Erinnerungen an Kindheit

Hallo liebe alle,

Ich hoffe, das passt hier am besten: in unserer Familie fällt mir auf, dass ich sehr viel aus meiner Kindheit noch weiss, gutes wie schlechtes. Natürlich nicht alles, aber beispielsweise konkrete Momente, wie damals, als meine Mutter den Brief geöffnet hat, dass ich in den Kindergarten gehen darf und sie sich mit mir gemeinsam gefreut hat. Eine Erinnerung, die meine Mutter nicht mehr hat und ich sie deswegen auch nicht sozusagen indirekt von ihr haben kann.
Ich finde es selber eigentlich ganz schön, wenn man nicht alles verliert, was einem passiert ist auf dem Weg durchs Leben.
Von meinem Vater und Grosseltern weiss ich, dass sie auch Geschichten aus der Kindheit erinnerten und gern erzählt haben, wenn man fragt.
Irgendwie war das so für mich normal.

In der Familie meines Mannes ist es interessanterweise total anders. Es wird von keinem viel erinnert. Die einen möchten vielleicht nicht, aber es gibt mehrere Personen, bei denen bin ich sicher, dass sie es tatsächlich versuchen und nicht können.

Ich finde das bemerkenswert und wundere mich und überlege, ob es einen bestimmten Grund gibt, eine Veranlagung, eine Art mit dem Leben umzugehen, whatever.

Wisst ihr vielleicht etwas? Sind Experten anwesend? Könnt ihr euch gut erinnern?

Ich würde, wenn möglich, meinen Kindern gern Hilfestellung geben, dass sie sich auch etwas mehr erinnern, als so gar nicht.

Ich freue mich auf eure Antworten

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Hallo du,

ein sehr interessantes Thema! Ich erinnere mich tatsächlich nur an eine Situation aus dem Kindergarten und habe ganz wenige gedankliche Bilder aus der Grundschul-/Orientierungsstufenzeit. Generell verschwinden Erinnerungen an Lebensabschnitte bei mir sehr schnell. Es fühlt sich irgendwie an, als ob -immer wenn ich einen Schritt vorwärts gehe- hinter mir das Licht ausgeht.

LG ZimtBlau

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Darf ich fragen, ob deine Erinnerungen wiederkommen, wenn du Fotos zu dem Erlebnis siehst oder sind sie komplett weg?

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Von der Situation im Kindergarten gibt es keine Fotos, wir haben damals einen toten Maulwurf gefunden. Bis heute fühle ich die Traurigkeit, ich damals als Kind beim Anblick dieses kleinen Tierchens mit den großen Grabekrallen empfunden habe.
Ansonsten blitzt durch Bilder manchmal noch etwas auf, aber das meiste ist irgendwie einfach weg. Auch aus späteren Lebensphasen.

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Schönes Thema. Ich erinnere mich an sehr viel aus meiner Kindheit, ab ca. 3-4 Jahren. Schöne und leider auch viele nicht so schöne Dinge. Ich glaube, dass das jeder kann, wenn er/sie es möchte. Vieles verdrängt man aber auch über die Jahre und Jahrzehnte oder es ist einfach nicht mehr wichtig. Erinnerungen aus der eigenen Kindheit zurückholen geht doch super über alte Fotoalben, wo die Bilder noch einsortiert oder eingeklebt wurden. Allerdings mag ich es nicht so oft zurückzuschauen.

Für die heutige Generation Kids sind es dann digitale Fotos oder sogar Videos, die man zwischendurch mal zeigen kann. Meine Jungs erinnern sich noch an total viele Sachen, die ich z.B. schon längst vergessen habe. :-)

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Hi,
ich bin so eine, die sich gut erinnern kann. Ich weiß noch soviel aus dem Kindergarten. Oder als ich das 1.x ohne Stützräder Rad gefahren bin, knapp 3 Jahre alt. Mein Bruder hat den Gepäckträger gehalten, da mein Vater eine Gehbehinderung hat.

Die Erzieherinnen mit Namen, meine Mappe aus dem Kindergarten.

Ich bekomme alle Klassenkameraden und Lehrer Namen zusammen usw.

Ich kann auch einen angefangen Traum, nach dem Pipi-Gang in der Nacht, weiter träumen. Oder mich aus einem Traum holen, wenn der "gefährlich" wird.

Und mein 2. Freund, kann sich so ab der 6. oder 7. Klasse erinnern. Er fand es gruselig, das ich so viele Erinnerungen habe. Seine jüngere Schwester und der ältere Bruder, haben auch alles vergessen. Der Vater war aber auch ein schwieriger Mensch, Narzisst sagt man heute. Als ich ihm zum Geburtstag beschenkte, war er verblüfft. Geburtstage werden nicht gefeiert.................aber der Namenstag.

Der Namenstag ist am 2. Februar, 29. April, 7. Juni, 7. September, 9. Dezember und am 16. Dezember. Da wurde er aber weder beschenkt, noch gab es einen Kuchen oder irgendwas herzliches von den Eltern oder der Schwester, 3 Familienhaus.

Der 1. Freund, und jetzt der 3., mein Mann, können sich zumindestens an das letzte Kiga Jahr, und Grundschule erinnern.

Ich habe, schaue, viele Bilder mit den Jungs. Wenn wir ausmisten, aufräumen und die Frage "Erinnerungskiste", wird erstmal in der Erinnerungskiste gestöbert.

Bei Freund 2, waren, trotz Keller und Dachboden, keinerlei Sachen von ihm, aus der Kindheit. Bilder alleine schonmal gar nicht. War immer mit Geschwister auf einem Bild. Da er schon immer in dem Haus wohnte, ist auch nichts beim Umzug verloren gegangen.

Bei meinem Mann, ist der Stubenwagen noch da. Da lagen auch unsere 2 Jungs drin. Von mir und meinen Geschwister, 1966 - 1972 - 1976, waren noch Klamotten da, die ich auch teilweise den Jungs angezogen habe.

Eine braune Breitcord-Winterjacke mit "Schaffell" innen, war dem Großen seine Lieblingswinterjacke in der 2. Klasse, die war von mir noch. Einen Overal mit kurzen Armen, hatte der Kleine an, als er so 19 Monate alt war. Hatten sie sich bei meinen Eltern versaut, kamen sie auch mal in Klamotten von uns heim, incl. Blümchen Slip von mir, und Alf Pulli.

Die Erinnerung kann man durch Bilder und Erzählungen festigen. Hat man noch Platz, hebt man auch noch was auf, eine Erinnerungskiste schaffen.

Gruß

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Hallo Wundernase!

Ja, ich habe auch viele Erinnerungen (sowohl schöne als auch nicht so schöne) an meine Kindheit. Generell kann ich mich an viele Sachen aus meinem Leben erinnern, auch wenn diese teilweise nicht besonders sind. In meinem Umfeld bin ich da eher die Ausnahme. Wie oft erlebe ich, dass viele Menschen Erlebnisse einfach vergessen.

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Ich erinnere mich an die Kindergartenzeit fast gar nicht. Einzelne Bilder und Erinnerungen zu kurzen Ereignissen sind da, aber sehr, sehr wenige (Streit im Kindergarten mit zwei engen Freundinnen, als meine Mutter hinfiel und sich die Hand brach, als wir im Schnee gewandert sind, als wir Freunde in London besucht haben). Bei diesen Ereignissen war ich aber mindestens 4 oder älter.
Ich kann mich an meine Einschulung erinnern und dann werden die Erinnerungen langsam mehr, also so ab 6 aufwärts. Im Kleinkindalter habe ich quasi keine Erinnerung. Wenn ich Fotos aus der Zeit sehe, erinnere ich mich auch an vieles nicht.

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Für unsere Kinder lege ich jeweils ein Buch zum Ausfüllen an. Hier wird zu jedem Lebensjahr etwas geschrieben. Grade im Bsby- und Kleinkindalter dann zb, was wann gelernt wurde, schöne Erinnerungen, was man erlebt hat. Platz für Fotos ist auch.
Außerdem gestalten wir ca alle zwei Jahre ein Fotobuch von jedem Kind. Ich fotografiere und filme immer wieder. Jedes Kind hat zudem eine Erinnerungskiste aus Holz. Da hinein kommen solche Sachen wie: Taufkerze, erstes Outfit, Schnullerkette, erste Schuhe usw.
Ich hoffe, damit viele Erinnerungen schaffen zu können.

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Witzig umso mehr ich gerade darüber nachdenke umso mehr fällt mir ein aus der Zeit vor der Einschulung.
Vieles hat sich durch ständige Wiederholungen eingebrannt oder der Moment war prägend.
Schätzungsweise so ab 4 bis 5 Jahren erinnere ich mich.

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Die Art zu denken und die Welt wahrzunehmen verändert sich ja im Verlauf der Kindheit. Ich stelle es mir wie ein Betriebssystem vor, das immer wieder upgedatet wird, weil man z.B. neue Zusammenhänge begreift. Meine Hypothese ist, dass manche Menschen es besser schaffen, Erinnerungen bzw. "Dateien" ins neue Betriebssystem mitzunehmen, weil sie diese regelmäßig aufrufen und immer ins neue Format übertragen. Andere denken vielleicht Jahre lang nicht über die Kindergartenzeit nach und plötzlich sind die Dateien so veraltet, dass man sie - auch wenn man es dann versucht - gar nicht mehr öffnen kann.
Wenn man eine ganz traumatische Kindheit hat, ist es recht häufig so, dass man sich an fast garnichts erinnert. Das ist ja dann auch ein Schutz.

Ich habe ziemlich frühe und detaillierte Erinnerungen. Ich glaube es hängt auch damit zusammen, dass wir sehr oft umgezogen sind und ich dann oft auch an die Zeit am letzten ist vorletzten Wohnort zurückgedacht habe. Ich bin aber auch insgesamt ein Mensch, der ständig über alles nachdenkt und sich schwer tut, "im Moment" zu sein 🙈.

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Ich kann mich an vieles erinnern, aber eher sachen, die sehr Emotionsgeladen waren. Große Trauer, Wut, Schuldgefühle usw.

Aber ich bin da eh sehr empfindlich, ich habe heute noch schuldgefühle, wenn die Erinnerung aufploppt, als meine Mutter nach ihrer Krebs OP im KH lag, und ich mich auf die Hand mit dem Zugang gesetzt habe, und da war ich 2,5. Ich weiß noch jeden Todesfall, jeden Streit daheim, jedesmal wenn meine Mutter oder ich geschlagen wurden.
Alles schlechte erinnere ich mich, gute Zeiten gab es erst ab dem Alter von 9 Jahren, als meine Mutter sich getrennt hat und ich ab und an mal zu ihr durfte.

Find ich auch komisch, gerade die schlechten Sachen verdrängt man ja meist.

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Das tut mir sehr leid! Ich würde dir gern etwas schönes dazu sagen, es macht einen in der Vorstellung, wie es für dich gewesen sein muss, dass das dein Leben war, schon sehr traurig. Kein Kind sollte das erleben müssen.
Aber es ist vorbei, ich wünsche dir von Herzen, dass du nie wieder solche Erfahrungen machen wirst.

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Ich kann mich viel erinnern. In meiner Familie erzählen wir viel und freuen uns. Erinnern ist wichtig für uns. Wir erinnern auch an Sachen, von Menschen, die tod sind.
Ich weiß viel, wie wir gespielt haben als Kinder und wie meine Großeltern erzählt haben von früher.
Ich erinner auch traurige Sachen, vom Krieg in meiner Heimat.

Mein Mann erinnert auch viel von seiner Kindheit, aber ich erinner mehr. Wir gucken mit unseren Söhnen viele Fotos an und dann erzählen wir davon was war.