Die Mär von der Feldarbeiterin

Hallo zusammen,

Nachdem mir das gerade wieder begegnet ist und ich mich mal wieder darüber wundere, dachte ich, ich gehe der Sache mal auf den Grund.

Seid ihr auch mit dem Mythos aufgewachsen, dass Frauen früher (nicht näher definiert) ihre Kinder oft, quasi „nebenbei” während der Feldarbeit bekommen haben, sich das Baby umgebunden und dann weitergearbeitet haben?
Jetzt mal ehrlich, das ist doch Blödsinn - da muss mir doch jeder beipflichten, der schon ein mal ein Kind auf die Welt gebracht hat. Auch wenn alles perfekt lief: Allein das instabile Becken unmittelbar nach einer Geburt, Verletzungen, die Erschöpfung… kein Mensch kann danach gleichgültig weiterarbeiten.

Trotzdem begegnet mir diese “Geschichte” schon seit ich denken kann immer wieder von unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Kontexten. Ist das bei euch auch so? Wo kommt das her? Was soll das?

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Da ich Historikerin bin, darf ich dir den Wahrheitsgehalt bestätigen 😄 ABER das bedeutet natürlich nicht, dass das für die Frauen damals so toll war.
Ich weiß jetzt nicht von welchem Alter zu redest, aber eine Frau hast im 19. Jahrhundert ca. 6-10 bekommen. Sie hat irgendwann geheiratet, Kinder hintereinander weg bekommen bis es nicht mehr ging und dann die Enkel übernommen oder betteln gegangen. In Zeiten der Industrialisierung herrschte große Armut und Kindersterblichkeit, sich für ein Kind 3 Wochen ins Bett zu legen hätte sich (unabhängig davon, dass dann die anderen sechs Kinder verhungert wären und das Bett in städtischen Wohnungen tagsüber von einem oder mehreren Schlafgängern belegt war nicht gelohnt, da die Säuglingssterblichkeit bei über 50% lag, jedes zweite Kind also eh nicht den ersten Geburtstag machen. So einen Bohai wie man heute um sein "Wunder" macht, hätte im 19. Jahrhundert also einfach keinen Sinn ergeben.
Die Menschen, die noch nicht in die Stadt geflohen waren (allein in Berlin stieg die Bevölkerung in 40 Jahren von 170.000 auf 3.000.000, 50% der Familien mit mindestens 4 Kindern lebten in einem Raum, ohne Heizung, Wasser und Co. Und dafür Schlafgängern) kämpften auf dem Land um das blanke Überleben. Die "Feldarbeiterin" ist kein romantische Vorstellung, sondern der verzweifelte Versuch ohne Bildung und mit zu vielen Kindern irgendwie zu überleben. NICHTS positives.
Also, die Frauen bekamen ihre Kinder nebenbei. Aber nein, das ist nichts, was erstrebenswert ist und was die Frauen gerne gemacht haben, hätten sie eine andere Möglichkeit gehabt.

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Oh man, wieso kann man hier keine Texte editieren? Nochmal verständlich und Fehler verbessert:

Da ich Historikerin bin, darf ich dir den Wahrheitsgehalt bestätigen 😄 ABER das bedeutet natürlich nicht, dass das für die Frauen damals so toll war.
Ich weiß jetzt nicht von welchem Zeitalter du redest, aber eine Frau hat im 19. Jahrhundert ca. 6-10 Kinder bekommen. Sie hat irgendwann geheiratet, Kinder hintereinander weg bekommen bis es nicht mehr ging und dann die Enkel übernommen oder betteln gegangen. In Zeiten der Industrialisierung herrschte große Armut und Kindersterblichkeit, sich für ein Kind 3 Wochen ins Bett zu legen hätte sich (unabhängig davon, dass dann die anderen sechs Kinder verhungert wären und das Bett in städtischen Wohnungen tagsüber von einem oder mehreren Schlafgängern belegt war) nicht gelohnt, da die Säuglingssterblichkeit bei über 50% lag, jedes zweite Kind also eh nicht den ersten Geburtstag erlebte. So einen Bohai wie man heute um sein "Wunder" macht, hätte im 19. Jahrhundert also einfach keinen Sinn ergeben.
Die Menschen, die noch nicht in die Stadt geflohen waren (allein in Berlin stieg die Bevölkerung in 40 Jahren von 170.000 auf 3.000.000, 50% der Familien mit mindestens 4 Kindern lebten in einem Raum, ohne Heizung, Wasser und Co. Und dafür Schlafgängern) kämpften auf dem Land um das blanke Überleben. Die "Feldarbeiterin" ist kein romantische Vorstellung, sondern der verzweifelte Versuch ohne Bildung und mit zu vielen Kindern irgendwie zu überleben. NICHTS positives.
Also, die Frauen bekamen ihre Kinder nebenbei. Aber nein, das ist nichts, was erstrebenswert ist und was die Frauen gerne gemacht haben, hätten sie eine andere Möglichkeit gehabt.

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Super spannend, Danke!
Das mit dem verkürzten Wochenbett leuchtet mir absolut ein.
Wenn mir diese Sache erzählt wurde, ging es aber immer sehr konkret um das unmittelbare Weiterschuften. Also praktisch, die Plazenta kommt raus, weiter gehts? War das tatsächlich so?
Allein von mir ausgehend - Bei beiden Geburten war mein Kreislauf danach im Keller, ich wäre vermutlich beim Kartoffelernten o.ä. einfach liegen geblieben. Zudem hatte ich sehr kleine genähte Geburtsverletzungen (die ja auch unbehandelt geblieben wären). Also alles in allem einfache Geburten, aber meilenweit davon entfernt danach aufzustehen und körperliche Arbeit verrichten zu können.
Wenn ich hier querlese, hätte die Mehrheit allerdings direkt nach der Geburt zum Halbmarathon antreten können, dann erübrigt sich die Frage natürlich 😆

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Die Beschwerden, die du beschreibst, kenne ich so gar nicht. Es scheint nicht so, als ob alle Frauen identische Geburtserlebnisse haben.

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Du hattest keinerlei Geburtsverletzungen und keine Erschöpfung nach der Geburt? Echt schön für dich 👍🏻 Würde trotzdem behaupten, dass das bei der ein oder anderen Frau (nur EVENTUELL) anders ist?

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Voll cool dein Gedanke! Verstehe, dass dich diese blöde Geschichte nervt , wenn du sie immer wieder hörst . Musstest du nicht auch mal drüber lachen?
Ich vermute, dass es so gemeint ist, dass früher ja ALLE Menschen sooo fleißig und hart und toll waren , dass sie ja NIE eine Pause brauchten , keinen Urlaub kannten und erst recht keinen Mutterschutz 👴🏻👵🏻☝🏻☝🏻☝🏻.
Alte Leute erzählen nunmal unglaublich gerne ...wenn der Tag lang ist ... Und , weiß Gott , solche Storys können einen Tag auf gefühlt 'ne Woche ziehen.
Ich empfehle dir Inearkopfhörer 😋🙃

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Hi, eine interessante Diskussion. Auch ich kenne diese Geschichten/Erzählungen.
Ich glaube da weniger am Mythos, sondern an die Tatsache das es stimmt, zwar nicht genau so wie du es beschreibst, aber schon nah dran an: zwischendurch Kind bekommen und ein paar Tage später musste es weiter gehen. Von Wochenbett hatte damals bestimmt keiner gehört. Wobei ich mich frage, wann und wo ist dieses „damals“.
In einigen Ländern der Erde wird es bestimmt weiterhin so gehandhabt, da der Mann nicht allein für das 9. Kind aufkommen kann. Deshalb gibt es aber dort mehr Infektionen, Säuglingstode, Müttersterblichkeit.
Das was unser Sozialstaat leistet, davon würden andere Mütter/Väter träumen. (U-Untersuchungen, Impfungen, Mutterschutz, Elterngeld pi pa pooo).

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Ja, völlig klar, dass das Wochenbett früher sehr, sehr viel kürzer war. Geht ja auch nicht anders bei (zum großen Teil) Selbstversorgung. Mir geht es ganz bewusst um dieses “unmittelbar danach aufstehen und weiter schuften”. Dieses Unmittelbare wird m.E. immer bewusst betont.

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Aber auch das wird es geben, auch heute noch.
Nur nicht im „modernen“ Deutschland. (Zumindest nicht so, wie du es dir vorstellst.) Also auf dem Feld entbunden, Nabelschnur gekappt und das Kind vor die Brust gebunden.
2022 ist doch etwas besser, als das Mittelalter. 😉

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Du könntest auch einfach mal in eine Bibliothek gehen und dir Bücher ausleihen, in denen du das von Historikern wissenschaftlich fundiert und recherchiert nachlesen, anstatt davon auszugehen, dass nur weil du es dir nicht vorstellen kannst, es nicht wahr sein kann.

Ich kann übrigens davon berichten, dass meine Oma und meine Uroma durchaus ein Wochenbett kannten, 40 Tage Schonfrist haben sie es genannt und dass es danach durchaus munter weiterging, mit Garten, Haus, Hof, Feld. Die Kinder waren tatsächlich entweder dabei und/oder eine der Frauen, meist die Älteste, betreute alle. Sie kamen aus einer alten Bauernfamilie.
Und sie waren im Übrigen geschockt als ich 1 Woche nach Geburt einen Spaziergang mit Baby machen wollte, sie haben die Schonfrist drin verbracht.

Und, auch ich hatte solche Verletzungen nicht wie du sie beschreibst und auch meine meiner Freundinnen - ich persönlich habe wirklich 10 Tage nach Geburt etwas gearbeitet, aber auf dem Sofa mit Laptop auf dem Schoß, nicht vergleichbar

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..naja oder ich stelle das eben mal zur Diskussion auf einem Diskussionsportal und höre mir die Geschichten der Vorfahren der Userinnen an. Aber wenn ich doch noch eine wissenschaftliche Abhandlung darüber schreiben sollte lasse ich es dich wissen 👍🏻

Mir geht es ganz bewusst nicht um ein verkürztes Wochenbett. Das ist m.E. völlig logisch ohne jeglicher Sozialleistungen. Sondern um das “direkt nach der Geburt aufstehen und körperlich weiterschuften”.

Auch für dich freut es mich, dass du keinerlei Geburtsverletzungen hattest und nach der Geburt nicht erschöpft warst. Irgendwie sagt mir mein Gefühl aber, dass bei der Mehrheit der Frauen durchaus eine Pause von Nöten ist.

Und übrigens sehr cool, wie in deiner Familie das Wochenbett geachtet wurde und wird. Bestimmt nicht selbstverständlich.

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40 Tage sind doch gar nicht verkürzt. Das entspricht doch ziemlich genau den 6 Wochen die wir auch noch heute kennen.

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Ich habe zwei Kinder geboren und wüsste nicht, wieso das ein Märchen sein sollte.

Bei der "Feldarbeiterin" denke ich u.a. an die versklavten Frauen, die auf nord- und südamerikanischen Plantagen schuften mussten und eben sonst mit schlimmen Bestrafungen bis zum Tod rechnen mussten, wenn sie sich nicht zusammengenommen und weiter geschuftet haben.
Und ich denke an die Bauersfrauen im Mittelalter, die vielleicht schon mehrere Kinder hatten und im Wochenbett halt nichts "vorgekocht und weggefrorenes" hatten, oder von Take-away leben konnten. Wenn deren Kinder morgen noch Rüben auf den Teller bekommen sollten, dann mussten die auch wieder zurück aufs Feld und an den Herd.
Wer es sich leisten konnte, weil entweder kulturell oder durch den gesellschaftlichen Rang genügend Unterstützung vorhanden war, der hat sicher auch damals schon nach der Geburt "gechillt" bzw das Wochenbett zelebriert.

Nach meinen beiden Geburten war ich übrigens körperlich auch direkt wieder so fit, dass ich auf dem Feld hätte schaffen können. Habe ich natürlich nicht, weil ich um die Spätfolgen weiss und den Luxus hatte, mich zu schonen. Aber ich wäre sicher nicht unter Schmerzen oder vor Erschöpfung zusammengebrochen.

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Sehe ich genauso.

Das kann sich nur „ein verwöhntes Gör“ der westlichen Welt nicht vorstellen. Traurig, wie sehr manche offensichtlich in ihrer eigenen Blase leben und die Augen vor den Problemen der Welt verschließen.

In anderen Ländern geht es noch heute um Leben und Tod und dort kann man es sich nicht leisten sich mal eben ein paar Tage von den Strapazen der Geburt zu erholen, das Vieh will versorgt und die Arbeit erledigt werden. Da gibt es keinen Kündigungsschutz oder eine Haushaltshilfe die von der Krankenkasse (bitte was?) gestellt wird etc…

VG,
K.

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Du hast den Text doch bewusst in den falschen Hals gekriegt.

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Es hält sich auch hartnäckig das Gerücht, dass Frauen lange (im Sinne von Jahrhunderten) nur für Haushalt und Kinder zuständig waren. Das galt aber idR nur für Adelsfamilien und später zur Nazi-Zeit (bzw Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts). Trotzdem wird ja oft damit argumentiert ;)

Bestimmt gab es Frauen, die auf dem Acker nebenbei entbunden haben. Aber seien wir mal ehrlich: die Sterblichkeitsrate bei Mutter und Kind war auch noch viel höher, also gesund war’s trotzdem nicht -> ist das wirklich erstrebenswert?

Und dass es für alle galt, glaube ich auch nicht. Klar werden die Frauen sich nicht 8 Wochen ins Bett gelegt haben, aber auch nicht unmittelbar nach Geburt weiter gearbeitet haben 😅

Vllt recherchiere ich das mal, ist ja eigtl ein spannendes Thema.

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Wie schön, du hast meinen Text verstanden ☺️ Ich hatte ja explizit angesprochen, dass es (wie mir das immer erzählt wurde) nach der Geburt der Plazenta weiterging auf dem Feld. Kein Ausruhen, den Kreislauf wieder hochbekommen, Baby anlegen, eine Nickerchen, NICHTS. Und auch wenn ich selbst nicht sehr vernünftig war im Wochenbett, unmittelbar nach dem Kreißsaal hätte ich keinen Baum gefällt bekommen.
Ein paar Tage Wochenbett statt 6 Wochen? Glaube ich SOFORT.

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Ich bin auch überrascht, dass so viele Frauen hier (angeblich) unmittelbar nach Geburt (also Kind raus, Nachgeburt raus) direkt hätten arbeiten können.

Ich fand den Gang aufs Klo schon anstrengend, danach hab ich erstmal ne Stunde geschlafen 😂😂😂 3-4 Stunden später konnte ich auch schon mit Motte ins stillzimmer laufen oder sie wickeln, Feldarbeit (vllt wird DIE auch einfach unterschätzt? Ich hab mit meinem Ex auf dem Feld gearbeitet und heute ist das ja noch mal leichter als früher) wäre aber definitiv in den ersten 7 Tagen nicht möglich gewesen, schon keine 16 Stunden am Stück. Oder auch nur 8!

Und meine Geburt war recht unkompliziert mit wenigen Verletzungen.

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Das machen doch Frauen zB in Afrika immer noch so, also definitiv kein Märchen.

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Bei den Agĩkũyũ nicht. Da darf die Frau noch nicht einmal das Haus verlassen - auch vor der Geburt nicht.

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Da gibt es ja aber sehr viele Stämme und mache müssen leider direkt weiter machen.

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Tja, egal, ob Du das glaubst oder Dir das vorstellen kannst oder nicht, die "Mär" stimmte in unzähligen Fällen. Zwei von sieben Geschwistern meines Mannes kamen genauso in der Vorkriegszeit auf die Welt. Einmal schaffte es seine Mutter gerade noch nach Hause in den Eingangsbereich des Hauses, weiter nicht, das andere Mal war sie tatsächlich noch irgendwo draußen - während ihr Mann mit dem Schlepper die Dorfhebamme holte, die kam schon zu spät. Dann wurden alle zusammen auf den Schlepper gepackt und heimgefahren. Wochenbett ein bis zwei Tage, dann musste die Frau wieder ran, das Baby wurde mitgenommen und im Wagen irgendwohin gestellt. Auf die Arbeitskraft der Frau konnte nicht verzichtet werden.
Die alten Ordensschwestern unserer Entbindungsklinik könnten Dir Geschichten erzählen, das würde Bücher füllen. Nur eine: Eine Bäuerin kam in den 50er Jahren mit Wehen auf einem Schlepper zur Entbindung, bekam ihr Kind, blieb unter Protest eine Nacht - und fuhr dann wieder mit dem Schlepper heim. Die Schwestern hatten schon ein Auto und bestanden darauf, wenigstens das Baby mit dem Auto heimzufahren.
Im übrigen hatte ich auch kein instabiles Becken oder Verletzungen. Nach zwei Tagen war ich fit und munter, musste aber noch 3 Tage in der Klinik bleiben, weil das 1972 eben noch so Vorschrift war.
Seid froh, dass es euch heute besser geht und ihr euch ausruhen könnt, solange ihr wollt - wobei auch das relativ ist, wenn eine Frau schon Kinder hat.
Die harte Zeit unserer Großmütter als Mär zu bezeichnen, ist einfach nur......unwissend und recht arrogant. Das Landleben war verdammt hart und weit entfernt von Deiner Wohlstandsgesellschaft-Vorstellung.
LG Moni

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Hallo Moni, ich kommentiere das gerade überall, aber es geht mir konkret um das Entbinden, die Plazenta abwarten und dann das unmittelbare körperliche Weiterschuften. Also um 0 Tage, 0 Stunden Wochenbett. Wenn mir die Geschichte erzählt wurde, wurde gerade das immer betont. Und ich, mit einer SEHR einfachen Geburt (nur einem genähten Mini-Riss, der dann ja auch unbehandelt geblieben wäre), hätte es dennoch nicht geschafft aus dem Kreißsaal rauszuspazieren um Kartoffeln zu ernten. Da war ich einfach zu wackelig auf den Beinen, musste (!) mich erst mal ein paar Stunden ausruhen, das Baby anlegen etc. Komischerweise scheinen hier aber alle nach ihren Geburten topfit und voller Energie gewesen zu sein, hab wohl irgendwas falsch gemacht.
Vielen Dank für den Einblick, sehr spannend!

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Ich erinnere mich, das ich nach der Geburt unseres 8.Kindes auf der Toilette in Ohnmacht gefallen bin. Die Hebamme konnte mich gerade noch auffangen. Zusammen mit meinem Mann haben sie mich wohl ins Bett geschleppt. 🫣
Ich war von der körperlichen Belastung vorher und der Geburt total kaputt.
Auch bei unserem 10. Kind hatte ich starke Kreislaufprobleme und war froh, ein paar Stunden, nach der Geburt ins Bett krabbeln zu können.
Arbeiten wäre auf keinen Fall drin gewesen.
Und ich bin ziemlich hart im nehmen.
Aber wenn der Körper streikt, kann der Wille noch so stark sein.
Jedenfalls bin ich sehr froh heute zu leben, wo ich mir wenigstens ein kleines Wochenbett erlauben darf.

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》kein Mensch kann danach gleichgültig weiterarbeiten.《

Das kann man aus einem sehr privilegierten Standpunkt aus so sehen. In anderen Teilen der Erde ist es so ziemlich Realität. Frag mal selbstständige Frauen oder Frauen im oberen Management, was sie von einem wochenlangen Wochenbett voller Ruhe denken. Das halten sie eher für ein Mythos.

Es ist sicherlich gut, dass wir den Mutterschutz haben. Auf der anderen Seite sind wir aber auch wahnsinnig sensibel geworden und kleine Probleme werden zu riesigen gezüchtet. Ich hatte ziemliche Geburtsverletzen und auch einen KS, in beiden Fällen war ich sehr schnell fit und nach einer Woche, spätestens nach zwei absolut arbeitsfähig gewesen. Und wenn es sein müsste auch sofort danach. Und ich bin keine Superfrau oder besonders stark. Ich habe aber solche Vorbilder, meine Mutter, meine Großmütter, meine Schwiegermutter, sie alle haben weder in der Schwangerschaft, noch danach wirklich pausiert. Andere Zeiten. Aber gefühlt waren sie wesentlich belastbarer, als die Frauen heute.

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Ich gebe dir zu einem Großteil Recht - aber bei einem muss ich doch (zumindest zum Teil) widersprechen. Sicher mag es manche geben, die sehr sensibel sind (und auch einige, die sich ab Wissen um die existierende Schwangerschaft wie das Leiden Christi in persona verhalten) Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Müttersterblichkeit aus genau dem Grund so rapide sank, weil Frauen zugestanden wurde, dass eine Entbindung ein massiver Vorgang ist und der Körper danach wirklich eine lange Zeit braucht, um auf den "Stand zucvor" zu kommen.
Das ist ja nunmal Fakt.
Durch deinen letzten Absatz wird das meinem Empfinden nach gerade klein geredet.

Es ist toll, wenn es dir nach deiner Entbindung gut ging - das hätr aber halt auch anders laufen können - und dann hätten dir deine "Vorbilder" nichts gebracht.
Da muss es "nur" mal zu stärkeren Blutungen und einem darauffolgenden Blutmangel kommen - sowas passiert recht fix - und dann bist du eben nicht ganz "vorbildsmäßig" nach 2 Wochen wieder ein leistungsfähiger Bürger...
Sorry, aber ich finde den letzten Absatz wirklich sehr ungeschickt formuliert. Viele Frauen haben nunmal nicht das (verdammt große!) Glück, dass sie nach der Entbindung topfit sind.

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Ja, es stimmt schon, dass es insbesondere gesundheitliche Gründe für die Schonfrist gibt. Und ich bin froh, nicht am Feld entbinden zu müssen.

Und zum Teil habe ich bewusst so geschrieben. Der Thread selbst ist provokant. Als ob alle lügen, die behaupten danach zu arbeiten. Ich denke eher, dass der Großteil der Frauen keine gravierenden Probleme hat nach der Geburt. Zudem empfinde ich es persönlich schon so, dass die Menschen generell viel sensibler und weniger belastbar sind.