Meine Mutter, der Energieräuber ?

Hallo zusammen,

Ich brauch mal Meinungen von außerhalb, vielleicht könnt ihr mir helfen?
Es geht um meine Mutter, wir hatten immer ein enges Verhältnis, telefonieren täglich, manchmal mehrfach, seit ich mit 17 Jahren ausgezogen bin für meine Ausbildung.
Sie war noch nie ein einfacher Mensch, hatte eine Mutter die sie nicht liebte und einen Vater, der sich bei der Mutter nicht durchsetzen konnte. Also ich bin mir schon bewusst, dass sie es nicht einfach hatte im Leben.
Jetzt ist es so, dass es ihr letztes Jahr immer schlechter ging, ein auf und ab, sie war ständig beim Hausarzt, die hat erst das eine behandelt, dann das andere, aber es kam keine Besserung, als sie noch mehrfach stürzte und eines Tages nicht mehr aufstehen konnte, ist sie endlich ins Krankenhaus gegangen. Dort wurden dann, auch nach einigem hin und her Hirn -Metastasen festgestellt und der Primärtumor wurde in der Lunge gefunden, dafür bekommt sie jetzt Tabletten, die den Krebs eindämmen sollen und das Hirn wurde operiert und bestrahlt. Als sie wieder stabil war, kam sie auf eigenen Wunsch ins Pflegeheim, da sie nicht nach Hause wollte. Dort gefiel es ihr, wurde ihr jetzt aber zu teuer, da sie auch wieder fit ist, also Rollatormobil und nur Hilfe beim Duschen brauchte, also haben wir den Umzug nach Hause geregelt, Pflegedienst kommt jetzt 2x tgl wg den Medis, und zum Duschen, Haushaltshilfe 2x in der Woche und Hilfe beim Einkaufen usw. Ist auch alles geregelt.
Aufgrund der Entfernung fahre ich unregelmäßig dorthin, momentan ca 1x im Monat für 3 Tage, aber und jetzt mein Problem, ich bin so erschöpft, früher brauchte ich nach einem Besuch bei meiner Mutter 1 Abend auf der Couch und 'ne Tafel Schoki und ich war wieder ich selbst, aber momentan brauch ich fast schon 2 Tage.
Wenn ich da bin redet meine Mutter quasi ununterbrochen, sie erzählt und erzählt und wenn ich sage Mama halt mal die Luft an, meint sie wir hätten doch immer viel geredet. Ja, Gespräche geführt, aber sie führt Monologe, während ich mit meiner Tochter beschäftigt bin. Und nicht zum antworten komme. Dann meine Tochter, ihr erstes und einziges Enkelkind, 20 Monate, meine Mutter guckt sie an und redet auch kurz mit ihr, und startet 1 Versuch und wenn Töchterchen das nicht mitbekommt, dann will sie wohl nicht mit Oma spielen und das war es dann. Selbst, wenn ich beide auf die Couch setze und ein Buch gebe, klappt es nicht, das die 2 sich miteinander beschäftigen. Ich hatte mich nach der 2h Fahrt, wo Kindlein nur 15 min von geschlafen hat, mal kurz auf die Couch gelegt, sagt meine Mutter schlaf jetzt bloß nicht ein, dann bin ich überfordert. Das war es dann mit ausruhen für mich.
Das regt mich eigentlich am meisten auf, ihr einziges Enkelkind, sie soll ja nicht auf dem Boden rum krabbeln oder sonst was, aber mal zusammen ein Buch gucken, was Töchterchen momentan total gerne macht, ist das zuviel verlangt?
Dann müssen noch Dinge erledigt werden, zuletzt spontan zum Zahnarzt, diese mal Friseur, klar, ist ja kein Problem, aber dann will sie noch dies und das und noch dorthin und ich bin nur am hin und her fahren. Diesesmal brauchte sie unbedingt n 2. Badezimmerteppich, obschon sie sich in dem Badezimmer nur 2x die Woche zum Duschen aufhält wg der Treppe, die geht sie nur in Begleitung vom Pflegedienst.
Ok, haben wir erledigt, aber ist das noch normal? Früher sind wir gerne shoppen gegangen, ja, da hatte ich auch ganz anders Zeit, wenn ich zu ihr gefahren bin, dann waren wir nur zu 2. Und jetzt mit Kind und Mutter am Rollator ist das schon bißchen aufwendiger alles. Oder stell ich mich an? Auch zum Mittagessen, sie bekommt Essen auf Rädern, setzt sich hin und ißt, während ich noch schauen muss, das ich was gekocht kriege, während mausi die ganze Zeit auf den Arm will. Und dann kommen so Sprüche wie, du musst nur Oma werden, dann wirste nicht mehr gekuschelt.
Also sorry, ich hoffe es war nicht zu lang und vielleicht hat ja einer ne Idee, wie ich das besser gelöst kriege. Überlege, ob ich besser 4 Tage fahren sollte nächstes mal, in der Hoffnung, daß sich das dann streckt und ich mich nicht so gestresst fühle. Klingt alles nur nach Kleinigkeiten, sind es auch, aber wieso bin ich dann so erledigt? Hab schon gar keine Lust mehr sie anzurufen 🥺, eigentlich müssten wir die letzte gemeinsame Zeit doch irgendwie zusammen genießen und es uns schön machen, aber das gelingt mir garnicht.

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Hallo,

irgendwie macht mich dein Text ratlos.

Deine Mutter ist krank und offenbar nicht mehr so, wie du sie von früher kennst. Ja, das ist (leider) der Lauf der Dinge und nicht alle Menschen werden gesund alt und bleiben bis ins hohe Alter geistig und körperlich fit.

Für mich liest es sich, als wäre deine Mutter froh, wenn du sie besuchst und dann redet sie halt, weil sie anscheinend sonst niemanden dafür hat. Was du tun kannst? Zuhören. Wenn dir das zuviel wird, auf Durchzug schalten und sie trotzdem reden lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ältere Menschen sich in ihren Mikrokosmos zurückziehen und was "draußen" ist, wird nur noch oberflächlich beachtet. Dazu gehört offenbar nun auch ihr. Deshalb hört sie dir nicht zu, beachtet deine Kleine kaum.

Vielleicht wird ihr dein / euer Besuch auch zuviel. Gerade wenn sie viel alleine ist und dann für ganze drei Tage springen noch zwei Menschen, davon ein Kleinkind, um sie herum, kann das auch stressen und sie macht dicht. Ganz ehrlich... wenn meine Mutter hier drei Tage am Stück wäre, bräuchte ich ne Woche zum erholen #zitter Und ich glaube, ich bin recht fit.

Ich glaube, du musst leider deine Anspruchshaltung an deine Mutter korrigieren. Sie kann sie nicht mehr erfüllen. Genieße die Zeit, die du noch mit ihr hast und macht es euch allen einfacher, nimm es also wie es gerade ist.

Alles Gute und LG
NoName2

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Danke für deine Antwort, ja ich versuche keine Ansprüche zu haben, finde es schwer, in Bezug auf die kleine, sie hat nur noch die beiden Omas und ich würde mir wünschen, sie erinnert sich da später noch dran.

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Deine Mutter kann aber die Rolle der Bilderbuch-Oma nicht mehr erfüllen. Das ist schwer zu akzeptieren, aber es wird besser, wenn man es tut.

Ihr könnt ja zumindest immer mal schöne Fotos von deiner Mutter zusammen mit deiner Kleinen machen. Dann kann sie sich später anhand der Bilder "erinnern".

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Ich habe meine Mutter an Krebs verloren. Die Dinge die du aufzählst würds ich liebend gerne noch für sie machen.
Wenn es jemanden schlecht geht,haben Kleinigkeiten kein Gewicht mehr.
Deine Mutter kommt ohne dich wahrscheinlich schwer irgendwo hin. Okay, sie ist versorgt, aber das Zwischenmenschliche fehlt.
Dazu noch die belastende Diagnose.
Da ist man schon mal neben der Spur.
Ich glaube aber in dieser Situation sollte man gewisse Dinge nicht persönlich nehmen.
So gut es ging habe ich die Wünsche meiner Mutter erfüllt, auch wenn es für mich nicht wichtig schien. Für sie war es das aber. Das darf man nicht vergessen.

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Tut mir leid, dass deine Mutter gestorben ist, Schwiegervater ist auch vor 3 Jahren an Krevs gestorben und wir haben ihn hier zu Hause gepflegt.

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Hey! Ich kann es sehr gut nachvollziehen und verstehe deine Erschöpfung. Bei mir ist es ähnlich, wenn auch anders. Mein Vater ist bei uns im Ort im Pflegeheim. Er ist in einem Alter, indem andere nicht mal in Rente sind. Er ist dort sehr allein und genießt es, wenn er besucht wird und wenn er zu kleinen Unternehmungen rausgeholt wird. Dabei kann er vieles nicht mehr und überschätzt sich, weswegen man oft geduldig sein und beherzt mit anpacken muss. Leider kann er nicht deutlich sprechen weswegen kaum ganze Unterhaltungen möglich sind oder nur mit großer Anstrengung auf beiden Seiten. Ich brauche keine Angst gaben, dass er demnächst sterben könnte. Er hat bestimmt noch 20 Jahre, aber er wird immer weiter eingeschränkt sein und das sind jetzt noch unsere letzten "guten" Jahre. Ich weiß, wie sehr er sich besonders über Zeit mit mir freut, doch neben meinem Job und meiner Schwangerschaftsmüdigkeit (noch weiß keiner von meiner Schwangerschaft) fielen die Besuche sehr selten aus. Deswegen habe ich auch oft ein schlechtes Gewissen. Da seit März die Testpflicht für Besuche in Pflegeheimen weggefallen ist, habe ich es zumindest mit dieser Zeitersparnis diesen Monat schon zweimal geschafft ihn zu besuchen. So langsam taste ich mich wieder ran. Aber es zerrt an den Kräften. Ich kann nur vor Leuten den Hut ziehen, die in der Pflege arbeiten oder ihre Angehörigen zu Hause pflegen.
Richtige Tipps habe ich leider nicht für dich. Hilfreich ist es jedoch nicht so streng zu sein. Nicht mit deiner Mutter und nicht zu dir selbst.
Alles Gute!

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Deine Mutter ist todkrank.
Es klingt wahnsinnig anstrengend was du erzählst.
Aber die zukünftigen Treffen (1x pro Monat) wirst Du an 2 Händen abzählen können.
Ich würde sagen: Augen zu und durch!

Ich würde an deiner Stelle deiner Mutter gut zuhören und mir Dinge aus ihrer Vergangenheit/ Kindheit erzählen lassen.
Später kannst Du keine Fragen mehr stellen.
Ich persönlich hätte noch so viele, die ich gerne noch stellen würde.

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Ja das stimmt die Diagnose ist erstmal schlimm, die Prognose scheint aber ganz zuversichtlich, also wir müssen jetzt die nächsten Untersuchungen abwarten, aber die Ärzte sprechen über eine chronische Krebserkrankung, die Lebenserwartung ist begrenzt, aber es wird von Jahren gesprochen. Geredet über ihre Vergangenheit haben wir schon oft, sie ist 11 Jahre Witwe und vor der Schwangerschaft bin ich auch immer regelmäßig bei ihr gewesen oder hab sie zu uns geholt, durch meinen Schichtdienst, zudem alle 14 Tage Wochenenddienst, belief es sich halt meist auf alle 4 bis 6 Wochen, aber dann halt auch meist 3 Tage.
Ich hab ihr mal ein Buch geschenkt, wo sie Fragen zu ihrer Vergangenheit beantworten sollte, das traut sie sich nicht, aus Angst, was da hervor kommt.

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Ich bin da gebranntmarkt.
In meinem Umfeld hatten die meisten mit Krebsdiagnose nicht mehr ein Jahr.
Ich will Dir keine Angst machen, nur sagen dass Zeit wertvoll ist.

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Hallo,
Vielleicht kannst Du auch mal ohne Deine Tochter hinfahren, falls das möglich ist und Dich ganz auf Deine Mutter konzentrieren? Sie ist sehr krank und das ist für Euch beide belastend, sehr traurig und eine Ausnahmesituation. Dass Dich das auslaugt, verstehe ich gut.
Halt die Ohren steif und nutze die Zeit mit Deiner Mama.
Alles Gute für Euch,
Costanza.

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Danke für dein Verständnis, ja, ohne Kind hin zu fahren hab ich auch schon überlegt, nur, meine Mutter will die kleine schon sehen, sie freut sich schon über sie, aber merkt halt auch, dass meine Aufmerksamkeit in ihre Richtung da begrenzt ist.

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Ich glaube, deine Mutter freut sich sehr über deine Besuche: Endlich hört jemand zu, ermöglicht ihr eine gewisse Mobilität und Teilhabe. Wahrscheinlich würde der Badvorleger auch nicht wirklich dringend benötigt, aber es ist eben ein guter Grund, mal aus dem Haus zu kommen. Sie sieht dich und deine Anstrengungen da einfach nicht. Das ist aber, denke ich, keine Boshaftigkeit. Sowas hab ich bei meiner Oma erlebt. Nach 6 Stunden Zugfahrt war man kaum im Haus, da wurden schon Aufgaben im Garten verteilt, die auch bitte gleich angegangen werden sollten.
Wie du damit umgeht, würde ich von deiner en Ressourcen abhängig machen. Ob du da Gespräch mit ihr suchst und sie bittest die wasserfallartigen Monologen etwas zu reduzieren. Oder ob die Verlängerung deines Aufenthalts dazu führen kann, dass die Aufgaben sich etwas Strecken.

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Danke für deine Antwort, ja, sie freut sich und sie will auch die kleine immer sehen. Es kommt halt wieder alles zusammen, Krankheit der Mama, kleines Kind, selber nicht so auf der Höhe, mein Blutdruck macht nun auch Schwierigkeiten.
Dann kennst du das ja von deiner Oma.
Werde das nächste mal 1 Tag länger bleiben und dann schauen wie sich das anfühlt bzw hol ich sie über Ostern zu uns, wenn sie es zulässt, normalerweise war sie immer gerne bei uns.

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Vielleicht fühlst du schon mal vor, dass ein längerer Aufenthalt nicht mit mehr Aktivitäten sondern mehr Ruhe verbunden sein soll. Nur, dass keine falschen Erwartungen entstehen.

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Liebe TE,

könnte für euch ein Hospiz vielleicht eine Lösung für euch sein? Was vielleicht bei dir in der Nähe ist. Wo man vielleicht
dann auch regelmäßiger hinfahren könnte und du deine Mutter auch mal alleine besuchen könntest? So könntest du die Zeit mit deiner Mutter zusammen besser genießen. Ist auch nur eine Idee, vielleicht möchte deine Mutter auch bis zum Ende zu Hause bleiben. Was ich auch verstehen kann.
Deine Mutter ist ja bis auf 3 Tage im Monat von dir scheinbar alleine. Auch wenn der Pflegedienst 2x am Tag und die Haushaltshilfe 2x die Woche? Oder gibt es auch noch Freunde und Bekannte die vorbeischauen könnten bei deiner Mutter?

LG und viel Kraft für die nächste Zeit
Hinzwife

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Hallo hinzwife,

Als die Rede von Kurzzeitpflegeplatz kam, hatte ich das vorgeschlagen und hier nach nem Platz gesucht, aber das kam dann nicht zustande, da die Therapie dort stattfindet. Außer mir hat sie noch 1 meiner Schwestern, die 1 bis 2x in der Woche hinfährt, sie wohnt nur 30km entfernt. Dann hat sie noch 1 enge Freundin, 2 Schwägerinnen und 2 enge Nachbarn, die sich kümmern. Mit ihren Geschwistern und meiner anderen Schwester ist der Kontakt schwierig, weil meine Mutter kein einfacher Mensch ist. Mein Schwager meinte letztens sie sei hartherzig, geizig und ich-bezogen, das fand ich schon etwas sehr hart ausgedrückt, muss ich sagen, aber den Eindruck haben wohl einige von ihr 😨

Danke für die guten Wünsche, LG zurück

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Hallo

ja, das klingt sehr anstrengend für dich. Ich würde auf jeden Fall ohne deine Tochter fahren. Beim nächsten Mal ist sie halt „erkältet“.
Denn klar willst du deiner Mutter Zeit und Energie widmen, aber dein sehr kleines Kind musst du ja ebenfalls komplett allein wuppen in dieser Zeit. Mit dieser Kombi aus kranker Mutter und Kleinkind wäre ich auch am Ende meiner Kraft.
Deine Mutter kann mit ihr ja auch nichts (wenig) anfangen. Insofern würde ich alleine fahren, oder mal deinen Partner mitnehmen, der dann den Grossteil mit dem Kind macht.

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Wenn es dir deine Zeit erlaubt, würde ich die Besuche bei so lange wie möglich gestalten.
Deine Tochter ist noch so klein und geht weder in Kita, noch zur Schule. Dein Mann (von dem schreibst du nichts) wird auch regelmäßig ein paar Tage alleine klar kommen.

Deine Mutter wird vermutlich nicht mehr allzulange zu leben haben. Genieße die Zeit mit ihr noch, so gut es geht und verschwende keine wertvollen Momente in denen du dich von Lappalien stressen lässt.

Alles Gute!

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Danke für deinen Rat, ja, klar, mein Mann kommt klar. Aber ich arbeite, zwar nur Teilzeit, und Mausi geht zur Tagesmutter.
Hatte als die Diagnose kam gerade wieder fest angefangen, vorher nur 450,-. Hatte dann auch überlegt ob ich nochmal Elternzeit nehme, aber meine Mutter meinte so schlimm sei es ja noch nicht.

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Wenn es irgendwie geht, würde ich nochmal in Elternzeit gehen und die Zeit mit meiner Mama verbringen.#pro

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Guten Morgen,

ist dir bewusst, dass deine Mutter todkrank ist und höchstwahrscheinlich nicht mehr lange leben wird?
Ich habe den Eindruck, du siehst sie als normale Oma, die womöglich geheilt ist. Metastasen im Gehirn sind ein Todesurteil.