Mein Mann kommt mit unserer Tochter nicht klar

Hallo,

Wir haben eine 2-jährige Tochter, die aktuell in einer extremen Trotzphase steckt. So kennen wir das von unserem Sohn nicht und sind daher manchmal sehr überfordert. Sie schreit ständig, macht immer das Gegenteil was man ihr sagt, sie will alles selber machen, will nicht ins Auto sitzen, will nicht folgen beim Spaziergang - wirft sich auf den Boden und weint - lässt sich nicht beruhigen… soweit ich mich belesen habe, ist aber alles im normalen Bereich und ich versuche ihr gegenüber sehr geduldig zu sein, wobei ich sicher auch an meine Grenzen komme. Mein Mann jedoch kommt mit dieser Situation überhaupt nicht klar und ist ihr gegenüber sehr ungeduldig. Heute z.B. wollten wir einen schönen Tag verbringen, leider stellte sich unsere Tochter ständig quer und wollte z.B. den Helm nicht aufsetzen - Fahrradfahren wurde unterbrochen. Sie hat dann einen riesen Trotzanfall gehabt, der sich den ganzen Tag über gezogen hat (Eisessen, Grillen, Baden, Anziehen, Schlafen) Mein Mann war total angefressen und lässt dann ständig seine Wut bei mir raus, weil er es natürlich nicht bei ihr machen kann. Ich bin dann auch auf 180 und kann ihm gegenüber nicht geduldig sein. Ständig eskaliert es dann bei uns - und das seit Wochen jedes Wochenende… mein Mann sagt schon, dass er lieber arbeiten geht 😒 und sie ist sooooo ein Papakind, lässt sich von mir gar nicht beruhigen. Wenn dann kann es Papa, das macht mich sehr traurig, denn wenn er mit ihr schimpft, würde ich sie gerne aufnehmen, aber sie will dann nur vom Papa getragen werden…

Ich verstehe, dass er gereizt ist, aber dass es stöndig zwischen uns zum Krach kommt, ist doch auch nicht schön. Kennt ihr das und habt ihr Tipps, wie man diese Situation bewältigen kann?

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Wir hatten das auch.
Wobei bei uns verschärfend hinzu kam, dass unsere Kleine ein Mama-Kind hoch 10 war und Papa bei ihren Trotzanfällen mit dem A.. nicht angeguckt hat.

Meinem Mann hat zuerst das Buch geholfen "das gewünschteste Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn".
Er hat nicht viel darin gelesen, aber es hat quasi gereicht, den Titel auf dem Nachttisch zu sehen ;-)

Leider hörten die Trotzanfälle bei uns so gar nicht auf... Und Papas Genervtheit v.a. morgens (Kind war und ist extremer Frühaufsteher!) auch nicht.

Lösung 1: Mein Mann hat eine Schlaf-Apnoe. Dadurch war er morgens unausgeschlafen und besonders ungeduldig. Seit er eine Schlafmaske hat, erträgt er das Kind morgens auch viel früher (nur die Nächte sind meine... leider... weil er mit der Maske sehr schlecht wieder einschläft).

Lösung 2: unsere Tochter verträgt keine Laktose. Seit sie komplett laktosefrei ernährt wurde - also ab dem 4.Geburtstag - hörten die Trotzanfälle schlagartig auf.

Und durch Lösung 1+2 in Kombination besserte sich nach und nach das Verhältnis von Vater und Tochter.


Natürlich ist es keine Lösung, dem Kind irgendeine Diagnose anzudichten, wenn das Verhalten bei euch absolut Normgerecht ist ;-)
Aber als Kompromiss könnte man sich in die Trotzphase noch stärker einlesen.

Ich habe mal ein schönes Beispiel gelesen:
Ab ca. 2.Geburtstag können Kinder plötzlich voraus planen/denken. Aber ja noch nicht sprechen.
Das Kind kann sich also morgens beim Anziehen plötzlich vorstellen/ausdenken, dass der Teddy beim Frühstück mit am Tisch sitzen wird. Das ist neu für das Kind!! Und toll. Aber dann trägt es Teddy hochmotiviert Richtung Küche. Eine Treppe ist dazwischen und Kind merkt, dass es nicht gleichzeitig Teddy und das Treppengeländer festhalten kann...
Und der ganze, wunderbare Plan stürzt wie ein Kartenhaus zusammen! Und die Eltern, die ja keine Ahnung von dem Plan hatten, stehen fassungslos daneben, wenn sich das Kind heulend auf den Boden wirft...
In diesem Sinne: starke Trotzphase = Zeichen für viel Intelligenz, Fantasie und Kreativität. Bei uns würde das passen ;-)

Vielleicht braucht dein Mann einfach noch mehr wissenschaftliche Hintergründe und Infos - gerade, wenn euer erstes Kind so völlig anders war.

LG

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Ist es der kleinen nicht auch zu viel, beim Familienprogramm so klaglos mitzulaufen im Moment?

Ich würde splitten. Einer macht was mit dem grossen. Der andere geht mit dem Flow mit der kleinen.
Sie will helfen? Dann gehen Papa und Sohn eine Runde mit dem Rad und ihr räumt die Waschmaschine aus-ein-aus-ein. Sie will patschen? Wasser ins Spülbecken und Handtuch unter den Stuhl, danach umziehen.
Wir haben hier auch gerade so ein explosives Paket. Und der ist LAUT. Ich mache 3 Kreuze wenn reden besser klappt und er einen Ticken älter ist. Grad will er immer Joghurt essen wie der grosse Bruder. Ich kann jedes Mal renovieren danach. Es ist anstrengend. Fühle mit dir.

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Dann wäre es spannend, warum dein Mann so angetriggert wird davon. Wie war er denn so als Kleinkind? Wie waren seine Eltern da zu ihm? 😊

Hat er sich mal Literatur besorgt? Oder war in einer Beratung? Wenn man versteht, warum das Kind so reagiert und bestenfalls, warum man selbst so reagiert, kann man „was ändern“ und besser mit umgehen!

Gute Literatur (finde ich):
- das gewünschteste Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn (gibt es auch als Hörbuch)
- Babyjahre
- Das Buch, von dem du dir wünscht, deine Eltern hätten es gelesen (da stimme ich nicht allem zu, aber es hat sehr gute Ansätze!)

Ich war zum Thema „Autonomiephase“ auch in einem Workshop und es war super interessant!

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Hallo!

Ich würde auch mehr Richtung „Autonomiephase“ denken. Trotzphase klingt so nach „Sie will uns ärgern.“
Bei uns hat geholfen den Kindern öfter die Wahl zu lassen und eigene Entscheidungen treffen zu dürfen.
Also nicht Ausflug: ja/nein
Sondern, wollten wir auf dem Spielplatz oder in den Garten?
Wollen wir mit dem Fahrrad hierhin oder dort hin fahren? (Beide Optionen wären für euch ok.)
Willst Du den Fahrradhelm selber aufsetzen oder soll Papa das machen?
Da steht jetzt schon ein eigenständiger Mensch, der eigene Wünsche und Ideen hat. Das ist doch auch gut so. Versuch mal mit deinem Mann darüber nachzudenken.

Viele Grüße!

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Noch eine Stimme für das Buch "Das gewünschteste Wunschkind..." - es wird anfangs alles ganz sachlich erklärt, wissenschaftlich belegt. Das tat mir sooooooo gut, zu lesen, auch meinem Mann helfen die "Erklärungen" - die Kleinen können noch gar nichts "böse" meinen und müssen da selbst auch durch.

Sehr viel hilft es bei uns, Kämpfe gezielt zu kämpfen und teilweise einfach mehr Zeit einzuplanen. (Ich spare mir den "Kampf", die Musik auszuschalten, dafür müssen bei Regen die dichten Schuhe angezogen werden.)

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