Thema Betreuung durch Familienangehörige (länger)

Hallo allesamt,

Ich benötige mal objektiven Input von aussen bitte.

Folgende Situation. Mein Mann und ich sind seit 17 Jahren ein Paar, haben ein 10-Monate altes Kind. Derzeit sind wir beide halbtags in Elternzeit und können das zeitlich so organisieren, dass ich mich morgens um das Baby kümmere und mein Mann dann mittags. Fremdbetreuung gibt es derzeit keine, ab Ende Januar 2023 geht das Kind 4 Tage die Woche in die Kita.

So, mein Mann ist ein wenig so gestrickt wie der Schwiegervater, gespielt von Robert de Niro, im Film "Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich." Er tut sich schwer damit anderen zu vertrauen, hat seine eigene kleine "Kuppel" in der er nur sehr sorgfältig ausgewählte Menschen hereinlässt. Derzeit sind das seine Mutter, sein Bruder, seine Nichte, ich und das Baby- bedingt meine Eltern, und meine Geschwister. Aufgrund seiner Vergangenheit verstehe ich diese Einstellung absolut.

Ich bin genau das Gegenteil, eher optimistisch und gebe generell Vertrauensvorschüsse. Das Thema "Öffnen unserer Kuppel" (zB in Form von Freundespaaren, etc) ist immer mal wieder Thema, insgesamt kommen wir aber gut zurecht.

Mein Mann vertritt das eiserne Prinzip: Babysitten ist okay, aber nur wenn wir es WIRKLICH brauchen, sprich es keine andere Möglichkeit gibt. Alles andere empfindet er als Abschieben des Kindes.

Nun ergibt sich folgende Situation: Wir müssen am kommenden Samstag eine längere Autofahrt auf uns nehmen (Hin-und Rückweg dauern je 3 Stunden, also 6 Stunden insgesamt). Natürlich ginge das auch mit dem Baby, wir kennen das Kind ja. Es würde das mitmachen, wir würden dazwischen genug Pausen einplanen und auch Freilauf ermöglichen. Ich habe nun vorgeschlagen, das Baby an dem Tag zu meinen Eltern zu geben (oder seiner Mutter-mir egal!), mit folgenden Argumenten:

- Nur weil man etwas KANN, heisst das nicht dass man MUSS. Sprich, dem Baby würde es sicher besser gefallen einen schönen Tag bei Oma und Opa zu verbringen als mit uns 6 Stunden im Auto zu sitzen.

- Ich mache mir tatsächlich ein wenig Sorgen wegen des Kitastarts. Ich würde mich etwas weniger sorgen, wenn unser Kind bis Januar schon ein paar Mal den ganzen Tag über "fremd" versorgt werden würde, damit ich sehe wie das klappt und damit das Baby die Erfahrung machen kann wie es ist wenn Mama und Papa den Tag über nicht da sind.

- Generell vertrete ich die Ansicht, dass wir für unser Kind sehr wohl die Wurzeln bilden, aber nicht seine ganze Welt sein sollten. Ich finde es wichtig, dass es lernt dass es auch andere Menschen gibt, die es lieb haben und denen es vertrauen kann.

Mein Mann ist konsequent dagegen, mit folgenden Argumenten:

- Er will den Tag nicht ohne unser Kind verbringen (Löblich, möchte ich ehrlich gesagt auch nicht, ich verspüre nicht im Geringsten den Drang nach einer "Auszeit", wir werden aber wie gesagt 6 Stunden im Auto sitzen, das Kind hat einen sehr grossen Bewegungsdrang, will ständig krabbeln etc. Das Baby würde es mitmachen, wie gesagt, wäre aber sicher nicht sehr erfreut drüber) --> Demnach habe ich meinem Mann gesagt, dass ich das ein wenig egoistisch finde und mich frage ob das im Sinne des Babys ist.

- Den Einstieg in die Kita will mein Mann in etwa so handhaben, als würde man ein Pflaster runterreissen: Mit einem Ruck und so lange rauszögern wie nur möglich. Er sieht nicht die Notwendigkeit, das Kind eher als nötig abzugeben oder es im Vorfeld auszuprobieren. Es fällt ihm sehr schwer, das Kind ab Januar in der Kita abzugeben-mir auch! Ich verstehe seine Art und Weise das Thema anzugehen, frage mich aber ob es für das Kind das Beste ist. Und ehrlich gesagt hätte ICH persönlich lieber einen Umgang mit dem Thema als würde man in einen kalten Pool reingehen: langsam mit den Zehenspitzen vortasten und sich dann Schritt für Schritt hineinwagen.

- Meine Eltern würden nie unsere Wünsche und Bitten berücksichtigen im Bezug auf Erziehung (so weit man bei einem 10-Monate alten Baby von Erziehung reden kann). Ich habe gekontert, dass sie das auch nicht müssten, sie seien Oma und Opa, seien nicht in die feste Betreuung und Erziehung unseres Kindes eingebunden und könnten demnach an diesen Tagen das Kind meinetwegen in Grund und Boden verwöhnen (ums Verwöhnen geht es nämlich, nicht um irgendwelche gefährlichen Dinge. Die Oma, also meine Mutter, springt wenn das Kind piepst, kauft ihm ständig neue Spielsachen etc...)


Da ich weiss woher die Einstellung meines Mannes herrührt gehe ich damit wirklich sensibel um und habe mich ihm da bisher immer untergeordnet. Ginge es nur nach mir, würde ich das Kind regelmässig zu den Omas geben für einen Tag, nicht feste Tage jede Woche, aber durchaus so ein-zweimal im Monat wenn sie Lust haben. Das Baby hat eine sehr gute Beziehung zu beiden Omas und dem Opa, es besteht sehr regelmässiger Kontakt und das Kind strahlt jedes Mal über beide Ohren. Vor allem meine Eltern fragen immer wieder ob sie das Baby nicht mal einen Tag babysitten dürften.

Dieses Bedürfnis nach Kontrolle und die Ängste meines Mannes gelten nicht nur der spezifischen Situation der "Fremd"betreuung, sondern dehnen sich auch aus auf in meinen Augen absolut harmlose Situationen. Beispiele wären: Er mag es nicht wenn irgendeines unserer Familienmitglieder (seine oder meine, das spielt keine Rolle) mit dem Baby in einen anderen Raum geht, deshalb hatten wir vor vielen Monaten richtig Streit, seitdem versuche ich ihm den Rücken zu stützen, obwohl ich es richtig Schade finde und es mich stresst. Anderes Beispiel: vor ein paar Wochen wollte meine Schwester mit dem Kind eine Runde um den Block spazieren gehen damit es einschläft. Das Kind zahnte seit einer Woche, die Nächte waren schlimm, ich total K.O. Ich wollte den Vorschlag schon dankend annehmen, da sah ich den Blick meines Mannes und begleitete meine Schwester schliesslich auf dem Spaziergang. Er wollte nämlich nicht, dass sie alleine mit dem Kind geht.

Ich frage mich nun: wie können wir in der Sache Kompromisse finden? Sehe ich das zu eng? Setze ich meinen Mann zu viel unter Druck? Setze ich ihn nicht genug unter Druck? Muss sowas bei einem so "kleinen" Baby noch nicht sein?

Ich habe ihm heute gesagt, dass ich finde man müsse seine Einstellung und sein Handeln manchmal reflektieren wenn es um das Kind ginge, und er das nicht einfach abtun könne als: "Ist halt meine Persönlichkeit" oder "So bin ich eben gestrickt."

Liege ich da falsch? Ich will nicht, dass mein Kind Angst vor der Welt oder anderen Menschen hat.

Mein Mann ist ein lieber, sanftmütiger Kerl, er ist sehr beschützerisch und sehr ängstlich. Aber muss man nicht auch manchmal seine eigenen Bedürfnisse gegebenenfalls zurückstellen und schauen ob das, was man will oder braucht, auch tatsächlich gut für das Kind ist?

Als ich ihn nach dem Gespräch fragte wie es denn nun weitergehen soll, sagte er frustriert und energisch: "Ja dann gib das Kind halt ab ohne mein Einverständnis."

Das will ich aber nicht. Er ist nur absolut zu keinem Komrpmiss bereit.

Danke fürs Lesen!

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Ich sehe es wie du

Seine Einstellung halte ich für zu extrem- um nicht zu sagen ungesund

Nicht in einen anderen Raum gehen?
Also das klingt wirklich- entschuldige- krankhaft

Natürlich nimmt man ein Baby nicht 6 Stunden im Auto mit, wenn es nicht nötig ist

Wie soll das Kind eine gute Bindung zu den Großeltern aufbauen?

Ich finde, dass er sich Hilfe holen sollte, wenn er solch normale Dinge nicht aushalten kann

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Ein Kind braucht Wurzeln und Flügel. Wenn dein Mann so sehr klammert dann hemmt das die Entwicklung des Kindes. Auch die Einstellung zum Thena Kitastart finde ich schlimm- erst das Kind nirgendwo hinkassen und dann von jetzt auf gleich woanders, damit kann man Traumata züchten.

Er sollte sich dringend mit seinen Ängsten und seinem Klammern auseinandersetzen, das klingt nicht gesund. Andere Personen bringen unterschiedliche Erfahrungen und das kommt Kindern zugute.

Alles Gute, Guppyfisch mit Herrn Kleinkind, der mit 13 Monaten zum ersten Mal begeistert bei Oma und Opa übernachtet hat und seit er 4 Monate alt ist immer mal wieder tagsüber von den Großeltern betreut wurde und wird, nunmehr 3,5 Jahre alt und im Kindergarten und Frau Kleinkind, die mit 19 Monaten (diesen Montag) zum ersten Mal übernachtet hat und seit sie 8 Monate alt ist bei den Großeltern Zeit verbringt und seit ihrem 14. Lebensmonat zu einer lieben Tagesmutter geht.

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Das mit dem Kitastart sehe ich genauso. Ich habe ihn deshalb heute mal gefragt, wem er glaubt dass diese Herangehensweise mehr hilft: ihm oder dem Baby. Ich hoffe einfach bis heute abend hat er ein wenig darüber nachgedacht.

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Oje, dein Mann scheint sich ja auf dem allerbesten Weg zum Helikopter-Vater zu bewegen .... ich sehe es quasi schon vor mir, dass dein Mann euer Kind nichtmal allein zur Schule lässt, sondern möglichst bis zum Klassenzimmer begleitet und sich ausführlichst darüber informiert, ob die Lehrkräfte der Schule pädagogisch so geschult sind, dass sie seinem Herzblatt die beste Grundausbildung vermitteln.

Gruselig!

Er sagt zwar, für ihn sei es abschieben - in meinen Augen klingt es aber eher so, dass er nicht bereit ist, seinem Kind die notwendigen Horizonte zur notwendigen sozialen Entwicklung einzuräumen, um es nicht "teilen" zu müssen. Klingt für mich schon ziemlich schräg, dass nicht mal die Großeltern mit dem Kind den Raum wechseln dürfen, ohne dass er dabei ist. Hey, es ist kein 1 Woche alter Säugling mehr! Euer Kind wird definitiv mit seinen 10 Monaten seine emotionalen Wurzeln geschlagen haben #augen ... wovor hat er denn bloß solche Angst? Hat er irgendwie eine schräge Kindheit gehabt, auf der diese Ängste fußen?

Nochmal: Es ist definitiv KEIN Abschieben, wenn kleine Kinder auch einmal ohne ihre Eltern Bezug zu anderen Menschen und insbesondere gleichaltrigen Kindern bekommen. Es ist in meinen Augen ABSOLUT wichtig! Nur so lernen sie soziales Miteinander und Interagieren.

LG Deichbrise

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Ich sehe das ja genauso wie du!

Mein Mann hatte eine sehr schlimme Kindheit, weshalb er so tickt ist absolut, 100% verständlich. Ich habe ihm schon ein paar Mal gesagt, das Kind sei nicht unser Besitz und dass niemand ihm das Baby wegnehmen würde. Ich glaube er weiss oft selbst nicht wovor genau er nun Angst hat, zumindest kann oder will er es mir nicht erklären. Es ist meiner Meinung nach eine zutiefst verankerte, irrationale Angst. Gekoppelt mit dem Hang vor allem meiner Eltern sich gerne in die Angelegenheiten ihrer Kinder (sprich, meine!) einzumischen ist er da ständig in so einer Art automatischen Verteidigungshaltung. Wie gesagt, ich verstehe die Ursprünge, kann es auch nachvollziehen, denke aber dass ich irgendwo die Notbremse ziehen muss. Das sehe ich also nicht falsch?

Das ist es aber gerade: ich denke nicht, dass er bei Kita oder Schule den gleichen Aufstand machen würde. Es sind auch speziell meine Eltern, die ihn so in den Verteidigungsmodus bringen. Er hat es zwar heute verneint, aber ich denke er würde das Kind sehr viel bereitwilliger seiner Mutter als meiner geben. Das wird er aber nie zugeben, denn dann wären seine Argumente ja nichtig.

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Wie passt es denn zusammen, dass er Ängste aufgrund seiner schlimmen Kindheit hat, dann aber seiner Mutter, die ja irgendwo für die Kindheit verantwortlich war, das Kind eher gibt als deiner Mutter?

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Liebe TE,

ich glaube dein Mann steht sich selber im Weg. Gesund ist es nämlich nicht. Ihr müsst ja beide am selben Strang ziehen können. Ich glaube, da wäre mir schon lange der Kragen geplatzt. Als meine Ältester damals 3 Jahre alt war und wir die Wahl hatten zwischen zwei Kindergärten (der eine bot 6 Stunden an und der andere 8) meinte mein Mann 6 Stunden reichen völlig. Tja und was soll ich sagen, wenn mein Mann Frühschicht hatte ist er immer zur Kita gehetzt. Kein Essen oder Duschen. Da fragte ich ihn auch, ob 8 Stunden nicht besser gewesen wären. Dazu hatte er nichts gesagt. Aber im Nachhinein sah er das dann doch ein, dass wenigstens 7 Stunden besser gewesen wären. Beim Jüngsten hatten wir das Problem nicht. Der hatte einen Integrations- und zusätzlichen Nachmittagsplatz. Den konnte man dann ab 13 Uhr von der Kita abholen, dazwischen oder auch erst um 16:30 Uhr. Wesentlich entspannter für meinen Mann, der dann auch ein Einsehen hatte. Mein Mann war nicht ängstlich, aber er fand 8 Stunden immer zu lang.

Babysitter hatten wir zwischendurch auch immer, ob nun die Omas, Schwägerin oder Bekannte. Fanden wir damals schon wichtig, um Termine, die man alleine nicht wahrnehmen konnte oder auch mal Kino oder Restaurantbesuch.

Bei deinem Mann hilft nur Reden Reden. Und ich würde das auch mal ansprechen, ob er sich nicht selber im Weg steht., was eurer Kind anbetrifft.

LG Hinzwife

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Du hast Recht. Ich habe das natürlich schon angesprochen, aber seit einigen Monaten nun schleifen lassen, da ich irgendwie hoffte es würde sich von selbst ein wenig legen wenn das Kind älter wird und er merkt, dass niemand ihm das Baby wegnimmt. Tut es aber nicht. Ich denke ich muss da nun aktiver in den Dialog gehen.

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Hey!

Hat er denn irgendwo, trotz seiner Ängste, das Bewusstsein, dass er mit der Haltung dem Kind eher schadet als hilft?
Ich gehe auch davon aus, dass deinem Kind der Einstieg in die Kita eher gelingt, wenn es schonmal betreut wurde.
Ich kann auch nicht nachvollziehen, wie "niemand darf mit dem Kind den Raum verlassen" mit "in der Kita soll das Pflaster schnell abgerissen werden" zusammen passen. Da merkt man doch, dass es ihm nicht ums Wohl des Kindes geht, sondern eher um die Beruhigung der eigenen Ängste geht.

Ist er noch in therapeutischer Behandlung?
Ich würde eher unterschreiben, dass selbstbewusste Kinder, die in der Welt klarkommen, eher vor Missbrauch oder Gewalt geschützt sind als Kinder, die verängstigt oder schüchtern umherschleichen.

Ich fürchte, auch, wenn er sein Kind schützen möchte, befürchte ich, dass er mit seinem Verhalten eher das Gegenteil erreicht. Das sollte ihm klar sein.


Liebe Grüße
Schoko

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Ja, er weiss das irgendwo, kann aber nicht so recht aus seiner Haut.
Die Kita ist eine Notwendigkeit, er weiss dass er da nicht drumrum kommt. Er will deshalb nicht schon vorher seine eigenen Ängste bekämpfen müssen in Situationen die er als unwichtig erachtet. Ich verstehe auch das, es ist nämlich sehr anstrengend diesen Kampf zu führen. Vielleicht muss ich ihm entgegenkommen, so dass meine Eltern sich zB regelmässig über den Tag melden mit Fotos oder so.

Ich sehe das genau wie du. Ich muss heute abend wirklich noch einmal nachdrücklicher werden.

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Ich sehe das wie dein Mann, man bekommt kein Kind um es dann an Familienangehörige abzuschieben.
Man ist ja meistens ab einem gewissen Alter schon auf Kita oder Tagesmutter angewiesen, darüber hinaus kümmern wir uns aber komplett selbst. Wenn die lange Autofahrt für das Baby zu anstrengend ist, macht man so einen Termin eben nicht aus. Euer Baby ist noch nicht mal ein Jahr alt und ihr wollt es für einen ganzen Tag abgeben, auf die Idee wäre ich Traum nicht gekommen.

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Danke auch für diese Sichtweise!

Das Baby würde die Autofahrt mitmachen, wie oben beschrieben. Darum geht es nicht. Es gibt aber natürlich Schöneres für so ein Baby als 6 Stunden auto fahren, für uns Erwachsene ja auch.

Wie siehst du denn den Teil mit dem Kita-Einstieg ohne vorher jemals in anderer Betreuung gewesen zu sein?

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Na dann nehmt doch euer Baby einfach mit, wenn es kein Problem ist.

Wir hatten mit der Kita absolut kein Problem, obwohl unsere Tochter vorher keinerlei Fremdbetreuung hatte. Wir haben uns oft mit Freunden getroffen, die selbst Kinder haben und mit denen sie spielen konnte. Zwei davon gehen in die gleiche Kita. Die Eingewöhnung war bei uns nach zwei Wochen abgeschlossen.

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"
Dieses Bedürfnis nach Kontrolle und die Ängste meines Mannes gelten nicht nur der spezifischen Situation der "Fremd"betreuung, sondern dehnen sich auch aus auf in meinen Augen absolut harmlose Situationen."

Geht er das professionell an?

Rücksicht nehmen finde ich voll ok.
Immer unterordnen nicht. Daraus lernt das Kind dauerhaft Co-Abhängigkeit und er nicht, dass es auch um das Wohl des Kindes geht.

Ja, es geht AUCH um sein Wohl. Aber auch um das des Kindes. Daran sollte er arbeiten. Dass du Rücksicht nimmst, finde ich gut. Dass er ängstlicher ist als andere, ok. Aber es darf nicht auf Kosten des Kindes ausgetragen werden.
NOCH ist das Kind klein. Aber das Kind wird größer und ggf. auch seine Ängste und dann kann es zunehmend dem Kind schaden. Auch mit den Handlungen, mit denen er das Kind schützen will.


Meine Vorschläge
- Therapie und für ihn professionelle Hilfe. Langfristig sehr wichtig. Wenn er es nicht für sich macht, dann, damit das Kind keinen Schaden nimmt - durch seine Ängste

- Erziehungsberatung für euch Eltern.
Wichtig auf die Chemie achten. Dass er pauschal alle ablehnt, fände ich nicht ok. Dass er ein größeres Mitspracheveto beim Wohlfühlen mit der Person hat, ok.

Falls die Fahrt zu kurzfristig ist, würde ich das noch mal gemeinsam machen. Ja, es gibt Schöneres, aber wenn es mit Kind gut klappt.
Da würde ich allerdings direkt dazu sagen, dass es noch so ist. Allerdings würde ich kleinere Betreuungseinheiten aushandeln.
Ggf. mit Absprache der betreuenden Personen.
Dass ihr da einen gemeinsamen Konsens findet. Z.B. die Personen gehen nicht einfach mit Baby in einen anderen Raum. Dafür gesteht er ihnen mehr Vertrauen zu und ermöglicht es, dass er selbst und du auch nicht im gleichen Raum seid.
Also Vertrauensbasis schaffen einerseits (ihm entgegenkommen), ihm nicht alles komplett durchgehen lassen auf der anderen Seite.

Insgesamt sollte es in therapeutische Hände, damit er schrittweise lernt mit seinen Ängsten umzugehen - und Unterstützung für dich. Wie weit ist es Rücksicht und sinnvoll; ab wann ist es Co-Abhängigkeit und/oder Resignation.

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Danke für deinen Beitrag und die Denkanstöße! Vielleicht sollte ich das Ganze wirklich in kleineren Schritten angehen, mal hier ein paar Stunden, mal da. Und zumindest dieses Rumgeeiere mit dem "den Raum nicht verlassen" unterbinden. Wobei er da jetzt keine Aufstände macht, er ist aber wie gesagt gestresst wenn er das Baby nicht mehr sieht und es gibt jedesmal danach Diskussionen.

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Schlimme Vergangenheit schön und gut, aber wenn diese die Begründung dafür wird, dass das Kind sich nicht frei entfalten kann, dann muss ER diese aufarbeiten. Dass das Kind unter seinen Erfahrungen leiden muss, ist nicht richtig.

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So ganz verstehe ich solche Kommentare nicht. Ein Kind kann sich doch auch frei entfalten, ohne dass man es an die Familie abschieben muss.

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Bitte was ist denn daran "abschieben" (bei mir Rollen sich die Augen) wenn das Kind in der eigenen Wohnung mal mit Oma ins Kinderzimmer geht, oder die Schwester den Kinderwagen einmal ums Dorf schiebt.

Auch das Kind mal einen Tag bei den Großeltern zu lassen, wenn die das gerne machen und das Kind dort sich wohl fühlt, was spricht dagegen? Ich verstehe das null. Von mir aus kann man, wenn es denn sein muss noch den ganzen Tag als "abschieben" buchen, aber der Rest definitiv nicht.

Der Mann hat wahrscheinlich eine ausgewachsene generelle Angststörung und sowas ist nicht so angenehm für alle Beteiligten.

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Ich hatte diese Woche das Thema urvertrauen mit meiner Therapeutin. Sie sagte, dass Kinder, die früh lernen "wo Mama und Papa mich abgeben, bin ich sicher" ein besseres urvertrauen haben. Besonders, wenn man es langsam steigert. Wir kamen auf das Thema, weil ich wirklich nahezu "traumatische" Erinnerungen an meine Kindergartenzeit habe. Damals (1992) gab es keine Eingewöhnungen. Kinder wurden abgegeben und fertig. Mein Opa hat das nie ausgehalten und meine Eltern davon überzeugt, dass ich bei ihnen besser aufgehoben bin. Heute sagt meine Mutter dass es unverantwortlich war, dass sie mich damals so dort gelassen hat. War aber so.

Unsere Tochter kennt seit dem sie 6 Wochen alt ist, dass sie mal bei Oma, Opa oder den Tanten bleibt. Sie hat ein unfassbare urvertrauen, auch als sie längere Zeit dort bleiben musste, weil ich im KH und mein Mann beruflich in Asien war, gab es keine Probleme.
Nein, so wie wir es machen muss niemand sein Kind abgeben.
Aber: bei Zeiten gesund daran gewöhnen, dass nicht nur Mama und Papa da sind.
Stellt euch mal vor, euch beiden passiert was. Das muss ja nicht mal das schlimmste sein, aber ihr beide müsst eine Weile ins Krankenhaus. Dann verliert euer Kind von einer Sekunde auf die andere seine bezugspersonen. Es hat keine weiteren.
Klingt unwahrscheinlich, ja, aber nicht ausgeschlossen.
Ich finde, dass es nichts mit abschieben zu tun hat, wenn Oma und Opa mal aufpassen. Ihr zeigt eurem Kind damit, es ihr es in sichere Hände gibt.
Das Vorhaben deines Mannes bzgl der Eingewöhnung halte ich für zu heftig. Das Kind von 0 auf 100 an die Betreuung zu gewöhnen kann halt auch gründlich schief gehen

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Genau das stelle ich mir ja vor. Es ist nicht gesund ausserhalb von uns beiden keine Bezugspersonen zu haben.
Gott sei Dank ist unser Kind sehr offenherzig und hat wegen vieler Besuche einen wirklich guten Draht zu den Grosseltern, dennoch ist es ja was Anderes wenn es dann mal da bleiben müsste.

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Ich habe jetzt ein paar von deinen Kommentaren gelesen. Meine Sorge ist, dass dein Mann deinem Kind eben auch ein generelles Misstrauen in menschen mitgibt. In der Kita oder auch später in der Schule muss dein Kind aber vertrauen haben und aufbauen können. Das kann auch Auswirkungen auf Freundschaften haben
Dein Mann nimmt, krass gesagt, eurem Kind die Möglichkeit, Vertrauen zu schaffen. Auch für ihn ist es doch keine gute Situation. Wie will er denn aushalten, wenn euer Kind in der Kita frembetreut wird. Er wird doch kaum zur Ruhe kommen

Frag ihn mal, wie er es finden würde, wenn du euer Kind jetzt einfach mal zeitweise bei deinen Eltern lässt und bei ihm das "Pflaster abgerissen" wird. Er ist erwachsen, sein Hirn ausgereift.und dann soll er sich vorstellen, wie es für euer Kind sein muss

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