Wie richtig mit Tod umgehen?*lang*

*nochmal Anonym da ich mich etwas schäme*
Meine liebe Oma ist vor ein paar Tagen nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Wir sind als Kinder quasi bei ihr aufgewachsen wenn unserer Eltern gearbeitet haben. Im Erwachsenenaltern ist es durch eigene Familie und Vollzeitjob leider weniger geworden. Auch wenn wir wussten dass sie krank ist, haben wir immer daran geglaubt, dass sie es nochmal schafft. Leider war dem nicht so. Ich konnte mich ein paar Stunden vor ihrem Tod noch verabschieden. Nun mache ich mir einige Vorwürfe. Dass ich nicht oft genug da war, dass ich nicht mehr Momente festgehalten habe, dass wir grade in den letzten Monaten so gut wie nie da waren weil die Kinder immer krank waren und wir nichts hinschleppen wollten(Oma war 89). Weihnachten bei ihr haben wir verpasst da wir alle Corona hatten. Das schmerzt mich sehr. Das letzte Mal hab ich sie im Januar gesehen, als wir eine kurze Gesundphase hatten. Danach was leider wieder so, Grippe, Magen-Darm etc.. Dann hat leider ein anderer Verwandter Corona hingeschleppt und eineinhalb Wochen später war sie tot. Natürlich weiß mein Kopf dass es richtig war nicht krank zu einer 89-jährigen zu gehen, aber das Herz ist tief traurig. Aktuell wechseln sich Trauer und Nicht-wahrhaben wollen, ich schäme mich dass ich so „intensiv“ empfinde. Schließlich war sie ja „nur“ meine Oma und nicht meine Mutter, ich habe im Kopf, dass es nur ihren Kindern zu steht so sehr zu trauern. Für meine Mama versuche ich stark zu sein, mir nicht anmerken zu lassen wie sehr es mich mitnimmt weil das sie nur noch mehr mitnehmen würde. Für mich ist es der erste Todesfall in der Familie, bei meinem Opa war ich noch zu klein. Wie gehe ich damit richtig um? Wie kann ich meine Familie unterstützen um ihnen etwas Last zu nehmen(Beerdigung ist alles schon organisiert)? Sollte ich meinem 2 1/2 Jahre alten Kind erklären wo seine Uroma ist? Er kennt sie und ging immer gerne hin. Es tut mir leid dass es soviel Text ist. Mit meinem Mann ist darüber schlecht zu sprechen, er ist da eher „emotionslos“.

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Mein Beileid.

Du hast deine Oma verloren und jedes Recht, genauso doll zu trauern, wie du es möchtest. Du nimmst deiner Mutter ja nichts weg. Im Gegenteil, ich habe es auf der Beerdigung meines Opas eher als hilfreich erlebt zu sehen, dass er anderen auch viel bedeutet hat.

Ich glaube auch, dass es normal ist, dass Schuldgefühle aufkommen. Mir hat es geholfen, mir zu sagen, dass Menschen aneinander schuldig werden. Du hast versucht, alles gut zu machen und manchmal weiß man nicht, wie es am besten wäre. Oder andersrum, wie es dann gewesen wäre. Bestimmt hätte deine Oma gewollt, dass du dich jetzt nicht fertig machst und wäre nicht sauer auf dich. Du darfst so fühlen, aber du darfst dir auch sagen, dass es dafür keinen Grund gibt.

Ich habe meinen Kindern gesagt, dass die Verstorbenen bei Gott im Himmel sind (daran glaube ich, ich würde ihnen nur das erzählen,
was ich glaube, manches angepasst) und dann bin ich auf Fragen eingegangen. Die sind je nach Alter unterschiedlich und wiederholen sich manchmal, manches war dann für mich auch irgendwie hart (z.B. hat meine 3jährige mir ganz oft erzählt, dass ich jetzt gar keinen Opa mehr habe...). Aber es ist okay und mir war es wichtig zu vermitteln, dass sie dazu alles sagen und fragen dürfen.

Bei uns waren die Kinder auch auf der Beerdigung meines Opas und das war gut. Aber auch gut, dass mein Mann dabei war und dann auch mal mir ihnen zur Seite gehen konnte, so dass ich "richtig" dabei sein konnte.

Wünsche dir alles Gute!

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Mein herzliches Beileid!

Mir ist damals beim Tod meiner Oma erst so richtig klar geworden, dass sie eigentlich meine zweite Mama war. Ich bin auch viel und intensiv von ihr betreut worden und habe viele Jahre mit meinen Eltern in ihrem Haus gewohnt.
Das darf man an manchen Stellen nicht so formulieren (natürlich würde ich die Formulierung "zweite Mama" nicht meiner Mutter sagen) aber mir hat es schon geholfen, dass ich selbst ein Wort dafür hatte. Und ich weiß, dass ich auch ein Stück weit ihr fünftes "Kind" war - was ich niemals ihren 4 eigenen Kindern so sagen würde.

Mein Mann ist zwar sehr verständnisvoll, trotzdem ist er der festen Überzeugung, dass meine Trauer um meine Oma weit, weit, weit entfernt ist von seiner Trauer um seine Mutter. Das ist ok - ob er Recht hat, werden wir hoffentlich erst in vielen Jahren sehen, wenn ich auch um meine Mutter trauern muss.
Trauer muss man nicht bewerten und es ist egal, wer "mehr" trauert.

Aber natürlich ist es ein Unterschied, ein riesiger Unterschied, ob man bei aller Trauer noch seine eigenen Eltern "über" sich hat oder ob man als älteste Generation übrig bleibt.
Deshalb verstehe ich das Dilemma zwischen "meine wichtigste Bezugsperson ist tot" und "aber ich habe ja noch jemanden, der diese Rolle eigentlich einnehmen sollte"...
Tatsächlich ist meine Mama im Laufe inzwischen vieler Jahre in die Rolle meiner Oma als Ratgeberin und Trösterin hineingewachsen - aber das hilft dir im Moment noch nicht.

Ich denke nicht, dass du deine Familie unterstützen musst. Und falls doch, kann man von außen nicht sagen, wie und wo.
Dir selbst wird es aber vielleicht helfen, wenn du etwas tun kann - und wenn es nur ist, Trauerkarten in Umschläge zu stecken.

LG

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PS
Mit einem 2,5 jährigen Kind würde ich nicht übermäßig viel reden. Es bekommt deine Trauer mit, das ist bestimmt das Wichtigste. Und dann würde ich allenfalls deinen Glauben kindgerecht formulieren (falls du einen solchen Glauben hast) - deshalb spricht man ja oft vom "Himmel" weil das die kindgerechteste Erklärung für das ist, was wir (jedenfalls manche von uns) uns vorstellen.
Aber nicht viele Worte machen. Und viele Fragen kommen ja in dem Alter noch nicht. Vielleicht kommen die dann in einem halben Jahr, wenn die Sprechfähigkeit steigt und die Erinnerung noch da ist, wer weiß. Dann kann man immer noch Fragen beantworten. Das muss nicht jetzt sein und schon gar nicht sollte man Fragen beantworten die nicht gestellt wurden.

Bearbeitet von O-Doolia
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Es gibt kein richtig oder falsch trauern und deine Oma ist grade erst verstorben.

Alles was du fühlst ist normal, menschlich und völlig legitim und du sollst und darfst (!) so fühlen!

Du musst nicht alleine stark sein und alle stützen. Es hilft schon, wenn ihr gemeinsam trauert 😊 und jeder braucht in seiner Trauer etwas anderes, das ist so, da gibt es kein Patentrezept.

Also am besten nachfragen, wie man unterstützen kann 😊

Ich persönlich bin für Offenheit den Kindern gegenüber. Motte war 3, als ihr Opa (mein SV) letztes Jahr völlig überraschend verstarb. Er war nicht Vorerkrankt, grade 57. Er hatte eine Erkältung und war daheim, als seine Frau von der Arbeit kam, lag er tot im Bad 🤷‍♀️ es war echt absoluter Ausnahmezustand hier und das hat Motte natürlich sowieso mitbekommen. Und bevor ihr das Angst macht, wieso „grundlos“ so eine Stimmung hier ist, waren wir definitiv für erklären.

Kindgerecht natürlich und es flammt (bis heute) immer mal wieder auf, dass sie fragen hat. Und so wie wir versteht sie es natürlich noch nicht (ab und zu fragt sie, ob wir den Opa denn anrufen können oder wann er endlich zurück kommt). Aber wir gehen immer darauf ein. Sie war auch mit bei der Beerdigung. Ich hab ihr da währenddessen (leise) alles erklärt.

Sie sammelt nach wie vor besonders schöne Steine oder Blumen für Opas Grab, das finde ich sehr schön.

Das ist jetzt aber meine persönliche Meinung. Aber dein Kind sieht dich vllt weinen und trauern, wenn es da sofort vermittelt bekommt „es ist nicht wegen dir, Mamas Oma ist gestorben und für immer weg, deswegen ist Mama traurig, aber das ist nichts schlimmes!“, hilft es ihr. Die genauen Worte werdet ihr selbst finden :)

Mein herzliches Beileid!

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Hallo!
Erstmal tut es mir sehr leid, dass Du Deine Oma verloren hast. Und darüber darfst Du unendlich traurig sein. Ohnehin gibt es keinen "richtigen" Umgang mit dem Tod - das macht ja jeder Mensch suf seine Art und nach seinen Bedürfnissen. Und das hat niemand zu bewerten.

Ich habe vor 8 Jahren meine Oma verloren und war auch unendlich traurig. Wie Deine war sie sehr alt und es war letztlich absehbar, auch wenn man das verdrängt. Ich habe sie auch mindestens 1x in der Woche besucht, aber gerade in der Zeit vor ihrem Tod nicht, weil ich andere Verpflichtungen hatte. Als ich zu ihr ins Krankenhaus kam, war sie schon nicht mehr so richtig bei sich, aber hat mich sicher doch wahr genommen. Trotzdem hatte auch ich das Gefühl, dass ich sie zu wenig besucht habe. Ich glaube aber fast, daß hat man immer - vielleicht ist das einfach die Trauer darüber, dass man nun nie wieder die Gelegenheit hat.
Deine Oma wusste sicher trotzdem, wie sehr Du sie magst und auch wieviel Zeit Dein Alltag in Anspruch nimmt. Schließlich war sie ja auch mal jung und hatte ein ähnliches "Programm" wie Du.

Unsere Kinder waren 8,6 und 2 1/2, als meine Oma gestorben ist. Sie waren auf ihre Art z.T. sehr traurig. Der Jüngste hat es am wenigstens verstanden und jetzt auch die wenigsten Erinnerungen an sie, obwohl er sie wöchentlich mit besucht hat. Ich hätte ihm da nicht viel erklären können, weil es ja auch irgendwie abstrakt ist. Und es ist doch schon für uns Erwachsene so unfassbar. Ich habe ihm gesagt, dass sie gestorben isr, ich nicht weiß was danach passiert und wir sie nun leider nicht mehr sehen können, dass wir uns aber gut an sie erinnern können. Bei der Beerdigung waren alle dabei und der Jüngste hat uns irgend "Interessiert" beäugt, aber das war auch voll ok. Für ihn ging es auch am schnellsten wieder zur Normalität über.

Ich finde nicht, dass Du "stark" sein musst gür Deine Mutter. Gemeinsames Trauern hilft doch auch und warum solltest Du weniger traurig sein als sie? Großmütter sind so etwas bedonderes und kostbares und oft ist das Verhältnis zu ihnen doch auch einfacher, weil man weniger Reibereien hat, dadurch dass sie auch nicht so viel erzieherisch sein müssen.

Alles Gute!

Grüße Jujo

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Hallo liebe traurige Eule!

Mein Beileid zu eurem Verlust!

Erstmal du darfst trauern und musst nicht für deine Mama stark sein. Redet, erzählt euch Erinnerungen an Oma oder umarmt euch (auch mal schweigend) oder weint einfach.
Klar ist es die Mama von deiner Mama, doch sie ist auch geliebte Oma und Urlioma und alle dürfen trauern!!

Wir haben Anfang Februar auch unsere geliebte Oma (90) verloren. Sie lag 1.5 Wochen im Sterbebett Zuhause. Jeder durfte sich jederzeit bei Oma/Uroma verabschieden (ihre Kinder waren 24/7 dort).
Ich beobachtete in der Zeit, dass jeder anders mit der Trauer umgeht und alles okay ist.

In dieser Zeit war bei uns definitiv eine Ausnahmesituation. Ich konnte an nichts anderes mehr denken und mein Haushalt blieb liegen. (Ja, das ist auch okay!)
Wir konnten sich verabschieden, was ich auch tat. Mein Großer (13) hat's gut verkraftet, obwohl er öfters bei seiner Urli war. Für ihm ist es der Lauf des Lebens.
Die Kleine (3.5) hat's anfangs nicht verstanden. Mittlerweile weiß sie, dass die Urli im Himmel ist und sie nicht mehr zu ihr kann.

Meine andere Oma ist vor 5 Jahren gestorben. Zu ihr gab es viel weniger Kontakt.
Ich erfuhr plötzlich von ihrem Tod, ergo gab es keine Verabschiedung!

Ich hatte bei beiden Omas das Gefühl/die Schuld nicht oft genug sie besucht zu haben!
Ich denke mir, dass man das Gefühl immer hat, denn jetzt weiß man, dass es nicht mehr geht!

Seit dem Begräbnis geht's besser.

Wenn wir bei meinen Geschwistern sind oder bei meiner Mama redet man manchmal über Oma und gibt ihre Anekdoten zum Besten.
Letztens habe ich an sie gedacht, als ich mit den Auto unterwegs war. Da sind einige tolle Erinnerungen hoch gekommen und ich musste lächeln!

Ich wünsche euch viel Kraft in dieser Zeit!

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Ich finde es Quatsch, dass einer mehr als der andere trauern darf. Jeder empfindet es anders und jeder geht mit der Trauer anders um.
Ich habe im letzten Jahr meine Schwiegermutter verloren und ich bin die Einzige, der immer noch regelmäßig die Tränen kommen. Mein Mann hat es als ihr Sohn schon viel besser verarbeitet als ich. Auch ihr Bruder ist schon deutlich weiter mit der Trauerarbeit.
Ich habe mich bei einem Newsletter von November.de angemeldet, die schicken immer noch in unregelmäßigen Abständen tolle einfühlsame Texte, die auch ein wenig in den zeitlichen Kontext passen.
Ich habe mir auch Hilfe bei einem örtlichen Trauerverein geholt.
Auch gibt es Trauergruppen, denen ich persönlich mich aber nicht angeschlossen habe.
Alles Gute!

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Hallo

erstmal herzliches Beileid. Also ich schildere dir mal aus meiner Sicht. Ich selber habe vor 2 Wochen meinen Onkel verloren. Mir ist es wirklich egal was andere denke wie ich fühlen soll weil er "nur" der Onkel war oder in deinem Fall " nur " die Oma. Das Recht hat doch niemand jemand anderem vorzuschreiben wie er zu fühlen hat. Es kommt wohl auch darauf an wie man mit dem Thema umgeht. Mein Sohn wurde was das Thema angeht offen erzogen. Er hat mit 3 Jahren viele Fragen gestellt und Oma fragte damals was so ein Kind schon mit dem Tod konfrontiert werden soll. Mit dem Tag der Geburt geht man nun mal Schritt für Schritt dem Tod entgegen. Der eine früher und der andere später. Wir glauben an ein Leben nach dem Tod. Machst du das?

Es gibt schöne Bücher auch für kleine Kinder was das Thema betrifft. Lass dich doch hierzu in der Buchhandlung beraten. Das kann man dann schon den kleinen vorlesen bzw Bilder anschauen. Wg Entlastung der Familie. Da ist auch die Frage wie geht ihr in der Familie mit dem Tod um. Einige kehren den Tod unter den Tisch und wollen nicht darüber sprechen. Andere sind froh wenn man gemeinsam an einem Tisch zusammenkommt um nochmal in Erinnerung zu schwelgen, Bilder ansehen etc. Ich denke da fragst du deine Mutter, Tante, Onkel . Die werden schon sagen, ob du noch was machen kannst.

Ich war selber vor 2 Jahren bei einem Medium um nochmal mit meiner verstorbenen Mutter "reden" zu können. Heute bin ich mit ihr und mir im reinen weil alles was ich wissen wollte geklärt ist. Das ist einfach phantastisch und hat mir mehr geholfen als jeder Psychologe vorher ;-).

LG Hexe12-17

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Dein Verlust tut mir sehr leid. Ich glaube die Schuldgefühle gehören leider dazu, das was man daraus lernen kann, ist, für sich selber nichts ungesagt zu lassen und Besuche nicht grundlos zu verpassen. Eine Oma zu schützen ist aber finde ich etwas Gutes, es ist eben schwierig, die Balance zu finden, wann man zu viel abschirmt. Ich glaube aber, du wirst deinen Frieden damit machen, wenn es kein Vorwand war jeweils.

Toll ist, dass du dich verabschieden konntest, das hat dir sicher trotz allem ganz viel geben können und deine Oma konnte nochmal spüren, wie sehr du sie liebst.

Zum Kind: Unser Opa ist gestorben, als unser ältestes Kind 2.5 war, es hat das sehr wohl bemerkt und auf seine Art verarbeiten müssen. Wir haben von einer Familienberatung den Ratschlag bekommen, Kinderbücher zu dem Thema anzubieten und es hat sie eine Zeit lang immer wieder lesen wollen. Dann war eine Zeit lang Ruhe, dann kam es wieder auf und inzwischen merkt man - mit zunehmender Kommunikationsfähigkeit - wie wertvoll es für das Kind war, dass wir die Bücher haben und darüber im Austausch waren bzw. sind.

Meine Eltern haben als ich ein Kind war gar nichts gemacht, ausser mal kurz sagen, dass Oma tot ist-und im Nachhinein hätte es mir gut getan, wenn es auch Bücher gegeben hätte dazu.
Ich fand „Opa wohnt jetzt woanders“ ganz gut-das gibt es auch sehr nett gelesen als Hörbuch. Aber Vorsicht: da weint Mama bei den ersten Malen hören dann mit. Was aber bei uns ok war, jeder darf traurig sein und Gefühle zeigen.