Hallo zusammen!
Ich hoffe, ich bin hier im richtigen Forum gelandet!
Ich bin im 7. Monat schwanger. Dass das bevorstehende Elternwerden die eigenen Eltern überdenken lässt, darauf war ich vorbereitet. Wie ich nun mit meinen Gefühlen umgehen muss, darauf nicht.
Ich denke, mir kann hier auch keiner wirklich helfen, aber es erleichtert mich jetzt schon, mir das mal von der Seele zu schreiben.
Kurz zur Grundsituation:
Meine Eltern haben sich getrennt, als ich noch nicht einmal ein Jahr alt war. Ich war ein Wunschkind, aber die beiden hatten wohl unterschiedliche Vorstellungen davon, wie das Leben als Eltern verlaufen wird.
Ich hatte regelmäßig Kontakt zu meinem Vater (jedes zweite Wochenende), aber Zeitlebens nie das Gefühl, dass er mich gern da hat.
Wir haben fast nichts unternommen, ich wurde vor dem Fernseher geparkt und es fielen über die Jahre viele unschöne Sätze.
Zum Beispiel: "Wenn du nicht wärst, was ich mir dann alles leisten könnte." "Deine Mutter hat mir das Leben versaut." "Bin ich froh, wenn du endlich erwachsen bist und deine Existenz selbst finanziert."
Ich weiß nicht, ob das nicht so halb im Spaß gesagt wurde, aber es macht ja doch was mit einem.
Der Kontakt ist heutzutage sporadisch. Mal melde ich mich, mal er. Dann reden wir kurz über oberflächliche Dinge und das war es dann wieder für ein halbes Jahr.
Ich wohne über 500km von Zuhause weg. Ich habe ihn bereits besucht, er mich noch nie.
Als ich ca. 5 Jahre alt war, sind wir zu meinem Stiefvater gezogen. Anfangs hat er sich ganz toll gekümmert und war die eine Bezugsperson für mich. Irgendwann, ich war ca. 8-10, veränderte sich die Lage.
Mein Bruder wurde geboren, dem Stiefvater ging es gesundheitlich nicht gut. Er entwickelte eine Medikamentenabhängigkeit (um seine Krankheiten selbst zu therapieren) und ein Messie-Syndrom.
Ich entwickelte mich zum Sündenbock. Das ist auch keine subjektive Wahrnehmung, mein Umfeld hat das auch so wahrgenommen.
Ich bekam die Launen ab, bekam für vieles die Schuld und wurde regelmäßig mit Missachtung gestraft.
Ich durfte zum Beispiel nicht mit ins Restaurant und musste im Auto warten.
Auch zu diesem Mann habe ich inzwischen sporadischen Kontakt über meine Mutter. Wenn ich sie besuche, ist er ab und zu zum Essen da.
Ich habe mir im Laufe der Jahre eine "Ist-ok-Haltung" angewöhnt. Ich habe mir eingeredet, beide Vaterfiguren hätten wohl ihre Gründe gehabt und ich einfach bloß Pech. Ich habe gelernt, allein klarzukommen. Aber eigentlich habe ich das ganze Trauma einfach nur unterdrückt, wie ich gerade feststellen muss.
Ich sitze im Beschäftigungsverbot Zuhause und habe viel Zeit, nachzudenken. Dazu kommen die Hormone der Schwangerschaft.
Ich liebe meinen ungeborenen Sohn jetzt schon so abgöttisch und freue mich so darauf, sein Leben und seine Entwicklung zu sehen. Meinem Mann geht es ebenso. Wir freuen uns und malen uns aus, was aus ihm wohl wird, welche Eigenschaften er haben wird etc.
Und da frage ich mich, wie man einen Menschen das Leben schenken und dann so mit ihm umgehen kann. Ich komme gerade einfach nicht damit klar.
Was erzähle ich meinem Kind, wenn es nach Opa fragt?
Ich hätte natürlich gerne eine Vaterfigur, die sich um mich sorgt und sich auf das Enkelchen freut, nachfragt, da ist.
Kurz zusammengefasst: ich schwanke gerade ein bisschen zwischen der Option, das so weiterlaufen zu lassen (mit beiden) - nach dem Motto "besser als nichts" und einfach einen klaren Cut für meinen Frieden zu machen. Mit dem Wissen, dass es dann eben keinen Opa mütterlicherseits für mein Kind geben wird.
Vielleicht kann der eine oder andere meine Gedanken und Sorgen nachvollziehen und vielleicht hat ja jemand sogar einen Rat für mich, wie ich damit umgehen kann.
Ich bedanke mich bei allen, die meinen Roman gelesen haben und hoffe, ich konnte alles klar und verständlich zum Ausdruck bringen.
Danke ❤️
Schwangerschaft ändert Sicht auf eigene Eltern?
Ich kann dich verstehen, ich habe seit vielen Jahren kein Kontakt zu meinen Eltern, es gibt also eine unbekannte Oma und einen unbekannten Opa.
Wenn du eine so trostlose Kindheit hattest, ist es halt wichtig, dass man kritische Situationen reflektiert, d.h. du fragst dich, ob der Konflikt an dir oder am Kind liegt (erst ab ein paar Jahren)
Darüber hinaus kannst du für dich festhalten, ob es auch Gutes an deiner Kindheit gab und das gibst du weiter, ansonsten musst du halt immer ein bisschen aufpassen und immer ein wenig achtsam sein.
Ich erlebe meine Kindheit als noch trostloser seitdem ich ein eigenes Kind habe und weiß, dass man keinesfalls bestimmte Dinge weitergeben darf, dadurch bin ich auch manchmal nicht so locker wie andere Eltern. Andererseits bin ich stolz darauf, dass ich meinem Kind ein anderes Aufwachsen ermöglichen kann und über den erlebten Dingen stehe. Das wird dich wachsen lassen, vor allem wenn es dir gelingt, ein gutes Verhältnis zu deinem Kind oder deinen Kindern aufzubauen.
Wenn du eine gute Partnerschaft hast und einen netten Partner wird es leichter, wenn der dich in triggernden Situationen einfach in den Arm nimmt.
V.G.
Danke für deine lieben und ehrlichen Worte!
Es tut mir sehr leid, dass es dir auch so ergangen ist und du keinen Kontakt zu deinen Eltern hast.
Darf ich fragen, ob du den Kontakt abgebrochen hast, schon bevor du Mutter wurdest?
Ich habe ein bisschen Angst, die Folgen meiner Kindheit an meinem Kind auszulassen. Aber ich denke, jeder Mensch hat irgendwo Stärken und Schwächen und man muss eben sehen, dass man an seinen Schwächen arbeitet. Mein Mann und ich ergänzen uns da auch gut. Er hatte eine schöne und harmonische Kindheit in einer intakten Familie. Manchmal fehlt ihm ein wenig das Verständnis, aber niemals die Akzeptanz.
Und wie du schreibst: es ist schön, die Muster zu durchbrechen und es besser zu machen, darauf arbeite ich hin.
Ich habe mit 20 den Kontakt abgebrochen, als mein Vater mich immer noch gelegentlich verprügelt hat. Alles Weitere ist mir zu persönlich an dieser Stelle. Meine Mutter ist halt ein Biest. Beide haben ihr Verhalten nicht reflektiert, ich habe es immer wieder probiert, bin jetzt aber zu dünnhäutig und will es nicht mehr.
Es gibt eine Regel an die sich alle halten: Es wird keiner von niemanden geschlagen, meine Tochter ist 15 und das funktioniert. Darüber hinaus achten wir darauf, dass bestimmte verbale Entgleisungen nicht oder nur einmal passieren und nach einem heftigen Streit ein klärendes Gespräch zu führen und wir versuchen immer guten Morgen und gute Nacht zu sagen und dann ist alles vom Tag vergessen.
Trotz deiner Kindheit kann die Zeit mit deinen eigenen Kindern einfach wunderschön werden, aber man hat als Eltern gerade in den ersten Jahren einen großen Anteil daran, wie die Konflikte gelöst werden.
Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich 5 war, meine Mutter war Alkoholikerin und noch so einige andere Themen in der Familie.
Ich stehe allerdings nicht ganz vor deinem Problem, da die meisten Personen aus meinem Leben schon verstorben sind. Um alles aufzuarbeiten habe ich 2021 eine Therapie angefangen. Nach dem ersten Termin bin ich schwanger geworden. Die Therapie hat mich bis jetzt begleitet und ich beende sie nächste Woche. Mein Sohn ist 2 Jahre. Es ist das beste was ich machen konnte.
Wir haben aber auch immer noch toxische Menschen im Leben. Wir haben uns dazu entschieden dass es uns wichtiger ist gute Menschen im Umfeld unseres Sohnes zu haben. Da ist es egal ob wir blutsverwandt sind. Wir haben quasi Freunde die „Tante“ oder „Oma“ für unseren Sohn sind und Familienmitgliedern mit denen wir keinen oder kaum Kontakt haben.
Lieber ein unbekannter Opa, als ein schrecklicher Opa....
Es tut mir echt leid, was du erfahren musstest.
Aber im Ernst - auf solche Personen kann man verzichten.
Wer sperrt bitte sein Kind im Auto ein und lässt es nicht mit ins Restaurant??!
Bei einem Hund bekommt man da schon eine Anzeige.
Das ist Missbrauch!
Löse dich von deinen "Vätern".
Dein Kind wird den Opa, den es nie kennenlernt, nicht vermissen.
Kinder akzeptieren die Realität, wie sie ist.
Und wenn es von klein auf nur einen Opa hat (den Vater deines Mannes), dann ist es so.
Es gibt auch glückliche Kinder, die ganz ohne Großeltern aufwachsen.
Ich würde dir auch stark ans Herz legen mal eine Therapie zu machen und alles aufzuarbeiten.
Blicke nach vorne!
Du hast jetzt deine eigene kleine Familie, lass die Vergangenheit hinter dir und schau nicht zurück!
Alles Gute dir!
Hallo,
Ja, in der Schwangerschaft reflektiert man viel, auch seine eigene Kindheit.
Ich bin mit einer liebevollen Mutter und einem cholerischem Vater aufgewachsen, der seine Überforderung durch brüllen und Androhung von Gewalt abreagiert hat.
Ein ebenso schädliches Verhalten wie du erlebt hast und dafür hast du mein ganzes Mitgefühl.
Mein Vater ist in den letzten Kriegswochen zur Welt gekommen und seine Kindheit war geprägt durch die Ideologie der Nazis.
Wir Kinder hatten zu funktionieren und er hielt seine Art der Erziehung für richtig
Diesen Teil der Vergangenheit habe ich akzeptiert und ihm verziehen.
Nicht akzeptieren kann ich, dass er es nie hinterfragt hat obwohl er die Angst in uns gesehen hat.
Meine Mutter hätte uns schützen müssen genauso wie deine Mutter dich hätte schützen müssen.
In meinen Augen muss man es nicht schönreden.
Eine finanzielle oder emotionale Abhängigkeit rechtfertigt es nicht.
Mein Vater ist jetzt alt und braucht Unterstützung und die gebe ich ihm soweit es sich für mich richtig anfühlt.
Aber Umarmungen und zuviel Nähe die er jetzt manchmal bräuchte, kann und möchte ich nicht.
Dieser Grunstein hätte in der Kindheit gelegt werden müssen.
Für mich und meinen Mann war von vornherein klar, dass unsere Kinder liebevoll und ohne Gewalt jeglicher Art groß werden sollen und das haben wir auch umgesetzt.
Natürlich haben wir auch Fehler gemacht und waren mal stark gefordert, aber unser Verhältnis zu unseren jetzt Erwachsenen Kindern ist geprägt durch Wärme und Vertrauen.
Du hast jetzt bei deinem eigenen Kind die Chance es besser zu machen und das wird dir gelingen, weil du reflektierst und hinterfragst.
Alles Liebe für deine kleine Familie
Schau doch mal, ob du ein Erstgespräch beim Psychologen vereinbaren kannst, das geht im Zweifel recht schnell. Deine Krankenkasse kann da auch helfen.
Ansonsten: ich verstehe, dass du dir eine andere Vaterfigur wünschst und verdient hast du sie! Aber leider ist sie realistisch nicht da und ja, da hattest du einfach Pech 😔 und natürlich macht das was mit einem!
Was ich recht interessant fand, obwohl ich nicht alles 100% unterschreibe, ist „Das Buch von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen.“ Das hilft grundsätzlich schon, viele Strukturen zu verstehen und vielleicht nachvollziehen zu können, warum manche Eltern so… unverständlich handeln und das man selbst so Muster durchbrechen kann.
Alles Gute für dich 😊
Ich würde einen Cut machen und wenn du das Bedürfnis hast, deine Kindheit weiter aufzuarbeiten, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Was du erlebt hast, ist nicht normal und sollte nicht so sein. Warum gibt es solche Menschen? Keine Ahnung. Es gibt Eltern, die ihren Kindern viele schlimme Dinge antun. Das zu erforschen, ist eine Wissenschaft für sich. Beschäftige dich nicht mit dem Warum, sondern schau dass es dir und euch gut geht. Den Kontakt zu beiden Männern würde ich abbrechen. Sie haben es nicht verdient, dass du versuchst, den Kontakt zu halten.
Ich kenne das. Ich hatte auch so einen Vater. Der mir in der Pubertät gesagt hat, er wollte mich nie.
Gut ist, dass du es jetzt in der Schwangerschaft schon merkst, dass es sich für dich jetzt komisch anfühlt. Ich habe es erst aufgearbeitet und verstanden, als mein Kind schon ca. 1 Jahr alt war. (sie ist jetzt 3 1/2). Meine Mutter war insgesamt aber mehr das Problem.
Was du für dich machen kannst. Es aufarbeiten. Ggf Gespräche führen und versuchen es für dich abzuschließen. Nichts ist schlimmer, deinen Kind mit dem gemischten Gefühlen (geht trotzdem mal nicht anders wie bei mir zb) gegenüber zu treten sondern dann wenn es soweit ist eine klare Haltung zu haben - die sich aber sich ändern darf. Es gibt Veränderungen. Wer weiß ob dein Papa vllt sogar in 10 Jahren kommt und sich für alle entschuldigt.
Unsere Eltern sind früher in der Generation aufgewachsen, die es selbst noch viel schlimmer von ihren Eltern kannten. Vllt sollte man da auch mehr Nachsicht haben.
Aber das allerwichtigste ist... Wie ist die aktuelle Bindung zwischen dir und deinen Eltern? Egal was war oder was noch kommt. Vllt solltest du danach entscheiden.
Eine wirkliche Antwort habe ich nicht. Ich glaube aber, wenn das Kind von Anfang an es nicht anders kennt, ist es nicht schlimm.
Meine Mutter war früher schlimm und hat nun auch nochmal einen Bruch rein gebracht und ist über 600 km weg gezogen. Das ist schon etwas schlimm für mein Kind. Mein Vater hat es vllt 3 x gesehen. Meiner Mutter ihr Exfreund (seit ca. 1/2 Jahr) sieht mein Kind als Opa... Ist allerdings auch nur noch sporadischer Kontakt. Den neuen Mann kennt mein Kind gar nicht.
Meine Schwimu kann ich nicht akzeptieren aus viiielen Gründen und wird auch eher mit nem halben Auge angeschaut. Genau wie der Stiefopa.
Der Schwipa mag meine Tochter soooo gerne und auch die Freundin von ihm (wird aber ganz klar nicht als Oma genannt, weil die Freundin es nicht will), leider wohnen sie auch ein wenig entfernt und man sieht sie nicht häufig.
Es gibt eine uromi, die liebt sie abgöttisch und sieht sie auch alle 1-2 Monate. Genauso die Tante meines Mannes.
Ich glaube, es ist schön wenn es da ist, aber nicht schlimm wenn nicht, wenn man es eh nicht anders kennt.
Versuche es für dich zu verarbeiten und eine Entscheidung zu treffen.
Eines kann ich dir sagen, du bist nicht alleine damit.
Hi,
Ich möchte gerne einen Gedankenanstoß in eine andere Richtung geben, und zwar aus Sicht deines Kindes.
Bei mir ist es so, dass mein Vater behütet aufgewachsen ist und der Anker in der Familie. Meine Mutter hingegen, hatte eine durchwachsene Kindheit und Jugend. Ich weiß leider nicht wirklich viel darüber. Aber ihre Eltern haben sich in ihrer Kindheit getrennt und danach müssen Worte (und Taten?) gefallen sein, die ihre Spuren hinterlassen haben. Meine Großmutter, also ihre Mutter, hatte auch immer eine sehr kühle, distanziere, sehr nüchterne Art. Körperliche Zuwendung gibt/gab es in diesem Teil der Familie nicht. Zur Begrüßung gibt man sich die Hand.
Nun habe ich auch ein eher angespanntes Verhältnis zu meiner Mutter. Ich hatte eine schöne Kindheit, aber wir haben unsere Konflikte, die darauf fußen, dass meine Mutter halt selbst viele Probleme hat und sich viel um sie dreht, ich teilweise etwas kurz gekommen bin, bzw nicht die Liebe und Aufmerksamkeit, bekommen habe, die man sich von einer Mutter wünscht. Die Wärme hat oft gefehlt.
Warum schreibe ich das alles? Dadurch, dass ich die Eltern/Familie meiner Mutter kennen gelernt habe, kann ich sie heute als Erwachsene besser verstehen, zumindest etwas. Die Treffen bei der Oma waren halt kühl, als Kind keine Freude. Aber sie geben mir die Möglichkeit, nachzuvollziehen wo meine Mutter, und ganz ehrlich damit auch ich, herkomme.
Wenn du sporadisch alle halbe Jahre Kontakt zu deinem Vater hast, würde ich wahrscheinlich dein Kind einbeziehen. Dein Kind wird viele andere warme Kontakte haben, zB über die Eltern deines Mannes. Das wird es stark machen, wenn es evtl mal nicht so schön beim Vater von dir sein sollte. Ein Treffen bei deinem Vater macht es evtl sensibel dafür, wie es halt woanders zugeht, und für die eigene Familiengeschichte.
Die Grenze wäre natürlich Gewalt. Aber du bist ja dabei, ihr könntet jederzeit gehen, wenn es nicht geht.
Alles Gute euch 🍀