Hallo,
Ich muss das hier jetzt einfach mal los werden, weil mich das Thema so nervt.
Oft höre ich die Aussage Kindern (und auch meinem Kind) gegenüber: "Sei schön lieb, ja?"
Oder nach einem Trotzanfall: "Bist du jetzt wieder lieb/brav?"
Die Steigerung ist dann noch, wenn es mit "Konsequenzen" verbunden wird: "Wenn du nicht lieb bist, dann...." Dieses Druckmittel finde ich ganz furchtbar.
Ja, oftmals wird es einfach gedankenlos als Floskel benutzt, aber mich stört diese Aussage sehr.
Lieb/brav/artig sein...die Bedeutung davon beinhaltet ja eigentlich, schön folgsam und angepasst zu sein, eigenen Gefühle zu unterdrücken, um nicht negativ aufzufallen, es dem anderen Recht machen.
Aber genau da beißt sich doch die Ratte in den Schwanz.. Wir wollen doch selbstbewusste Kinder, die lernen, für sich einzustehen. Ja, dazu gehört es auch Trotzanfälle haben zu dürfen, damit die Welt danach wieder in Ordnung ist.
Natürlich müssen wir auch lernen, gesellschafftskonform zu agieren, aber dafür brauche ich doch ein gesundes Selbstvertrauen und Sicherheit, um zu wissen, wann ich mich wie zu verhalten habe.
Ja, ich könnte noch endlos weiter philosophieren, aber ich belasse es jetzt mal dabei...
Ich musste das einfach mal loswerden.
Danke fürs Lesen.
Schön lieb sein
Furchtbar. Genau wie
„Gib Oma einen Kuss, die ist sonst traurig“
„Du musst auch teilen können, sonst spielen die Kinder nicht mit dir“
„Du musst auf essen, sonst haben wir morgen schlechtes Wetter“
Ich kann nicht in Worte fassen, wie mich sowas aufregt.
Du musst auch teilen können, sonst spielen die Kinder nicht mit dir“
Was stört dich denn an diesem Satz, so falsch ist der nicht.
Wenn wir hier Spielbesuch haben und unsere Tochter meint bestimmen zu müssen, welches ihrer Spielzeuge der Gast benutzen darf, habe ich ihr das sinngemäß auch schon gesagt. Spielbesuch wird wohl kaum regelmäßig kommen, wenn er dann übertrieben gesagt nichts anfassen darf.
Meine Tochter ist noch zu klein für Spielbesuch, aber eine Freundin geht mit ihrem Sohn vor dem Besuch durch, welches Spielzeug er auf keinen Fall teilen will. Das kommt dann, solange der Besuch da ist, weg. Und mit fremden Kindern auf dem Spielplatz muss er auch nicht teilen. Mir gefällt dieser Umgang.
Ich schließe mich mal an mit:
" Gib mir bitte die schöne Hand ! "
Linkshänder geben reflexartig die linke Hand zur Begrüßung.
Ist diese schlecht? Oder hässlich?
Hab ich noch nie gehört 😵💫
So wird das bei uns gesagt, wenn man zur Begrüßung nicht die rechte Hand gibt, dann kommt üblicherweise genau dieser Spruch.
Da mein Sohn Linkshänder ist, musste ich mich damit schon mehrfach auseinandersetzen.
Wenn ich jetzt mal ehrlich bin, dann kenne ich im echten Leben diese ätzenden Floskeln nur noch von Menschen, die weit Ü70 sind. Und die haben für mein Kind eben keine erzieherische Funktion mehr.
Und ja, ich selber habe das oft zu hören bekommen....war für mich nicht greifbar und hat mich auch in meiner Entwicklung nicht eingeschränkt....brav sein ist doch langweilig.
Ich höre es tatsächlich auch von anderen Eltern auf dem Spielplatz (natürlich meist an die eigenen Kinder gerichtet, aber nicht immer). Meine Mutter nutzt es auch ständig mit den Kindern, die Nachbarn ebenso. Die sind alle eher um die 60. Ist vielleicht regional unterschiedlich?
Keine Ahnung, früher war das ja Gang und Gäbe, unsere Familie weit übers Land verstreut.
Wir leben auf dem platten Land, Freunde verstreut im ganzen Land....ich habe solche Dinge wirklich bei Jüngeren schon ewig nicht gehört.
Über Selbstbewußtsein philosophieren .... in einem eh schon anonymen Forum .... in grau.
Mich nervt das ehrlich gesagt tierisch.
Ums mal loszuwerden ...
Was nervt dich denn daran?
Ob in grau oder nicht, ist doch völlig egal, wer im realen Leben hinter dem thread steht wirst du so oder so nie erfahren. Was macht das also für einen unterschied?
Mich nervt, dass immer wieder auf graunicks herumgeritten wird. Es gibt die Funktion und viele nutzen sie. Das ändert rein gar nichts an dem thread und verstößt nicht gegen die Regeln des Forums. Wenn du mit graunicks nicht kommunizieren willst, dann lass es, ist dein gutes Recht.
Hier zu sagen dass ich diese anonymem lästerthreads hier nicht tolerieren will hat nix mit 'dann antworte halt nicht' zu tun. Ich finde auch vieles schlimm und eröffne keine Threads darüber warum viele nicht mit Kritik umgehen können und was sie damit wohl ihren Kindern weitergeben.
Man zeigt nicht auf andere Leute hab ich gelernt ... wobei das auch zum anscheinend nicht mehr erwünschten Benimm in einer Gesellschaft gehört in der das wichtigste ist dass das Kind keine negativen Gefühle mehr hat.
Ich verstehe deinen Punkt und tatsächlich versuche ich auch, auf meine Wortwahl zu achten (eher „hast du dich jetzt wieder beruhigt?“ z.B.).
Aber ja, hier gibt es „Konsequenzen“ für einen Tobsuchtsanfall. Wenn Motte mich dabei haut oder tritt, muss sie auf Abstand zu mir bleiben, weil mir das weh tut. Wenn sie so am schreien ist, können wir nicht raus, bis sie wieder ruhig ist usw.
Das finde ich logisch. Das bedeutet nicht, dass sie nicht so fühlen darf, aber dass eben jede Handlung Konsequenzen hat und man sich eben erstmal beruhigen muss (wobei ich gerne helfe). Und dass manche Sachen eben trotzdem gemacht werden müssen, auch wenn sie tobt.
Und ja ich sage meinem Sohn dass er sich benehmen soll. Weil wir in einer funktionierenden Gesellschaft auch gewisse Verhaltensregeln brauchen und sich nicht jeder aufführen kann wie ne offene Hose.
Aber dass sich heute jeder nur noch selbst der Nächste ist sieht man ja schon daran wie auf Umweltschutz und Rücksichtnahme geschissen wird. Ich lass mir nix verbieten.... jo genau so geht's im Leben so werden wir weiterkommen.Unser Kind hat ADHS und ja ich stehe dafür ein dass er als neurodivers angenommen wird und sich nicht verbiegen soll, Oma beissen und hauen geht aber trotzdem nicht. Er kann stampfen, ins Kissen Boxen, etc. Aber nur er weiss was ich mit lieb sein meine und ich gebe ihm sicher nicht die Blöße dass ich vor Fremden sage er soll bitte nicht wieder von Trotz die sofadecke zerschneiden nur damit Fremde sich nicht über den Terminus lieb sein stören.
Ich stimme dem voll und ganz zu. Brav bedeutet für mich, dass das Kind den Erwachsenen zuliebe funktionieren soll, egal wie es ihm gerade geht. (Das fing schon beim Neugeborenen an, ob es brav schläft und tagsüber brav im Kinderwagen liegt.) Brav sein finde ich überhaupt nicht positiv.
Fast noch schlimmer ist dieses "Bist du nun wieder lieb?" nach einem Emotionsausbruch oder weil das Kind eine andere Meinung hatte als die erwachsene Person und sich nicht einfach gefügt hat bzw. nicht "brav" war.
Ich sage immer etwas dazu, wenn das mit meinen Kindern in meinem Beisein passiert. Zum Beispiel frage ich direkt "Willst du gerade wirklich sagen, dass X vorher böse war?" Dann wird sofort zurück gerudert und beschrieben, warum der Emotionsausbruch als unangenehm empfunden wurde. Dann stelle ich nochmal klar, dass Emotionen etwas völlig normales sind und dass es auch völlig normal ist, wenn Kinder mit diesen noch nicht so gut zurecht kommen und dass sie deswegen nicht weniger lieb sind.
Situation:
Du sitzt mit Kind im Restaurant und es führt sich auf wie Sau.
Was macht es nun für einen Unterschied, ob du sagst "sei brav" oder "sei ruhig"? Das Kind wird deinen Wortschatz kennen und wissen, worauf du auswillst, oder?
Ich sage auch nicht "sei ruhig". Meine Kinder führen sich nicht auf "wie Sau", wenn es ihnen gut geht, sondern vielleicht weil sie müde, hungrig und von den Anforderungen des Restaurants überfordert sind. Die Kinder haben sich ganz sicher nicht gewünscht in ein Restaurant zu gehen, sondern sind mir zu Liebe da. Wenn sie stören, tun sie das, weil sie nicht mehr können.
Ich sage "Hör bitte auf, auf den Tisch zu trommeln, das darf man im Restaurant nicht, weil es die anderen Gäste stört. Still sitzen ist gerade ganz schön anstrengend für dich, oder? Was könnte dir denn helfen?"
Ich bin neben 3facher Mutter auch Arbeitgeber.
Ich "freue" mich schon auf neue Arbeitnehmer, die leider keine Ahnung haben, was "gesellschaftskonformes Verhalten" bedeutet.
Läuft es nicht nach ihrer Nase, fliegt ihnen nicht die gebratene Taube in den Mund, wird es ätzend - für alle!
Als Mutter halte ich es mit dem Goldenen Mittelweg. Es sollen sich ALLE wohlfühlen. Das geht nur mit Kompromissen - mal mehr, mal weniger.
Auf keinen Fall funktioniert das mit dem Ausleben der eigenen Befindlichkeiten.
Ich "freue" mich schon auf neue Arbeitnehmer, die leider keine Ahnung haben, was "gesellschaftskonformes Verhalten" bedeutet.
Sie sind schon unter uns. Nur leider können wir mit ewig diskutierendem Personal nicht wirklich etwas anfangen. Dazu fehlt die Zeit und der Nerv. Es geht auch manchmal rau bei uns zu, je nach Stresslevel. Genauso herrscht aber auch ausgelassene Stimmung.
Ein bisschen muss man schon abkönnen ohne sofort in ein Loch zu fallen.
Da bin ich doch glatt froh nicht verweichlicht worden zu sein.
Genau das! Die letzten beiden Referendare die ich an unserer Schule erlebt habe gehörten schon zur „neueren Generation“, auf deren Befindlichkeiten im Kindesalter stets eingegangen wurde. Im Beruf mussten sie plötzlich lernen, dass man auch mal eine Faust in der Tasche machen muss, Aufgaben erledigen muss, die keinen Spaß machen oder auch einfach mal den Mund halten muss, obwohl einem etwas nicht passt. War ganz schön schwierig. Beide haben dann gerade so ihre Prüfung bestanden. Nr. 1 ist der Überzeugung, dass sie eine tolle Lehrerin ist und ihre Prüfer das nur nicht gesehen haben. Sie hatte dann viele Bewerbungsgespräche. Ende vom Lied: sie jobbt sich von Vertretungsstelle zu Vertretungsstelle. Der andere hat immer noch nicht gelernt, den Mund zu halten bzw Kompromisse einzugehen. Daher hat er ständig Ärger mit Eltern (teilweise zurecht). Aufgaben die er nicht „cool“ findet lässt er einfach aus. Das bringt ihm dann wiederum den Ärger der SL und der Kollegen ein. Bei der nächsten Möglichkeit muss er unsere Schule verlassen, da er sich im Team einfach nicht einfügen kann 🤷♀️ und das sind noch harmlose Beispiele. Was ich da von einem guten Freund mit Handwerksbetrieb höre… da ruft morgens die Mama an und meckert dass ihr armer Sohn so früh nicht aufstehen kam. Das arme Kerlchen hat halt einen anderen Rhythmus 🤦♀️
Eine ältere Kollegin hat mal zu mir gesagt, die Erziehung und die Pädagogik machen immer so Wellenbewegungen. Ich hoffe es schwingt bald mal wieder in die andere Richtung…