Schlechtes Gewissen ,

Achtung es wird etwas länger

Wir überlegen mit unseren Kindern in die Nähe der Omas und Opas (ca. 65 Jahre alt)zu ziehen.
Diese wohnen 3 1/2 Stunden einfache Fahrt von uns entfernt. Geschwister haben wir keine.

Wir haben hier relativ viele Bekannte und die Gegend ist schön. Wir vermissen allerdings feste Bezugspersonen für unsere Kinder. Eben Menschen die auch Anteil an unserem Leben nehmen, Familie halt. Klar kann man sich das auch hier schaffen, aber es hat bisher nicht so intensiv geklappt und wir sind auch so beschäftigt (siehe unten), dass wir es nicht schaffen mehr als gute Bekannte aufzubauen. Wir sind auch eher introvertiert.

Ein Kind ist jetzt in die zweite Klasse gekommen, die Zwillinge sind 6 (Vorschule)

Mein Mann arbeitet Vollzeit, mittlerweile nur noch Home-Office und Reisen. Daher auch die Überlegung umzuziehen, Büropflicht ist entfallen.

Ich arbeite halbtags, würde mir nach dem Umzug eine neue Stelle suchen müssen. Des Weiteren habe ich mittlerweile Depressionen, laut meiner Psychotherapeutin.

Im Wunschort sind Großeltern, (fit und willig uns zu unterstützen) und für mich Freunde von früher, mit denen ich teilweise noch häufiger telefoniere/treffe.

Natürlich sind dort erst Mal keine Bekanntschaften, Fahrgemeinschaften für Kinder etc., dh dadurch wäre wieder Mehrbelastung. Und auch eine hohe emotionale Belastung für uns, da alles neu dort ist (Kita, Schule, Vereine). Andere Mentalität, einfach eine große Umstellung.

Dazu kommt noch, dass mein Mann und ich häufig streiten. Wir waren bereits bei der Paarberatung, sollen mehr Paarzeit verbringen und an unseren Streitmustern arbeiten. Wir sind nur beide so ausgelaugt, auch von der häufigen Überlegung umzuziehen. Das Thema beschäftigt uns einfach. Auch weil die Kinder später andere Ratgeber als uns benötigen und Eltern ja älter werden (Unterstützung).

Andererseits haben wir ein riesiges schlechtes Gewissen die Kinder von Ihren Freunden und ihrer Umgebung zu trennen :( . Und uns fällt es auch schwer

Wir drehen uns oft im Kreis deshalb

Bearbeitet von Ratbitte
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Ich würde an Deiner Stelle ohne zu zögern umziehen. Die Vorteile überwiegen in meinen Augen massiv. Gerade wenn Du gesundheitlich nicht auf der Höhe bist, ist es Gold wert, eine (verlässliche) Familie im Hintergrund zu haben.
Deine Kinder sind noch Recht jung und werden sich schnell eingewöhnen, für Deine Zwillinge käme ja nächstes Jahr eh ein Einschnitt mit dem Schulanfang. Du selbst musst auch nicht neu anfangen, da Du ja Freundschaften vor Ort hast und die Bekanntschaften kommen durch Schule und Arbeit von alleine.
Auch wenn es beziehungstechnisch zum "worst case"- sprich:Trennung käme, ist es auch als AE mit 3 Kindern immer besser, auf Familie zurück greifen können.
Daher, wie anfangs gesagt: Es spricht alles für einen Umzug

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Wir gehen gerade diesen Schritt. Allerdings ohne schlechtes Gewissen, da die Kinder hier noch nicht verwurzelt sind. Und vor allem, weil sie in der neuen Heimat einfach vielmehr dazu gewinnen: Familie. Und die Großeltern/Onkel/Tanten sehen ihre Enkel/Nichten aufwachsen.

Aber auch dann, hätte ich kein schlechtes Gewissen. Ich bin als Kind oft mit meinen Eltern umgezogen und das nicht nur über Bundesländer hinweg. Das erste Mal mit 6. Ich erinnere mich nicht mehr bewusst, ob ich traurig war. Ich war eher neugierig auf das Neue. Geschadet hat es mir aber rückblickend nicht.

Bei uns geht's: Vom Süden in den Norden (700km). Bleiben beide im HO tätig,nur dass ich durch die Familie auf Vollzeit (von jetzt 80%) aufstocken kann. Paarzeit haben wir keine- auch das ist ein positiver Aspekt der für den Umzug spricht. Der Umzug/die Pläne belasten uns gerade enorm (Haus hier verkaufen, dort kaufen, Umzug planen/packen, Krippenplatz dort organisieren etc.), aber wir wissen wofür wir diese Energie 'opfern'.

Wir sind beide Recht zuversichtlich, dass wir den Schritt nicht bereuen werden. Aber aktuell könnte ich nur heulen, weil es einfach anstrengend ist.

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Uff.

Ich würde, glaube ich, eher empfehlen, erstmal die Probleme auf der Paarebene zu lösen.
Kommt allerdings auch drauf an, mit wie viel Stress der Umzug selbst verbunden wäre - Stellensuche, Wohnung renovieren etc können ja auch ganz schön schlauchen. Und eine Beziehung weiter belasten.

Was die Großeltern angeht, solltet ihr bedenken, dass das nicht nur bzw nicht immer nur Hilfe sein wird.
Je mehr sie euch jetzt unterstützen, desto mehr seid ihr später in der moralischen Pflicht, ihnen zu helfen. Und der Tag wird kommen, womöglich, bevor eure Kinder mit der Schule fertig sind...

Wir sind vor einem halben Jahr umgezogen.
Die größere Nähe zu meinen Eltern war nur einer von mehreren Gründen.
Nun hatte mein Vater mit gerade mal 70 einen Schlaganfall und ich sag mal so: natürlich ist es jetzt praktisch, dass wir nicht so weit weg sind... Aber wir hatten uns die Nähe definitiv anders gedacht.

Wenn man also nur wegen der Familie irgendwo hinzieht und so etwas passiert, dann steht man da...
Ich liebe meine Familie und es war eine gute Entscheidung, in die Nähe zu ziehen. Aber wer im Zweifelsfall mehr profitiert, das kann sehr schnell kippen :-(.

Bearbeitet von O-Doolia
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Hallo,

Ich bekam beim Lesen das Gefühl, dass du die Kinder ein bisschen "vorschiebst", weil du selbst nicht 100% überzeugt von der Idee mit dem Umzug bist.

Kinder lernen sehr schnell in der Schule/im Sport neue Freunde kennen und können sich an ein neues Umfeld gewöhnen, wenn das notwendig ist und sich aus der Lebenssituation heraus ergibt. Sie würden vermutlich die geringsten Probleme haben mit dem Umzug.

Ihr seid als Paar in der Krise, du bist seelisch nicht stabil, da würde ich ansetzen, denn die Probleme kommen mit, die lasst ihr bei einem Umzug nicht zurück.

Näher an der Familie wohnen kann ganz toll sein, aber man kann auch enttäuscht werden, wenn die vielen Hilfsangebote dann doch nicht so eingehalten werden, wie versprochen. Würdet ihr euch genauso wohl in eurer alten Heimat fühlen, wenn ihr weiterhin alles alleine regeln müsstet?

LG

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Liebe TE,
wenn euch das Hin-und-Her-Überlegen schon so auslaugt und belastet, ist es Zeit eine Entscheidung zu treffen und die dann auch stehen zu lassen. Egal, wie die ausfällt. Ansonsten fangt ihr alle paar Monate wieder an, euch im Kreis zu drehen.
Zunächst mal: Das perfekte Leben gibt es nirgendwo.
Schreibt euch beide, du und dein Mann eine pro / contra Liste und dann redet darüber. Eure aktuelle Wohnsituation, die Finanzen, Infrastruktur spielen ja auch eine Rolle. Die gefürchtete Mehrbelastung (keine Fahrgemeinschaften usw.) wird vielleicht durch die Unterstützung der Großeltern aufgewogen. Bedenkt, dass ihr euch selbst an jeden Ort mitnehmt. Wenn ihr sehr introvertriert seid, euch zugleich aber mehr oder bessere soziale Kontakte wünscht, müßt ihr dafür etwas tun, egal wo ihr wohnt. Damit meine ich nicht, dass ihr euch verbiegen müßt. Es kann auch in Ordnung sein, nicht viele tiefe Freundschaften zu pflegen.
Ich bin z.B. ein Mensch mit reichlich guten, aber relativ oberflächlichen Kontakten - tiefe, beständige Freundschaften kann ich an einer Hand abzählen und brauch dafür nicht mal alle Finger. Mich selbst zu aktzeptieren, wie ich bin ist das Beste, was ich tun kann.
Das schlechte Gewissen, deinen Kindern mit Umzug Veränderung zuzumuten kann ich verstehen. Nur - Leben ist immer Veränderung!
Das sind meine abendlichen Gedanken, die du weglegen darfst, wenn sie nicht passen.
Erwarte alles, hoffe viel, fürchte nichts. Alles Gute!

Bearbeitet von momsche
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Um auf der Paarebene zu arbeiten, könnt ihr euch doch regelmäßig einen Babysitter gönnen.

Oder ihr bringt die Kinder über ein Wochenende zu den Großeltern und gönnt euch dort in der Nähe ein Hotel mit Spa Bereich oder was weiß ich auf was ihr Lust habt.

Eure Kinder sind ja nicht mehr ganz so klein, da kann man sich auch zu Hause Zeit zu zweit einplanen.

Eure Kinder kennen ein Leben mit den Großeltern in der Nähe gar nicht.
Die sind wahrscheinlich glücklich mit ihren Freunden. Würden sie überhaupt umziehen wollen? Für sie ist euer jetziger Wohnort ihre Heimat.

Ich könnte zwar eine größere Wohnung vertragen, aber meine Kinder wollen hier nicht weg und das respektiere ich. Ich würde es einfach nicht übers Herz bringen.

Aja und irgendwann wenn nicht eh schon, kommt das Alter in dem die Großeltern nicht mehr so interessant sind. Dann ist jeder Freund interessanter. Ist aber auch klar, wenn man auf derselben Stufe steht.
Ob sich da bei euch ein Umzug rentiert?
Ihr seid doch selbst nicht mal davon überzeugt.
Deshalb würde ich es erstmal mit einfacheren Mitteln versuchen.

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Das wäre für mich keine Überlegung. Es ist ein Win- Win Situation. Ihr macht Euch zuviele Gedanken. Die Kinder werden sich einleben und neue Freunde finden. Ihr werdet dort auch über Schule und Kiga neue Menschen kennen lernen.
Das wichtigste ist doch, das ihr die Großeltern habt und ihr mehr Paarzeit. Man kann im Leben nicht alles planen. Was wenn ihr nun dort bleibt und nicht umzieht. Deine Eltern werden krank und brauchen dich. Was ist dann? Dann stellst du dir die Frage, wie du es dann machen sollst. Wenn ihr nun beruflich umziehen müsstet, dann wäre diese ganzen Überlegungen nicht da. Weil es nicht anders geht. Du bist gerade nicht in der besten Verfassung und wenn du nun deine Eltern da hättest, wäre die nun da um dich zu unterstützen. Als Paar aktiv mehr unternehmen dann.

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Gibt es da nicht professionelle Ansprechpartner, die das Ganze mal mit euch durchgehen würden und moderieren würden?

Grundsätzlich: Die Kinder würden sich umgewöhnen. Sie könnten den alten Freunden schreiben oder Videocalls machen. Also, erst mal Kontakt halten. Oft verliert sich der Kontakt sowieso beim Besuch der weiterführenden Schule.

Wollt ihr denn NUR DESWEGEN umziehen, also nur wegen der Kinderbetreuung durch bekannte Personen oder gibt es auch andere Punkte, die dafür sprechen wie attraktivere Arbeitsplätze, schönere Gegend, günstigere Mieten, besseres Haus (Zimmer, Lage, Garten usw.)?

Haben die Großeltern denn keinen Anteil über Telefon, Whatsapp, Videocall, Besuche in den Ferien usw.? Für viele würde das ja auch reichen.

Wie sehen die Großeltern das? Würden SIE eventuell umziehen?
Bei uns war es so, dass die Großeltern, also meine, nach und nach in die Nähe meiner Eltern zogen (betreutes Wohnen oder eigene Wohnung), weil sie selbst auch nicht mehr alleine wohnen konnten oder wollten. Für die Kinderbetreuung hat das aber fast nichts gebracht, weil der Bezug zu den Kindern nicht da war, wir waren zu anstrengend (insbesondere mein Bruder mit Behinderung, der am meisten Betreuung mal gebraucht hätte. Also, den meine Mutter 24/7 betreut hat und den sonst jeder zu anstrengend fand).

Solche Aspekte sollte man auch überlegen. Wie oft hätten die Großeltern oder andere Bekannte dann Zeit und LUST? Wie viel Lust hätten die Kinder auf diese Leute?

Ich würde so einen Umzug immer von mehreren Faktoren abhängig machen, nicht nur von einem.

Meine Verwandten waren alle schon älter, als sie in die Nähe meiner Eltern zogen, eher so 75+, aber das bedeutete halt vor allem auch Arbeit FÜR meine Eltern, vor allem Einkaufen, Begleiten zu Arztbesuchen, den ganzen Umzug mittragen, bewirten, Unternehmungen (Eltern "beschäftigen") usw. Es war also für meine Eltern mehr Be- als Entlastung.

Für die Großeltern etc. wäre es übrigens besser gewesen, früher umzuziehen, weil sie später große Probleme hatten, sich außerhalb ihres Wohnortes zu orientieren. Bspw. wo sie im Krankenhaus waren, wo man sich außerhalb des Ortes getroffen hat. Oft hatten sie keine Vorstellung davon, wo sie genau waren und kannten sich nur im engsten Umkreis um mein Elternhaus und ihre Wohnungen aus.

Ein nicht unbedeutender Faktor kann noch der Dialekt sein. Den würden auch Kinder leichter lernen als Großeltern, auch abhängig davon, wie sehr er sich vom gewohnten Dialekt unterscheidet.

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Für mich klingt das leider nach weglaufen. Vom Umzug lösen sich eure Probleme nicht.
Ob die Eltern längerfristig willig und gesundheitlich in der Lage sind euch zu unterstützen, ist nicht absehbar. Die Freunde von früher haben ihre eigenen Leben, sich weiterentwickelt, eigene Familien, da bleibt vielleicht weiterhin nur Zeit für ein Telefonat. Falls dein Mann doch wieder, wenn auch nur für einige Tage in der Woche/Monat, verpflichtend ins Büro muss, würde eine weitere Wohnung fällig.
Die Kinder sind eure kleinste Sorge, egal wie ihr euch entscheidet, aber ihr als Paar müsst euch wieder finden - oder trennen.