Sohn ist homosexuell

Hallo an alle!

Mein mann und ich haben zwei Söhne, 17 und 13 Jahre. Wir führen ein harmonisches Familienleben, soweit so gut.
Mein ältester war schon immer "anders" als gleichaltrige. Ich weiß noch, dass ich das erste mal vor etwa 2 Jahren den Gedanken hatte, dass er nicht auf mädchen steht.
Nun hat er sich am am Wochenende uns gegenüber also "geoutet".
Für mich keine wirkliche Überraschung. Ich bin sehr stolz auf ihn, dass er den Mut hat, es laut auszusprechen und froh, dass seiner Meinung nach, seine Eltern es unter anderem als erste erfahren sollten. Für mich ändert sich nichts, er ist der gleiche wie noch vor zwei Wochen und liebe ihn deshalb natürlich nicht weniger.
Mein mann hat da leider größere Schwierigkeiten. Er hat sich jetzt ihm gegenüber nicht offen falsch verhalten, war einfach sehr still. Unser Sohn hat das erstmal unter "Papa muss das sacken lassen" verbucht.
Allerdings hat mein mann in einem 4-augen-gespräch zu mir gesagt, er kann absolut nicht umgehen damit. Wieso es ausgerechnet sein Sohn sein muss. Und er wüsste nicht, wie er jetzt mit ihm umgehen sollte.
Ein wenig überraschte mich diese Reaktion dann doch, weil er eigentlich ein offener Mensch ist, der andere sein lässt wie sie sind. Er hat sich in der Vergangenheit auch noch nie abfällig über homosexualität geäußert. Aber scheinbar findet diese Toleranz ihre Grenze an der Schwelle zur eigenen Familie...
Mit tut das sehr weh für unseren Sohn, der so viel Vertrauen in uns hatte, dass er offen war. Ich hoffe inständig, dass dieses Vertrauen dann nicht zerstört wird.

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Ich glaube ein Gespräch mit Außenstehenden könnte ihm helfen. Es könnte nämlich sehr leicht etwas sein, was ich mir auch denke, nämlich dass man zwar kein Problem mit der Homosexualität selber hat, sondern mehr mit dem Drumherum.

Ich würde für meine Tochter - Stand 2022 - nicht wollen, dass sie queer ist. Nicht weil ich gleichgeschlechtliche Liebe nicht "toleriere", sondern weil ich mir für sie wünsche, nicht dem Stigma ausgesetzt zu sein, das immer noch gilt. Und genau wie dein Mann müsste ich es, bei allem Verständnis, und Akzeptanz, erst mal sacken lassen, und meine Gedanken sortieren.

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Phu
Wie soll er denn mit ihm umgehen?!
So wie vorher auch.
Verstehe das nicht so richtig.
Dann soll er sich Hilfe holen, bei pro Familie oder so…. Vielleicht hilft es ihm ein Gespräch mit geschultem Personal zu führen, also Außenstehenden, wo er sich öffnen kann.

Wovor hat er denn Angst oder Bedenken?
Kann er das benennen ?

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Hallo,
ich glaube, das mit dem "sacken lassen" trifft es voll. Schau mal, du hattest ja schon zwei Jahre Zeit, Dich bewusst und unbewusst mit deinem "Verdacht" auseinander zu setzen. Deinen Mann hat es offensichtlich kalt erwischt zunächst. Und er wird auch Zeit brauchen, sich daran zu gewöhnen, dass der Sohn einen anderen Weg geht. Da geht es um Erwartungen, die eigene Erziehung, die Außenwirkung usw.
Du schilderst Deinen Mann als offenen Menschen - er wird das hinkriegen!

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Die Hoffnung ist, dass dein Mann einfach verunsichert ist. Schau mal vielleicht hilft ihm dieser Ratgeber. Am Ende des Heftes ist ein wunderbarer Brief eines Vaters (seite 61 - der vielleicht das Gefühl trifft) - http://www.kinderarztpraxis-wagner.de/media/bzga_coming_out_eltern.pdf

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Meinst du nicht, dass dein Mann, wenn er so offen ist, wie du ihn beschreibst, auch schon vor 2 Jahren hätte merken müssen oder sollen, dass euer Sohn nicht auf Mädels steht, sondern ganz normal und wunderbar eben auf Jungs?

Ich bin damit groß geworden, lebe in der Großstadt, wo es zum Glück wirklich immer normaler wird und das was ich meinen Kindern mitgeben möchte ist, egal wie sie sich definieren, wen sie lieben, es ist alles gut wie es ist. Sie können immer zu mir kommen. Bei mir bzw uns zu Hause ist ein sicherer Hafen. Ich versuche Ihnen auch ein dickes Fell anzuerziehen, denn die Welt da draußen sieht leider immer noch anders aus. Aber die Stärke, die sie für schwachsinnige Äußerungen und Anfeindungen brauchen, die bekommen sie von mir.

Mein Großer erzählte neulich bestürzt dass in seiner Klasse kein einziger nicht-homophob sei. Das fand ich furchtbar. Aber er ist zumindest mittlerweile so stark, dass er sein Meinug gu gegenüber den Klassenkameraden vertreten kann.

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Lass es deinen Mann noch etwas weiter sacken lassen, so schnell geht das nicht. Du hast dich innerlich, vielleicht unbewusst, schon auf den Tag X vorbereitet, wo er damit rausrückt, dein Mann offensichtlich nicht.

Toleranz bei anderen ist sicher immer leichter als wenn es einen selbst "trifft". Mein großer Sohn hat jetzt seit kurzem eine Freundin, also wirklich absolut nichts ungewöhnliches mit 16. Trotzdem muss ich das auch erstmal für mich etwas klarkriegen. Ist glaube ich ganz normal und in eurem Fall halt noch etwas schwieriger.

Wie er mit ihm weiter umgehen soll? Bitte ganz normal!! Wenn er Redebedarf hat, dann mit dir, unter 4 Augen. Nicht vor dem Jungen.

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Nun ja, Deinem Sohn gegenüber hat er sich ja, wie Du schreibst, nicht offen falsch verhalten. Das ist doch schonmal gut.

Bei aller Toleranz, wenn mich so eine Nachricht unvorbereitet treffen würde müsste ich wohl auch erstmal schlucken.
Ich habe nichts(!) gegen Homosexuelle etc. Aber zum einen würde ich mich wohl fragen warum ich nicht schon eher mal von alleine auf den Gedanken gekommen bin, ich glaube da würde mich ggf. ein wenig das schlechte Gewissen plagen.
Zum anderen - ich würde mir wohl auch ein Stück weit Sorgen um mein Kind machen. Jaaa, heute ist sicher schon vieles offener und einfacher, dennoch haben es Homosexuelle und Co oft noch schwer. Diskriminierung, Anfeindung etc. ... das kommt nunmal eben leider immer noch vor. Wer möchte denn sowas für sein Kind - niemand.

Mir Hupe ob ich mal Schwiegersöhne oder Töchter kriege solange mein Kind liebt und geliebt wird. Um die möglichen Schwierigkeiten die das u.U. mit sich bringt darf man sich dennoch sorgen.

Vieleicht geht es Deinem Mann ähnlich?

Ich würde ihn das jetzt erstmal "verdauen" lassen und dann nochmal das Gespräch suchen.

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Homosexualität ist so alt wie die Menschheit selbst, also ganz normal.
Damit gibt es auch nichts mit dem dein Mann umgehen müsste. Euer Sohn ist derselbe wie immer.
Bekanntlich sucht man sich Homosexualität nicht aus. Deinem Mann sollte das klar sein.
Anderen gegenüber ist er offen. Warum gibt er dieses Recht nicht auch seinem Sohn?

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Wenn es einen selbst trifft, ist das immer erstmal was ganz anderes. Du schaust ihm 17 Jahre zu und schaust nach Freundinnen aus. Denkst Richtung Enkelkinder (nicht sofort, aber irgendwann). und dann Bämm. Erstmal ist eine Welt zusammengebrochen. Frauen schauen vielleicht etwas anders auf die Kinder und es fiel ihm nicht auf, oder dein Sohn hat sich ihm gegenüber extra "männchlich" gezeigt. Das muss er erstmal verarbeiten. Ihm persönlich ist es vielleicht wirklich egal, ob er homo- oder heterosexuell ist, aber hat aus der Vergangenheit und auch noch aus Reportagen und Dokumentationen im Fernsehen die ganzen Diskriminierungen im Kopf, die er sich seinem Sohn natürlich nicht wünscht. Gib ihm Zeit es Sacken zu lassen. Es ist ja noch nicht so lange her. Sprecht auf jeden Fall miteinander. Evlt. Hilfe holen. Aber bitte bitte akzeptiert es und ihn wie es ist. Bei Bekannten hat es Jahre (Jahrzehnte) gedauert, bis es akzeptiert wurde, bis der Lebenspartner mit auf Familienfeiern durfte (oder sich traute).