Kurz zur ausgangssituation:
Ich bin zu meinem Mann gezogen, er teilt sich schon seit über 20 Jahren mit seinen Eltern ein Haus. Eigener Eingang, komplett abgetrennte Bereiche.
Mein Mann musste damals das Haus bzw den Teil des Hauses bei seinen Eltern abkaufen, sonst hätten sie das Haus nicht halten können. Der Kredit dafür ist mittlerweile abgetragen und es stünden hier einige grössere Renovierungen an. Er würde gerne gleich Dach, ausbauen, Wände, versetzen etc... Kurzum: richtig viel Geld investieren. Auch in Außenbereiche, die offiziell noch den Eltern gehören.
Abgesprochen ist, dass er irgendwann alles hier übernimmt und seinen Bruder auszahlt. Die andere Hälfte des Hauses gehört noch seiner Mutter, dein Vater hat ein lebenslang eingetragenes. Wohnrecht.
Das Angebot seine Eltern war nun wie folgt: das wohnrecht wird finanziell nicht beachtet, sondern der Wert der Wohnung muss sofort zu 50 % an den Bruder ausbezahlt werden und dafür würden sie ihm dann die Wohnung schenken.
Ich habe ihm sofort davon abgeraten, denn wenn es um Finanzen ging, ist also wohl mit seinen Eltern als auch mit seinem Bruder immer wieder ausgenommen worden wie eine weihnachtsgans. Er ist der einzige, der ist in der Familie zu was gebracht hat und davon lassen sich alle anderen aushalten. Ich habe meinem Mann einen gar nicht mal so unrealistischen Plan für die Zukunft aufgemalt: seine Mutter wird bald zum pflegefall, die sozialversicherung macht die Schenkung teilweise rückgängig.... Davon ist allerdings nicht der Anteil an seinen Bruder betroffen, den er leisten soll. Der Vater hingegen lebt deutlich über seine statistische Lebenserwartung hinaus in der Wohnung...
Kommt es nicht zur vorzeitigen Schenkung, fällt das Haus. Entweder direkt ans sozialamt, oder? Er muss am Ende seine Verbesserungen an dieser Immobilie noch an seinen Bruder ausbezahlen, weil er damit ja, dass Erbe aufgewertet hat.
Mein Vorschlag war, nur soweit zu renovieren, wie man es auch als Mieter tun würde. Neue Küche, Tapeten, eventuell auch Fussbodenbeläge, wenn es dann irgendwann zum erbfall kommt, guckt man weiter.
Alternativ: er kauft seinen Eltern Haus und Grundstück ab, der Wert für das lebenslange wohnrecht von beiden wird gegengerechnet und dann ist es einfach ihr Ding, was sie mit dem Geld machen. Ihm gehört dann auf alle Fälle die Immobilie, er kann damit machen was er will und muss keine rücksicht auf eventuelle erbstreitigkeiten nehmen, sondern wir könnten dann in aller Ruhe hier modernisieren.
Andere Alternative, er vermietet seine Wohnung und wir suchen uns gemeinsam ein Häuschen ohne familienanhang.
Es ging nun so weit, dass ich gesagt habe, dass ich grössere umbaumassnahmen, solange die eigentumsverhältnisse nicht geklärt sind, nicht mittrage. Weder finanziell, noch zeitlich noch mental. Wenn er also damit anfängt, würde ich zu meiner Familie ziehen....
Ich selbst profitiere von keinem der Vorschläge, es ist und bleibt sein Haus und ich will davon auch nichts haben. Ich möchte nur nicht nachher jahrelang den seelentröster spielen, weil er für viel Geld saniert hat und am Ende die Eltern seinem Bruder alles vererben, weil der es ja von alleine zu nichts gebracht hat - oder dass das sozialamt irgendwann die Bude versteigert um pflegekosten zu decken, während der Bruder mit viel Geld ganz entspannt zuschaut.
Meine Frage an euch: bin ich zu "streng"? Wenn wieder irgendwas schief läuft, so wie bisher finanziell immer zu seinen Ungunsten gehandelt wurde, muss ich am Ende die Scherben aufkehren und das mache ich einfach nicht noch mal mit.
Ich freue mich über Feedback und konstruktive gedankengänge zu dem Thema.
Ist mein Verhalten so in Ordnung?
Nein, du bist nicht zu streng! Ich würde es genauso machen.
Zum Punkt Schenkung. Korrigiert mich bitte, wenn es nicht stimmt. Wenn innerhalb 10 Jahren nach einer Schenkung, der Pflegefall des Schenkers eintritt. Dann kann die Schenkung rückgängig gemacht werden, um die Pflegekosten, wie Pflegeheim zu bezahlen. Diese Variante wäre mir zu unsicher.
Auf eine Schenkung würde ich mich nicht einlassen. Bei euch wäre wirklich die sicherste Variante, das Haus und Grundstück zu kaufen. Oder wenn dies nicht geht, einfach in Ruhe abwarten und schauen, was passiert.
Zum Punkt Schenkung. Korrigiert mich bitte, wenn es nicht stimmt. Wenn innerhalb 10 Jahren nach einer Schenkung, der Pflegefall des Schenkers eintritt. Dann kann die Schenkung rückgängig gemacht werden, um die Pflegekosten, wie Pflegeheim zu bezahlen. Diese Variante wäre mir zu unsicher.
Ganz genau, wobei der Wert mit jedem Jahr geringer wird, in dem das Haus verschenkt wurde. Also man müsste dann weniger selbst aufbringen.
Es wäre dann so, dass quasi die Wohnung 100.000 € Wert ist. Kommt es zum Pflegefall, dann kann das Sozialamt, verlangen, dass der Sohn die Kosten im Wert der Schenkung übernimmt oder das diese dann rückgängig gemacht wird. Nach 5 Jahren, wären es dann nur noch 50.000 € (Werte sind jetzt nur imaginär).
Wir hatten das mit der Großtante. Diese hat ihre 2 Räume verschenkt und musste dann glücklicherweise 11 Jahre nach der Schenkung erst ins Heim. Bis dahin konnten wir sie versorgen, sie wohnte ja noch in ihren 2 Räumen mit uns allen zusammen. Kurz darauf ist sie auch verstorben, aber wir hatten da schon längst das Schreiben vom Sozialamt.
Dankeschön!
Hej,
ich finde deine Gedanken auch vernünftig und überlegt.
Es wären mir auch viel zu viele "Was wäre wenn...", "hätte", "wenn" und "aber" in dem Thema.
Noch leben die Eltern und auch das Thema mit der Pflege darf man nicht ausser Acht lassen.
Ich habe im Freundeskreis schon so viel Geschiss um irgendwelche Immobilien und Erbschaften erlebt, dass ich bei sowas inzwischen sehr reserviert reagiere.
Da wurden Sachen versprochen, Anteile ausbezahlt, da wurde geschenkt, hinterher hat irgendwer da wieder was zurückgefordert oder fühlte sich benachteiligt oder die Pflege riss ein Loch ins Budget. Dem einen wurde ein Haus versprochen, dann zog doch der Bruder nebst Familie ein ("nur vorübergehend!") und der hat inzwischen so viel in dem Haus renoviert und modernisiert, dass die Eltern ihm das Haus jetzt überschrieben haben. Er hat seinen Bruder zwar korrekt ausgezahlt, trotzdem ist dieser nun angefressen da er mit dem Haus in seinem Heimatort schon Pläne hatte - da geht es weniger um den materiellen als um den ideellen Wert...wieder einer ist enterbt, mir wird zB auch dauernd damit gedroht, eine andere Freundin dachte dass sie mal das Haus ihrer Eltern erbt und dann kam raus dass das schon vor 15 Jahren an jemand anderen geschenkt wurde...
Eine Freundin dachte, dass sie und ihre Geschwister mal recht viel erben und machte schon Pläne - als der Vater dann irgendwann verstarb kam heraus, dass die Eltern selber immer recht hoch gestapelt haben und das Haus weit nicht so viel wert war wie sie immer angegeben haben. Dazu kamen noch einige Schulden und das was sie dann irgendwann herausbekam war definitiv nicht das, was ihr immer versprochen wurde. Satz mit X.
Nur Ärger hinten und vorne.
Mein Mann betrachtet sowas zB immer sehr nüchtern:
Er sagt, dass er erst mal ein finales Testament und einen Erbschein in den Händen halten will, bevor da irgendwas mit irgendwem ausgemacht, große Umbauarbeiten vornimmt und hinterher alles wieder komplett durcheinander geschmissen wird, eine Pflege alles auffrisst oder plötzlich jemand ums Eck kommt und die Hand aufhält.
Und dann hat man investiert und getan und gemacht und zum Schluß gibt es Streitigkeiten, Schulden, dann kommt das Haus unter den Hammer und das Geld wird nach allen Abzügen unter den Erben aufgeteilt und dann hat auch keiner mehr was davon, wenn er früher da viel reiminvestiert hat.
Man kann das Leben nicht planen.
Bei seinen Eltern ist in all den Jahren auch einiges renovierungsbedürftig.
Für ihn ist es kein Problem, mal einen Maler oder Gärtner zu bestellen oder auch mal was selber zu streichen usw. Damit es seine Eltern gemütlich haben.
Zum Beispiel müsste im Obergeschoss mal der Boden neu gemacht werden, sowas ist für ihn okay, da will er eine Firma beauftragen und seine Eltern etwas unterstützen.
Aber große Umbaumaßnahmen mit Architekt und allem Pipapo kommt für ihn aktuell nicht in Frage.
Absolut richtige Entscheidung von dir.
Ich würde es auch eher noch zusätzlich abkaufen, dann können die Eltern dem Bruder ja die 50 % geben und deinem Mann gehört alles und alles ist auch abgesichert.
Wir hatten damals Glück, dass die Schenkung schon 11 Jahre her war, sonst hätten wir uns auch an den Kosten für die Heimunterbringung beteiligen müssen bzw. meine Schwiegereltern.
Großes Problem auch noch, wenn die Mutter in den nächsten Jahren stirbt, dann erbt ihr Mann und die Kinder. Also auch der Bruder. Und der kann dann seinen Anteil verkaufen und wenn ihr da nicht zustimmt, kann er den Verkauf erzwingen und dann gibt es eine Zwangsversteigerung. Und das will sicher keiner. Wer weiß ob ihr dann den Zuschlag erhaltet.
Ganz vererben können sie dem Bruder die Wohnung nicht, es gibt ja immer einen Pflichtteil.
Und ewig schleichen die Erben, furchtbar 🤣
Und genau solche Sprüche kommen gerne von denjenigen, die im Falle einer Erbschaft am lautesten plärren, wenn sie auch nur um 2,39 € benachteiligt werden!
nein, habe erst vor kurzem ein Erbe ausgeschlagen und da hätte es was zu holen gegeben.
Ich danke für all die qualifizierten Beiträge. Wir haben bei uns in der Familie + Umfeld auch schon so ziemlich alles zum Thema erben durch, was geht.
Ich bin deshalb auch ein "gebranntes Kind".
Prinzipiell ist mein Mann gewillt, einen normalen Preis für die Immobilie zu zahlen, egal ob ans Sozialamt oder eben besser vorher direkt an die Eltern, mit Wertgutachten für Immobilie, Wohnrecht etc, also quasi wasserdicht.
Und wenn die Eltern dann pflegebedürftig werden, kann man nachweisen, sie haben im Jahr 2024 Betrag X als Kaufpreis erhalten gemäß Gutachten von Bla und seitdem monatlich noch xxx€ monatlich Rücklagen fürs Haus gespart... Wenn sie dann kein Geld übrig haben... Nicht mehr unser Problem.
Das konkrete Angebot war aber so absurd... das Haus wird geschenkt, wenn er 50% des Wertes an den Bruder zahlt, wobei das Wohnrecht mit 0€ in Abzug gebracht wird - also so, als könne er das Haus morgen schon komplett nutzen.
Im Falle von Pflege müsste er anteilig nochmal ans Sozialamt zahlen, weil es ja nur eine Schenkung ist (wäre okay, wenn dann der Bruder auch mitmachen würde, aber das würde in dem Konstrukt nicht passieren) und ebenfalls sollte Vertragsbestandteil sein, dass er einem oder beiden Elternteilen ggfs eine kleinere Wohnung finanzieren solle, wenn sie den Wunsch äußern, auszuziehen.
Da hätte er am Ende das "Geschenk" quasi doppelt bezahlt.
Wenn die Eltern nicht verkaufen wollen (ihr gutes Recht) könnte man hier einfach vermieten, der Markt für Mietwohnungen ist so gut, da müsste man nicht großartig sanieren oder umbauen und dann eben ein eigenes Haus kaufen und bewohnen. Oder man bleibt selbst hier wohnen, aber er würde gerne ausbauen und auch energetischer und wertiger wohnen wollen (diese Sanierungen müssten die Eltern finanziell für ihren Teil mittragen und das können sie nicht - ihr Budget lässt quasi keinerlei große Sanierungen zu) und in ein paar Jahren bräuchten wir einfach mehr Platz, den wir uns eben auch leisten können.
Also ich habe einige konstruktive Vorschläge gemacht, aber da er lieber an das Gute in seinen Eltern glauben möchte... Genau an dem Punkt scheitern wir eben, aber er ist auch nicht soweit, das hier aufzugeben.
Mit meiner Blockade bringe ich ihn gerade ziemlich zur Verzweiflung, aber ich weiß mir anders nicht zu helfen.
Du machst alles richtig. Auch in der Dreifaltigkeit Zeit, Geld und Nerven.
die Überschreibung einer Immobilie
bedarf eines Notars. Sie ist ein Geschäft - Und muss auch innerhalb einer Familie als solches behandelt werden. Full Stop.
Bleibe dabei. Auch wenn es sich hart und streng anfühlt. Aber es ist vernünftig und du musst dich da auch einfach absichern 😅