beschreibst?--Ich finde vermehrtes Umziehen und wieder Neustarten nicht so optimal, gerade nicht für Leute die ohnehin Schwierigkeiten haben mit Veränderungen. Das hat man ja nicht ohne Grund. Dann macht es Sinn, zwar nicht in der Lähmung zu verharren, aber sein Leben doch so zu gestalten, dass eben nicht dauernd Veränderungen zu bewältigen sind.
Ich finde diese krasse Mobilität wird heutzutage oft als eine Stärke dargestellt, dabei ist es oft eher so eine Bindungslosigkeit. Es ist viel wert, wenn man einen Ort gefunden hat, an dem man sich wohlfühlt. Es ist auch irgendwann mal eine Grenze erreicht, wo man nicht nochmal neu anfangen wollen muss...

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Die Stelle meines Mannes läuft in drei Jahren aus, keine Chance auf Verlängerung oder Verstetigung. Meine Stelle läuft Ende 2024 aus, theoretisch kann es aber schon gut sein, dass es dort Anschlussperspektiven gäbe - eine Entfristung ist hingegen mit Blick auf die Strukturierung meines Arbeitsfeldes, in dem insgesamt nur sehr wenige Stellen entfristet sind nicht sehr wahrscheinlich.
Naja, Schwierigkeiten mit Veränderungen... Ich bin in meinem Leben 8 oder 9 Mal umgezogen, habe an drei unterschiedlichen Orten studiert und auch "schon" 3 Mal den Job gewechselt. Es dauert immer ein wenig, aber bisher bin ich überall "gut" angekommen, habe Leute kennengelernt, etwas aufgebaut usw.... Ich habe "nur" keine Lust. Der Aufwand erscheint mir vielleicht zu hoch grade bzw. fühle ich mich aktuell einfach wohl. Aber du hast schon recht, das ist viel wert, sich heimisch zu fühlen - das nehme ich nochmal mit als Gedanken. Gleichzeitig mangelt es eben schon an den Perspektiven hier. Die "einzige" Möglichkeit langfristig hier zu bleiben, wäre entweder, dass ich mit den Kindern hier bleibe und mein Mann unter der Woche weg ist und pendelt oder, dass mein Mann sich einen Job "in der Nähe" sucht, der jedoch weder seinen Qualifikationen noch seinen Wünschen entspricht. Den Traumjob in näherer Umgebung zu bekommen, ist leider super unwahrscheinlich.

Ich weiß einfach nicht, ob wir eines der beiden Szenarien, die es gibt, wenn wir hier blieben, wirklich tragen können / wollen.

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Wie wahrscheinlich ist es denn, dass er am neuen Standort dann langfristig seinen Traumjob hat? Unbefristet? Oder wäre das ehrlicherweise wieder nur eine Lösung für einige Jahre?

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Wichtig finde ich, dass IHR beide euch einig seid, ihr euch liebt und einen Notfallplan habt.

Unsere Kinder waren 10, 8 und 6, als wir uns selbstständig gemacht haben. Erster Tag der Selbständigkeit war Tag des ersten Lockdowns. Geschäfte machte man im Restaurant. Meine Güte hatten wir Angst. Drei Kinder, mehrere Immobilien,…kein anderes Einkommen mehr.

Da war sehr sehr spannend! Hat sich gelohnt und näher aneinander gebracht, als wir sowieso schon waren.

Ich finde, wenn man einen realistischen Plan hat, dann MUSS man es versuchen. Sonst wirft man sich das ein Leben lang vor und fragt sich „was wäre wenn?“

Haltet zusammen. Dann gewinnt ihr jeden Weg!

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Da hast du natürlich grundsätzlich schon recht. So haben wir es damals als wir mit unserer Großen umgezogen sind, auch gedacht. Wenn wir uns haben und zusammen halten, der sicherer Hafen für unsere Tochter sind, wird alles gut. Und es stimmte auch. Gleichzeitig merke ich an mir, dass mir grade die Lust zum Neuanfang fehlt. Gleichzeitig ist mir schon klar, dass wir um diesen wohl eh nicht drum herum kommen, früher oder später. Wir liebsten hätte ich grade, dass alles so bleibt, wie es ist.. Denn grade ist es gut, mit Optimierungspotenzial, was den Wohnraum betrifft. Aber diese Möglichkeit gibt es nicht wirklich.

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Ach herrje... So viele Tippfehler 🙈 beim nächsten Mal sollte ich vorher nochmal lesen.

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Persönlich kann ich da nicht mitreden, doch ich hab hier eine Freundin gefunden, die oft umgezogen sind, zuletzt allerdings vor 18 Jahen. Damals waren die Kinder 9 und Zwillinge 4. Die Kinder haben sich gut eingelebt und etwa nach 3 Jahren stand das Thema wieder zur Diskussion. Da hat die große Tochter , damals 12 J., Rabatz gemacht....sie ziehe nirgendwo mehr mit hin, immer wenn sie wo Freundschaften geschlossen habe, werde weggezogen...usw. Auch die zwei Kleinen waren natürlich dagegen.
Das hat die Familie wirklich veranlasst, hier zu bleiben.

Ich denke, je größer die Kinder werden, desto heftiger kommt davon Gegenwind.

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Davon gehe ich auch aus, ja. Gleichzeitig weiß unsere Große um unsere Jobsituation und, dass wir vermutlich noch einmal (mehr ist aber absolut nicht geplant) werden umziehen "müssen". Wir machen das kein Geheimnis draus. Trotzdem hast du natürlich recht - es wird vermutlich zunehmend schwerer sie "umzuwurzeln". Ich selbst bin einmal mit 12 und einmal mit 16 umgezogen. Aber beide Male auf eigenen Wunsch. Das ist halt dann doch was anderes.

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Hi,

ich kann dich gut verstehen. Wir sind zwei Mal mit den Kindern umgezogen. Vor den Kindern bin ich sehr oft umgezogen, zwangsweise. Beim ersten Umzug waren die Kinder noch klein. 3 und 1. Beim zweiten Umzug dann 7 und 5. Den zweiten Umzug haben wir gerne gemacht, da er für immer sein sollte. Mittlerweile pendelt mein Mann wieder über eine Stunde zur Arbeit. Aber ein erneuter Umzug kommt für uns erstmal nicht in Frage. Wegen der Kinder, sie sind jetzt 11 und 9. Und natürlich auch wegen unseres Eigenheims und meinem Beruf hier. Im Zweifel hätten wir ne Wochenend Ehe. Das haben wir schonmal geschafft und das würde auch wieder gehen.

LG

Isabel

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Ja, das mit der "Wochenende-Ehe" kennen wir auch schon. Mein Mann hat ein Jahr lang 700 km weit weg gearbeitet, da war er von Sonntag/Montag bis Donnerstag weg. Er hat dort gestartet 2 Monate vor Geburt der Mittleren. Das ging alles. Ich war aber auch in Elternzeit. Wir hatten auch schon überlegt, ob er jetzt ggf eine zeitlang (2-3 Jahre, um herauszufinden, ob es das richtige ist und sich ggf auch nochmal anderweitig bewerben zu können) pendeln könnte. Nur wäre es diesmal so, dass wir drei Kinder haben und ich auch noch 75% arbeiten müsste. Die Voraussetzungen sind also andere und ich habe Bammel, dass ich das nicht schaffe, nicht mit meinem Job vereinbaren kann - den ich gerne und auch gerne gut mache.
Wie war der zweite Umzug für eure Kinder? Wie schnell sind sie angekommen? Gab es Familie/Bekannte in der Nähe? Für uns wäre es ein Umzug ins Ausland ohne, dass wir das Vor-Ort kennen... Puh

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Hi,

da der Umzug nur wenige Monate vor den lockdowns war hatten wir alle zu wenig Zeit, um anzukommen und wirklich Freunde zu finden. Das holen wir jetzt nach. Unserer großen ist es tatsächlich leichter gefallen, da es hier am Ort mehr Kinder in ihrem Alter gibt. Aber so langsam kommt das alles. Das dauert aus meiner Erfahrung 1-2 Jahre...mit lockdowns natürlich deutlich länger

LG

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Aktuell gibt es auf dem Arbeitsmarkt genügend Möglichkeiten für längerfristige Jobs ohne umziehen zu müssen. Warum wechselt ihr da nicht?

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Wir arbeiten in Bereichen, in denen es leider nicht so ist bzw. ja, ich könnte wechseln und würde vermutlich auch im Laufe eines halben bis einen Jahres eine recht passende unbefristete Stelle finden, die Stellen, auf die mein Mann sich aber bewirbt, sind nach wie vor rar. Es gibt jährlich deutschlandweit etwa 5 Stellenangebote, die einigermaßen passend sind. Bisher hat er aber keine dieser Stellen bekommen.

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Ich bin kein Fan von Umziehen, würde in eurem Fall aber eher dazu raten.
Vor allem weil euer Wohnraum zu klein ist und es keine größeren Alternativen in eurer Umgebung gibt.
Und weil eure Stellen auslaufen und dein Mann nur sehr schwer etwas finden kann.
Es ist toll für deinen Mann, wenn er endlich seinen Traumjob nachgehen kann. Wenn deine Stelle sowieso befristet ist und du recht leicht eine ähnliche Stelle finden kannst, wäre es wahrscheinlich schon besser.
Es ist besser umzuziehen, je jünger die Kinder sind.
Für sie ist das auch alles ja nicht einfach, sie müssen Freundschaften aufgeben usw.
Natürlich ist es auch für dich nicht schön, wenn du das Gefühl hast, endlich angekommen zu sein, schon wieder aufgeben musst.
Ich würde es vermutlich so machen:
Der Mann soll die neue Stelle annehmen und vorerst ein Apartment kurzfristig mieten und nebenher eine tolle Unterkunft für eure Familie suchen.
Er sollte zumindest für drei Monate dort arbeiten, um zu sehen, ob der Job wirklich so toll ist und ihm der neue Wohnort gefällt.
Du bleibst mit den Kindern vorerst an eurem jetzigen Wohnort, kannst dich aber auch schon mal bewerben.
Und euer Mann kommt dann am Wochenende nach Hause, ihr aber hin und wieder mal ein Wochenende zu ihm, um den neuen Wohnort schon mal auszukundschaften und kennen zu lernen.
Diese Vorgehensweise hat mehrere Vorteile:
Wenn es eine tolle große Wohnung oder ein Haus gibt, in das man umziehen kann, freut man sich schon mal mehr.
Wenn du noch dazu einen neuen Job gefunden hast, ist es auch einfacher.
Und wenn du deinen Mann nur noch wochenends siehst, freust du dich dann auch gleich mehr auf den Umzug, weil dann eure Familie wieder vereint ist.
Und falls deinem Mann der Job doch nicht gefällt, kann er wieder zurückkommen, ohne dass ihr euer gesamtes Leben umgekrempelt habt.

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Ja, das klingt insgesamt schon recht schlüssig, was du da schreibst und auch das Vorgehen macht Sinn. Wenn die Wohnraumfrage sich nicht hier auch stellen würde, wäre es wohl nochmal anders, aber ja, erfahrungsgemäß ziehen einige Familien auch wieder hier weg aktuell, weil es eben keinen Wohnraum gibt und auch ein Umzug 10 km weiter würde für die Kinder bedeuten, dass sie Schule und Kita wechseln müssten.

Wochenenden zu meinem Mann runter zu fahren, klingt grundsätzlich tatsächlich auch gut, wird nur nicht so leicht zu realisieren sein, da wir von einer Distanz von 650 km sprechen, die ich mir alleine mit den Kindern ehrlich gesagt nicht zutraue. Aber dort mal eine Woche gemeinsam zu verbringen oder ähnliches wäre natürlich möglich.

Die Distanz schreckt mit Blick auf familiale Anbindung natürlich auch nochmal. Aktuell wohnen wir in einer Stadt mit der Schwiegerfamilie, wenn sie auch nicht maßgeblich in die Kinderbetreuung involviert sind, zu meiner Familie sind es etwa 200 km... Unsere Eltern sind nicht mehr die Jüngsten. Oft sehen werden wir sie dann wohl nicht mehr. Aber auch hier - schieben wir es jetzt auf, kann uns das Gleiche in 2,5 Jahren "blühen".

2,5, maximal 3 Jahre wären halt die Zeit, in der man ansonsten hoffen müsste, dass sich eine ebenso gute andere Chance ergibt. Es ist nicht ausgeschlossen, aber auch weit weg von sicher. Ach Mensch. Wenn man in die Zukunft schauen könnte, wäre es leichter ;)

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Dass die Familie bei euch in der Nähe wohnt, ist schon ein wesentlicher Punkt, der gegen einen Umzug spricht.
Ich wohne 2 Stunden entfernt von Familie.
Obwohl ich meinen aktuellen Wohnort sehr mag und er mir so vieles bietet, würde ich am liebsten in meinen Heimatort zur Familie zurück.
Auch mein Kind würde gerne viel mehr Zeit mit seinen Omas und Opas verbringen.
Ein Umzug von 10min ist auch eine viel kleinere Veränderung.
Man kann immer noch leicht Kontakt zu seinen Freunden halten, die Familie viel sehen, usw.
Gibt es für deinen Mann sicher keine anderen Jobs? Auch wenn es nicht genau der Traumjob ist, aber etwas das in die selbe Richtung geht?

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Ich verstehe dich sehr gut. Ich bin in meinem Leben sehr oft umgezogen. Meine Kindheit und Jugend habe ich im Ausland verbracht, dann bin ich in meine Heimat gezogen, um zu studieren. Während des Studiums bin ich auch mehrmals umgezogen. Nach dem Studium ging es gleich weiter. Ich hab grad nachgezählt,
ich bin mindestens achtmal ungezogen. Der letzte Unzug war mit meinem Freund zusammen. Lange fühlte ich mich nirgendwo und überall zu Hause. In der aktuellen Wohnung leben wir seit sieben Jahren. Wir haben uns hier eingelebt und wollen an diesem Ort bleiben. Mittlerweile sind ein Hund und zwei Kinder dazugekommen. Die Vorstellung, alles von vorne aufbauen zu müssen, fände ich sehr bedrückend. Vielleicht könnt ihr jetzt bewusst darauf hinarbeiten, dass der nächste Umzug wirklich der letzte wird? Könnt ihr euch beruflich umorientieren, damit ihr Aussicht auf eine unbefristete Anstellung habt?