Familienkonflikt - sehr langer Text

Hi,
Ich bin 28 Jahre und erwarte mit meinem Mann unser erstes Wunder.
Zu meinen Eltern besteht seit 10 Jahren kein Kontakt mehr, zu meiner Schwester seit ca 3 Jahren und zu meinen Großeltern ebenfalls seit ca 10 Jahren kein Kontakt.

Meine Eltern sind und waren für mich nie Eltern. Es hat uns Kindern an nichts gefehlt, wir hatten ein schönes Zuhause, immer genug Essen und Klamotten aber Eltern haben nur für die Arbeit gelebt. Sie hatten nie Interesse an uns Kindern, wenn wir Fragen oder Sorgen hatten, war nie jemand zum sprechen da. Wenn es aber Anschiss gab, ob berechtigt oder nicht, stand mein Vater stramm...

Meine Schwester, 8 Jahre älter, und ich, sind als Jugendliche stets und ständig von zuhause abgehauen. Als Meine Schwester mit 17 Jahren ihr erstes Kind erwartete und in ein Mutter-Kind-Heim zog, wurde sie von Eltern verstoßen.

An einem Silvesterabend bzw in der Nacht am 01.01. bearbeitete ich meine Mutter, meine Schwester einzuladen( sie hat am 01.01. Geburtstag) Ich hatte die ganze Zeit immer heimlich mit ihr Kontakt und habe alles gegeben, damit sie wieder Teil der Familie werden kann.
Meine Mutter willigte ein, wir sollten aber warten bis Vater schlafen gegangen ist.
Meine Schwester kam mit ihrem kleinen Sohn dann mitten in der Nacht an, hat zum Glück nur wenige Gehminuten entfernt gewohnt. Es wurde ganz viel gesprochen, Vater stand irgendwann auf, war erst nicht begeistert aber nahm sie endlich in den Arm. Sie war wieder Teil der Familie.

Irgendwann kam ich dann in das Alter, in dem ich selber keinen Ausweg mehr sah, als von zuhause abzuhauen. Es folgte die Unterbringung in Notunterkünften, Kriesengespräche usw. Meine Eltern stellten sich dumm, wie auch damals bei meiner Schwester. Sie wissen nicht was los ist und Taten, als wären sie die besten Eltern die man haben könnte. Natürlich ging es dann jedesmal wieder mit nachhause.

Mit 16 kam ich ins betreute Wohnen, mit 17 ins einzelwohnen. Gespräche mit Eltern folgten, regelmäßige Treffen wurden vereinbart (meist Sonntags). Anfangs war ich guter Dinge aber schnell merkte ich, wie der Kontakt wirklich nur am Sonntag stattfand, in der Woche wurde man bei Telefonaten abgewürgt, man hat von denen nichts gehört, außer SIE wollten was. Irgendwann wurden die Treffen Sonntags abgesagt, der Kontakt verlief im Sande.

Mit 18 zog ich in meine eigene Wohnung, mit meiner Schwester hielt ich den Kontakt und fand bzw finde es bis heute nicht schlimm, keinen Kontakt zu meinen Eltern zu haben.

Es gab einige Vorfälle seitens meiner Schwester gegenüber ihren Kindern und mir gegenüber, weswegen ich schlussendlich auch dorthin den Kontakt abbrach.

Trotzdem frage ich mich bis heute, warum sie sich nie für mich so eingesetzt hat, den Kontakt zu Eltern wieder herzustellen, wie ich damals als 8-9 jähriges Kind. Ihr erster Sohn, mittlerweile 18, lebte seit dem 2. Lebensjahr in einer Pflegefamilie. Ich habe ihn mit 15 Jahren auf instagram gefunden und Kontakt hergestellt, bis heute 😊 Er wollte unbedingt Kontakt zu seiner Mama, was ich in die Wege leitete. Da sie leider so ist, wie sie ist, wendete er sich nach kurzer Zeit wieder von ihr ab.

Zwischen uns herrschte schon immer eine Art Konkurrenzkamp, der lediglich von ihr ausgeführt wurde. Sie hat nie was aus ihrem Leben gemacht, nichts erreicht, lebt seit dem 18. Lebensjahr von Hartz4, setzt ein Kind nach dem nächsten auf die Welt... einfach das komplette Gegenteil von mir.

Zu meinen Großeltern habe ich vor wenigen Jahren per Brief versucht Kontakt aufzunehmen. Sie haben auch geantwortet, wir haben telefoniert aber als wir auflegen, hörten sich ihre Worte als ein Abschied für immer an. Sie haben sich auch nie wieder gemeldet.

Da ich jetzt selber Mama werde und nur die Familie von meinem Mann habe, stelle ich mir öfter die Frage, ob ich noch einen Versuch in Richtung Eltern und Schwester wagen sollte. Verwerfen es aber immer wieder, da ich keinen von ihnen vermisse und mir auch nicht vorstellen kann, je wieder Kontakt zu pflegen, vor allem nicht zu meinen Eltern. Sie hätten selbst doch auch den Versuch wagen können?

Ich bekam damals öfter heraus, daß Dinge die mir meine Schwester von meiner Mutter ausrichten sollte, nie bei mir ankamen. Vielleicht ist das auch wieder so ein Fall. Meine Schwester war damals die einzige aus der Familie, die das Bindeglied zu meinen Eltern bzw zur Mutter. In der heutigen Zeit mit Internet sollte es nicht schwer sein, mit jemanden in Kontakt zu treten...

Ich finde auch, daß ein Kind (mein Kind) kein Grund sein sollte, zu Menschen Kontakt herzustellen, die selber gerne kein Interesse an mir haben. Man hinterfragt aber doch sehr vieles, wenn man selber Mama wird 🙊

1

Deine Familie ist nicht bereit ein Minimum an Aufwand zu betreiben, um mit dir in Kontakt zu treten. Zu einer Beziehung gehören immer zwei, die wollen und machen. Das ist hier nicht der Fall.
Was würde deine Familie denn positives in dein Leben bringen?
Ich würde es lassen, dir geht es gut ohne sie. Vielleicht hilft eine Therapie, denn in der Schwangerschaft kommt oft vieles wieder hoch, was man dachte verarbeitet zu haben.
Halte dich an deine Freunde und die Familie deines Mannes, die es hoffentlich gut mit dir meinen.

2

Das liest sich furchtbar und tut mir sehr leid für Dich.

Ich würde keinen Kontakt herstellen. Deine Eltern werden sich vermutlich nicht plötzlich in liebende herzliche Super-Großeltern verwandeln.

Im schlimmsten Fall leidet Dein Kind nur unter ihnen, wird oft enttäuscht etc.

Bei uns gibt es auch nur Kontakt zu einer Oma. Die Kinder vermissen allerdings nichts.

Nur Kontakt nützt ja nichts, es muss ein gutes Verhältnis entstehen. Ohne dieses sind Großeltern kein Mehrwert.

Liebe Grüße und alles Gute Euch!

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Ich stimme den Vorredner innen zu. Und ergänze: denke auch an dein Kind. Möchtest du, dass es so einer Ambivalenz groß wird und durch dieses Verhalten unsicher wird? Seitdem ich Kinder habe, fällt es mir leichter, mich abzugrenzen, auch um sie zu schützen.

4

Das Problem ist, man darf von seinen Geschwistern keine "Gegenleistung" erwarten. Es gibt Leute, die nehmen alles, was sie kriegen können, aber die sehen keinen Grund sich zu revanchieren. Fressen zb deine ganze Schokolade, aber wenn du zwei Tage später nur ein kleines Stück von ihren erbittest, sagen sie nein.

Vielleicht ist sue auch einfach froh, dass es so kam. Sie ist die heimgekehrte Tochter, die Vielleicht auch besser behandelt wird als vor ihrem Auszug.

Dann zogst du aus. Und wenn du jetzt auch heimkehrst, ist sie nicht mehr die einzige. Vielleicht will sie ja, dass du wegbleibst, damit du ihr nicht die Aufmerksamkeit klaust, die jetzt endlich ihr allein gehört.